Hauser, Markus - 50. Andachten zum Philipperbrief

Hauser, Markus - 50. Andachten zum Philipperbrief

Phil. 2,2

Erfüllet meine Freude, dass ihr eines Sinnes seid.

Mit dem Herrn sollen die Geretteten ein Geist und untereinander ein Herz und eine Seele werden. Jesus selbst hat das sehr betont, und Ihm nach haben alle Apostel das größte Gewicht darauf gelegt. Wir müssen dieser Sache unsere Aufmerksamkeit schenken, denn sie ist von einer Tragweite, die die Ewigkeiten umspannt. Die Seligen vor dem Throne Gottes sind ganz durchwohnt vom Herrn. Sie können Seinen Anblick ertragen, weil sie reines Herzens sind, weil in ihnen nichts ist, was nicht von Seinem Wesen durchdrungen wäre. Und alle Erlösten sind untereinander so vollkommen eins, als ob sie nur eine Person wären. Alle Schlacken des Eigensinns und der Eigenliebe sind entfernt, der Geist Gottes erfüllt einen jeden vollkommen; darum waltet kein Misston mehr, und der Friede, die herzinnige Gemeinschaft wird durch nichts mehr gestört. Hier auf Erden aber müssen die Bausteine für das geistliche Haus Gottes zubereitet werden. Was wir dort sein sollen und sein wollen, das müssen wir hier durch Gottes Gnade werden. Wodurch aber ist dies möglich? Nur durch die Erfüllung mit Heiligem Geiste! Erst wenn der Heilige Geist Menschenherzen völlig mit dem Wesen Gottes, das ist mit Seiner Liebe, durchflammt, wird ihr eigenes ungöttliches Wesen verzehrt, dann erhalten sie Christi Sinn. - Der Heilige Geist ist da, Er will in denen sein, die Jesum lieben, in denen, die dem Zuge des Vaters zum Sohne gefolgt sind. O, glauben wir doch dem klaren und bestimmten Wort der Verheißung! Und bitten wir mit vollem Vertrauen beharrlich um die Erfüllung mit Heiligem Geiste!

Phil. 2,5

Ihr sollt also gesinnet sein, wie Jesus Christus auch war.

In diesem Abschnitt (Phil. 2, 1-11) steht Jesus Christus im Vordergrund. Er wird uns vor Augen gemalt. Sein Bild soll sich tief einsenken in unsere Seele, so völlig, so stark und unauslöschlich, dass es für immer in uns ist. Jesu Lebensmacht vollzieht in uns eine Umwandlung und Umgestaltung, eine Verklärung in Sein Bild. Er war gesinnt wie sein himmlischer Vater, war eins mit dem Vater; jederzeit wollte Er nur den Willen Dessen tun, der Ihn gesandt hatte. Auch nicht die geringste Faser eigenen Willens und eigenen Wirkens machte sich in Ihm geltend. Und wir sollen auch gesinnet sein wie Jesus Christus, zwischen Ihm und uns soll kein noch so dünnes Blatt Raum finden. Wir sollen zu Ihm in das Verhältnis eintreten, in dem Er stand zu Gott dem Vater. Da wird uns nun vor Augen gestellt Jesu Erniedrigung und Jesu Erhöhung, Seine völlige Hingabe und die daraus erwachsene Frucht. Er war immer und in allen Dingen, ja bis zum Tod am Kreuz gehorsam. Viel Widerspruch mußte Er erdulden, aber Er legte alles dem Vater dar, schalt nicht, da Er gescholten wurde, blieb in der Liebe und verzagte nicht in Seiner schweren Aufgabe. Dieser Gesinnung sollen nun auch Seine Glieder teilhaftig werden und dann in Seine Herrlichkeit eingehen. Sie sollen sich völlig an Christus ausliefern, ihrem Herrn und Haupte unbedingt gehorsam sein, im Zusammenhange mit Ihm die Welt besiegen und erfüllt von Seinem Geiste Seine Zeugen sein. Alle Selbstsucht begrabend, dürfen sie das Wohl des Nächsten zu Gottes Ehre fordern.

Phil. 2,8

Christus ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode des Kreuzes.

