Harms, Theodor - Das dritte Buch Mose - Das 8. Capitel.

Harms, Theodor - Das dritte Buch Mose - Das 8. Capitel.

Und der HErr redete mit Mose, und sprach: Nimm Aaron und seine Söhne mit ihm, samt ihren Kleidern, und das Salböl, und einen Farren zum Sündopfer, zween Widder, und einen Korb mit ungesäuertem Brot; und versammle die ganze Gemeinde vor die Thür der Hütte des Stifts. Mose that, wie ihm der HErr gebot, und versammelte die Gemeinde vor die Thür der Hütte des Stifts, und sprach zu ihnen: Das ist es, das der HErr geboten hat zu thun. Und nahm Aaron und seine Söhne, und wusch sie mit Wasser; und legte ihm den leinenen Rock an, und gürtete ihn mit dem Gürtel, und zog ihm den seidenen Rock an und that ihm den Leibrock an, und gürtete ihn über den Leibrock her; und that ihm das Schildlein an, und in das Schildlein Licht und Recht; und setzte ihm den Hut auf sein Haupt, und setzte an den Hut oben an seiner Stirn das goldene Blatt der heiligen Krone; wie der HErr Mose geboten hatte. Und Mose nahm das Salböl, und salbete die Wohnung, und alles, was darinnen war, und weihete es. Und sprengete damit siebenmal auf den Altar; und salbete den Altar mit allem seinem Geräthe, das Handfaß mit seinem Fuße, daß es geweihet würde. Und goß des Salböls auf Aarons Haupt, und salbete ihn, daß er geweihet würde. Und brachte herzu Aarons Söhne, und zog ihnen leinene Röcke an, und gürtete sie mit dem Gürtel, und band ihnen Hauben auf; wie ihm der HErr geboten hatte. und ließ herzu führen einen Farren zum Sündopfer. Und Aaron mit seinen Söhnen legten ihre Hände auf sein Haupt. Da schlachtete man es. Und Mose nahm des Bluts, und thats auf die Hörner des Altars umher mit seinem Finger, und entsündigte den Altar; und goß das Blut an des Altars Boden, und weihete ihn, daß er ihn versöhnete. Und nahm alles Fett am Eingeweide, das Netz über der Leber, und die zwo Nieren mit dem Fett daran, und zündete es an auf dem Altar. Aber den Farren mit seinem Fell, Fleisch und Mist, verbrannte er mit Feuer, außer dem Lager, wie ihm der HErr geboten hatte. Und brachte herzu einen Widder zum Brandopfer. Und Aaron mit seinen Söhnen legten ihre Hände auf sein Haupt. Da schlachtete man ihn. Und Mose sprengete des Bluts auf den Altar umher; zerhieb den Widder in Stücke, und zündete an das Haupt, die Stücke und den Stumpf und auch die Eingeweide und Schenkel mit Wasser, und zündete also den ganzen Widder an auf dem Altar. Das war ein Brandopfer zum süßen Geruch, ein Feuer dem HErrn; wie ihm der Herr geboten hatte. Er brachte auch herzu den andern Widder des Füllopfers. Und Aaron mit seinen Söhnen legten ihre Hände auf sein Haupt. Da schlachtete man ihn. Und Mose nahm seines Bluts, und that es Aaron auf den Knorpel seines rechten Ohrs, und auf den Daumen seiner rechten Hand, und auf den großen Zehen seines rechten Fußes. Und brachte herzu Aarons Söhne; und that des Bluts auf den Knorpel ihres rechten Ohrs, und auf den Daumen ihrer rechten Hand, und auf den großen Zehen ihres rechten Fußes; und sprengete das Blut auf den Altar umher. Und nahm das Fett und den Schwanz, und alles Fett am Eingeweide, und das Netz über der Leber, die zwo Nieren mit dem Fett daran, und die rechte Schulter. Dazu nahm er von dem Korb des gesäuerten Brots vor dein HErrn einen ungesäuerten Kuchen, und einen Kuchen geölten Brots, und einen Fladen; und legte es auf das Fett, und auf die rechte Schulter. Und gab das allesamt auf die Hände Aarons und seiner Söhne, und webete es zur Webe vor dem HErrn. Und nahm es alles wieder von ihren Händen, und zündete es an auf dem Altar, oben auf dem Brandopfer; denn es ist ein Füllopfer zum süßen Geruch, ein Feuer dem HErrn. Und Mose nahm die Brust, und webete eine Webe vor dem HErrn, von dem Widder des Füllopfers. Die ward Mose zu seinem Theile, wie ihm der HErr geboten hatte. Und Mose nahm des Salböls, und des Bluts auf dem Altar, und sprengete auf Aaron und seine Kleider, auf seine Söhne, und auf ihre Kleider, und weihete also Aaron und seine Kleider, seine Söhne und ihre Kleider mit ihm. Und sprach zu Aaron und seinen Söhnen: Kochet das Fleisch vor der Thür der Hütte des Stifts, und esset es daselbst, dazu auch das Brot im Korbe des Füllopfers; wie mir geboten ist, und gesagt, daß Aaron und seine Söhne es sollen essen. Was aber überbleibt vom Fleisch und Brot, das sollt ihr mit Feuer verbrennen. Und sollt in sieben Tagen nicht ausgeben von der Thür der Hütte des Stifts, bis an den Tag, da die Tage eures Füllopfers aus sind; denn sieben Tage sind eure Hände gefüllet, Wie es an diesem Tage geschehen ist; der HErr hats geboren zu thun, auf daß ihr versöhnt seid. Und sollt vor der Thür der Hütte des Stifts Tag und Nacht bleiben, sieben Tage lang, und sollt auf die Hut des HErrn warten, daß ihr nicht sterbet; denn also ist mirs geboten. und Aaron mit seinen Söhnen thaten alles, was der HErr geboten hatte durch Mose.

