Harms, Ludwig - Am Bußtag vor Weihnachten, 1863

Harms, Ludwig - Am Bußtag vor Weihnachten, 1863

Die Gnade unseres Herrn Jesu Christi, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen.

Text: Ev. Matth. 5, 1-8.

Da er aber das Volk sähe, ging Er auf einen Berg, und setzte sich, und Seine Jünger traten zu Ihm. Und Er that Seinen Mund auf, lehrete sie, und sprach: Selig sind, die da geistlich arm sind; denn das Himmelreich ist ihr. Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werben. Selig sind die Sanftmüthigen; denn sie werden das Erdreich besitzen. Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden.

Gleichwie unser HErr Jesus, als Er aus diese Erde kam, nothwendig einen Vorläufer haben mußte, der Ihm den Weg bereitete, so daß man sich gar nicht denken kann das Kommen Jesu ohne das Vorhergehen Johannes des Täufers, daß man sich gar nicht denken kann die Glaubensfreude ohne den Bußschmerz; so ist auch kein rechtes Weihnachten möglich ohne den Vorläufer von Weihnachten, den Bußtag. Ohne den Schmerz des Charfreitages ist gar keine rechte Osterfreude zu denken. Von der Predigt des Bußtages zur Weihnachtsfreude, von der Predigt des Charfreitages zur Osterwonne, so muß es sein: Allenthalben muß dem HErrn Jesu der Johannes vorhergehen, sonst ist es sicher nicht Jesus, der da kommt. Das wissen auch Alle, die etwas von Gottes Wort erfahren haben und die Freude in Gott kennen. Wie in der Regel da, wo der Weltsinn das Regiment hat, die Bußtagsgottesdienste am schlechtesten besucht werden, so sind da, wo man weiß, daß es keine Glaubenskraft ohne die Vergebung der Sünden in Christo giebt, die Bußtagsgottesdienste die besuchtesten. Dazu kommt: Rechte Weihnachtsfreude ist nur da möglich, wo wahrhaftig Vergebung der Sünden mitgetheilt ist. Darum: Rechte Weihnachtsfreude ist nicht zu denken ohne vorhergehenden Bußtag. Es ist eben vorgelesen worden, wie sich unser HErr Jesus mit Seinen Jüngern und einer großen Menge Volkes auf einen Berg begiebt und ihnen da eine lange Predigt hält. Diese Predigt wird die Bergpredigt genannt, weil sie auf einem Berge von Jesu gehalten ist. Das ist eine gar köstliche Predigt und ein Theil von den Stücken der heiligen Schrift, die ein jeder Christ von Anfang bis zu Ende auswendig wissen sollte. Sollte Einer unter euch sein, ob er auch 60 oder 70 Jahre alt wäre, der diese Predigt nicht könnte, der müßte seine bitteren Thränen darüber weinen und dann noch heute anfangen, dieselbe zu lernen. Ich kann z. B. kein Jahr den Confirmanden Unterricht hingehen lassen, meine Kinder müssen die Bergpredigt auswendig lernen. Ein Christ kann das Auswendigwissen der Bergpredigt auch nur zum Schaden seiner Seele entbehren; denn oft kommen Zeiten im Leben, wo sie ihm groß nöthig ist. Die Hauptfrage auf Erden ist immer die: Was muß ich thun, daß ich selig werde? Dagegen tritt alles Andere in den Hintergrund. Gerade auf diese Frage hat unser HErr Jesus gleich zu Anfang der Bergpredigt die einfachste und klarste Antwort gegeben, wir finden dieselbe in den sogenannten Seligpreisungen. Da heißt es: Selig sind, die geistlich arm sind, die da Leid tragen, die Sanftmüthigen rc. Ist es nicht schon um dieser Seligpreisungen willen nöthig, daß ein Christ die Bergpredigt auswendig lernt? Thut es, meine Lieben, heute noch, und es wird euch in Ewigkeit nicht gereuen. Wir wollen heute fragen:

Jesus kommt; wen preist Er selig?

