Harms, Theodor - Das dritte Buch Mose - Das 21. Capitel.

Harms, Theodor - Das dritte Buch Mose - Das 21. Capitel.

Und der HErr sprach zu Mose: Sage den Priestern, Aarons Söhnen, und sprich zu ihnen: Ein Priester soll sich an keinem Todten seines Volks verunreinigen, ohne an seinem Blutsfreunde, der ihm am nächsten angehöret, als an seiner Mutter, an seinem Vater, an seinem Sohne, an seiner Tochter, an seinem Bruder, und an seiner Schwester, die noch eine Jungfrau, und noch bei ihm ist, und keines Mannes Weib gewesen ist, an der mag er sich verunreinigen. Sonst soll er sich nicht verunreinigen an irgend einem, der ihm zugehöret unter seinem Volk, daß er sich entheilige. Er soll auch keine Platte machen auf seinem Haupt, noch einen Bart abscheren, und an ihrem Leibe kein Mal pfetzen. Sie sollen ihrem Gott heilig sein, und nicht entheiligen den Namen ihres Gottes. Denn sie opfern des HErrn Opfer, das Brot ihres Gottes; darum sollen sie heilig sein. Sie sollen keine Hure nehmen, noch keine Geschwächte, oder die von ihrem Manne verstoßen ist; denn er ist heilig seinem Gott. Darum sollst du ihn heilig halten, denn er opfert das Brot deines Gottes; er soll dir heilig sein, denn Ich bin heilig, der HErr, der euch heiliget. Wenn eines Priesters Tochter anfängt zu huren, die soll man mit Feuer verbrennen; denn sie hat ihren Vater geschändet. Welcher Hohepriester ist unter seinen Brüdern, auf deß Haupt des Salböls gegossen, und seine Hand gefüllet ist, daß er angezogen würde mit den Kleidern, der soll sein Haupt nicht blößen, und seine Kleider nicht zerschneiden, und soll zu keinem Todten kommen, und soll sich weder über Vater noch über Mutter verunreinigen. Aus dem Heiligthum soll er nicht geben, daß er nicht entheilige das Heiligthum seines Gottes; denn die heilige Krone, das Salböl seines Gottes, ist auf ihm. Ich bin der HErr. Eine Jungfrau soll er zum Weibe nehmen. aber keine Witwe, noch Verstoßene, noch Geschwächte, noch Hure, sondern eine Jungfrau seines Volks soll er zum Weibe nehmen, auf daß er nicht seinen Samen entheilige unter seinem Volk; denn Ich bin der HErr, der ihn heiliget. Und der HErr redete mit Mose, und sprach: Rede mit Aaron und sprich: Wenn an Jemand deines Samens in euren Geschlechtern ein Fehler ist, der soll nicht herzu treten, daß er das Brot seines Gottes opfere. Denn keiner, an dem ein Fehler ist, soll herzu treten. Er sei blind, lahm, mit einer seltsamen Nase, mit ungewöhnlichem Gliede, oder der an einem Fuß oder Hand gebrechlich ist, oder högericht ist, oder ein Fell auf dem Auge hat, oder scheel ist, oder grindig, oder schäbicht, oder der gebrochen ist. Welcher nun von Aarons, des Priesters, Samen einen Fehler an sich hat, der soll nicht herzu treten zu opfern die Opfer des HErrn; denn er hat einen Fehler, darum soll er zu den Broten seines Gottes nicht nahen, daß er sie opfere. Doch soll er das Brot seines Gottes essen, beides von dem Heiligen und vom Allerheiligsten. aber doch zum Vorhang soll er nicht kommen, noch zum Altar nahen, weil der Fehler an ihm ist, daß er nicht entheilige Mein Heiligthum; denn Ich bin der HErr, der sie heiliget. und Mose redete solches zu Aaron und zu seinen Söhnen, und zu allen Kindern Israel.