In unserer heutigen Betrachtung ist uns das Bild eines jüdischen Priesters klar vor das Auge gestellt, und damit unser eigenes Bild, wie es sein soll, wenn wir uns dem HErrn als Eigenthum dargebracht haben. So wollen wir uns denn damit vergleichen und sehen, ob das Bild bei uns zutrifft. - Moses weiht Aaron und seine Söhne zu Priestern; er thut es auf Gottes Gebot (2) als Gottes Stellvertreter, auf daß sie Priester seien, nicht aus eigener Kraft, sondern aus Gottes Kraft (V. 5). Diese Weihung geschieht öffentlich (V. 3-4) vor der Versammlung des ganzen Volkes. So soll auch die Taufe, wo die neutestamentlichen Priester eingelegt werden, in öffentlicher Versammlung geschehen. - Wir wollen jetzt die einzelnen Stücke der Priesterweihung mit einander durchgehen.

1. Also unsere Priesterweihung ist die Taufe, da wir aus Kindern des Teufels zu Kindern des Lichts umgeschaffen werden, wo uns ein neuer Mensch angezogen wird, denn der natürliche, der auswendige Mensch ist untauglich zu priesterlichem Thun. So werden wir in der Taufe (V. 6) nicht nur rein gewaschen von unsern Sünden, unsere ganze Natur wird auch erneuert.

2. Vers 7-9 beschreibt uns die Einkleidung. Die muß in rechter Ordnung vor sich gehen nach und nach vom leinenen Rock an bis zum heiligen Schmuck und zur Krone. Wir wissen ja, daß die Gerechtigkeit Christi unser Kleid ist, das wir anziehen müssen, wenn wir würdig sein wollen, vor Gott zu erscheinen. Der Hauptschmuck des Priesters war das Brustschildlein mit dem Licht und Recht; es enthielt auf Edelsteine gegraben die Namen der zwölf Stämme Israels, und trat der Priester ins Allerheiligste, die Namen der Kinder Israels auf seinem Herzen, dann, aber nur dann gab der HErr ihm Licht über das, was ihm dunkel war; dann gab ihm der HErr die Gewißheit, daß er ein Recht habe, die Gnade des HErrn zu beanspruchen. Gerade in dem Tragen dieses Amtsschildes wird so recht der Priester dargestellt. Doch nicht allein das, auch die Krone schmückte ihn, als Abzeichen auch des königlichen Amtes. Wir nun, das priesterliche Geschlecht des neuen Testamentes, wir haben im Glauben diese geistliche Kleidung angezogen, und treten wir vor Gott, damit angethan, dann können wir aus Seinem Reichthum nehmen, was wir wollen für uns und andere, in Gebet und Fürbitte, in Vergebung unserer Sünde. Ein so Bekleideter kann sich nicht nur allezeit des HErrn Christi Opfer getrösten; er ist selbst ein Opfer, dem HErrn angenehm; ja er gehört kraft seiner Krone zu den Königskindern, die ewig mit Gott herrschen und regieren sollen.

3. Moses nimmt nun (V. 10-12) die Salbung vor. Das Salböl ist überall in der Schrift das Sinnbild des heiligen Geistes. Alle Gefühle, Gedanken, Worte und Werke des natürlichen Menschen sind Thorheit und Sünde; aber was ein gesalbter Priester fühlt, denkt, spricht und thut, das ist hervorgegangen aus dem heiligen Geist, und ist heilig. Es ist hohe Gnade, daß der heilige Geist das Herz eines Gotteskindes verklärt, Sein Eigen Werk darinnen wirkt, und uns als unser Thun beilegt, was er gethan hat. Aber nicht nur der Priester, auch alles Geräthe der Stiftshütte wird gesalbet siebenmal nach der heiligen Zahl. Nach dem Wort: Alles wird geheiligt durchs Gebet, soll auch die Creatur zu Gottes Ehre geweiht sein: Feld, Haus, Küche, jede Arbeit soll dem HErrn geweiht sein, denn Alles, was wir im Glauben und Gebet thun, ist geheiligt, selbst das Unterlassen ist heilig, wenn wir es im Glauben wählen. Ist das Salböl über die Geräthe ausgegossen, dann wird die geringfügigste Beschäftigung ein priesterliches Thun. Bei Vers 11 wollen wir uns noch kurz an die heiligen Zahlen erinnern: Drei ist die Zahl Gottes, vier die Zahl der Welt; die Zahl sieben ist die heilige Zahl, und erscheint immer, wenn drei oder vier zusammen, also Gott in den Bund mit den Menschen tritt. Zehn bedeutet die Mannigfaltigkeit in der Einheit, und Zwölf ist die Zahl der Kirche.