Jesus ist allen, welche Ihm gehorsam sind, ein Urheber ewiger Seligkeit geworden. Er selbst hat aus dem, was Er litt, Gehorsam gelernt. Über alle Himmel wurde Er erhöht, Er ist durch alle Himmel hindurchgegangen, Er hat einen Namen erlangt, der über alle Namen ist. Warum? Weil Er gehorsam ward bis zum Tode, ja, bis zum Tode am Kreuz. Vor einigen Tagen standen wir an Bethlehems Krippe. Dort war der Anfang des Gehorsamsweges Jesu, und bis zum Kreuze wich Er weder zur Rechten noch zur Linken. Der Weg des Hauptes ist der Weg Seiner Glieder, die Schule des Bräutigams ist die Schule der Braut. Die Erlösung aller Kreaturen war der eine Hauptzweck des Leidens und Sterbens unseres Herrn, das „Gehorsam lernen“ war der andere. Der Gehorsam stellt in die Fußtapfen des Herzogs der Seligkeiten. Reinigung von aller Sünde ist die eine Frucht der Verbindung, Ähnlichwerdung die andere. Und diese beiden sind untrennbar. Niemand kann gesinnt werden, wie Jesus Christus war, der nicht zuvor der Erlösung in Seinem Blute teilhaftig wurde. Kein Sünder kann selig werden durch Christi hohes Verdienst, der nicht auch den Weg des Gehorsams gehen will. Dein Leben ist kurz, vertändle ja keine Zeit, bitte um Vergebung der Sünden, ziehe an den Herrn Jesum Christum, wandle in der Kraft des Heiligen Geistes den schmalen Weg des Gehorsams, auf welchem niemand irregeht. Nur ein im Blute des Erlösers Gewaschener, ein mit Gott Versöhnter vermag in Jesu Fußtapfen zu wandeln. Blicke stets auf das Kreuz des Herrn, so kannst du allezeit den Weg des Gehorsams gegen Gottes Willen gehen.

Phil. 2,21

Sie suchen alle das Ihrige.

Selbstsucht verdirbt die edelsten Triebe. Der Trieb zum Wirken ist eine Ähnlichkeit mit Gott. Er ist von Ihm in unser Inneres gelegt. Wie schade nun, dass auch dieser schöne, beglückende Lebenstrieb verdorben ist! Die Seligkeit ist nicht der Zweck des Dienens. Selig werden wir aus Gnaden, - dienen sollen wir zur Verherrlichung Gottes. Nicht dienen zum Erwerben, sondern dienen, um andere zu beglücken, dienen zur Entfaltung der neuen Natur. Ansehen, Ruhm, Ehre, Lob sucht ein reines Herz nicht; es gibt sich selbstlos hin, als verstünde sich alles von selbst, als könnte es gar nicht anders sein; so lebt es dem Werke, der Ehre, der Verherrlichung Gottes. Dies will gelernt sein. Nur wenn wir bereits in Christo neue Geschöpfe geworden sind, können wir in Wahrheit sagen: Unser keiner lebt sich selber und keiner stirbt sich selber; leben wir, so leben wir dem Herrn. Röm. 14, 7. 8. Auch ein „im Dienen reines Herz“ bleibt nur in täglichem Überwinden rein; es muss stets die Selbstsucht, die Ehrsucht, die eitle Einbildung und die Trägheit besiegen. Jage danach, in deinem Tun selig zu sein. Wie denn? Wandle vor Gott, diene Ihm allein, ringe danach im Gebet, dieses rein und lauter tun zu können. Wer dem Herrn ähnlich wird im Dienen, in selbstloser Hingabe, der kommt Ihm näher, wird Ihn stets klarer erkennen, wird Ihn endlich sehen, wie Er ist, und wird auch den Vater zu schauen vermögen. Gelobt sei Gott, dass Er diesen Trieb zum Wirken hineingelegt hat in die Menschennatur. Diene nicht, um Menschen zu gefallen oder dir einen Namen zu erwerben, sondern allein zu Gottes Ehre. Dienen sei dir ein bewusster Lebenstrieb; das bringt dir Freude, Segen und reines Lebensglück.

