Hauser, Markus - 19. Andachten zum Psalter

Hauser, Markus - 19. Andachten zum Psalter

Ps. 1,1

Wohl dem, der nicht wandelt im Rate der Gottlosen.

Es ist dies eine sehr ernste Sache. Nie nimm es leicht damit. Der Herr ist nahe allen, die Ihn anrufen. Der Teufel ist nahe allen, die weltlichen Vergnügungen nacheilen. Es gibt Orte der Lust, des Leichtsinns, der Verführung, der Eitelkeit. Betritt nie wieder satanischen Boden! Wo Jesus nicht sein darf, da gehörst auch du nicht hin. Lass den Weltkindern ihre Vergnügungen, für dich sind sie nicht mehr; Besseres hat der Herr dir beschieden. Wer beides haben will, täuscht sich selber, betrübt den Heiligen Geist und geht an seiner Halbheit und Unentschiedenheit früher oder später zugrunde. Habe den Mut, zweifelhafte Einladungen auszuschlagen und es offen zu bekennen: Jetzt muss auch ich sein in dem, das meines Vaters ist! Nicht dem Herrn geweihte Orte, ja. Lokale dieser Welt, in denen das Wesen dieser Welt sich breitmacht, betrete ich nie wieder. Je entschiedener, desto glücklicher! Die Welt soll bald erfahren, woran sie mit dir ist. „Gott siebet mich!“ Präg dies deinem Gedächtnis unauslöschlich ein. Mache Ihm Freude, denn du bist ja Sein Eigentum. Wandle vor Ihm. Wende dich vom Eiteln hinweg; sei still gerichtet auf Jesum allein. Bald lebst du ganz vergnügt in der reinen Luft kindlicher Liebe, bald bewegst du dich mit Wonne im Lande biblischer und himmlischer Realitäten. Dein Geist will das Wahre, Gute, Schöne. Gott findet Raum in dir. Du wirst Sein reiner Tempel. Diene in Liebe Ihm und dem Nächsten. Je mehr es dir gegeben wird, in Selbsthingabe und Entsagung durch Dienst und Opfer andere glücklich zu machen, desto fruchtbarer ist dein Leben.

Ps. 12,1

Hilf, Herr, denn die Frommen haben abgenommen.

Wir haben das Gefühl, der Brunnen des Abgrundes öffne sich, finstere Geistesmächte offenbaren ihr Dasein. Die Welt wird vom Lügengeiste erfüllt, der menschlichen Gesellschaft droht ein Zusammenbruch, weil sie nicht mehr auf ihrem rechtmäßigen Fundamente, auf Gott und auf Seinem Worte ruht. Dazu kommt die Wahrnehmung, dass auch Jünger, die befestigt und tief gegründet zu sein schienen, in schlimme Sünden verstrickt werden und jahrelang nicht nach dem Geiste, sondern nach dem Fleische wandeln. Die Hölle macht alle Anstrengungen, den Namen Jesu unter dem Himmel auszutilgen. Reichlicher als je wird das Evangelium gepredigt; aber nur wenige werden umgewandelt, erneuert und mit Heiligem Geiste erfüllt. Ein Gefühl der Schwäche und ein Gefühl großer Gefahr bemächtigt sich der Frommen, darum strecken sie sich nach Hilfe aus. Von diesem Notstand ergriffen, treten an allen Ecken und Enden Helfer und Helfershelfer auf. Neue Bahnen werden betreten, neue Mittel gesucht, neue Methoden in Bewegung gesetzt. Wer irgend an den Sohn Gottes glaubt, wird zur Arbeit aufgefordert, es wird viel geredet, viel Geld gesammelt, viel Vereinswesen gepflanzt und gepflegt; - aber so oft fehlt die erneuernde Kraft. Aufregung ist nicht Auflebung, und die Entflammung des Nervengeistes kann den Heiligen Geist nicht ersehen. Einsichtige erkennen das wohl, aus tiefer Not schreien sie darum zu Gott, denn es steht ihnen fest: Menschenhilfe ist nichts nütze! Gott selbst muss sich aufmachen. Bitten und flehen wir, bis Er sich in Gnaden Seinem armen Volke naht.

Ps. 14,1

Der Tor spricht in seinem Herzen: Es ist kein Gott.

Wer sagt ihm solches? Nur seine eigene Torheit. Warum wollen denn diese Leute keinen Gott haben? Weil sie ohne Gott in dieser Welt leben wollen. Können sie das, ohne von ihrem Gewissen gestraft zu werden? Das Schuldbewusstsein drückt alle, welche den Herrn verachten. O entlaste dich! Folge dem Mahnrufe deines Herzens. „Wie aber kann ich mich denn entlasten?“ - Durch das Bekenntnis der Schuld. „Wo soll ich bekennen?“ Zunächst vor dem Herrn, der ins Verborgene siehet. Dann aber bekenne auch einem Menschen, zu dem du Vertrauen hast. Priesterlicher Dienst tut dir wohl. - Der Herr sagt uns ja manches durch Seine Knechte, darum dürfen wir sie auch aufsuchen, wenn unser Herz in Sündennot schmachtet. - Wo Gottes Licht in die dunkle Seele fällt, da wird Sünde offenbar und Sehnsucht nach Erlösung geweckt. Hast du aber deine Sünde bereut und bekannt, dann verübe diese Sünde nicht mehr. Ausgetilgt wird nur die Schuld, welche wir für immer lassen wollen. Das ist freilich sehr ernst. Viele treiben Mutwillen, indem sie weiter tun, was verkehrt und böse ist vor dem Herrn. Spiele ja nicht mit der Gnade! Gott kennt unsere Herzen. Wer mit der Sünde scherzt, der treibt Spott und wandelt den Weg des Verderbens. Vergiss es nie, dass Gott heilig ist. Er lässt Seiner nicht spotten. Merke es wohl, es gibt gar keinen Menschen, der mit vollendeter Ruhe behaupten könnte: Es gibt keinen Gott! Was aber hilft es, sich selbst zu belügen? Drinnen im Gewissen und Herzen steht mit Flammenschrift geschrieben: Es gibt doch einen heiligen Gott.

Ps. 16.11

In Ihm ist Freude und Fülle.

