Harms, Theodor - Das dritte Buch Mose - Das 22. Capitel.

Harms, Theodor - Das dritte Buch Mose - Das 22. Capitel.

Und der HErr redete mit Mose, und sprach: Sage Aaron und seinen Söhnen, daß sie sich enthalten von dem Heiligen der Kinder Israel, welches sie Mir heiligen, und Meinen heiligen Namen nicht entheiligen; denn Ich bin der HErr. So sage nun ihnen auf ihre Nachkommen: Welcher eures Samens herzu tritt zu dem Heiligen, das die Kinder Israel dem HErrn heiligen, und verunreiniget sich also über demselben, den Seele soll ausgerottet werden von Meinem Antlitz; denn Ich bin der HErr. Welcher des Samens Aaron aussätzig ist, oder einen Fluß hat, der soll nicht essen von dem Heiligen, bis er rein werde. Wer etwa einen unreinen Leib anrühret, oder welchem der Same entgehet im Schlaf; und welcher irgend ein Gewürm anrühret, das ihm unrein ist, oder einen Menschen, der ihm unrein ist, und alles, was ihn verunreiniget; welche Seele der eines anrühret, die ist unrein bis auf den Abend, und soll von dem Heiligen nichts essen, sondern soll zuvor seinen Leib mit Wasser baden. Und wenn die Sonne untergegangen, und er rein geworden ist, dann mag er davon essen; denn es ist seine Nahrung. Ein das, und was von wilden Thieren zerrissen ist, soll er nicht essen, auf daß er nicht unrein daran werde; denn Ich bin der HErr. Darum sollen sie Meine Sätze halten, daß sie nicht Sünde auf sich laden, und daran sterben, wenn sie sich entheiligen; denn Ich bin der HErr, der sie heiliget. Kein Anderer soll von dem Heiligen essen, noch des Priesters Hausgenoß, noch Tagelöhner, Wenn aber der Priester eine Seele um sein Geld kaufet, der mag davon essen; und was ihm in seinem Hause geboren wird, das mag auch von seinem Brot essen. Wenn aber des Priesters Tochter eines Fremden Weib wird, die soll nicht von der heiligen Hebe essen. Wird sie aber eine Witwe, oder ausgestoßen, und hat keinen Samen, und kommt wieder zu ihres Vaters Hause; so soll sie essen von ihres Vaters Brot, als da sie noch eine Magd war. Aber kein Fremdling soll davon essen. Wers versiehet, und sonst von dem Heiligen isset, der soll das fünfte Theil dazu thun, und dem Priester geben samt dem Heiligen. Auf daß sie nicht entheiligen das Heilige der Kinder Israel, das sie dem HErrn beben; auf daß sie sich nicht mit Missethat und Schuld beladen, wenn sie ihr Geheiligtes essen; denn Ich bin der HErr, der sie heiliget. Und der HErr redete mit Mose, und sprach: Sage Aaron und seinen Söhnen, und allen Kindern Israel: Welcher Israeliter oder Fremdling in Israel sein Opfer thun will, es sei irgend ihr Gelübde, oder vom freien Willen, daß sie dem HErrn ein Brandopfer thun wollen, das Ihm von euch angenehm sei; das soll ein Männlein und ohne Wandel sein, von Rindern, oder Lämmern, oder Ziegen. Alles, was einen Fehler hat, sollt ihr nicht opfern; denn es wird für euch nicht angenehm sein. Und wer ein Dankopfer dem HErrn thun will, ein sonderliches Gelübde, oder von freiem Willen, von Rindern oder Schafen; das soll ohne Wandel sein, daß es angenehm sei; es soll keinen Fehler haben. Ist es blind, oder gebrechlich, oder geschlagen, oder dürre, oder räudig, oder schäbicht; so sollt ihr solches dem HErrn nicht opfern, und davon kein Opfer geben auf den Altar des HErrn. Einen Ochsen oder Schaf, das ungewöhnliche Glieder, oder wandelbare Glieder hat, magst du von freiem Willen opfern; aber angenehm mags nicht sein zum Gelübde. Du sollst auch dem HErrn kein zerstoßenes, oder zerriebenes, oder zerrissenes, oder das verwundet ist, opfern, und sollt in eurem Lande solches nicht thun. Du sollst auch solcher keins von eines Fremdlings Hand, neben dem Brot eures Gottes, opfern; denn es taugt nicht, und hat einen Fehler, Darum wird es nicht angenehm sein für euch. Und der HErr redete mit Mose und sprach: Wenn ein Ochse, oder Lamm, oder Ziege geboren ist, so soll es sieben Tage bei seiner Mutter sein, und am achten Tage, und darnach mag mans dem HErrn opfern, so ist es angenehm. Es sei ein Ochse oder Lamm, so soll mans nicht mit seinem Jungen auf einen Tag schlachten. Wenn ihr aber wollt dem HErrn ein Lobopfer thun, daß für euch angenehm sei; so sollt ihrs desselben Tages essen, und sollt nichts übrig bis auf den Morgen behalten; denn Ich bin der HErr. Darum haltet Meine Gebote, und thut danach; denn Ich bin der HErr. Das ihr Meinen heiligen Namen nicht entheiliget, und Ich geheiliget werde unter den Kindern Israel; denn Ich bin der HErr, der euch heiliget, der euch aus Egyptenland geführet hat, daß Ich euer Gott wäre, Ich der HErr.