4. Nun kommt die Opferung (V. 14-29). Al die verschiedenen Opfer sollten dargebracht werden, damit die Priester vollkommen versöhnt sich dem Heiligthum nahten; das Brandopfer, als für den ganzen sündlichen Zustand, galt mehr der Erbsünde, das Sündopfer den einzelnen Sünden. So war der Priester rein von allen nur denkbaren Sünden; und wenn wir als Priester unsern Hohenpriester Christus mit den Augen des Geistes ansehen, so sehen wir klar an ihm unsere Sünden. - Das Füllopfer war so genannt, weil Moses dem Aaron die Hände damit füllte. Aaron brachte es Gott, der es ihm theilweise wieder zurückgab. Es gehörte zur Priesterweihe, und wir können es auch Weihopfer nennen. - Vers 23-24 bedeutet, daß der Priester hinfort thun soll, was seines Amtes ist: er soll recht hören die Offenbarungen im Heiligthume, und damit fordert der HErr auch von uns ein geweihtes Ohr, daß wir auf Seine Stimme hören. Das ist aber nur möglich, wenn unser Herz geweiht ist durch das Blut Christi. Die Benetzung des Daumen fordert hinfort heilige Werke; die sind auch nur möglich durch das wunderbare Mittel: Die Versöhnung durch Christi Blut. Auch den Fuß heiligt Moses, um zu zeigen, daß ein Priester den Weg des Lebens wandeln soll. Daumen und Zehe der rechten Seite werden hervorgehoben, weil die rechte Seite mehr Kraft entwickelt. So ist der Priester denn ganz heilig, wie auch sein Thun, daß es von ihm heißt: Alles was ihr thut in Worten und in Werken, das thut Alles im Namen Jesu. Dem HErrn gehörte der Priester an, Sein Eigenthum mit Allem, was er hatte. Es ist wohl das Schwerste, was von uns gefordert wird, Alles zu besitzen, als besäßen wir es nicht, sei es Gut oder Leben, Weib oder Kind; unsern Willen, unsere Neigungen, uns selbst willenlos dem HErrn als Sein Eigenthum zu ergeben, ein rechtes Füllopfer. Das, was der HErr vom Opfer dem Priester zurückgab, das durfte dieser essen (V. 1); dieser Genuß gehört wesentlich zum priesterlichen Thun, und das Speisopfer bedeutet die priesterliche Freude, und deutet hin auf das heilige Abendmahl, da wir der Seligkeit theilhaftig werden, den HErrn Jesum selbst zu genießen, Ihn selbst nach Seele und Leib uns zum Besitz und Genuß hingegeben. - Weiter (V. 30) sollte Moses des Priesters Kleider besprengen mit Oel und Blut, und erinnert uns damit, daß wir täglich unsere Kleider helle machen sollen in dem Blute des Lammes. Das müssen wir thun in der täglichen Buße, denn wenn wir auch einmal in der Taufe rein gewaschen sind, so setzt sich doch immer neuer Schmutz an; ja, wir sündigen stündlich, wenn wir uns auch noch so sehr hüten. Dieses täglichen Reinwaschens unserer Kleider in der Sündenvergebung bedürfen wir so lange, bis wir einstens dahin eingehen, wo wir den alten Menschen ablegen, und also keine Entsündigung mehr nöthig ist. Oel und Blut muß bei einander sein, denn wir können uns nicht anders in Christi Blut waschen, als durch den heiligen Geist; der muß es thun. - ferner wird uns noch gesagt (V. 33-35), daß der Priester nach der Weihung alle sieben Tage der Woche, Nacht und Tag nicht weichen sollte von der Hütte des Stifts. Das ist uns zum Vorbild geschrieben, daß wir nicht eine Woche, sondern unser ganzes Leben lang darinnen verharren sollen. Die christliche Kirche, als die eigentliche Stiftshütte, besteht ja aus der Gemeinde der Heiligen. Wenn wir nun am Tage Alles, was wir thun, aus dem Glauben gethan sein lassen, es sei essen, trinken oder reden, dann weichen wir als Priester nicht aus dem Heiligthum; dann schlafen wir auch im Glauben ein, und leben auch die Nacht im Glauben. Stehen wir so Nacht und Tag vor dem HErrn, dann sind wir Ihm wohlgefällig, und was wir thun, ist heilig; unser Werk ist ein vollkommenes, weil er uns beilegt, was uns fehlt. Stehen wir vor dem HErrn, so kann der Blick auf unsere eigne Sünde und auf Satans Verwirrungen uns nicht in Angst setzen; wir wissen's ja: Der HErr kann Seine Priester nicht verstoßen, Er muß sich unsern Dienst gefallen lassen, und uns hindurch helfen, bis wir eingehen vom Heiligthum ins Allerheiligste. Amen.

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