Phil. 3,10

Zu erkennen ihn und die Gemeinschaft Seiner Leiden

Die Gemeinschaft Christi ist eine Gemeinschaft Seiner Leiden. Wer Sein Eigentum ist, weiß es, dass er als Hirte gestorben ist für seine Herde. Vergebung, Gerechtigkeit, Friede und ewiges Heil liegt in Jesu stellvertretendem Leiden. Und eben diese Beziehung zu Ihm bringt es mit sich, dass die Seinen auch mit Ihm leiden. Die Rettung der Welt ist nun auch Sache der Glieder Christi. Sie schicken sich an zum Tragen der großen Not; die Last der Seelen liegt auf ihnen, sie ringen um des vergossenen Blutes Christi willen darum, dass doch bald Satans Herrschaft auf Erden ein Ende gemacht und die Sünder zu Jesu Füßen gebracht werden möchten. Solange nicht Jesus Christus als König der Könige mit Seinen Verklärten herrscht und regiert, solange ist unsere Gemeinschaft mit Ihm eine Gemeinschaft Seiner Leiden. Je inniger eine Seele mit Christus verbunden ist, desto mehr nimmt sie teil an diesen Leiden. Das eben ist die rechte Gemeinschaft, dass wir Christi Sache zu der unsrigen machen und uns von Ihm zur Rettung und Beseligung der Verlorenen gebrauchen lassen. Diese Leidensarbeit ist wieder eine Ursache neuer Leiden. Jesus ist verkannt und gehasst worden. Sein reiner heiliger Wandel, Seine hingebende Liebe und Sein ausschließliches Suchen der Ehre des Vaters hat Ihm die Verachtung und den Spott der Welt zugezogen. Wer nun Seines Sinnes und Geistes ist, der wird um Jesu willen auch geschmäht, gehasst und verfolgt. Aber diese Leiden sind selige Trübsale, Leiden, die wahrhaft trösten und erquicken.

Phil. 3,11

Ob ich vielleicht zur Auferstehung aus den Toten gelangen möge.

Der Apostel will nicht den Leiden und nicht dem Tode entgehen oder enthoben sein; er will vielmehr in der Gemeinschaft der Leiden Jesu stehen und Seinem Tode gleichgestaltet werden. Aus den Toten heraus möchte er auferstehen, gleichwie der Herr nicht bei den Toten als ein Toter blieb, sondern auferstanden ist. Mit Jesu sterben und mit Ihm leben will Paulus. Was willst du, Jünger des Herrn? „Ich will, wenn ich sterbe, nicht bei den Toten als ein Toter bleiben, ich will aus den Toten heraus auferstehen, will der Auferstehung teilhaftig werden.“ Der Tod ist der letzte Feind, der aufgehoben und abgetan wird. Die Vorauferstehung derer, welche in Jesus die Auferstehung erfassen, geht voran. Zuerst aber muss Jesus eine Schar Auferstandener um sich haben, damit der Bräutigam mit Seiner Braut den vernichtenden Schlag wie gegen das Heer der finsteren Tiefe so auch gegen den Tod führe. Ich möchte sagen, die Auferstehung ist das nächste Ziel der christlichen Hoffnung. Die gänzliche Vernichtung des Todes tritt dann in Sicht. Erst wenn der Tod abgetan sein wird, können Engel und Menschen ausrufen: Es ist alles neu geworden! Freuen wir uns, Jesus, der Todesüberwinder, wird den Tod aus der Welt schaffen. Zuerst entreißt Er die Seinen dem Tode, erweist sich als ihr Leben, als ihre Auferstehung; alsdann besiegt Er den Tod gänzlich, bis seine grauenvollen Spuren auf allen Gebieten verschwunden sein werden. Das Leben triumphiert, der Tod nimmt ein Ende, das Leben bleibt ewig.

Phil. 4,6

Sorget nicht, sondern in allen Dingen lasset eure Bitten vor Gott kund werden.

Manche Jünger Jesu bereiten sich viele Sorgen dadurch, dass sie oft leben, als lebte der Heiland nicht mehr. Sie zerarbeiten sich in mancherlei Sorgen, als ob sie in ihrer Schwachheit eine halbe Welt regieren müssten. Ohne den Herrn zu fragen und ehe sie von Ihm Winke und Weisungen erhalten haben, handeln sie. Erst wenn Schwierigkeiten und unliebsame Verwicklungen sich erheben, ja, erst wenn die Sache schief geht, fangen sie an, ihr Anliegen vor den Gnadenthron zu bringen und ernstlich zu beten. Der Herr soll nun dreinsehen und gutmachen, was sie schlecht und verkehrt gemacht haben. O meine Teuren, Beten ist schwer, Sorgen ist leicht! Du darfst dich nur gehen lassen, so liegst du schon tief in den Sorgen drin; willst du aber nicht sorgen, sondern beten, so kostet dich das einen herben Kampf. Ach, wie kleingläubig und hart sind wir doch oft! Lasset uns dem Herrn die Ehre geben! Er soll wahrhaftig unser Gott sein. Wie viele bange Stunden und schlaflose Nächte könnten wir uns ersparen, wenn wir den Herrn sorgen ließen und Ihm nicht voranlaufen wollten. Er wird sich dir als Vater erweisen, und du bleibst ein fröhliches Kind. Und wenn Er dich in der Geduld übt, kommst du doch weiter mit Beten als mit Sorgen. Fehltritte sind bald getan, und die kosten nicht selten viel Geld und verursachen Herzweh. Der Herr macht freilich manches wieder gut, aber schöner und richtiger wäre es doch, wenn wir Ihm gänzlich vertrauten. Ehre Ihn mit kindlichem Glauben, so krönt er dich mit Gnade und wunderbarer Hilfe.