Die letzten Capitel sprachen von den Gräueln unter Israel, worauf Gott die ganze Schwere Seines Zornes legte. Solche Gräuel konnte er nicht dulden, weil das Volk, dem Er den Messias verheißen hatte, ein heiliges Volk sein sollte. Diesen Capiteln gegenüber stellt Er heute die Heiligkeit der Priester, die dem Volke ein Vorbild sein sollten. Man kann den Grundsatz aufstellen: Was sich für das Volk nicht schickt, schickt sich auch nicht für den Diener Gottes; aber weit mehr wird von dem gefordert. Alles, was etwa dem Volke erlaubt wäre, ist darum doch dem Priesterstande nicht erlaubt. In ihm ist vorgebildet der Prediger- und Lehrerstand, wie in dem Hohenpriester der HErr Christus, und in dem israelitischen Volk die christliche Gemeinde. So ist Alles was Israel anbetrifft, vorbildlich geredet für die Kirche, und unser heutiger Text ist ein rechter Bußtext für uns Prediger und Lehrer; wir können daraus erkennen, welch verantwortliches Amt wir haben, weil er uns einschärft, was von uns verlangt wird außerhalb unseres Amtes. Da verbietet der Herr zuerst (Vers 1-4), und legt viel Gewicht darauf, daß ein Priester nur ausnahmsweise einen Todten berühre, nämlich seine nächsten Verwandten. Wir haben wohl zu bedenken, daß jede Berührung eines Todten nicht als Sünde galt; man mußte sie ja waschen und ankleiden; unrein machte diese Berührung nur in äußerer und leiblicher Weise. Warum aber machte sie unrein? Der Tod ist ja der Sünden Sold, und wie man nicht mit der Sünde in Berührung kommen sollte, so auch nicht mit dem Tod, Beides steht in engster Verbindung. Darum sollte ein Priester nicht nur innerlich nichts mit Todeswerken zu schaffen haben, auch nicht einmal in äußerliche Berührung damit kommen. Hiemit verlangt auch der HErr von einem Diener Gottes ein Maßhalten in äußerlichen Werken, welche sich oft für gewöhnliche Menschen schicken. Um nur eins anzuführen: Die Jagd ist für einen Menschen, der die Zeit dazu hat, nicht unerlaubt, ja als Handtierung ist sie Gott wohlgefällig. Sie wird nur Sünde, wenn durch sie etwas versäumt wird. Für den Prediger und Lehrer aber paßt sie nicht; sie schickt sich nicht für deren Stand und Amt. Solcher Dinge könnte man hunderterlei anführen. Nicht nur im Ornat und in der Schule sind wir Prediger und Lehrer; auch außer unserm Amt, und das wird gar oft vergessen. Viele Prediger und Lehrer nehmen im Amt eine heilige Miene an, und außer dem Amt sinken sie zu einem gewöhnlichen Menschen herab. Vers 1-4 ist uns gesagt, auf daß wir erfüllt werden von dem ganzen Ernst unseres Amtes; wir sehen daraus, daß wir mit Todeswerken auch äußerlich nichts zu schaffen haben sollen. Vers 5 sagt uns nun, daß wir mit Narrenwerken nichts zu schaffen haben sollen. Das ganze Modenwesen ist Narrenwerk, wenn nicht Schlimmeres, und es ist etwas Erbärmliches, Widerliches, so viel Gewicht zu legen auf den alten morschen Leib, den Luther mit Recht einen Madensack nennt, und den innerlichen Schmuck zu vernachlässigen. Jeder Mensch sollte das Gepräge seines Standes tragen; wie viel mehr Prediger und Lehrer. Die sollten einen bestimmten Kleiderschnitt tragen, und Haar und Bart in derselben zeitgemäßen Weise ohne Wechsel, als einen Ausdruck ihrer innerlichen einfachen geordneten Weise. - In Vers 7-9 spricht der HErr von der häuslichen Ordnung der Prediger und Lehrer, von ihrem Ehestand und ihrer Kinderzucht. Sie sollen (V. 7) keine Gefallene zum Weibe nehmen, auch wenn sie sich von Herzen bekehrt hat. Das mag sonst einem Christen nicht zur Sünde angerechnet werden, aber weil der Ehestand Gottes Ordnung ist, so sollen Prediger und Lehrer ihrerseits ganz besonders darauf halten, daß auch äußerlich Alles ehrbar darinnen zugehe. Wenn sie heirathen, tritt das Weib mit in den geistlichen Stand, und darum wird auch von ihr äußerliche Heiligkeit gefordert. Vers 9 fordert, wenn eines Priesters Tochter zu Fall kommt, die ganze Strenge des Gesetzes. Damit wird uns Predigern und Lehrern