1. Die geistlich Armen. Es heißt in unserm Text: Jesus that Seinen Mund auf und sprach: Selig sind, die da geistlich arm sind; denn das Himmelreich ist ihr. Wer sind denn nun die, die geistlich arm sind? Wir müssen das aus dem Worte selbst sehen. Leiblich arm ist derjenige, dem es an irdischem Gut fehlt, der kein irdisches Gut hat; geistlich arm ist derjenige, dem es an geistlichem Gut fehlt. Was sind aber geistliche Güter? Geistliches Gut ist die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt; geistliche Güter hatten Adam und Eva im Paradiese vor dem Sündenfall. Sie waren gerecht vor Gott, ohne Sünde geschaffen und ohne eigene Sünde, voll der herrlichsten Güter und Gaben. Das ist das Erste, was zur Seligkeit noth ist: ich muß erkennen, daß mir die Gerechtigkeit und Heiligkeit, die vor Gott gilt, fehlt. Ehe du das nicht erkennst, kannst du den ersten Schritt auf dem Wege zur Seligkeit nicht thun. Von dem HErrn Jesu sagt der Prophet Sacharja: Er ist ein Gerechter; du bist kein Gerechter, sondern ein Ungerechter; Jesus, als ein Gerechter, ist ohne Sünde, du, als ein Ungerechter, bist voller Sünde. Bin ich nicht gerecht vor Gott, so bin ich vor Gottes Augen ein Sünder; das Erste bringt das Andere mit sich. Im 14, Psalm heißt es: Der HErr schauet vom Himmel auf der Menschen Kinder, daß Er sehe, ob Jemand klug sei, und nach Gott frage. Aber sie sind Alle abgewichen, und allesammt untüchtig geworden; da ist Keiner, der Gutes thue, auch nicht Einer. Als geistlich Armer fehlt mir die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, und von der Scheitel bis zur Fußsohle bin ich voller Sünde. So haben wir auch eben im Gesang gesungen: Ach, ich bin ein Kind der Sünden, ach, ich irre weit und breit. Es ist nichts an mir zu finden, als nur Ungerechtigkeit. All mein Dichten, all mein Trachten, heißt mich meinen Gott verachten. Böslich bin ich ganz und gar und sehr gottlos immerdar. Hast du das erkannt, dann ist dies Wort: Selig sind, die geistlich arm sind; denn das Himmelreich ist ihr, au dir erfüllt. Kannst du das in Wahrheit von dir sagen: All mein Dichten, all mein Trachten heißt mich meinen Gott verachten; gar nichts Gutes ist in mir, dann gehörst du zu den geistlich Armen; denn nur ein geistlich Armer kann also sprechen. Und ich weiß es aus eigener Erfahrung, es ist ungeheuer schwer, das zu bekennen; man kann es gar nicht begreifen, wie man das aussprechen kann. Ja, es kommt Einem vor, als ob man lügen müßte, wenn man dies von sich bekennen wollte. Das Bekenntnis: Gar nichts Gutes ist in mir, will nicht zum Munde heraus, es bleibt immer im Halse stecken. Gegen dies Bekenntniß habe ich mich mit aller Macht gesträubt; aber ich bin hernach mit meiner eigenen Gerechtigkeit gründlich zu Schanden geworden. Da mußte ich es nur zu sehr erkennen, daß gar nichts Gutes an mir sei, daß sich nur Ungerechtigkeit bei mir finde. Ach, ich habe kein Gebot Gottes gehalten von Jugend auf. Gott weiß es, ich habe nie in einem Ehebrecher- oder Hurenbett gelegen, und doch muß ich sagen: Ich habe das sechste Gebot übertreten, Hurenlust und Ehebrecherlust ist in meinem Herzen gewesen. Ich habe Keinen mit der Faust oder mit dem Knüppel todt geschlagen, und doch verklagt mich das fünfte Gebot als einen Mörder, denn ich habe oft, besonders in früherer Zeit, Haß und Bitterkeit im Herzen gehabt. Ja, auch davon bin ich nicht frei, die pöbelhafte Sünde des Stehlens gethan zu haben. Gott weiß es, ich habe keinen Pfennig gestohlen; aber Aepfel, Pflaumen und Birnen aus des Nachbars Garten holen, ist auch stehlen; Wurzeln, Rüben rc. von des Nächsten Acker nehmen, ist auch stehlen; begehren, was der Nächste hat, ist auch stehlen. Wenn ich nun bekennen muß: Ich bin ein Ehebrecher, ein Mörder, ein Dieb, bin ich da nicht ein scheußlicher Mensch? Wenn dann noch dazu kommt die scheußliche Sünde der Sabbathschändung, die aus früherer Zeit mich verklagt; ferner, wenn man bedenkt, wie der Mund besudelt ist mit schändlichem Mißbrauch des Namens Gottes, so muß das Herz wohl seufzen unter seiner Last. Und dazu kommt noch die Hauptsache, daß man Gott nicht über alle Dinge fürchtet, liebt und vertrauet; darum muß man wohl sagen: Böslich bin ich ganz und gar, und sehr gottlos immerdar; meine Sünden gehen über mein Haupt, wie eine schwere Last sind sie mir zu schwer geworden. Hast du das Alles aus Gottes Wort erkannt, dann bist du so weit, wie du kommen sollst; nun weißt du, daß nichts Gutes in dir ist, jetzt kann dir geholfen werden, verzage nur nicht, das Reich Gottes ist dein, auf einem andern Wege ist noch Niemand hineingekommen. Aber das ist nur der erste Schritt, jetzt folgt der zweite.