Der Gott des Himmels frohlockt über Seine Erretteten. Er sehnt sich nach dem Augenblick, da Er sie alle um Seinen Thron scharen kann. Aus dieser Seiner Freude Hießt Freude in die Herzen derer, die Ihm verbunden sind. Bei allem Ablegen und Anziehen, allem Entsagen und Überwinden, in aller Arbeit, Not und Angst des Bewährungsstandes soll der Herr unsere Freude sein. Es ist Wonne, Sein Eigentum und die Freude Seines Herzens zu bleiben! Wie Er sich über uns freut, so wollen wir über Ihn uns freuen. O Pilger im Lande des Staubes und des Todes, welche Gnade ist dir doch zuteil geworden, dass der Allerhöchste, dein Gott und Heiland, dich in Sein treues Herz geschlossen hat und nicht ruht, bis du bist, wo Er ist, bis du den König in Seiner Schöne, in Seiner Pracht und Herrlichkeit sehen kannst, bis du wohnest in den reinen Palästen! Der da lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit, der Sieger über Satan, Sünde, Hölle und Tod; der Herr der Liebe und der Herrlichkeit hat uns für sich erwählt, dessen freuen wir uns. Sein Verhältnis zu uns und unser Verhältnis zu Ihm ist eine unversiegbare Quelle des Trostes, der Freude, der Kraft und des Mutes. In Ihm ist Freude die Fülle und liebliches Wesen zu Seiner Rechten ewiglich. Bis wir im Reiche der Herrlichkeit von Angesicht zu Angesicht Ihn schauen dürfen, soll Er im Bewährungsstande die Sonne sein, um die sich unser Denken und Tun, unser Hoffen und Sehnen bewegt. O Begnadigter, höre mit stiller Geistessammlung deinem Heiland zu. Er führt dich ein in die Herrlichkeit seines Hauses, wo ewige Freude wohnt.

Ps. 22,16

Meine Zunge klebt an meinem Gaumen,

Bist du schwach, elend, krank, sind deine Gebeine matt und müde, quält auch dich ein brennender Durst? Haben dich „Stricke des Todes umgeben“, sind deine Säfte gänzlich vertrocknet, ist es dir, als glichest du einem dürren Baume, der völlig erstorben dasteht? Hüte dich in diesen starken Nöten vor der naheliegenden Gefahr, an Gottes Liebe zu zweifeln. O, klage Ihn nicht an! Wenn du stöhnen musst in großem Weh, so denke doch an deinen Gott und Heiland, wende dich an Ihn! Sein Schmachten kommt dir zugute. Wieviel hat der Gerechte für die Ungerechten gelitten! Und du solltest ohne alle Schmerzen aus diesem Leben scheiden wollen? Hadre nicht. Danke für die Pflege, die du genießest, und glaube es fest, das Bitterste ist von deinem Heiland gekostet worden, du bleibst davor verschont. Blicke auf Ihn, Er stärkt dich. Ihn dürstete nach dem heiligen Vater. Und wir? Kennen wir dieses Schmachten nach dem lebendigen Gott? Welch ein Ringen, Flehen und Weinen entsteht in solcher Jammerlage! Ja, der Durst ist eine große Not. Und doch: Wohl allen, die nach Gott dürsten! Auch persönliche Schuld und Sünde kann Leib und Seele derart peinigen, dass wir dastehen wie eine von großer Hitze versengte Aue. Uns dürstet! rufen wir aus. O, möchte auf alle vertrockneten Christen recht bald ein gnädiger Regen kommen! Richte dein Innerstes auf Gott hin, lass dich durchtränken vom Worte des Lebens, so wird deine Seele mit himmlischen Gütern gelabt. Das kommt auch dem Leibe zugute. Herr, erbarme dich unser! Suche uns heim um Deines Namens willen.

Ps. 32,1

Selig ist der, dem die Übertretung vergeben ist.

Lebensströme fließen durch die arme Welt, auch in dein Leben, wenn es dem Herrn anvertraut wird. Sie machen dich fruchtbar für Gott. Die Sünde erstickt gute Regungen und Geistesantriebe; ist sie vertilgt, so kann Gottes edle Tat gedeihen. „Tilge aus meine Übertretungen!“ fleht der Demütige. Er kann keine Ruhe finden fern von Gottes Angesicht. Dass die Sünde nur scheidet und trennt, das steht ihm fest. Darum ringt er um Vergebung. Mögen dies viele für unnüchtern halten, was tut's? Der Gottverbundene weiß es, warum er in der Dürre ist, er kann sich nicht abhalten lassen, zu bitten, bis die Hindernisse entfernt sind und ihm vom Angesicht des Herrn eine Erquickung zuteil wird. Leider kranken Unzählige an geistiger Auszehrung, sie wissen es kaum mehr, dass ihr abnormaler Zustand den Heiligen Geist betrübt. O, wie nötig wären Erquickungen! Sie dürfen aber nicht mit künstlichen Mitteln herbeigeführt werden. Vom Angesichte des Herrn müssen sie kommen! Hier nur kann sich der Christ wahrhaft erholen. Jesus, die Lebenssonne, erwärmt durch und durch, dass Leib und Seele genesen. Viele sind aufgeregt, launisch und verstimmt, weil ihre Kraft versagt; könnten sie vor Gottes Angesicht wandeln, so würde ihr Innerstes gesättigt, es wäre ihnen wohl, Gott loben wäre ihnen ein köstlich Ding. Ohne Kampf dringst du nicht durch, hast du aber überwunden, so erquicken dich Ströme des Lebens. Es ist eine allgemeine Erfahrung aller Bekehrten, dass den Stürmen selige Zeiten folgen. O, höre auch du des Herrn Wort!

Ps. 32,8

Ich will dich mit meinen Augen leiten.

Jesus gibt den Seinen Wegweisung, mahnt und belehrt sie. Wer von dem Herrn keine Winke empfängt, ist entweder gar nicht mehr oder mit einem sehr lockeren Bande mit Ihm verbunden. Wer mit Ihm wandelt, merkt Seine Winke; wer die kleinen wie die großen Dinge mit Ihm bespricht, wird sicher auch von Ihm geleitet. Der gegenwärtige Herr gibt Seinen Jüngern Seinen Willen kund. Auch weist Er sie zurecht, ja Er züchtigt und demütigt sie auch. Je genauer und bestimmter, je beständiger und inniger die Gemeinschaft mit Ihm ist, desto gewisser und schärfer folgt jedem Fehltritt die Züchtigung. Es ist etwas Köstliches um die zurechtweisende Hand des Herrn. Ohne diese würden Ihm Seine Jünger missraten. Darum sind sie auch für diese Art Seiner Offenbarung dankbar. Sie wissen es wohl, dass die Liebe straft, deshalb wird unter der Zucht ihre Liebe nur reiner und stärker. Aber nicht nur belehrend und strafend, auch tröstend und segnend offenbart sich der Herr denen, die mit Ihm wandeln. Im Erdenleben gibt es nichts Besseres als die Tröstungen und die geistlichen Segnungen Gottes! So tief ist ihr Eindruck, so nachhaltig ihre Wirkung, dass selbst dann noch, wenn sich ein Christ von seinem Herrn lossagt und im Sumpf der „Welt“ watet, ihn diese früheren göttlichen Kundgebungen von Zeit zu Zeit beunruhigen und wie scharfe Schwerter vor seinem inneren Auge blitzen. Die genossenen Gnaden sind ein starker Bußruf. Wer mit Gott wandelt, erfährt. die wunderbare Leitung des Herrn.