Phil. 4,7

Der Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt, bewahre eure Herzen und Sinne in Christo Jesu.

Gott ist ein Gott des Friedens; Er ist der Fürst und die Quelle des Friedens. „Meinen Frieden gebe ich euch, meinen Frieden lasse ich euch“, sagt Er Seinen Jüngern, und wiederum: „Solches habe ich zu euch geredet, auf dass ihr in Mir Frieden habt.“ Als Auferstandener trat Er mit dem Friedensgruß in Seiner Jünger Mitte. So wurden sie des Friedens Gottes teilhaftig. Gegen uns hat Jesus dieselbe Gesinnung; auch wir sollen in Ihm Frieden haben. „Glaubet an Gott und glaubet an Mich!„ ruft Er auch uns zu, und eben dadurch haben wir Frieden. Trachtest du nach diesem Glück, willst du es jetzt genießen? Nun, so beschäftige dich nicht länger mit deiner Schwachheit und mit deiner Sünde, - wirf dich auf Jesus, erfasse und ergreife Ihn. Er allein kann dir Herz und Sinne bewahren. Wage es auf Seine Gnade hin. Jesus ist dein Friede. Er soll dein einziger Gedanke, dein einziges Ziel sein. Wenn wir auf uns blicken, auf unsere Unvollkommenheit oder auch auf unsere geistliche oder körperliche Schwäche, so entsinnt uns der Mut, und wir kommen in Jammer und Not. Wenn wir aber Jesus anschauen und Ihm trauen, Ihn festhalten und in Ihn uns bergen, so bleiben wir im Frieden Gottes, und wir ruhen in diesem Frieden, so sehr es auch stürmen mag um uns herum. In allem Veränderlichen bleibt Jesus unveränderlich! Von unserem Verhältnis zu dem gekreuzigten und auferstandenen Christus hängt unser Friede ab und unser Heil.

Phil. 4,13

Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht, Christus!

Wenn wir der Apostel große Taten betrachten, sind wir geneigt, sie als etwas Besonderes anzusehen, als ob sie durch ihre Kraft und Weisheit so Großes zustande gebracht hätten; aber was sagen sie uns? Als der Lahmgeborene vor der schönen Tür des Tempels so plötzlich springen konnte und das Volk voll Bewunderung dem Petrus und dem Johannes zulief, setzte Petrus ihnen auseinander, wie diese Heilung durchaus eine Lebenswirkung des gekreuzigten und auferstandenen Christus sei. - Paulus hat wunderbar Großes geleistet; aber was bezeugt er uns darüber? „Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht, Christus.“ Seines gewaltigen Erfolges einziges Geheimnis war Christi Kraft. Wenn wir das elfte Kapitel des Hebräerbriefes lesen, haben wir eine herrliche Reihe von Glaubenstaten vor uns, die alle ein Ausfluss göttlicher Fülle sind. Was in Jesu Weinberg gewachsen ist, ist alles aus dieser Lebenskraft geworden. Im Glauben haben sie die heiligen Menschen Gottes erfleht, und Großes haben sie von ihrem gütigen Herrn empfangen. Sollten wir nichts vermögen durch Gottes Gnade? O, Seine Fülle steht auch uns offen! Er gibt Gnade, im Leiden geduldig zu sein, Gnade, wenn Stürme uns umtoben, nicht verzagt zu werden - Gnade, diejenigen zu tragen, die uns sonst zuwider sind -, Gnade, nicht zu schelten, wenn wir gescholten werden -, Gnade, im Kampfe zu bestehen und den Sieg zu erlangen -, Gnade, Seelen für Ihn zu gewinnen. Ja, Seine Kraft erfüllt auch uns und macht uns stark! Seien wir nur nie lässig, ihn um Kräfte zum Wirken und Leiden zu bitten, beten wir ohne Unterlass!

Quelle: Hauser, Markus - Hoffnungsblicke

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