2. Die Leidtragenden. Der HErr sagt weiter im Text: Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden. Sage mir einmal, o Christ, wenn du das erkannt hast, daß du durch und durch ein Sünder bist und nichts verdient hast, als Zorn und Verdammniß, daß du unter dem Fluche Gottes stehst, muß da nicht das schrecklichste Leid und der tiefste Gram deine Seele erfüllen? Kein Gebot Gottes hast du gehalten, und Gott ist der heilige und gerechte Gott, Sein Zorn brennt hinunter bis in die unterste Hölle. Da erfüllt der Gedanke mein Herz: Wie wird es mir ergehen, wenn ich heute noch sterbe? Muß ich nicht in die Hölle fahren? Muß ich nicht, statt in Abrahams Schooß, in Satans Schooß kommen? O, wenn das die Seele ergreift: Du bist ein Kind des Todes und der Verdammniß, du hast kein Gebot gehalten und hast deßhalb keinen gnädigen Gott, da fängt das Leidtragen an; die Sünde ist einem so leid, sie thut so wehe, und doch kann man sie nicht ungeschehen machen. Könnte ich die Sünde ungeschehen machen, Alles würde ich darum geben; aber ich kann sie nicht ungeschehen machen, wie Bergeslast liegt sie auf mir; was soll ich anfangen? Wo soll ich hin? Dies Leidtragen bringt David zu dem Ausspruch: Meine Gestalt ist verfallen vor Trauern, und ist alt geworden; denn ich allenthalben geängstiget werde. Es ist nichts Gesundes an meinem Leibe vor Deinem Drohen, und ist kein Friede in meinen Gebeinen vor meiner Sünde. Meine Wunden stinken und eitern vor meiner Thorheit. Diese Angst, dieses Leid weicht auch nicht eher, als bis die Sünde weggenommen und vergeben ist. So lange das nicht geschieht, wird die Angst immer größer und schlimmer, man kann des Nachts nicht schlafen, man muß mit David seufzen: Ich bin so müde vom Seufzen; ich schwemme mein Bette die ganze Nacht, und netze mit meinen Thränen mein Lager. Man ruft mit Paulus: Ich elender Mensch, wer will mich erlösen von dem Leibe dieses Todes; man liegt mit Maria Magdalena zu Jesu Füßen und netzt sie mit Thränen; man geht mit Petrus hinaus und weint bitterlich. Und fragt dich Jemand: Warum weinst du? So hast du keine andere Antwort, als die: Meine Sünden gehen über mein Haupt; wie eine schwere Last sind sie mir zu schwer geworden. Dieser tiefe, heiße Schmerz über die Sünde kann Keinem, der selig werden will, erspart werden; es giebt keine Himmelfahrt des Glaubens ohne die Höllenfahrt der Buße. Daher kommt es bei den meisten Christen, daß ihr Glaube so schwach und ihr Christenthum so jämmerlich ist, sie haben nicht recht Leid getragen, die wahre Buße fehlt ihnen; das Christenthum ist bei ihnen etwas Angelerntes, es ist nicht Erfahrungssache. Wer es wirklich erfahren hat: Belials Bäche umgeben mich und Satans Stricke umfangen mich; wer es erfahren hat: Ich schwemme mein Bett die ganze Nacht und netze mit meinen Thränen mein Lager; wer so recht schon dem Satan im Rachen gesteckt hat, der wird nicht wieder abfallen vom HErrn, sondern der wird immer mehr wachsen und zunehmen an dem inwendigen Menschen, der wird immer treuer werden. Wenn du ein Kind zu einem gemalten Feuer bringst und sagst: Stecke deine Hand nicht hinein, und du steckst deine Hand hinein, meinst du, daß das Kind deiner Ermahnung folgen wird? Es wird dich auslachen und sagen: Du hast ja deine Hand auch hineingesteckt. Aber führe dasselbe Kind zu einem wirklichen Feuer und warne es davor, steckt es dann doch seine Hand hinein, so brauchst du nicht zu sagen, daß das Kind es nicht wieder thue, es wird es schon von selbst lassen. Der Unterschied zwischen wirklicher und gemalter Sünde ist derselbe. Sind deine Sünden in deinen Augen nur gemalte Sünden, dann bleibst du ihr Knecht, du wirst nicht frei davon; brennen sie aber wie Feuer in deiner Seele, hast du sie als wirkliche Sünden erkannt, dann hütest du dich vor denselben, wie das Kind vor dem Feuer. Das ist der zweite Schritt, nun folgt der dritte.