Ps. 34,6

Die auf den Herrn blicken, werden erheitert, und ihr Angesicht wird nicht zu Schanden werden.

Erheitert wird dein Gemüt, wenn du auf den Herrn blickst. Wie ein Strom durchflutet dich dann der göttliche Friede, dein Geist wird wieder lebendig, dein Glaube erhebt sich, dein Vertrauen wird innig und stark. Erheitert wird dein Verstand, wenn du auf den Herrn blickst. Du stößt dich nicht mehr an den geheimnisvollen Führungen des Heilandes, du kannst Ihn besser verstehen. Noch sind dir Seine Wege wunderbar, aber du merkst es wohl, dass du darauf wandeln kannst. Erheitert wird dein Leben, wenn du auf den Herrn blickst. Jetzt geht alles leichter, denn du weißt dich in der Hand deines Gottes. Wenn Not hereinbricht, so bist du gelassen; wenn Menschen wider dich sind, bleibst du ruhig und getrost; wenn Trübsale dich umringen, weißt du dich geborgen in Jesu Hand. Keine Leiden und keine Freuden können dich scheiden von der Liebe Gottes. Erheitert wird deine Zukunft, wenn du auf den Herrn blickst. Sorgen kannst du nimmermehr, der Allmächtige sorgt für dich. Heiter dehnt sich über dir der Himmel aus, überallher leuchtet dir die Liebe Gottes ins Herz hinein. Deines Schiffleins Steuerruder liegt in Jesu Hand, und du weißt, dass er dich sicher hineinbringen wird in den Hafen des Friedens. Licht und Leben, Ruhe und Kraft, Trost und Hoffnung strömt dir reichlich von oben zu, wenn du von dir weg auf den Herrn blickst. Dich und deine Kümmernisse übernimmt nur Er, der alles vermag, der über dem Staube thront, dem kein Ding unmöglich ist. Darum blicke nur auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens; er allein beseligt dein Herz.

Ps. 34,9

Schmecket und sehet, wie freundlich der Herr ist.

Der Herr, unser Gott, gibt den Seinen immer wieder gerne Erquickungen für ihre Leiber und für ihre Herzen. Er kennt unsere Bedürfnisse, und Er weiß es wohl, dass nur Er sie stillen kann. Wir dürfen an Seine unendliche Güte glauben. Er hat sich als der gnadenreiche Herr geoffenbart und erwiesen in mannigfaltiger Weise. Solange Gott Gaben und Gnaden schenkt, solange dürfen wir auch völlig auf Ihn vertrauen. Sorgen und Zweifeln ist so gut Sünde wie Stehlen und Lügen! Wenn wir unsere eigenen Wege gehen, in Gram und Kummer uns verzehren, uns brüsten, unsere eigenen Herren zu sein, so schneiden wir hiermit dem Gott aller Gnaden die Gelegenheit ab, sich an uns zu verherrlichen. Wer aber sollte in solch verkehrter, unkindlicher Stellung zufrieden und wahrhaft glücklich sein können? Schmecken und sehen sollen wir, wie freundlich der Herr ist. Nicht nur vom Hörensagen sollen wir dies wissen, wir sollen es selber schmecken und sehen. Realitäten stehen vor uns, und zwar solche, die uns zugedacht und bestimmt sind. Der Herr hat die Absicht, für uns zu sorgen. Hungert und dürstet deine Seele nach Lebensbrot und Lebenswasser, nach dem lebendigen Gott, so vertraue dem Herrn. Bist du krank, müde, matt, elend, so vertraue Ihm auch hierin. Fühlst du dich gebunden, bist du im Gedränge, so schaue auf Ihn; Er sei deine Zuflucht! Drückt dich irgendein Leiden eine Not, so harre des Herrn. Er blickt aus nach dir. Er sehnt sich, bis du zu Ihm rufst. Darum wirst du schmecken und sehen, wie freundlich Er ist.

Ps. 34,14

Behüte deine Zunge

Durch Zungensünden wird das Herz befleckt und leer. Was du Gutes ins Herz empfangen hast, das geht schnell fort. Die Segnungen des Wortes, des Gebetes, der Predigt, der Anregung durch Kinder Gottes sind bald wieder dahin, wenn die Zunge nicht im Zaume gehalten wird. Der Herr ist dir begegnet und hat dich gestärkt, neues Leben durftest du empfangen; aber bald quält dich wieder eine bittere Leere, wenn deine Zunge zügellos ist. Das schon Gewonnene und Gesammelte wird zerstreut und weggeworfen. Dagegen wird das Herz von Bösem voll. Der Teufel füllt es mit allerlei Verkehrtheiten. Nicht nur verrät eine leichtfertige Zunge ein krankes Herz, sondern durch sie wird auch selbst der Kreis der Schöpfung in Brand gesteckt. Durch ungeistliche Reden wird das Rad der Gedanken und der Gefühle sowie der Lebensfeuerherd verderbt und zu einer Ursache vieler Sünden gemacht. Wie nach außen, so kann selbst nach innen die eigene Zunge ein Giftkanal, ja, eine Erzeugerin des Giftes sein. Die unordentlichen Reden wirken auch auf das eigene Herz. Die Lebensströme des Werkes Gottes können nicht in dasselbe eindringen. Das Gebet wird wirkungslos gemacht, und die Einflüsse von oben werden abgeschnitten. Wie folgenschwer sind diese Sünden! Der Geist Gottes schafft eine neue Zunge. Von diesem lass dich erfüllen. Wenn du redest, was Gott gefällt, so hat das wie nach außen so auch nach innen heilsame Wirkung, und ein gesundmachender Balsam teilt sich dem Geiste, der Seele und somit auch dem Nervensystem mit. Statt andere zu richten, bete anhaltend und zuversichtlich für sie, so gewinnst du Einfluss und Macht zur Ehre Gottes.

Ps. 34,20

Der Gerechte muss viel leiden.

