Hebich, Samuel - Elfte Predigt.
Den 22. März.
Text: 1 Thess. 2,13-20 u. Kap. 3,1-5.
Lied Nro. 151: Wenn mich die Sünden tränken.
Wir haben Geduld zu lernen, ihr von Gott geliebten Seelen! und zwar Geduld mit uns selbst; wir sind so ungeduldige Leute. Wir sind gerade an dem Abschnitt in unserer Epistel, wo wir uns zu überzeugen haben, dass die Erlösung, die Seligkeit auf einmal da ist, dass sie nicht ein Ding ist, was ich so nach und nach ausarbeiten kann.
Seligkeit ist gar nichts, was ich schaffen kann, Seligkeit ist eine Gabe Gottes, Gott hat sie hervorgebracht; Seligkeit ist eine Sache, die gehört Gott an. Mir gehört der Tod und Gott gehört das Leben. Ich habe den Tod verdient, und eben darum ist Gott in den Tod gegangen und hat, mich von diesem Tod erlöst. -
Darum brauchen wir Geduld. Der Mensch fällt in allerlei Torheit. Eine Torheit, wenn sie dreckig ist, ist nicht so gefährlich; aber wenn sie eine gleißnerische Schönheit hat, dann muss ich aufpassen. Eine gleißnerische Frömmigkeit, die Gott die Ehre stiehlt, das ist das Schrecklichste, das ist vom Teufel. Wir sind so durch und durch Heuchler, und zwar ich und du, nicht der Nachbar. Daher die große Geduld Gottes. Wir sind auch außerordentlich geneigt, auch nachdem wir bekehrt worden sind, etwas zu schaffen, damit wir uns etwas einbilden können.- Deswegen sind wir auch so zart und schreien im Augenblick über Unrecht. Wir brauchen so viel Geduld.
Das Große ist: eine ewige Seligkeit ist vollendet, und an dieser Seligkeit kann Niemand mehr etwas zutun: ich nicht und du nicht.
Diese Seligkeit ist in einer Person, JEsus ist Sein Name; in Ihm ist eine ewige Gerechtigkeit vollendet; Ihn hat Gott zum Weg gemacht.
JEsus Christus, der Gesalbte ist der Weg und die Wahrheit und das Leben. Sowie du an JEsus glaubst, hast du diese Gerechtigkeit, und wenn du diese Gerechtigkeit angenommen hast, bist du bekehrt oder wiedergeboren; du bist selig, bist eine neue Kreatur; so auffallend neu, dass eben Alles neu in dir ist.
Nur deines Vaters Sohn und deiner Mutter Tochter bleibt immer gleich und wächst in aller Bosheit. Der alte Mensch wird nie neu; daher ist er ein für allemal verdammt; der muss an's Kreuz, muss sterben. Der erste Sterbeprozess geht vor sich in dem Augenblick, sowie du glaubst. Nur durch den Tod kannst du das Leben haben. Es ist außerordentlich schwer, zu glauben. Wenn du glauben willst, musst du sterben; wenn du JEsum haben willst, kostet es dich das Leben. Es ist nicht etwas, was du selbst ausarbeiten kannst; es ist eine Geburt. Sowie du wiedergeboren bist, bist du in das Reich Gottes hineingeboren, und dann musst du eine gute Milch haben. Das Kind muss eine gute Nahrung haben, und die ist in dem „Buch.“ Das Wort Gottes ist die rechte lautere Milch, wodurch ein Kind Gottes gedeihen kann.
Nur das „Buch“ gibt die rechte Nahrung und der Teufel hat das „Buch“ weggenommen. Die Frommen lesen das „Buch“ nicht mehr, sie lesen jetzt allerlei Predigtbücher; aber von dem „Buch“ haben sie gar keine Erkenntnis, und sagen noch dabei, sie kennen es von außen und von innen.
Das „Buch“ das ist das Gesetz Gottes, das soll ich Tag und Nacht lesen. Wer in dem „Buch“ liest, der wächst und nimmt zu. Wer in dem „Buch“ nicht liest, fällt ab von dem lebendigen Gott. Also mache du es nicht auch so!
