Harms, Theodor - Das Hohelied - Vorwort
Mit großer Zaghaftigkeit übergebe ich diese kurze Auslegung vom hohen Liede den Freunden von Hermannsburg. Ich habe sie nicht selbst aufgeschrieben, wie sie hier zu lesen ist, sondern eine treue Hand hat sie nachgeschrieben. In den Freitagsbibelstunden habe ich das hohe Lied erklärt und habe es mit großer Liebe und Freude gethan, denn ich habe es am Herzen erfahren und seit vielen Jahren Trost und Kraft für mein Glaubensleben daraus geschöpft. Es ist ein wundervolles Geschenk des heiligen Geistes. So gern ich es in den Bibelstunden erklärt habe, so ungern übergebe ich die kurze Auslegung der Oeffentlichkeit. Ich würde auch den vielfachen Bitten um Herausgabe nicht nachgegeben haben, wenn ich nicht wüßte, wie so manche Seele das hohe Lied liest in unreiner Lust und nicht bedenkt, daß alle Schrift alten und neuen Testaments von Gott eingegeben ist nütze zur Lehre, zur Strafe, zur Besserung, zur Züchtigung in der Gerechtigkeit, daß ein Mensch Gottes sei vollkommen, zu allem guten Werk geschickt. Möge dies Schriftlein wenigstens dazu dienen, das hohe Lied mit keuschen Augen und Herzen zu lesen, damit die Leser am eignen Herzen erfahren, daß es von Gott eingegeben sei. Der HErr wolle Seinen Segen nicht versagen, nach Seiner großen Barmherzigkeit.
Hermannsburg im März 1870.
Th. Harms