Je reiner und gerechter ein Mensch lebt und wandelt, wirkt und Gott bezeugt, desto größer ist das Maß der Leiden, das er der Gerechtigkeit wegen wird tragen und erdulden müssen. Auch hier sind wir genötigt, zu sagen: Es können dem Gottesmenschen die Gerechtigkeitsleiden nicht erspart bleiben. Solange es einen Feind des Guten gibt, und solange Gute und Böse, Gerechte und Ungerechte untereinander wohnen, solange wird auch der Gerechte zu leiden haben. Erst wenn der letzte Feind, der Tod, wird abgetan sein, werden der Gerechten Leiden gänzlich aufhören. Jesus hat es jedem, der Sein Jünger werden wollte, sehr offen gesagt, dass Kreuz und Leiden sein Teil sein werden. Der Weg zu Gott, zur Herrlichkeit ist eine Leidensbahn. Wir können unmöglich Christus nachfolgen und dabei ohne Leiden bleiben, wir können nicht in der Gemeinschaft der Heiligen stehen und stets unter Lilien weiden. Kampf ist des Christen Los. Durch Leiden zur Herrlichkeit gehen alle Salemspilger. Selig werden willst du? Selig, wer leiden kann! „Wir preisen selig, die erduldet haben.“ Eine große Ehre liegt in diesen Leiden. Sie machen dem Meister ähnlich und zur Vollendung tragen sie viel bei. „Heiligung durch den Glauben“, betonen viele, und sie haben recht. „Heiligung durch Leiden“, möchten wir hervorheben, und wir werden auch damit eine große Wahrheit aussprechen. Im Leidenstiegel sein um Jesu willen ist wahrhaftig keine geringe Ehre. O, nur nie durch Sünden, durch Übeltat, durch Abweichungen von Gottes Willen sich Leiden zuziehen! Wer Unrecht erduldet, wer Leiden trägt, der wird stark. Wer aber Unrecht tut, der steht geschwächt da.

Ps. 38,10

Herr, alle meine Sehnsucht liegt vor Dir, und mein Seufzen ist Dir nicht verbargen.

1. Über dir wacht Gottes Herz. Geht nicht dein Sehnen nach Ihm? All deine Sehnsucht liegt vor Ihm! Dein inneres Verlangen geht deinem Gott zu Herzen. „Ich will deiner nicht vergessen,“ spricht der Herr. Halte dich fest daran: Er, mein Herr, mein Gott, hat alle meine Seufzer zu Herzen genommen. Und nun lass dich von Ihm trösten. 2. Bist du krank, müde, matt? Ein schwächlicher, durch Krankheit mattgewordener Körper hat großen Einfluss auf das Seelenleben. Und die finsteren Geister benutzen gar gerne solche Zustände, um Not und Furcht zu erregen. Wende dich an den liebevollen Arzt, an das erbarmungsreiche Herz deines Heilandes. Sein Wille ist heilig, Ihn lass walten! 3. Versage Gott den Gehorsam nicht. Hartherzigkeit und Eigensinn machen schwermütig. Gott widerstehet den Hoffärtigen, aber den Demütigen gibt Er Gnade. 4. Du darfst in deiner Verzagtheit und in deiner Gereiztheit dich nicht bespiegeln wollen! Höre auf, dich bemitleiden zu lassen! Schäme dich deines krankhaften Zustandes und habe den ernsten Willen, nach Geist und Leib gesund zu sein! Habe Freude an Gottes Wort und bete um Demut. 5. Betrachte jeden Tag als ein Leben für sich. Nicht bekümmere dich der morgende Tag. Wozu denn so ängstlich sein? Du bist ja nicht Gott. Nimm die Sorge nicht aus Gottes Händen, lass Ihn doch walten; versteht Er es nicht weit besser als du? Vertraue Ihm, reiße nicht an dich, was Er zu tun hat. Er selber ordnet deine Tage.

Ps. 42,3

Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott.

Der Herr kann den Seinen auf herrliche Weise nahetreten. Es ist meistens ein wunderbares Ziehen. Indem Er sich offenbart, wird die Seele verlangend, Ihn mehr erfassen, kräftiger anziehen zu können. Sie hört des Herrn Stimme wie ein Schaf die des Hirten. Sie horcht auf: Er ist es, wahrhaftig, es ist der Herr! O süßer Trost! Aber nun vorwärts! „Dir nach, Herr Jesus, Dir nach eile ich.“ Gleichgültige Christen wissen nichts von der Tragweite jenes Wortes Pauli an die eifrigen Philipper: „Schaffet eure Seligkeit mit Furcht und mit Zittern!“ Im heißen Ringen, Gott tiefer zu erkennen, verstehen wir solche Ermahnungen. Ginge nicht vom Herrn eine Kraft aus, würden wir nicht von Ihm angezogen, so könnten wir leicht in fleischliche Sicherheit geraten. Manche reden ja viel vom Heiland, aber leider geht keine Kraft von ihnen aus. Wir werden flach im Glaubensleben, dürr und leer am inwendigen Menschen, wenn der Herr uns nicht veranlasst, nach lebendigmachender Erkenntnis zu ringen. Die geistliche Herztätigkeit ist ein sicheres Zeichen der Geburt aus Gott. Wer nicht aus Gott ist, kann nicht hungern und dürsten nach Geistesnahrung. Er verdaut nicht. Sie aber, die den Geist empfangen haben, müssen durchaus aus Gott genährt werden. Gesunden Kindern gleich schreien sie, wenn sie Hunger und Durst plagt. Kinder Gottes sind zu ihrem himmlischen Vater in ein wunderbares Verhältnis gestellt, sie dürfen Ihm ähnlich werden. Ziehen sie seine Art nicht an, so verderben sie. Im Herrn liegt ihr Heil.

Ps. 42,5

Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir?

„Hoffe auf Gott, denn ich werde Ihm noch danken wegen des Heils Seines Angesichtes!“ Das ist die rechte Sprache in banger, dunkler Zeit. Unsere Gebete sind oft so gehaltlos, so kümmerlich, so mager und ach so lau und schläfrig! Aber wenn Gottes Hand schwer auf uns liegt, wenn Er unsere eigene Gerechtigkeit in Fetten zerreißt und sie uns vor die Füße wirft, dann geht das Herz auf, das Gebet klingt nicht mehr so matt, es wird zum Flehen und Schreien! Jetzt. weißt du, was du nötig hast, du erkennst deine Bedürfnisse und kannst sie klar, bestimmt, verständlich und eindringlich Gott darlegen. Unsere Erziehung liegt Gott sehr am Herzen. Ins Vaterhaus will Er uns aufnehmen. Seine Güte konzentriert sich auf unser Wesen, Er will uns selig und herrlich wissen. O, dass wir dies recht einsehen, erkennen und erfassen könnten! Erst wenn du ein Kind Gottes geworden, und eben weil du ein solches bist, kann Er dich nun auch erziehen. Kinder sollen und können sich entwickeln, Leben ist in ihnen, darum soll etwas aus ihnen werden zum Lobe Gottes. Wie sollten wir fähig sein, Ihn zu schauen und in Seinem herrlichen Hause zu wohnen, wenn wir nicht für Ihn erzogen und nach Seinem Herzen gebildet wären? Erkenne Seine väterliche Liebe, halte Ihm stille, lerne treu und fleißig in Seiner Schule. Er wird dich in Bälde heilig und unsträflich vor Sein Angesicht stellen. Selige Trostestiefen und herrliche Trosteshöhen birgt diese Wahrheit in sich. Wir erkennen, ein unzerreißbares Band verknüpft Gott mit uns und uns mit Gott.