3. Die Sanftmüthigen. Der HErr sagt: Selig sind die Sanftmüthigen; denn sie werden das Erdreich besitzen. Ihr denkt wohl, wie kommt das auf einmal hierher. Ich will es euch sagen: Wenn ich erkannt habe, daß ich durch und durch ein Sünder bin, wenn ich es einsehe, daß ich Gott mit meinen Sünden beleidigt habe, wie kann ich dann meinem Nächsten böse sein und ihm zürnen, wenn er mich beleidigt? Denn Alles, wodurch mich der Nächste beleidigt, ist Lumpenkram im Verhältniß zu dem, womit ich Gott beleidigt habe. Nun prüfe dich einmal, wie es bei dir in diesem Stücke steht. Du kannst es noch nicht ertragen, wenn dich Einer beleidigt, das kribbelt dir von der großen Zehe bis zum kleinsten Haar; - und du solltest wirklich Buße gethan haben im Sack und in der Asche? Wahrlich, wer wirklich seine Sünde erkannt und sein Elend gefühlt hat, der kann nicht zornig sein über die Beleidigung des Nächsten. Wenn du aber beleidigt wirst und deine Kribblichkeit zeigt sich gleich, so muß ich daraus schließen, daß du noch kein rechter Leidträger bist. Deine Sanftmuth bei Beleidigungen ist ein Zeichen und Zeugniß von deiner Buße; dagegen, wer gleich bei dem Geringsten, was ihm widerfährt, aufbraust wie ein Löwe und Bär, der weiß noch gar nicht, was Leidtragen ist. O prüfe dich, kannst du jede Beleidigung tragen, ob sie auch noch so schwer ist! Kannst du sagen: Mein Gott und HErr, Du weißt es, daß mein Herz bei den schwersten Beleidigungen, die mir Menschen anthun, nicht einmal bewegt wird? Nicht einmal bewegt? - Hast du deine Sünden gegen Gott wirklich erkannt, so weißt du auch, daß die Beleidigung des Nächsten gegen dich im Verhältniß dazu nur Lumperei ist. Ich habe kürzlich einen Brief erhalten mit folgender Adresse: „An den Generalspitzbuben Pastor Harms in Hermannsburg“; auf der andern Seite des Briefes stand der Poststempel „Nienburg“. Dazu war der Brief gebrochen, wahrscheinlich von den jungen Leuten auf den verschiedenen Postcomptoirs, die sich ein Vergnügen daraus gemacht haben, den Brief zu lesen. Da hätte ich auch zürnen können über den Mann, der den Brief geschrieben, über das Postamt, das ihn befördert und über die jungen Leute, die ihn gebrochen und gelesen haben; aber ich prüfte mich vor Gott, ob mein Herz dabei ruhig geblieben war, und siehe, ich konnte Gott danken, daß es nicht einmal davon bewegt war. Den Brief aber mit der scheußlichen Adresse habe ich nicht gelesen; ich habe nur das Wort „retour“ darauf geschrieben und ihn dann der hiesigen Post zurückgegeben. Für den Schreiber des Briefes und für die Leute auf der Post habe ich treu gebetet, daß Gott sie bekehren möge. Das Alles ist nicht mein Werk, denn ich bin von Natur sehr zornigen Gemüths, und wollte es in früheren Jahren Keinem gerathen haben, mich zu beleidigen, er hätte es sonst übel vermerkt. Das Alles ist Gottes Gnade, und ich kann sagen: Gottes Gnade an mir ist nicht vergeblich gewesen. Nun folgt der vierte Schritt.