eingeschärft, daß wir Kinderzucht und Ehrbarkeit in unserm Hause aufrecht erhalten sollen; sonst wird unser Amt (V. 9) geschändet. Wir machen die Erfahrung, daß unter den vielen ungerathenen Kindern gerade von Prediger- und Lehrerkindern eine große Menge sind. Das ist eine traurige Wahrnehmung, und wir sehen daraus, daß Prediger und Lehrer nicht in die Zucht den Ernst legen, den sie sollten. Man sollte doch denken, daß gerade deren Kinder besser geriethen, als andere. Woher mag es kommen? In einzelnen Fällen mag es ja sein, daß sie mit Gottes Wort überfüttert werden; ich glaube aber, daß in den meisten Fällen die Prediger und Lehrer zu viel erwarten von ihrem Amt, nicht selbst genug Zucht üben und nicht genug für ihre Kinder beten, weil sie des vielen Betens gewohnt werden. Oft wird auch die Kindererziehung versäumt, weil sie ihre ganze Thätigkeit auf Gemeinde und Schule verwenden; oder umgekehrt, weil sie mit der Welt gehen, und weltförmiges Wesen rächt sich an dem geistlichen Stand am meisten. Das Wort: es gibt so viele ungerathene Predigerkinder, ich will es offen aussprechen, liegt mir, seit ich in Hermannsburg bin, auf das Schwerste auf Herz und Gewissen. Mein Doppelamt beschäftigt mich so gänzlich, daß ich mich um meine Familie gar nicht bekümmern kann, und ich habe schon daran gedacht, deswegen das eine Amt niederzulegen, um meinen Pflichten als Familienvater nachkommen zu können. Ich bin noch zu keiner Klarheit darüber gekommen, und weiß mir nicht anders zu helfen, als die Sache in des HErrn Hand zu legen. Ihr müßt mir mit Eurem Gebet helfen, und recht inständigst den HErrn bitten, daß meine Kinder nicht mißrathen. Von einem Bischof wird ja gefordert, daß er gehorsame Kinder habe, und seine Wirksamkeit wird sehr abgeschwächt, wenn er sein Hauswesen nicht versorgen kann. Laßt es uns tief zu Herzen nehmen, mit welch heiligem Ernst der HErr auf Pastoren- und Lehrer-Häuser blickt. Sind die nicht in Dränung, so ist das ein wahres Gemeindeunglück. Dem Hohenpriester gibt der HErr (V. 10-15) drei Vorschriften: Er soll nicht vom Heiligthum weichen; er soll durchaus keinen Todten berühren, auch nicht wie ein anderer Priester, die nächsten Angehörigen, und soll durchaus kein ander Weib nehmen, als eine reine Jungfrau (V. 14). In dem Hohenpriester ist der HErr Christus vorgebildet, und in Ihm sind diese drei Vorschriften in der vollsten Weise erfüllt. Er ist es, der immerdar in Seiner Kirche waltet, uns Predigern und Lehrern ein Vorbild, auch außer unserm Amt immer im Heiligthum, im Gebetskämmerlein unsers Herzens zu sein. Dann hält uns der HErr Christus frei von allen Todeswerken, in heiligem unanstößigem Wandel, in jeder Weise uns ein leuchtendes Vorbild, das wir aber erst im Himmel erreichen können. Drittens hat sich der HErr vermählt mit der Kirche, Sein Weib in der seligsten, reinsten Gemeinschaft, wieder ein Vorbild für den christlichen Ehestand. Endlich fordert Vers 16-23 noch, daß ein Priester kein entstellendes Gebrechen haben darf, wenn er des Amtes pflegen soll, und dies Verbot findet mit Recht seine Anwendung auf die Prediger und Lehrer. Früher hielt man strenger darauf; heut zu Tage nimmt man es nicht mehr so genau damit; aber auch in allem, was den äußern Anstand betrifft, sollte man mehr darauf achten, daß nichts Ungehöriges in dem heiligen Amte zur Schau getragen würde. Alles, was das entstellende Gift der Sünde darstellt, ist ein Widerspruch zu der Heiligkeit des Amtes. So sehen wir denn aus diesem Capitel, daß ein Diener Gottes nicht nur von Herzen bekehrt sein soll, sondern auch in seiner außeramtlichen Thätigkeit, in seinem ganzen Wandel die äußere Heiligkeit darstellen, damit man durchaus den Geistlichen in ihm erkennt. Das wird aber auch von jedem Christen gefordert, in welcher Lage er sein mag, damit er sich beweise als ein Solcher, der in keinerlei Weise sich der Welt gleichstellt. Amen.

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