In unserm heutigen Capitel wird uns zweierlei beschrieben: Erstens, wie derjenige beschaffen sein muß, der vom Opfer ißt, und zweitens, wie das Opfer selbst beschaffen sein muß. Der erste Theil wird gar ausführlich beschrieben; es soll zuerst kein Unreiner davon essen, ohne sich vorher gewaschen zu haben; dann darf nur davon essen, wer priesterlichen Stammes ist, und es ist ausdrücklich erwähnt, daß ein leibeigener Knecht dazu gehört (V. 11), weil der dem priesterlichen Stamm eingefügt ist. Die Bestimmungen, wie der beschaffen sein muß, der vom Opfer essen darf, sind für uns Christen von großer Bedeutung. Unser Heiliges ist des HErrn Christi Leib und Blut, was wir genießen. Christus Selbst gibt uns Sich Selbst als Opfer zu essen, und aus Vers 1-16 erkennen wir, wie beschaffen sein muß, wer zum Tische des HErrn tritt. Zuvor muß er gereinigt, geheiligt sein, und sich mit großem Ernst bereitet haben, „ein Jeder prüfe sich selbst, und also esse er von diesem Brod.“ Diese Prüfung müssen wir nun anstellen im anhaltenden Gebet um den heiligen Geist; der muß uns den Spiegel vorhalten in Gottes heiligen Geboten, und und die Augen öffnen, damit wir unsere Sünden erkennen. Die Meisten nehmen es mit der Bereitung zum heiligen Abendmahl viel zu leicht, gehen viel zu oberflächlich darüber weg. Die ächte Bereitung geht darauf hin, daß man als ein Reiner zum Tisch deß HErrn tritt, aber nicht als ein Solcher, der durch das heilige Abendmahl erst rein werden will. Zwar strömt es als neue, heiligende, reinigende Kraft in die gläubige Seele, aber nur in die, welche sich rein weiß durch die Vergebung der Sünden. Darum hat unsere Mutter, die Kirche, so vorsorglich die Beichte und Absolution eingesetzt, theils um das heilige Abendmahl vor Entweihung zu schützen, theils für die, welche es genießen, damit sie gewiß sind, ihre Sünden seien ihnen vergeben. Der HErr verlangt ja nicht, daß sie ohne Sünde seien, sondern rein von der Sünde, die sie dem HErrn gebracht, und dafür Vergebung erhalten haben. Der HErr Christus kann ja auch nicht eingehen in ein schmutziges Herz und darin wohnen. An dem Spiegel von Gottes Wort müssen wir zurückehren zu der Taufgnade, und uns mit Christi Blut wieder rein waschen. Wenn der HErr sagt (Vers 3), daß ausgerottet werden soll, wer unrein herzutritt, wie viel mehr trifft das uns Christen; es ist der größte Frevel, unwürdig zum Sacrament des Altars zu treten; es ist Entweihung des Heiligsten.

Ferner darf nur vom Heiligen essen, wer priesterlichen Stammes ist. Alle gläubigen Christen sind Priester Gottes, denn wenn wir durch den Glauben gerecht geworden sind, haben wir durch Christum freien Zugang zum Heiligsten, und bedürfen keiner weiteren Vermittelung. Das ist unsere köstliche christliche Freiheit, daß würdig ist, wer den Glauben hat. Ohne den dürfen wir das heilige Abendmahl nicht genießen; unser Glaube ist die Hand, die wir ausstrecken, um Gottes Gnadenband zu erfassen. Ohne den Glauben nützt uns der Genuß des heiligen Abendmahls nicht, und nicht nur das; wir essen es uns zum Gericht, wenn wir wagen, ohne den Glauben hinzu zu treten. Wer nicht glaubt, gehört nicht zum priesterlichen Stamm, ist kein lebendiges Glied am Leibe Christi. So wie nur die lebendige Rebe den Saft des Weinstockes in sich aufnehmen kann, so auch nur Christi Lebenskraft, wer in Lebensgemeinschaft mit Ihm steht. -