4. Die nach Gerechtigkeit Hungernden und Dürstenden. Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit, denn sie sollen satt werden, so fährt der HErr fort. Was sind das für Leute? Das ist leicht einzusehen, Hunger und Durst im Leiblichen ist das heftigste Verlangen nach Speise und Trank; Hunger und Durst nach Gerechtigkeit ist das heftigste Verlangen nach Vergebung der Sünden. Die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, die fehlt mir und die muß ich haben; eher kann ich keine Ruhe finden, als bis ich Vergebung der Sünden erlangt habe; ich muß so lange arbeiten, wirken, ringen und kämpfen, bis ich dieselbe mein Eigenthum nennen kann. Aber wie, ich meinte, es läge nicht an Jemandes Wollen oder Laufen, sondern an Gottes Erbarmen? Ja, so ist es auch; aber merke dir, Gott allein kann dir die Sünden vergeben, und soll das geschehen, so mußt du zu Ihm gehen, das ist dein ganzes Laufen und Rennen. Denn siehe, es ist ein gewisser Ort, dahin mußt du gehen, es giebt einen gewissen Weg, den mußt du einschlagen, um Vergebung der Sünden zu erlangen. Willst du den Ort wissen? Es ist nicht die Hölle und nicht der Himmel, es ist nicht die Luft und nicht das Meer, sondern die christliche Kirche ist es; in derselben wird dir durch Predigt, Taufe, Absolution und Abendmahl die Sünde vergeben. Der Weg, der zur Vergebung der Sünden führt, das ist der Heilsweg: Buße und Glaube. Kommst du in Buße und Glauben zur Predigt, Taufe, Absolution und Abendmahl, dann sollst du satt werden. Daß du Vergebung der Sünden haben sollst, dazu hat dir Gott die Taufe gegeben, denn es heißt Ap. Gesch. 22: Stehe auf und laß dich taufen und abwaschen deine Sünden. Zu dem Zweck ist dir auch das heilige Abendmahl gegeben, denn der HErr spricht zu dir: Nehmet, esset, das ist Mein Leib, für euch dahin gegeben in den Tod zur Vergebung der Sünden; nehmet hin und trinket, das ist Mein Blut, das für euch vergossen ist zur Vergebung der Sünden. In der Predigt hörst du das Wort: An Christo Jesu haben wir die Erlösung durch Sein Blut, nämlich die Vergebung der Sünden; oder: Das Blut Jesu Christi, des Sohnes Gottes, macht uns rein von aller Sünde. Wenn du zur Beichte kommst, so spricht Jesus zu dir: Mein Sohn, Meine Tochter, deine Sünden sind dir vergeben. Nun ist dein Hunger und Durst gestillt, du hast Vergebung der Sünden, dieselbe fühlst du bei der Absolution, indem dir die Hand aufgelegt wird, du issest sie mit deinem Munde im heiligen Abendmahl, du hörst sie mit deinen Ohren in der Predigt. Jetzt ist dein ganzes Herz fröhlich, du bist satt geworden durch die Vergebung der Sünden und tauschest mit keinem König oder Kaiser, der Jesum nicht kennt. Nun ist der heilige Gott dein lieber Vater, der HErr Jesus ist dein Bruder, der heilige Geist ist dein Tröster; dein Herz kann dich nicht verdammen, der Teufel kann dich nicht verklagen, Tod und Hölle können dich nicht schrecken, nichts kann dich von Jesu scheiden. Dein Herze geht in Sprüngen und kann nicht traurig sein. Du hast Frieden mit Gott, Freudigkeit zum Gebet, einen offenen Born wider alle Unreinigkeit und die Hoffnung des ewigen Lebens. Du bist satt geworden in Jesu und verlangst nicht mehr nach den Sauträbern, die der Satan seinen Kindern bietet; du bist reich geworden in Gott und trachtest nicht mehr nach irdischen Schätzen; du kannst sagen: Alles und in Allem Christus. - Sehet, meine Lieben, das ist der einfache Heilsweg; geht ihr den, so müßt ihr selig werden. Dieser unser lieber Heiland Jesus Christus kommt nun auch wieder Weihnachten zu uns, o thut Ihm eure Herzen weit auf, daß Er hineinziehen und auch euch selig preisen könne. Amen.

Quelle: Festbüchlein

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