Die Leute sind übelnehmend. Gott lässt ihnen sagen, dass sie das Buch lesen sollen.
V. 13. Gott hat dich vollkommen erlöst, Er hat dir alle deine Sünden vergeben im Blute JEsu und im Namen JEsu; aber fühlen kannst du es erst, wenn du's glaubst. So lange du sagst: „Ich kann's nicht glauben,“ da kann dir Niemand helfen.
Jeder Mensch muss sagen: Ich kann nicht glauben, warum? Weil es Gottes Gabe ist. Glaube ist eine Gabe Gottes; er wächst nicht in meinem Bauch oder in meinem Herzen. Was habe ich zu glauben? Dass Gott kein Lügner ist. Gott spricht vom Himmel: „Ich habe dir Meinen Sohn gegeben.“ Und das habe ich zu glauben, das ist der nackte Glaube. - Wenn du denkst: „Ich kann nicht glauben;“ was ist die Ursache? Da steckt's, dass du meinst, Gott sei ein Lügner, wie du einer bist. Sowie ich Gott wahr mache, dann lebe ich. Der Gerechte lebt seines Glaubens. Warum kannst du denn nicht glauben? Es ist etwas in dir? Was ist denn in dir? Der Teufel, der lässt dich nicht glauben.
Er hat zwei Wege: Wenn du recht eitel bist und ein Pharisäer bist, dann schmeißt er dir deine eigene Gerechtigkeit in's Gesicht und sagt: „So schlecht bist du nicht; die und der, die sind ärger als du.“
Oder schmeißt er dir deine Sünden in's Gesicht und sagt: „Du hast's zu arg gemacht.“
Da darfst du auf keine Stimme hören als nur auf Gott. Da sagst du: „Gott hat mir Seinen Sohn gegeben und Den fasse ich;“ und schreist recht zu Seinem Sohn; schrei nur recht, Er hört dich. Es ist nichts leichter, als selig werden. - - -
Sowie du geboren bist, sowie dir das Heil geworden ist in Christo JEsu, dann musst du gehorsam werden, sonst kriegst du Prügel nach Noten. Wenn du dann noch nicht gehorsam wirst und die Prügel nicht hörst, gehst du verloren; Gott lässt sich nicht spotten. Er ist Heiligkeit und Gerechtigkeit, ein verzehrend Feuer.
Jetzt haben wir wohl auch ein Evangelium; aber die Leute werden nicht gehorsam. Der Gehorsam des Glaubens wird nicht aufgerichtet. Der Mensch bleibt, wie er ist.
Ein Prediger sollte doch auch ein rechter Hund sein, der die Leute anbellen kann.
Alles musst du in den Gehorsam JEsu Christo hineinbringen. Hat denn JEsus Sein Leben gegeben, dass wir sündigen können? Nein, sonst wäre Er ein Sündendiener. JEsus ist in die Welt gekommen, um aus dir verfluchten Sünder einen heiligen Menschen zu machen. Er ist kein Sündendiener. Sowie du dich rühmst deines Heils in Christo JEsu und sagst, du glaubest an JEsus, so musst du auch gehorsam werden, und dann stellt sich erst heraus, wie schlecht du bist. Dann wirst du erst recht einsehen, wie listig und ränkevoll du bist, läufst immer weg. - - - - - darfst immer wieder kommen und so oft du kommst, ist Gott bereit, dir deine Sünden zu vergeben. Aber du musst der Sünde einen Stopp (Halt) machen und wissen: Das darf ich nicht mehr tun und dies darf ich nicht mehr tun. Dann kommt der große Kampf; musst alle Tage kämpfen, und in diesem Kampf mit der Sünde heißt es Nur wer überwindet, soll Alles ererben.
V. 14. 15. Die Leute haben so einen verkehrten Sinn und wissen gar nicht, wie JEsus gemordet worden ist; sie sind so romanhaft, sie wollen nicht in die Geschichte gehen, sie lassen sich gar nicht damit ein. Sowie ich setzt an JEsus als an meinen Gott glaube, so werde ich verfolgt. Der HErr JEsus hat auch an Seinen Gott geglaubt und deshalb wurde Er von den Juden verfolgt und dann haben sie Ihn umgebracht. Dieselben Juden, die den HErrn JEsum überantwortet und getötet haben, die lebten damals noch, und haben auch die Apostel verfolgt.