Ps. 45,14

Ganz herrlich ist die Tochter des Königs inwendig.

Viele Christen reden vom Kommen des Herrn; aber Heiligkeit ist ihres Hauses Zierde noch nicht. Sie warten nicht und sind daher auch nicht eifrig beflissen, für den Bräutigam fertig zu sein. Oft sind die einfachsten Wahrheiten noch nicht verwirklicht, noch nicht Geist und Leben in ihnen geworden. Ist die Anbetung Gottes im Geiste dein tiefes Bedürfnis? Wohnt in dir der Geist Gottes, in dem allein wir beten können, wie sich's gebührt? Ist das Wort Gottes täglich deine Nahrung? Wandelst du stets vor Gott? Ist es dir zur anderen Natur geworden, alle Anliegen vor den Gnadenthron zu bringen und auf die Entscheidung und Antwort des himmlischen Königs zu warten? Bist du gewohnt, des guten Hirten Stimme zu hören? Ist das zu viel verlangt? Willst du Christus nachfolgen, wo er hingeht, und auf Seine Erscheinung vom Himmel warten? - O vergiss die Heiligung nicht! Nur im weißen Kleide können wir erscheinen vor dem Angesicht Seiner hohen Majestät. Es gibt noch viel zu lernen, zu gewinnen, anzuziehen. Eile, eile, damit du, köstlich angetan, warten kannst auf den Herrn. - O Herr, erhöre und verkläre uns in Dein Bild, komm, in uns zu wohnen, lass uns ohne Unterlass in trautem Umgange mit Dir stehen, regiere das tägliche Leben durch die Macht Deiner Gegenwart. - „Näher, mein Gott, zu Dir, näher zu Dir!“ Das ist der Notschrei der Wartenden. Innerlich Ihm näher zu kommen, Ihm und andern selbstlos zu dienen ist ihr Gebet und Anliegen. „Ziehet an den Herrn Jesum“, heißt es fort und fort in ihrem Herzen. Sie verstehen es, dass dieses Anziehen die Hauptsache ist. Sie werden Ihm dadurch ähnlich.

Ps. 51,5

Ich erkenne meine Übertretungen, und meine Sünde ist immerdar vor mir.

Es ist eine eigene Sache um die Selbsterkenntnis. Nur das Licht aus dem Heiligtum kann des Herzens Blößen aufdecken und die ganze Sündhaftigkeit zum lebhaften Bewusstsein bringen. Abgelöst vom Evangelium findet sich jeder gut, brav, jedenfalls nicht schlechter als andere, Stelle dich ganz unter das Wort, und du lernst ganz anders von dir selber denken. Warum ausweichen? Es hat keinen Wert, sich selber zu täuschen! Sei lauter, sei wahr, ringe nach Klarheit über dich selbst. Mit dem „sich stellen unter das Wort Gottes“ hängt das Gebet innig zusammen. Eins folgt aus dem anderen. Im Worte' begegnen wir dem heiligen Herrn; Seine Heiligkeit und unsere Sündhaftigkeit, Seine Gerechtigkeit und unsere Ungerechtigkeit treten miteinander vor uns hin. Du trachtest nach Gerechtigkeit beim Erkennen deiner selbst und beim Erkennen Gottes. Warum aber kommen lange nicht alle Leser der Bibel, obwohl sie beten, zur Selbsterkenntnis? Warum verharren sie im eitlen Wahn, gerecht zu sein? Sie verschließen sich gegen das Licht, indem sie das, was sie lesen, nur auf andere, nicht aber auf sich selbst anwenden. Nur die Trostsprüche und die schönen Verheißungen nehmen sie für sich. Fordert sie aber Gottes Wort zur Buße auf, so sind sie ja keine Verbrecher; fordert es sie zur Bekehrung auf, so sind sie ja nicht verkehrt. Unrein, weltlich, selbstgerecht, stellen sie sich ganz getrost an die Seite Christi! Lebe nicht in Selbsttäuschung. Ohne Heiligung kann niemand den Herrn sehen. Solange du noch nicht den alten Menschen ausgezogen hast, bist du ferne von Gott.

Ps. 63,9

Meine Seele hanget an Dir.

In meinem innersten Geistesleben gib mir, o Herr, eine stille, sanfte Ruhe, in welche nie ein Sturm einzudringen vermag, eine Ruhe in Gott, die keinen Einflüssen von außen mehr unterworfen ist. Lass mich heute und immerdar ruhen in Dir. In meinem innersten Geistesleben gib mir eine Lebensmacht, die alles krankhafte Wesen, ja, die alles, was von Satans und der Sünde Zerrüttung herstammt, überwindet, eine Lebensmacht, welche den Tod besiegt und mich mit Dir, dem Lebensquell, untrennbar verbindet. In meinem innersten Geistesleben gib mir ein sanftes Wogen und Wallen Deiner Liebe. Dein Lieben bewege mich von Augenblick zu Augenblick, dass ich stets darauf bedacht sei, dir Liebe entgegenzubringen, in Liebe Dir zu dienen. In meinem innersten Geistesleben gib mir einen ewigen Sonnenschein, einen ununterbrochenen Tag. Um Dich allein will ich mich bewegen, lass mich wandeln in Deinem Licht, durchleuchte, durchsonne mich ganz. In meinem innersten Geistesleben gib mir Deine Klarheit. Nichts Unreines, nichts Gemeines beflecke mehr Deinen Tempel. Dann wirst Du, o Herr, in mir sein, und ich werde sein in Dir. Obwohl Du im höchsten Himmel thronest und ich hier im Staube walle, wirst Du doch in mir gegenwärtig sein. Ich werde im Bewusstsein und im Gefühle Deiner Gegenwart Dich immerfort anbeten und Deinen hohen Namen preisen. Von außen her wird nichts mehr den tiefsten Grund meines Geisteslebens berühren, trüben, erschüttern. Du bist in mir, und ich bin in Dir in alle Ewigkeit.

Ps. 73,25

Herr, wenn ich. nur Dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde.