Rein sein und priesterlichen Stammes, das sind also die beiden Bedingungen, ohne welche wir nicht das heilige Abendmahl genießen dürfen. Wir müssen aber noch weiter gehen: kein Fremdling soll zugelassen werden (V. 10-12); es ist also noch eine dritte Bedingung. Es wäre ja möglich, daß der Fremdling von Herzen fromm und bekehrt wäre; doch gehört er nicht zu der Gemeinde. Wir thun gewiß nicht unrecht, nach diesen Versen diejenigen nicht zum Abendmahl zuzulassen, die unserm Bekenntnisse fremd sind, wenn sie auch (V. 10) in der engsten persönlichen Beziehung zu uns stehen. Das thut nichts zur Sache; wir können und auch nicht dadurch bestimmen lassen, daß vielleicht der Fremdling ein gläubiger Christ ist; wir Prediger können nicht in das Herz schauen, und haben uns nach dem reinen Bekenntniß zu richten. Heut zu Tage ist das eine brennende Frage. Viele gläubige Prediger sagen: gezwungen würden wir nie jemanden zum Abendmahl zulassen, der unserm Bekenntniß fremd ist, aber gastweise, ja. Was heißt das? Erstens sind wir ja Alle Gäste auf Erden, Alle Gäste am Tisch unsers himmlischen Vaters. Dann ist ja auch kein Unterschied, ob man gastweise oder zwangsweise Diejenigen zum Abendmahl läßt, die unserm Bekenntniß fremd sind. Erlaubt unser Gewissen das Eine, dann erlaubt es auch das Andere. Wenn wir auch einen Reformirten für einen guten Christen halten, und innig befreundet mit ihm sind, so dürfen wir ihn doch nicht zum heiligen Abendmahle zulassen. -

Zweitens wird uns beschrieben, wie das Opfer beschaffen sein soll. Ohne Fehler, und da wird ein Unterschied gemacht zwischen einem Gelübde-Opfer und einem freiwilligen Opfer (V. 21-22). Das erste Opfer mußte ganz fehlerlos sein; bei dem zweiten ward es nicht so genau genommen (V. 23). Die Gelübdeopfer wurden gebracht in Folge eines eidlichen Versprechens, oder gehörten zum Nasiräersgelübde; die freiwilligen Opfer ohne irgend Zwang, aus freiwilliger Liebe und Dankbarkeit. Also diese Opfer ohne Fehler wenden wir auf uns an. Wie das alttestamentliche Opfer ein Vorbild auf Christi Opfer war, vollkommen und heilig, so sollen unsere Opfer sein gleich dem Vorbilde und Urbilde. Wir Christen brauchen ja keine Thiere als Sühnopfer zu bringen; Christus hat Sich ja Selbst für uns zur Sühne gebracht, und so sollten wir ja eigentlich auch uns selbst bringen, mit allem was wir haben, Christo zum Eigenthum, der Sich uns theuer erkauft hat. Weil wir aber arme Sünder sind, so muß unser Opfer ein fortgehendes, tagtäglich erneuertes sein an Herz, Leib, irdischem Vermögen und Werken. Das Herz will der HErr aber rein, das Gebet lauter, was ja nicht anders geschehen kann, als im Blute Christi; den Leib anders zu bringen, dürfen wir nicht wagen; wir sollen ihn opfern in der Art, wie der Apostel Paulus Röm. 12, 1 fordert, lebendig, heilig und Gott wohlgefällig. Wie viel fehlt da bei uns an einem vernünftigen Gottesdienst! Wie wenig bedenken wir doch diese tägliche Opferung! wie wenig bedenken wir, daß Alles, was wir thun, lebendig, heilig und Gott wohlgefällig sei.

Es fehlt so vieles. Fangen wir nur mit dem Geringsten an, mit unserer irdischen Habe. Ich will gar nicht davon reden, welch einen geringen Theil wir den Armen und der Mission geben. Auch das, was wir für uns brauchen, wie wenig genießen wir es mit Gebet und Danksagung. Wie vieles fehlt an der täglichen Opferung, das sehen wir auch daran, wie wenige Gelübde heut zu Tage dem HErrn gebracht werden. Man ist z. B. krank, und verspricht dem HErrn etwas ganz Besonderes zu leisten, wenn Er und wieder genesen läßt, und solch Gelübde muß den Christen sehr genau mit seinem HErrn verbinden. Wir sind aber sehr eilig, zu bitten, und sehr langsam zu danken. Neben fünfzig Bittgebeten sind vielleicht kaum fünf Dankgebete, und Dank sollten wir ja täglich dem HErrn opfern.

Laßt uns nun noch das aus unserm heutigen Text beherzigen, daß der HErr (V. 33) große Dinge an Seinem Volke gethan hat, Wunder über Wunder, und fast immer schließt Er Seine Gebote damit: „denn Ich bin dein HErr, der dich aus Egyptenland geführt hat.“ An uns Christen hat Er aber unvergleichlich viel mehr gethan, hat uns durch die heilige Taufe aus des Teufels Egypten nach Canaan versetzt in Seines Sohnes Reich. Es mögen wohl Wochen vergehen, ehe man daran gedenkt, in welch ein Wunderland der HErr uns geführt hat voller Gnade, Friede, Segen, Erbarmung. Darum ist es nöthig, daß Er uns immer wieder zuruft: Bedenke, daß Ich dich aus Egypten geführt habe. Amen.

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