1. Thess. 3, 3. „Dass nicht Jemand weich würde in diesen Trübsalen.“ Weich werden heißt: nachgeben. Sowie du JEsum anziehst, bist du stark; sowie du weich bist, so kannst du es mit allen Menschen machen und bist eben ein lieber Mensch. Sowie du dann recht getrumpft wirst, gibst nach. Deswegen sticht und trumpft dich der Teufel, und alle Leute finden Fehler mit dir, damit du nachgeben sollst, und wenn du da nachgibst, so kommst zu nichts. Da wird man so eingeseift, so einpomadisiert, und dann sagen die Leute: „So, jetzt bist du wieder gescheit, jetzt kann man wieder etwas mit dir haben, jetzt bist du doch wieder vernünftig; aber vorher warst ein Narr.“
Die Leute wollen eben nicht in den engen Weg hinein. Der HErr JEsus ist der enge Weg. - Gerade in dieser Trübsal ist die Seligkeit. Sowie du die Seligkeit annimmst, musst du auch die Trübsal auf dich nehmen. Dein eigenes „Ich“ wird gefordert, das musst du dran geben.
So, wie die Verfolgung war vor 1800 Jahren, so ist sie jetzt noch. Wer gottselig leben will, der muss Verfolgung leiden, und da soll ich nicht weich werden. „Denn ihr wisset, dass ihr dazu gesetzt seid.“ Wir sind zur Verfolgung gesetzt. Da ist kein Leben, wo keine Verfolgung ist. Wir haben so liebe Menschen, die können es mit allen Leuten so gut.
V. 4. Der Apostel sagt es seinen Kindern zuvor: sie würden Trübsal haben, und ich sag es euch auch zuvor: Es wird so kommen. Nach dem Tode wirst du sehen, dass dieser Weg zur Herrlichkeit führt.
V. 5. „Auf dass nicht vielleicht euch versucht hätte der Versucher und unsere Arbeit vergeblich würde.“ Seele, so kann dir's auch gehen: Du kommst, hörst das Wort, bist selig, bist versiegelt mit dem heiligen Geist; aber der Versucher ist gekommen und du hast dich verführen lassen. Wer ist der Versucher? Der Teufel. Wenn der Teufel zu dir kommt und versucht dich und du lässt dich versuchen und hörst ihn, dann habe ich umsonst gearbeitet, umsonst geschrien, umsonst Sorge gehabt. Der Teufel hat dich dann wieder.
V. 5-7. „Darum ich es auch nicht länger vertragen, habe ich ausgesandt, dass ich erführe euren Glauben rc. nun aber so Timotheus von uns zu euch gekommen ist und uns verkündiget hat euren Glauben rc., da sind wir getröstet worden an euch.“
Wie geht's da drunter und drüber sich bei den Thessalonichern! Sie hatten große Versuchung und Trübsal.
Paulus konnte nicht selbst hinkommen; aber er hält's nicht aus, er muss wissen, wie es bei ihnen steht; er schickt den Timotheus hin und durch den hört er: Sie sind wunderbar gewachsen.
Matth. 22, 34. Sowie man unter Kasten kommt, so freuen sich die Leute, wenn man der einen Kaste das Maul stopft. So ist's auch bei uns, da sagt man auch: Die haben's aber einmal gekriegt.
V. 40. Der HErr JEsus ließ sich nie stören, die Wahrheit zu verkündigen.
V. 42. 43. Der Seligkeitspunkt ist JEsus, darum handelt sich's. Leute, die fromm sind, die wissen Alles; aber die Hauptsache haben sie nicht.
Das wussten die Pharisäer, dass JEsus David's Sohn ist. Der HErr Christus muss David's Sohn sein nach dem Fleisch; aber nach dem Geist ist Er David's Gott, und darin besteht meine Seligkeit.
Wie nennet Ihn denn David im Geist einen HErrn? Das weiß nur ein wahrhaftiges Kind Gottes.
V. 45. Das wussten die Pharisäer nicht und darin ist meine Seligkeit.
Matth. 23, 1. 2. Die Leute, die den HErrn JEsum umbringen, sitzen auf Mosis Stuhl. Das ist jetzt das außerordentlich fromme: Auf Mosis Stuhl sitzen sie, sie sind so fromm.
V. 4. Was tun diese gelehrten und frommen Leute? Sie legen den Menschen unerträgliche Bürden auf den Hals.
V. 5. Das ist die Gleisnerei; da kannst du auch dein eigenes Herz sehen. Wir sollen keinem Menschen einen tieferen Eindruck von unserer Frömmigkeit geben, als wir vor Gott sind, sonst sind wir verfluchte Heuchler. Es kann ja äußerlich alles recht gut sein; aber innerlich soll es auch so sein.
Das ist was Schreckliches, wenn wir vor Menschen äußerlich fromm und inwendig vor Gott Heuchler sind.
V. 11. 12. Wer recht groß sein will, soll euer Diener sein.
V. 13. Pharisäer und Schriftgelehrte war ein großer Haufe da, sie sind gekommen und wollen aufpassen, was der HErr JEsus sagt, und jetzt geht's direkt an sie; aber alles vor dem Volk, damit's alles hört. Das ist die große Tugend der Pharisäer, dass sie das Himmelreich zuschließen.
Das ist die erste Noth, die erste Schwierigkeit bei einem Kind Gottes, bei einem jeden Jünger JEsu: „Du sollst nicht dahin gehen, und sollst den nicht hören, wo das Wort des Lebens verkündigt wird.“ Sie lassen dich nicht in die Versammlung, weil sie auch nicht hineingehen. Der HErr JEsus sagt ihnen das Alles in's Gesicht hinein.
V. 15. Das heißt nicht das Missionswerk treiben: suchen, Einen zu sich bekehren, das ist der verkehrte fromme Eifer.
V. 16-22. Ihr müsst das Alles aufmerksam lesen, dass ihr die Sache fasset.
V. 23. 24. Seht, wenn man so äußerlich alles hat, aber dabei Kamele verschluckt, d. h. das, was die Seele selig machen kann, hintansetzt, das ist ein Pharisäer. Nur JEsus kann die Seele selig machen.
Sowie du von außen etwas tust, um den Menschen zu gefallen, bist du derselbe Mensch wie die Pharisäer. Sowie du ein Kind Gottes bist, willst du nicht mehr äußerlich fromm sein, dann willst du nicht mehr den Leuten gefallen, sondern bei Tag und bei Nacht vor Gott erscheinen; dann hast du alles außerordentlich leicht.
Wir sollen vor Niemand frommer scheinen wollen, als wir sind. Das haben die Schriftgelehrten und Pharisäer getan.
V. 25-29. Du musst erst erkennen, dass du ein Heuchler bist. Was hast du zu tun? Das Inwendige mach rein, dann wird's Äußere auch rein; mit dem Inwendigen fang an.
V. 30-33. So hat der HErr JEsus, der Sanftmütige und von Herzen Demütige gesprochen zu den Leitern des Volkes Gottes, zu den Autoritäten. Ihr müsst sehen: das, was aus dem Munde der Propheten, des HErrn JEsu und der heiligen Apostel gekommen ist, das klappt Alles zusammen.
V. 34-36. Was schließt das in sich, was will das alles sagen: Verfolgung!
V. 37. Sehet, so tuts Gott überall, auch hier in Stuttgart, - so will der HErr JEsus euch versammeln. So eine kurze Zeit mag man sich schon erbauen; aber man lässt sich sammeln unter die Flügel JEsu. Wie eine Henne ihre Kichlein locket, so will der HErr JEsus unter euch rufen, dass ihr sollet Sein sein und Er will euer allmächtiger HErr sein. „Ihr habt nicht gewollt.“ Die Seligkeit kommt auch vom Wollen her.
V. 38. Ihr müsst sehen, was der HErr JEsus sagt über die Feinde und über die Apostel.
V. 39. Glaube ich, dass der HErr JEsus mein HErr ist, dann bin ich der Knecht und dann muss ich mich selbst verläugnen und Alles tun, wie Er es haben will.