Es ist ganz verkehrt, den Heiland nur um des Nutzens, um des Gewinnes willen zu suchen. Da begehrst du eigentlich nur die Seligkeit, aber nicht Ihn; wenn du ohne Ihn in den Himmel eingehen könntest, so wäre dir das vielleicht viel lieber. Du weißt, dass Er der Herr ist und alle Gewalt, Herrschaft und Seligkeit im Himmel und auf Erden vom Vater empfangen hat; dass du also ohne Ihn gar nichts bekommen kannst. Willst du nur seine Gaben, nicht Ihn selbst? An einem Bräutigam würdest du es verurteilen, wenn er das Erbgut der Braut liebte, nicht aber sie selbst- Viele aber begehen diese Lieblosigkeit gegen den allwissenden Gott! Seligwerden wollen so viele Leute, aber Geistesmenschen, Gottes Kinder, Nachfolger Jesu Christi werden, dahin steht nicht der Sinn, nicht das Begehren ihres Herzens. Nur Reichtümer der zukünftigen Welt, nicht Erlösung von allen Sünden suchen so manche, die sich Christen nennen. Ich möchte nun auf den Herrn selbst dein Augenmerk richten. Ist Er Dir so teuer, dass du sprechen kannst: „Wenn ich nur Dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde!“ Wäre es dir Seligkeit, die denkbar höchste Seligkeit, Ihn so zu umgeben, wie eine Frau ihren Mann umgibt? - Wenn der Herr so deine Freude wird, wenn Seine Persönlichkeit dich ganz und gar anzieht und umgibt, dann, so glaube ich, ist der erste Schritt zu deiner Versiegelung getan, und Jesus bringt dir voll und ganz Seine Liebe entgegen.

Ps. 84,11

Wohl den Menschen, deren Stärke in Dir ist; die in ihrem Herzen an die gebahnten Straßen denken.

Hast du dein Anliegen vor Gott ausgeschüttet und Ihn um Wegleitung gebeten, so versäume es nicht, still und gelassen auf Seine bestimmten und klaren Winke zu achten. Wir haben einen lebendigen Herrn, und Er hat uns lieb. Um uns aber erhören zu können, muss Gott nicht selten die Dinge ganz anders leiten, als es in unserem Sinne lag. Kurzsichtig ist auch der kluge Mensch; der Unverstand äußert sich oft darin, alles verstehen zu wollen. Da kann es gar leicht geschehen, dass wir uns zerarbeiten, eherne Riegel vorschieben und uns unnötige Schmerzen bereiten, während doch der Herr freundlich Seine Hand zur Hilfe ausgestreckt hat. Vielleicht hängt ein Schleier über deinem Gesicht im Blick auf deine jetzige Lage, du fühlst dich wie umschlossen und kannst nirgends hinaussehen. Was mag es schaden? Christus ordnet dein Leben, und Er steht über dem Staube, für Ihn gibt es keine Finsternis, kein Dunkel, und das ist genug für dich. Hauseltern, Väter, Mütter! denkt doch in eurem Herzen an die gebahnten Straßen, tragt dem Herrn euer Anliegen vor, suchet Sein Angesicht. Vorsteher, Lehrer, Hirten der Herde Jesu, haltet fest daran: In Gott ist unsere Kraft. Gehet auf die Knie und betet euch durch, der Herr wird gnädig darein sehen und sich lebensmächtig offenbaren. Haltet euch ganz und unbedingt an den Unsichtbaren, als ob ihr Ihn sähet. O, wisset es, Er ist ein Herr aller Reichtümer. Nicht nur das Zukünftige, auch das Gegenwärtige, nicht nur das Ewige, auch das Zeitliche gehört Ihm.

Ps. 90,8

Du hast unsere Missetaten vor Dich gestellt.

Hast du es nie erlebt, wie die Nähe des Herrn Buße wirkt? - Die sich opfernde Liebe unseres Erlösers kann das harte Herz mächtiger zerschmelzen, als alle Donner Sinais es zu erweichen vermögen. Des Sünders Herz ist verschlossen, es will nicht Buße tun. Nun aber erleuchtet ein Lichtstrahl aus dem oberen Heiligtum seine Seele. Sein ganzes Leben, sein sündiges Herz sind auf einmal enthüllt. Im göttlichen Lichte sieht und erkennt er sein Elend. So steht auch der gerechte, heilige Gott vor dir, du kannst Ihm nicht ausweichen. Er spricht hinein in deine Seele, du wirst Ihn nicht los, auf jedem Schritt und Tritt, bei Tag und Nacht umgibt dich die alles entdeckende Gegenwart des heiligen Gottes. Nachdem ich solches selbst durchgelebt hatte, konnte ich bei nicht wenigen dasselbe beobachten. Keine Buße geht tiefer und gründlicher als diejenige, welche durch eine Begegnung mit dem lebendigen Gott bewirkt wird. Dort begegnet ein roher Sünder einem einfältigen Kinde Gottes, das in der ersten Liebe steht. In aller Herzlichkeit legt es ein wahres, warmes Zeugnis ab von der Gnade und Huld des Herrn. Und siehe da, der vorher so stolze Mensch wird unruhig, ein Liebesblick des Heilandes scheint in sein Herz, er wird zum ersten Male von seiner Sünde und von der Menschenliebe Gottes überführt. Nimm dir jetzt einige stille Minuten, lies mit Nachdenken den 51. Psalm, dann knie nieder und suche mit aufrichtigem Ernst das Angesicht des Herrn. Er naht dir, und nun kannst du Buße tun. Und Er vergibt so gern jedem wahrhaft Bußfertigen alle Missetaten.

Ps. 92,15

Sie werden noch blühen im Alter und werden saftvoll und frisch sein.

Es ist schwer, ältere Christen zu ermahnen. Wir bedenken uns, ergrauten Häuptern das zu sagen, was wir jüngeren Christen ans Herz zu legen uns getrieben fühlen. Und doch zeigt uns die Heilige Schrift und auch die tägliche Erfahrung, dass leider auch ältere Christen auf Abwege geraten, in Lauheit versinken, lass werden im Gebet. Weltliebe kann zwischen uns und Gott treten, dann ermatten die Gebetsflügel, die Hände sinken nieder, die Knie werden steif. Mit Wehmut hören wir, dass gerade im Alter nicht wenige mit argen Zweifeln zu kämpfen haben. Bei anderen setzt sich der Sorgengeist fest. Warum denn? Ach, das Gebet ist nicht mehr so frisch, so zuversichtlich, so kindlich wie in früheren Jahren! jede Lebenslage bietet ihre eigenen Gefahren. Sie können nur in ernstem Flehen überwunden werden. Wir dürfen auch im Alter nicht misstrauisch werden gegen Gott und Menschen. Hier gilt das Wort: Werdet wie die Kinder! Auch dürfen wir angesichts der Einfahrt in den Hafen ewiger Ruhe nicht zerschellen an den gefährlichen Klippen der Furchtsamkeit, der Verzagtheit, der Üppigkeit, des Wohllebens. Die Liebe erkaltet leider in vielen, sie werden breit, weltförmig, gleichgültig. Satan ist listig, die Welt gefährlich, das eigene Fleisch sehr entzündbar und bis ans Ende zu allem Bösen geneigt. Wer nicht verharret im Gebet, wird mit dem Alter steif im Geistesleben, hat den Namen, dass er lebe, ist aber längst tot! Lass werden ist nie erlaubt, weder in der Jugend noch im Alter. Du wirst eine köstliche Geistesfrische bis zum Eintritt in die himmlische Welt bewahren, wenn du treu ausharrst im Gebet.

Ps. 94,19

Deine Tröstungen erquicken meine Seele.

Gott wird uns groß in Seinem Wort. Wir erhalten da einen tiefen, unauslöschlichen Eindruck von Seiner Erhabenheit und Liebe; unsere Seele labt sich an Ihm und wird hineingezogen in Sein Wesen, in Seine Liebe und Heiligkeit. O, wie groß ist dies! Oft steht mir meine Sündhaftigkeit, meine Schwäche und Unvollkommenheit vor dem inneren Auge; ja, dies will mich oft in Furcht versehen, so dass selbst das Gebet gehemmt würde und ich niedergeschlagen einhergehen müsste, wenn ich nicht immer und immer wieder in Gottes Wort Liebe schmecken dürfte. Wenn die ganze Fülle der Liebe Gottes unser Herz umwogt, Seine Gedanken die unseren betauen. Sein Gnadenrat uns klar und durchsichtig wird, so weicht alles zurück, was uns verzagt und mutlos machen könnte. Auch haben wir den Sieg über die Dinge, die erniedrigen; die Sünde in ihrer mannigfachen Gestalt gewinnt die Herrschaft nicht. Wenn uns Gottes Wort so lieb und teuer geworden ist, so werden wir auch in der Ewigkeit um Ihn sein, dessen Worte dort zu hören unendliche Seligkeit ist. Es lag mir ferne, hier ein Bild zu malen, das nur schön genannt werden müsste. Ich genieße in Wahrheit Seligkeit in Gottes Wort, es ist mir süßer denn Honig und lieber als viel tausend Stücke Goldes und Silbers; und ich weiß, dass an vielen Orten sich etliche die Augen und die Herzen haben öffnen lassen, diesen Schafe zu erkennen und durch ihn glücklich und reich zu sein. O, so wage du es auch und nimm teil an diesen allen zugänglichen Seligkeiten. Das ewig bleibende Gotteswort sei täglich deines Herzens beste Labung.

Ps. 100,2

Dienet dem Herrn mit Freuden.

Wer es mit dem Weltheiland hält, hat für Ihn und Seine Sache ein reges Interesse. Du steckst noch in den Kinderschuhen, wenn dir dein Seligwerden alles ist; du sollst einen weiteren Blick erlangen und nicht nur an dich selber denken. Der Durchbruch des Himmels auf Erden, das Kommen des Reiches Gottes zu allen Menschen soll dein größtes Anliegen sein. Bist du gerettet, so hast du auch eine Aufgabe. Diese vor allem muss dich erfüllen. Glückselig bist du nur insoweit, als du dem Heiland dienst. Wenn dich Seine Aufgabe nicht interessiert, wenn du daran in keiner Weise willst teilnehmen, was willst du denn eigentlich im Himmel tun? Dort sind alle in dienender, nicht in schwelgender Stellung. Der Nerv der Seligkeit ist der Dienst Frauen und Mägde, Herren und Knechte, Reiche und Arme, alle, die sich mit Recht Christen nennen, sollen leuchten, beten, Christus bezeugen. Wer immer du sein magst, du kannst eine Arbeit für Ihn tun. Löse deine irdische Aufgabe unter den Augen des Heilandes. Was du tust, das tue Ihm, was du Ihm nicht tun kannst, das unterlasse ganz. So bist du ein Licht und ein Salz. Der Herr kann etwas tun durch dich. Bist du Sein Jünger, Seine Jüngerin, so wisse es, du bist in Seinem Dienst. Und diesen Dienst tue mit Lust, ob du ein Prediger seiest oder ein Missionar, ein Bischof oder ein Landarbeiter, ein Knecht, ein junges Mädchen oder ein Greis.

Ps. 101,6

Meine Augen sehen nach den Treuen im Lande.

O selige Stunden, in welchen ein Menschenherz zum Entschluss hindurchbricht; Ich will mich dem Heiland ergeben, Ihm ganz und für immer gehören, ich will nie der „Welt“, aber stets dem Herrn leben! Der Heilige Geist hat dich durch das Evangelium zu dieser Übergabe bewegt. Beuge deine Knie und danke deinem Gott für diesen Sieg der Liebe. Und was schließt dieses Treusein in sich? Je länger wir hierüber nachdenken, desto gewisser wird es uns, dass es sich hauptsächlich darum handelt, Ihm ähnlich zu werden und Ihn durch den Wandel zu verherrlichen. Der ist seinem Erlöser treu, der täglich als ein Erlöster lebt, sich nicht dieser Welt gleichstellt, der sich als ein echter Jünger des großen Meisters in Wort und Tat ausweist. Der ist treu, der die Sünde meidet und flieht, die ihm doch ehemals zum Fallstrick und zum Verderben gereicht hat. Der ist treu, der Christus täglich nachfolgt. Der Treue tut das nicht, was Jesus auch nicht täte, und indem er mit Eifer das vollbringt, was Jesus in dieser Zeit und unter solchen Umständen gewiss auch vollbrächte. Ja, der ist treu, der stets auf den Herrn blickt, der wandelt und handelt als vor Ihm, dem die Ehre Jesu über alles geht. Werden wir doch praktische Christen. Wenn wir einen Augenblick von Ihm getrennt leben, kann Finsternis uns einhüllen, der Feind uns betören, dann können wir einen Fehltritt machen, der lange und schwere Folgen nach sich zieht. Treue ist Anhänglichkeit, und diese Anhänglichkeit äußert sich in einem vorsichtigen Wandel. Christen sind berufen, ihrem Herrn ähnlich zu werden.

Ps. 103,1

Vergiss nicht, was Er dir Gutes getan hat.

Verkleinere nicht, was du offenbar schon vom Herrn empfangen hast. Durchgehe die verflossenen Gnaden jähre, bitte Gott, Er möge dir ein treues Gedächtnis für Seine Wohltaten und Segnungen und für das, was Er schon an dir getan hat, schenken. Wenn das Herz mehr von Gottes Reichtum aufnehmen kann, so will es uns bisweilen scheinen, als sei alles nichts, was wir bis jetzt empfangen zu haben glaubten. Dem ist aber nicht so. Was du bis jetzt zu Jesu Füßen gelernt hast, das war alles eine notwendige Vorbereitung auf das, was du heute zu glauben, zu erbitten und zu erfassen vor dir siehst. Danke herzlich dafür, dass der Herr dich in Seine Arbeit genommen und dich bis jetzt so treu geführt hat. Dein j ewiger Gnadenstand ist das Resultat dessen, was du in der Schule des Glaubens bis jetzt gewonnen hast, und Er ist zugleich der Ausgangspunkt zur Gewinnung weiterer Gnade. Was dir bis jetzt genügte, reicht nicht mehr aus, du musst mehr haben, denn du vermagst jetzt mehr zu erfassen. Du bist älter und stärker in der Gnade geworden, nun warten andere Aufgaben deiner, neue Anforderungen treten an dich heran. Da musst du denn vorwärtseilen, dich ganz zu Gott halten, völlig abhängig von Ihm werden, im Glauben einen tiefen Griff in Seine Schäle tun und nehmen aus Seiner Fülle Gnade um Gnade. Gewiss sollst du immer Größeres sehen und erfahren; der Herr hat dich hierfür erzogen. Er kann Seinen Jüngern auf jeder Stufe nur so viel geben, als sie zu erfassen und zu bewältigen vermögen. Wer aber wirklich aus Gott geboren ist, den drängt es vorwärts, sein seliges Ziel ist: Gott zu schauen in Heiligkeit.

Ps. 119,9

Wie wird ein Jüngling seinen Weg unsträflich gehen?

Wer sich in früher Jugend gründlich zu Gott bekehrt und durch die Wiedergeburt ein Gotteskind wird, schwebt nie zwischen Furcht und Hoffnung. Durch den Glauben schon selig geworden, steht ihm die Herrlichkeit in Aussicht. Ein solcher Mensch ist bereit, mag auch der Tod heute oder morgen sein Hüttlein abbrechen. Ist das nicht ein herrlicher Stand? Viele fürchten, an Weltgenuss zu kurz zu kommen, wenn sie sich jetzt schon ganz dem Heiland weihten. Hört, ein Herz, das man mit Trebern zu stillen gewohnt ist, wird sich unersättlich zeigen. Der Sündenleib quält euch um so mehr, je mehr ihr ihm eure Aufmerksamkeit schenkt, ihn pflegt und seinem Begehren willfahrt. Eine gründliche Heilung dieser todbringenden Krankheit ist der zweite Vorteil einer frühen Bekehrung. Die Freude an dem erlangten Heil lebt tief im Herzen, und Gottes Geist ertötet die Sündenlust und Sündenliebe. Die Ertötung der sündlichen Begierde hat wahre Freude im Gefolge. Und die Freude am Herrn wird eure Stärke sein zum völligen Siege im Blick auf euer eigenes Herz, auf Welt und Teufel. Heilig sei die Jugendzeit, weiht sie eurem Gott! rufen euch die Alten zu. Es ist traurig, in seinen jungen Jahren den frechen Grundsatz zu hegen, sich nun erst der Sünde hinzugeben, alle Pfützen, in denen sich andere beschmutzt haben, auch zu durchwaten und erst die „Welt“ recht zu genießen, um dann im Alter den Herrn zu suchen und für eine zukünftige Seligkeit zu sorgen. Wahrlich, ein satanischer Plan! Nur wenn du dich hältst an Gottes Wort, gehst du schon in der Jugend den Weg des Lebens.

Ps. 119,111

Deine Zeugnisse nehme ich mir zum ewigen Erbe; denn sie sind meines Herzens Wonne.

Den Kindern des Lichts geht Gottes Wort über alles, was sie hienieden haben. In ihm naht sich ihnen der lebendige Gott, hier spendet Er ihnen Seine Segnungen, hier sagt Er ihnen, was Er ihnen sagen muss, hier erfreut, tröstet und erquickt Er sie. Die Bibel ist das Paradies, in dem wir Gottes, unseres Herrn Stimme, hören können, Er begegnet da denen, die nach Ihm begehren. Wer Gemeinschaft mit der ewigen Liebe haben will, der vertiefe sich betend in das Wort des Lebens. Hier teilt der Herr Gnaden und Gaben aus, hier lässt Er uns zu sich kommen, damit wir aus Seiner Fülle wieder neue Kraft empfangen. In der Heiligen Schrift betreten die Kinder des Höchsten heimatlichen Boden. Wie wohl wird's ihnen da ums Herz! Das Lebenswasser, nach dem unsere Seele dürstet, trinken wir da in vollen Zügen. Wir müssen uns in diesen immer frisch sprudelnden Quell eintauchen, wie man einen Schwamm ins Wasser taucht, bis wir ganz erfüllt, getränkt und gesättigt sind. Und wie macht man dies? Man liest ein Kapitel oder auch nur einen Teil desselben so ganz für sich; dabei geht man mit Sorgfalt den einzelnen Gedanken nach, hebt sie heraus, liest verwandte Stellen in andern Kapiteln ebenfalls, bewegt die Wahrheiten und Tatsachen im Herzen, prüft sie im Lichte des Wortes und bittet während des Lesens und Bewegens den Herrn um Seine Kraft, das Gewonnene sofort verwerten zu können. Sein Geist macht zu Geist und Leben, was durch das Wort ins Herz geprägt wird, und so besitzen wir Seine Kraft, die vor Sündenfällen bewahrt.

Ps. 143,2

Gehe nicht ins Gericht mit deinem Knecht.

Das Gedemütigtwerden tut weh, im Schmelztiegel leiden ist schwer; wenn Gott Glaubensproben mit uns anstellt, wenn's ins Examen geht, dann werden wir klein und lernen um so heißer beten. Wieder ins Licht der Freude gestellt, dankt der Gedemütigte seinem himmlischen Erzieher. Er weiß es nun, dass Gott doch mit Ihm ist, und dies ist ein Wonnegefühl in allen Erziehungsmaßnahmen, die Gott trifft. Aber die sich dem Herrn ergeben haben, werden von Ihm nicht nur bloßgestellt und der eigenen Frömmigkeit entkleidet. Ach, dies wäre schrecklich! Die Menschen müssten in Verzweiflung versinken, in ihrer Nacktheit zugrunde gehen, in der Kälte ihres Herzens erstarren, wenn ihr Erzieher nicht über ihnen wachte und sich ihrer erbarmte. Seine Absicht ist ja, sie neu einzukleiden, zu sättigen, zu erwärmen. Seine gezüchtigten und gebeugten Jünger wieder aufzurichten. - Unter Jesu Kreuz erkennst du deine Blöße, aber auch Gottes Liebe. Das Blut Jesu Christi macht deine Flecken rein. Er vergibt dir, versöhnt dich, Er zieht dir an das fleckenlose, kostbare Gewand Seiner göttlichen Gerechtigkeit. Wenn du nun so in des Königs Kleid dastehst, gefällst du deinem Vater im Himmel, und dir ist's wohl! Welche Freude beseelt die mit Jesu Heil Bekleideten! Vom eigenen Wesen los, rühmen sie die Gnade. Jesus allein! das ist's, was nun ihr Herz erfüllt. So wird ihnen das Gericht, in das Er sie geführt, zu lauter Heil.

Quelle: Hauser, Markus - Hoffnungsblicke

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/h/hauser/hauser-andachten_psalter.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain