Harms, Ludwig - Am Sonntag nach Weihnachten.

Harms, Ludwig - Am Sonntag nach Weihnachten.

Gnade sei mit uns und Friede von Gott dem Vater und unserem HErrn Jesu Christo. Amen.

Text: Ev. Matth. 23,34-39

Darum siehe, Ich sende zu euch Propheten, und Weise, und Schriftgelehrte, und derselben werdet ihr etliche töten und kreuzigen, und etliche werdet ihr geißeln in euren Schulen, und werdet sie verfolgen von einer Stadt zu der andern; auf dass über euch komme all das gerechte Blut, das vergossen ist auf Erden, von dem Blut des gerechten Abels bis aufs Blut Zacharias, Barachias Sohn, welchen ihr getötet habt zwischen dem Tempel und Altar. Wahrlich, Ich sage euch, dass solches alles wird über dies Geschlecht kommen. Jerusalem, Jerusalem, die du tötest die Propheten, und steinigst, die zu dir gesandt sind! Wie oft habe Ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne versammelt ihre Küchlein unter ihre Flügel; und ihr habt nicht gewollt. Siehe, euer Haus soll euch wüst gelassen werten. Denn Ich sage euch, ihr werdet Mich von jetzt an nicht sehen, bis ihr sprecht: Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des HErrn!

Der heutige Sonntag, meine Lieben, hat eine ganz besondere Stellung. Er folgt gleich auf Weihnachten und ist zugleich der letzte Sonntag im bürgerlichen Jahr. Unsere Seele ist noch erfüllt von der seligen Weihnachtsfreude, mit welcher wir standen an der Krippe in Bethlehem, in der das Heil der Welt lag, der Sohn Gottes, der in das Fleisch gekommen war. Und mit dieser Freude im Herzen werden wir nun heute, am Tage der Märtyrer, hingeführt zu den Verfolgungen der Jünger dieses Jesu, zu dem blutigen Tod der Märtyrer. Erkenne darin wieder die Weisheit der Kirche, in welcher der Heilige Geist waltet. Der letzte Sonntag im Jahre erinnert ja notwendig ein jedes Herz, das nicht ganz im Leichtsinn der Welt ersoffen ist, an Tod und Ewigkeit. So gewiss, als heute der letzte Sonntag im Jahr ist, so gewiss wird ja auch bald unser letzter Tag anbrechen. Wir müssen also heute an unseren Tod und die darauf folgende Ewigkeit gedenken. Nun kommt es aber nicht darauf an, zu sterben, sondern selig zu sterben, damit wir in die selige Ewigkeit eingehen. Deshalb lässt die Kirche nun auf diesen letzten Sonntag im Jahr das helle Licht des seligen Weihnachtsfestes fallen und zeigt uns an den teuren Märtyrern, wie selig die sterben und mit Freuden alles Irdische für Dreck halten können, welche an diesen Jesum, Gottes und Marien Sohn glauben, der unser Heiland geworden ist. So ist denn gerade die Predigt am Märtyrertage die, welche uns in unserem Texte dargeboten wird, dass unser Glaube an Jesum Christum der Sieg ist, der Welt und Tod überwunden hat. Darum haben wir in unserer Epistel den seligen Tod des teuren Blutzeugen Stephanus gelesen, und darum redet auch unser heutiges Evangelium von den lieben Märtyrern, die durch die Hand der Juden getötet worden sind um ihres Glaubens willen, und die auch durch den Glauben den Sieg behalten haben. Damm geziemt es auch uns, an dem heutigen Sonntage ganz besonders der heiligen Märtyrer zu gedenken, die um ihres HErrn und Heilandes willen treu gewesen sind bis in den Tod. Wir sind es dem HErrn und Seiner Kirche schuldig; denn durch nichts wird der HErr Jesus mehr gepriesen und Seine Kirche mehr verherrlicht, als durch den unerschütterlichen Glauben und die standhaste Treue der Märtyrer, die ihr Leben nicht geliebt haben bis in den Tod. Aber wir können uns auch am letzten Sonntag des Jahrs keinen besseren Spiegel vorhalten, um zu erkennen, wie es mit unserem Glauben aussieht. Denn das sage ich euch wahrlich, wer unter uns nicht bereit ist, Gut und Blut, Leib und Leben mit Freuden für seinen HErrn Jesum Christum hinzugeben, der ist auch jetzt noch nicht zum seligen Sterben geschickt und vermag das Reich Gottes nicht zu ererben. Wer von ganzem Herzen an Jesum Christum glaubt, der kann jetzt selig sterben und der fürchtet sich auch nicht vor dem Märtyrertod. Wer aber diesen Glauben nicht hat, der kann jetzt nicht selig sterben und wird noch weniger im Stande sein, ein Märtyrer zu werden. Darum bitte ich euch, fragt euch, wenn ihr heute sterben solltet, wisst ihr auch gewiss, dass ihr selig sterbt? Wenn ihr heute die Wahl hättet, Marter und Tod zu erdulden, oder Jesum zu verleugnen, würdet ihr hundertmal lieber den Tod wählen als die Verleugnung? Lasst uns darum heute unter Gottes Segen nach Anleitung unseres Textes andächtig mit einander betrachten

das Exempel der lieben Märtyrer.

Zuvor aber lasst uns beten: Lieber HErr Jesu Christe, wir danken Dir von Herzen, dass Du uns heute den Tag der heiligen Märtyrer feiern lässt, und wir bitten Dich demütig, salbe uns mit Deinem heiligen Geist, dass unsere Sünde dadurch gestraft, unser Glaube dadurch gestärkt, unsere Liebe zu Dir dadurch brennender werde. Lass uns aber auch recht in unser Herz hineinschauen und uns ernstlich fragen, ob wir von Herzen Lust haben, abzuscheiden und zu Dir, unserem lieben HErrn Jesu Christo zu gehen. Barmherziger Heiland, lass uns leuchten Dein Angesicht, so genesen wir. Wir sind so lau, so faul, wir hängen so sehr an dem Irdischen und Sichtbaren, unser Glaube ist so matt, unser Kampf so schwach, dass wir uns schämen müssen vor Dir, unserem Gott. O lass es anders werden mit uns, lass uns anschauen die Wolke teurer Zeugen, die ihr Leben nicht geliebt haben bis in den Tod, haben die Dornenkrone getragen auf Erden mit Freuden, und sind nun mit der Ehrenkrone gekrönt worden, weil sie treu gewesen sind bis in den Tod. O HErr, bereite uns, Dich zu preisen im Leben beides mit unserem Glauben und heiligen Wandel, und Dich zu preisen im Sterben mit einem seligen Abschiede von dieser Welt, damit wir einst vor Deinem Angesichte nicht zu Schanden werden. Amen.

I.

Wir wollen betrachten das Exempel der Märtyrer uns zum Spiegel. Unser HErr Jesus sprach zu den Pharisäern und Schriftgelehrten und Obersten der Juden: siehe, Ich sende zu euch Propheten und Weise und Schriftgelehrte, und derselben werdet ihr etliche töten und kreuzigen, und etliche werdet ihr geißeln in euren Schulen und werdet sie verfolgen von einer Stadt zur andern. Was sind das für Propheten, Weise, Schriftgelehrte, die der HErr Jesus sendet? Es sind die treuen Prediger des Evangeliums. Sie werden Propheten genannt, weil sie Gottes Wort predigen und nicht Menschen Wort. Zuweilen nennt man auch Propheten diejenigen, welche zukünftige Dinge, die Gott ihnen offenbart, vorhersagen; die gewöhnliche Bedeutung des Worts Prophet ist aber die vorher genannte, dass sie Gottes Wort predigen, die Sünden strafen, die Gnade und das ewige Leben verkündigen denen, die sich zu Gott bekehren, den Tod aber und die ewige Verdammnis denen, die sich in ihren Sünden gegen Gottes Wort verstocken, und das alles aus Gottes Wort. Sie werden Weise genannt, weil sie aus Gottes Mund durch Seinen heiligen Geist die wahre, göttliche Weisheit gelernt haben. Die göttliche Weisheit besteht aber darin, dass ich weiß, wie ein Sünder selig werden kann, und diesen Weg kann ebenfalls nur Gott in Seinem Wort offenbaren. Des Menschen Vernunft ist viel zu dumm dazu. Wir können mit unserer Vernunft nicht in den Himmel steigen, und darum können wir auch aus unserer Vernunft nicht wissen, wie wir in den Himmel kommen. Der Himmel gehört Gott, darum kann auch nur Gott zeigen, wen Er in Seinen Himmel haben will und unter welchen Bedingungen jemand hinein kommen soll. Die das nun aus Gottes Wort wissen, die heißen Weise. Und das sind wieder die rechten treuen Prediger des Evangeliums, die den Weg der Seligkeit, den sie aus Gottes Wort gelernt haben, den Menschen verkündigen. Sie heißen endlich Schriftgelehrte, weil sie eben aus der Heiligen Schrift den Ruth Gottes von unserer Seligkeit kennen und nach der Schrift diesen Rat Gottes uns verkündigen, denn nur in der Heiligen Schrift, welche ist das wahrhaftige Wort Gottes, offenbart uns der HErr das Eine was not ist.

Nun sollte man denken, wenn der HErr Christus solche treue Prediger des Evangeliums zu den Menschen sendet, die ihnen verkündigen, wie sie selig werden, der Hölle entfliehen und in den Himmel kommen sollen, so würden die Menschen sie mit offenen Armen freudig aufnehmen, Gott danken für solche Gnade und Barmherzigkeit und den treuen Predigern folgen; denn es will doch am Ende ein jeder lieber im Himmel als in der Hölle sein. Aber der HErr sagt gerade umgekehrt: dieselbigen werdet ihr töten, kreuzigen, geißeln, verfolgen. Das ist doch ein wunderlicher Lohn für solche treue Prediger, die den Menschen den Weg zum Himmel zeigen! Und es ist doch so. Lest nur einmal in der Apostelgeschichte: Stephanus wird gesteinigt, Jakobus wird enthauptet, Petrus wird ins Gefängnis geworfen, sämtliche Apostel werden gestäupt, d. h. öffentlich ausgepeitscht, und ihr wisst ja, dass unser HErr Jesus Christus, der Sohn Gottes selber, den schmählichen Kreuzestod erlitten hat. Und lest weiter in der Apostelgeschichte, wie erst Paulus, als er noch ein ungläubiger Saulus war, schnaubte mit Morden und Wüten gegen die Christen, sie ins Gefängnis warf, half ihnen das Urteil sprechen und verfolgte sie bis in die fremden Städte, und wie er dann, als er selbst durch Gottes Gnade gläubig geworden war, und anfing das Evangelium zu predigen, allenthalben von den wütenden Juden und Heiden auf das grimmigste verfolgt wurde, geschlagen, gesteinigt, gescholten und zuletzt auch in Rom enthauptet um der Predigt des Evangeliums willen. Und so ist es allen Aposteln gegangen, sie sind alle Märtyrer geworden und haben mit ihrem Blut es bezahlen müssen, dass sie das Wort Gottes gepredigt haben. Bloß der Apostel Johannes ist eines natürlichen Todes gestorben; aber Verfolgung hat er auch leiden müssen, denket nur an seine Verbannung auf der wüsten Insel Patmos. Und so ist es von Anfang an gewesen, schon im Alten Testament. Der HErr Jesus führt hier selbst zwei Märtyrer aus dem Alten Testament an, den Abel und Zacharias. Abel als ein frommer Mann hat seinem gottlosen Bruder Kam auch Gottes Wort gepredigt, darum hat Kain ihn tot geschlagen. Und Zacharias, den wir nicht weiter kennen, muss auch ein solcher Prediger gewesen sein, der zwischen dem Tempel und Brandopferaltar, also im sogenannten Vorhof das Wort Gottes predigte und dafür von den Juden sogar an heiliger Stätte tot geschlagen wurde. Ich sagte erst, wir kennen diesen Zacharias nicht weiter. Zwar meinen einige, es sei der Zacharias, welchen der König Jona hat töten lassen (2 Chron. 24) um seiner Predigt willen. Aber der war ein Sohn Jojada und nicht ein Sohn Barachias. Andere meinen, es sei der Priester Zacharias gewesen, der Vater Johannes des Täufers, aber davon steht in der Bibel nichts. Andere meinen, es sei noch ein anderer Zacharias gewesen, den die Juden bei der Belagerung von Jerusalem durch die Römer getötet haben. Aber Jesus sagt: ihr habt ihn getötet, und die Belagerung Jerusalems ist erst ungefähr vierzig Jahr nach Jesu Himmelfahrt gewesen. Wir wissen also bloß hier aus Jesu Rede, dass Zacharias ein Märtyrer gewesen ist, den die Juden um seiner Predigt willen getötet haben. Und das ist auch genug. Abel nun ist im Alten Testament der erste und Zacharias der letzte Märtyrer gewesen, dazwischen aber ist eine lange, lange Reihe anderer Märtyrer, fast alle Propheten, wie der HErr Jesus selber einmal sagt: eure Väter haben die Propheten getötet und ihr baut ihre Gräber, und im Brief an die Hebräer heißt es: etliche haben Spott und Geißeln erlitten, dazu Bande und Gefängnis. Sie sind gesteinigt, zerhackt, zerstochen, durchs Schwert getötet usw. All dies Märtyrerblut kommt auf euch, sagt der HErr zu den Juden, was im Alten Testament vergossen ist, und dazu noch das Märtyrerblut der Prediger, die Ich zu euch senden werde.

Lasst uns nun einmal eine Weile still stehen und fragen: woher kommt denn dies wunderliche Ding, dass die treuen Prediger des Evangeliums, die doch den Menschen nichts Leides, sondern nur Gutes tun, indem sie ihnen das seligmachende Evangelium und Gottes Wort verkündigen, für solche höchste Wohltat, dass sie die Menschen in den Himmel bringen wollen, so schändlich belohnt werden? Die Ursache ist eine zwiefache, eine natürliche und eine übernatürliche. Die natürliche Ursache ist der Hochmut der sündigen Menschen. Ein Prediger Gottes muss natürlich den Sündern ihre Sünden anzeigen und sie darüber strafen, ihnen auch geradezu sagen, dass sie ewig verdammt werden nach Gottes Wort, wenn sie in ihren Sünden sterben, dass sie also nur selig werden können, wenn sie sich von ihren Sünden in wahrer Buße bekehren und sich im rechten Glauben zu dem HErrn Jesu Christo wenden, der gekommen ist, die Sünder selig zu machen. Und dass ists gerade, was der Hochmut der Sünder nicht vertragen kann. Was? heißt es denn, ich sollte ein solcher Sünder sein, der die ewige Verdammnis verdient hat? ich sollte mich noch bekehren müssen? geh hin und predige das den Leuten, die im Zuchthaus sitzen und bleib mir damit vom Leib. Da hebt sich dann der Grimm und Zorn an und gerade solche tugendhafte, selbstgerechte Leute sind durch ihren Hochmut die grimmigsten Feinde und Verfolger der treuen Glaubensprediger. Eben so wenig wollen sich das die Reichen, Vornehmen und Gelehrten gefallen lassen, die frei sündigen wollen, aber viel zu hochmütig sind, ihre Sünden strafen zu lassen. Daher finden wir auch immer gerade diese Vornehmen, Gelehrten, Priester usw. unter den Hauptverfolgern der frommen Prediger, ihr braucht ja nur an Herodes. Pilatus, Kaiphas, Joas zu denken, so habt ihr den Beweis davon. Und weil der Hochmut die Grundsünde aller Menschen ist, so sind deshalb auch alle Menschen natürliche Verfolger aller treuen Prediger, die die Sünde strafen, die ewige Verdammnis predigen und die Notwendigkeit der Bekehrung den Menschen ans Herz legen mit Beweisung des Geistes und der Kraft. Ein jeder natürlicher Mensch empört sich dagegen. Die andere Ursache ist eine übernatürliche.

Der Teufel hat nämlich seit dem Sündenfall sein Reich auf Erden, und alle Sünder sind von Natur in des Teufels Reich, weshalb in der Bibel der Teufel der Fürst dieser Welt genannt wird, der in der Finsternis und Sünde dieser Welt herrscht und in den Kindern des Unglaubens sein Werk hat. Wenn nun den Leuten gepredigt wird, dass sie sich bekehren sollen von der Finsternis zum Licht und von der Gewalt Satans zu Gott, und wenn nun gar die Leute Ernst machen und sich wirklich bekehren und in der heiligen Taufe dem Teufel und allem seinem Wesen und allen seinen Werken entsagen, dann wütet der Teufel, dass die Gläubigen von ihm und seinem Reich weggehen und zu Gott zurückkehren, und da wendet er alle seine List und alle seine Macht an, das Werk und Reich Gottes zu stören und hetzt und treibt seine Diener, die Kinder des Unglaubens, die so schon durch ihren Hochmut erbittert waren, zu der unsinnigsten Wut, dass sie mit Spott, Schimpfen, Hohn, und wenn das nicht hilft, mit List und Schlingen und Fallstricken, und wenn das auch noch nicht hilft, mit Verfolgung, Gefängnis, Marter die treuen Prediger überschütten. Und da ein treuer Prediger sich durch das alles nicht schrecken und stumm machen lässt, so heißt es denn zuletzt: macht ihn kalt und verstopft ihm den Mund durch den Tod, dann kann er nicht mehr predigen. Seht, daher kommt es, dass alle lebendige, treue, gläubige Prediger und mit ihnen auch die lebendigen, treuen und gläubigen Christen gehasst, verfolgt werden und auf die eine oder andere Weise Märtyrer werden müssen, wenn sie auch gerade nicht alle ihre Predigt mit dem Leben bezahlen müssen. Ich weiß ja. wie es mir selbst gegangen ist und habe doch den Leuten nichts Leides, sondern nur Gutes getan.

Und nun, meine Lieben, haltet euch dies alles einmal zu einem Spiegel vor. Ihr Gläubigen, fragt euch einmal, als ihr noch im Unglauben stecktet, wart ihr da nicht alle auch bitterbös auf die Predigt des Evangeliums und hättet am liebsten dem Prediger den Hals umgedreht, besonders wenn ihr so recht in der innersten Seele euch getroffen fühltet durch die Predigt? Habt ihr da nicht manchmal unter einander, und besonders im Krug getobt über den, der euch aus treuer Liebe die Wahrheit verkündigte? Und jetzt, da ihr gläubig geworden seid, müsst ihr nun nicht dasselbe leiden, was ihr früher getan habt? müsst ihr nun nicht Narren, Verrückte, Mucker, Tollhäusler heißen, und wie die edlen Namen sonst sind, womit man euch belegt? Ists nicht jedesmal, als wenn ihr ins Feuer griffet, wenn ihr den Menschen ihre Sünden noch so liebevoll, oder noch so ernst vorhaltet und sie bittet, dass sie sich bekehren mögen, weil sonst kein Entrinnen ist vor dem zukünftigen Zorn! Kriegt ihr da nicht eine grobe Antwort nach der andern, als, ihr möchtet nur vor eurer eigenen Tür fegen und euch um andere nicht bekümmern, oder allerlei spitze Antworten, zuletzt Schelten und endlich wohl gar Schläge und Verfolgung? Und ihr Ungläubigen, fragt euch einmal ernstlich hier vor Gott, seid ihr nicht noch immer voll Zorns, Gift und Galle, wenn euer Pastor eure Sünden straft, euch Himmel und Hölle vorstellt und euch bittet so dringend und innig, dass ihr euch bekehren und der Verdammnis entfliehen möget? Und ihr Vernunftstolzen und Selbstgerechten, ists euch nicht immer ein Stich durchs Herz, wenn alle eure Werke nichts gelten sollen und ihr werdet ermahnt, als die armen Sünder zu des HErrn Jesu Kreuze zu kriechen und Vergebung der Sünden zu suchen bei dem, der Sein teures Gottesblut am Kreuz für alle armen Sünder vergossen hat? Und ihr Weltkinder, wollt ihr nicht noch immer aus der Haut fahren, wenn euer Tanzen, Kartenspielen, Saufen und Huren gestraft wird, und ihr wollt es doch nicht als Sünde gelten lassen? Ja man braucht nur von euren Weltgelagen sich auszuschließen und zu sagen: ich bleibe davon, denn für mich ist das Sünde, dann hat man es schon mit euch verdorben, denn ihr wollt das Recht allein haben auf Erden. Und da ihr nun gehört habt, dass die gläubigen Kinder Gottes verfolgt werden und geschmäht und gehöhnt, und dass die Kinder des Teufels es sind, die das Schmähen, Höhnen und Verfolgen tun, so spiegelt euch daran, und fragt euch mit Ernst, auf welcher Seite steht ihr, auf der Seite der Verfolger oder der Verfolgten, auf der Seite der Schmäher oder der Geschmähten, auf der Seite Gottes oder des Teufels? Und ihr, die ihr gläubig sein wollt, aber seid so zahm in euerm Christenglauben und so bange, dass ihr euch mit euerm Christentum in den Winkel verkriecht oder hinter die Hecke, um ja nicht gesehen zu werden, und die ihr alle Welt in die Hölle laufen sehen könnt, und tut nicht einmal den Mund auf zur treuen Warnung, schämt ihr euch nicht? Freilich Märtyrer werdet ihr nicht, das erreicht ihr allerdings, aber werdet ihr am jüngsten Tage vor Gottes Anklage und eurer Brüder Anklage euch verantworten können, die ihr habt zur Verdammnis fortlaufen lassen? Habt ihr Christum bekannt? Nein, darum wird Er euch auch nicht bekennen als die Seinen am jüngsten Tag. Denn im Wort und Wandel zu zeugen von Christo, als dem einigen Grund des Heils, das ist Christenpflicht und Christenfreude, und darüber geschmäht, ja verfolgt und getötet werden, das ist Gnade vor Gott. Unser HErr Jesus Christus bezeugt ausdrücklich: hüpft und springt, wenn euch die Menschen verfolgen um Meines Namens willen, und schmähen und lästern euch und reden allerlei Übles von euch, so sie daran lügen. Seid fröhlich und getrost, es soll euch im Himmel wohl belohnt werden. Wer hier mit Christo kämpft, der soll dort mit Christo gekrönt werden, und wer hier mit Christo leidet, der soll dort mit Christo herrschen im Reich der Freuden.

II.

Lasst uns das Exempel der lieben Märtyrer betrachten zur Stärkung unseres Glaubens. Solche Stärkung des Glaubens geben uns die Worte: Jerusalem, Jerusalem, die du tötest die Propheten, und steinigst, die zu dir gesandt sind! Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne versammelt ihre Küchlein unter ihre Flügel; und ihr habt nicht gewollt. Siehe, euer Haus soll euch wüste gelassen werden. Denn Ich sage euch: ihr werdet Mich von nun an nicht sehen, bis ihr sprecht: gelobt sei der da kommt in dem Namen des HErrn! Denn erstlich sehen wir daraus die ganz unaussprechliche Liebe und Geduld des HErrn Jesu, die selbst bei dem schrecklichsten Widerstreben der Menschen, ja bei förmlicher Auflehnung gegen Seine Güte und bei den größten Verbrechen nicht müde wird, sich der Menschen zu erbarmen und ihnen nachzugehen, bis alle Mittel erschöpft sind, die der Allwissende weiß, und der weiß doch Mittel genug. Denket einmal, von Abrahams Zeiten an bis auf Christum hat Gott der HErr um das jüdische Volk geworben, wie ein Bräutigam um seine Braut, und das sind doch 2000 Jahre. Er hat ihnen Propheten über Propheten gesandt, sie zu bitten und zu flehen, sie zu warnen, zu strafen, zu bedrohen. Es hat nichts geholfen, sie haben die Propheten sogar getötet. Das ist Ihm noch nicht genug gewesen. Er ist zuletzt selbst gekommen vom Himmel und hat drei Jahre lang gepredigt, Wunder und Zeichen getan, dass Seine Fußstapfen von Segen trieften unter ihnen, und hat, wie eine Gluckhenne, die Flügel Seiner Gnade ausgebreitet, um sie darunter zu versammeln. Das hat auch nichts geholfen, sie haben Ihn gekreuzigt. Da ist noch Seine Liebe nicht zu Ende, sondern noch vierzig Jahre lang sendet Er Seine Apostel zu ihnen und lässt sie bitten, sie möchten sich nun doch bekehren und Gott die Ehre geben und die Seligkeit, die Er ihnen anböte. Das hat auch nichts geholfen, sie haben auch die Apostel gestäupt, ins Gefängnis gelegt, gesteinigt. Da erst, nachdem alle unendliche Liebe des HErrn Jesu mit Füßen getreten ist, nachdem alle Mittel, die die göttliche Allwissenheit nur erfinden kann, erschöpft sind, da erst geht die Drohung an ihnen in Erfüllung: euer Haus soll euch wüste gelassen werden. Das jüdische Volk ist ein Aas geworden, da kommen, vom Herrn gesendet, die römischen Adler, das Aas zu verzehren. Aber nun zeigt sich der HErr auch eben so gewaltig im Strafen, als Er gewaltig im Lieben gewesen war. Das jüdische Land wird eine von Gott verfluchte Einöde, Jerusalem ein Stein- und Aschenhaufen. Millionen von Juden kommen um durchs Schwert, durch Seuchen, durch Hunger, durch Feuer und die wenigen, die übrig geblieben sind, werden verkauft, wie Luther sagt, dreißig um einen Gulden, und müssen das Land ihrer Väter verlassen und Fremdlinge im fremden Land sein, noch heute mit dem Kainszeichen des Fluches Gottes auf ihrer Stirn. Und doch kann selbst bei solchen entsetzlichen Strafgerichten, bei solchem erschrecklichen Fluch, den sie ja selbst über sich hergerufen haben, als sie schrien: Sein Blut komme über uns und über unsere Kinder! Es kann der Herr doch sich noch nicht entschließen, sie ganz zu verstoßen, sondern er lässt noch durch die Gerichte einen Strahl der Hoffnung durchscheinen, indem Er spricht: ihr werdet Mich von nun an nicht sehen, bis ihr sprecht: gelobt sei der da kommt in dem Namen des Herrn. Daraus sehen wir, dass Er noch immer die Gnadentür offen lässt den Juden, die Ihm die Ehre geben, sich im Glauben zu Ihm kehren und Ihn als den hochgelobten Sohn Gottes annehmen; während Seine Gerichte über die bleiben, welche sich im Unglauben gegen Jesum, den Sohn Gottes, verstecken. Und in der Tat sind durch diese Gnadentür, die dieses Wort des HErrn Jesu aufgelassen hat, noch immer von Zeit zu Zeit einige Juden eingegangen in das Reich Gottes. Ich erstaune über diese unendliche Liebe und Gnade, ich habe schon oft bei Betrachtung derselben ausgerufen und tue es hier öffentlich: wie schwer lässt sich doch der HErr eine Seele entreißen! Und welche Stärkung das für eines jeden Christen Glauben, insonderheit aber für den Glauben eines Predigers ist, das ist gar nicht auszusprechen. Das gibt Mut und immer neue Freudigkeit, unermüdet an der Seligkeit der Menschen zu arbeiten, auch dann, wenn es nichts zu helfen scheint. So lange noch ein Lebensodem in dem Menschen ist, kann nun ein rechter Prediger nicht müde werden, ob noch vielleicht der Mensch sprechen lerne: gelobt sei, der da kommt in dem Namen des HErrn! O, und wie hat man, gerade als ein Prediger, solche Stärkung des Glaubens nötig bei der schweren Arbeit an den Seelen der Menschen. Ist doch ein Kieserling1) nicht so hart, als das Herz des Menschen. Darum will ich auch an euch fortfahren zu arbeiten, die ihr zu der Herde gehört, die Gott mir anvertraut hat, ich will euch nachgehen hier von dieser Kanzel in eure Häuser und an eure Kranken- und Sterbebetten, so lange noch ein Lebensodem in euch ist, ob ihr euch auch zuweilen ungebärdig stellt, wie die Juden und härter seid als die Kieselsteine, und ich will euch fragen: warum wollt ihr nicht zu Jesu kommen? Warum wollt ihr sterben? Warum wollt ihr nicht selig werden? Soll es auch von euch heißen: Ein Ochse kennt seinen Herrn und ein Esel die Krippe seines Herrn, aber Israel kennt Mich nicht, und Mein Volk vernimmt's nicht?

Nicht minder aber ist es eine Stärkung des Glaubens, wenn man sieht, wie der HErr selbst Seine Sache führt, und es durch Seine Gerichte beweist und bezeugt, dass unsere Sache, die Sache des Evangeliums, des HErrn Sache ist. Das gibt Mut, für das Evangelium zu leiden und für das Evangelium zu sterben. Es ist des HErrn Sache. Seht, wie herrlich hat der HErr Seine Sache geführt in den Gerichten über das jüdische Volk. Dasselbe ist ausgewurzelt, und die Sache des Evangeliums, die teure Kirche, steht noch, auf Felsen gegründet. Und so ist's weiter gegangen. Nach dem Fall Jerusalems und der Verwüstung des jüdischen Landes fing das römische Reich an, die Kirche zu verfolgen. Außer unzähligen kleineren Verfolgungen der Christen zählt man zehn große Christenverfolgungen durch die römischen Kaiser, in welchen Millionen von Christen den Märtyrertod starben. Wo ist nun das römische Weltreich? Es ist ausgewurzelt, und die christliche Kirche steht noch, auf Felsen gegründet. Der erste wütende Christenverfolger unter den römischen Kaisern war der Wüterich Nero, der die Christen in Pechsäcke stecken, halb in die Erde graben und dann anzünden ließ, damit sie den Spaziergängern als Fackel leuchteten, der auch den Apostel Paulus durchs Schwert und den Apostel Petrus durchs Kreuz hingerichtet haben soll. Aber sein Ende war, dass seine eigenen heidnischen Untertanen ihn vom Thron stießen. Da versuchte er, sich selbst ums Leben zu bringen, war aber zu feige dazu und wurde dann durch Sklavenhände ermordet. Der letzte wütende Verfolger der Christen unter den römischen Kaisern war der scheußliche Galerius, welcher die Kirchen niederreißen, die Bibeln verbrennen und die Christen zu Tausenden morden ließ. Aber sein Ende war, dass die Glieder seines Körpers bei lebendigem Leibe verfaulten, dass selbst seine Diener es vor Gestank bei ihm nicht aushalten konnten, und er zuletzt die Christen hat bitten lassen, sie möchten doch für ihn beten. Unter grässlichen Flüchen und Verwünschungen starb er. Zur Zeit der Reformation herrschte in Spanien und in den Niederlanden ein finsterer Wüterich, Philipp der Zweite. Der hat die Lutheraner so grausam verfolgt, dass in Spanien und den Niederlanden fünfzigtausend Lutheraner durchs Schwert getötet oder auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurden. Aber sein Ende war, dass die Läuse zu Millionen aus seinem faulenden Leib kamen und ihn fraßen, bis er tot war. Irrt euch nicht, Gott lässt sich nicht spotten. So führt der HErr Seine Sache. Und das ist eine mächtige Stärkung des Glaubens, dass wir wissen, dass unsere Sache des HErrn Sache ist. Und noch steht die lutherische Kirche und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen können.

Und wenn ihr nun noch die teuren Glaubenszeugen selbst anseht in ihrem Heldentod, ist das nicht eine wunderbare Stärkung des Glaubens? Seht einmal an den sterbenden Stephanus, von welchem unsere heutige Epistel erzählt. Die Feinde wüten und toben, denn er hat ihnen noch eben furchtlos die evangelische Wahrheit gepredigt, sie knirschen vor Wut mit den Zähnen, schleppen ihn hinaus und steinigen ihn. Sein Angesicht aber leuchtet wie eines Engels Angesicht, sein Auge hebt sich fröhlich zum Himmel, sieht Jesum stehen, und sein sterbender Mund jauchzt: ich sehe den Himmel offen und des Menschen Sohn zur Rechten Gottes stehen! Und noch einmal tut er den Mund auf, zu segnen, spricht: HErr Jesu, behalte ihnen diese Sünde nicht, und dann: HErr Jesu nimm meinen Geist auf! Und dann schläft er ein, sanft und selig, wie ein Kind an der Brust seiner Mutter, denn er weiß, wo er hingeht. Oder geht hin in die Stadt Lyon in Frankreich zur Zeit des Kaisers Mark Aurel. Da steht der neunzigjährige Bischof Pothinus, da stehen zwanzigtausend Christen, die werden alle unter den entsetzlichsten Martern gequält, auf glühenden eisernen Platten geröstet und zuletzt getötet. Aber alle sterben freudig im Glauben an den HErrn Jesum unter Gebeten und Lobgesängen und ihre Mörder segnend, den Heldentod der Bekenner. Oder schaut den alten, mehr als achtzigjährigen Bischof Polykarpus an, der unter demselben Kaiser in Smyrna den Märtyrertod starb. Der Richter verlangt, er solle den HErrn Jesum verleugnen. Da antwortet lächelnd der Greis: achtzig Jahr habe ich meinem lieben HErrn Jesu gedient, und Er ist immer so gut und treu gegen mich gewesen, hat mir nur Gutes, und nie Böses getan, und solchen guten HErrn sollte ich verleugnen, der mir die Sünden vergeben und das ewige Leben geschenkt hat? Ich will nicht Jesum mit dem Teufel vertauschen. Da wird er auf einen Scheiterhaufen gestellt, aber die Flammen wollen ihn nicht antasten, bis endlich ein Henkersknecht ihm das Schwert in die Brust stößt. Oder seht an den Bischof Ignatius von Antiochia, von dem die Sage erzählt, er sei das Kind gewesen, welches Jesus gesegnet und unter Seine Jünger gestellt habe, als sie ihn fragten, wer der größte sei im Himmelreiche. Der war verurteilt, den Löwen vorgeworfen zu werden und wurde deshalb in Ketten nach Rom geschleppt. Auch ihn fragte man, ob er Jesum verleugnen wollte und wies dabei auf die Löwen hin, die den grimmigen Rachen aussperrten. Er aber sprach fröhlich lächelnd: ich bin ein Weizenkorn Christi, das wohl von den Zähnen der Löwen zermalmt werden kann, aber mein Jesus wird mich einsammeln in die himmlischen Scheunen, denn ich werde auferstehen. Oder betrachtet jene beiden Knaben Cyrillus und Vilus, wie ihnen auf der einen Seite Tische mit Gold, Edelsteinen, Perlen, auf der andern Kessel mit siedendem Öl gezeigt werden, je nachdem sie Christum wählen oder verwerfen. Und sie wählen den Feuertod, weil sie gern in die himmlische Stadt zu Jesu wollen. Der jungen Perpetua hatte man ihren Säugling von der Brust gerissen, weil sie Jesum nicht verleugnen wollte, und sie dann mit einer Sklavin, Felizitas, einer wilden Kuh vorgeworfen, die sie mit den Hörnern herumschleuderte und zerstieß. Aber sie wichen keinen Augenblick von dem HErrn Jesu, sondern freuten sich, ihren treuen Heiland mit ihrem Tod zu preisen. Und ganz eben so haben es unsere treuen lutherischen Väter zu den Zeiten der katholischen Verfolgungen gemacht, und den Raub ihrer Güter mit Freuden erduldet, den martervollen Feuertod geduldig gelitten und haben auch ihr Leben nicht geliebt bis in den Tod, sondern den HErrn Jesum und ihren reinen Glauben bewährt durch die Marter. Seht, das ist die Herrlichkeit derer, die im lebendigen Glauben sagen können: Christus ist mein Leben und Sterben mein Gewinn!

Ja, spricht vielleicht einer von euch: du hast Recht, das stärkt den Glauben mächtig. Aber wozu sagst du uns das? wir leben jetzt in keinen Zeiten der Verfolgung, solche Zeiten werden auch nicht wiederkehren, die Menschen sind jetzt zu aufgeklärt dazu. Meint ihr? Nun so hört, ich habe es einmal selbst aus dem Mund einer Bande von Menschen gehört, die vor der Wirtshaustür einer Stadt standen und über die Heiligen herzogen mit ihren Lästerworten, dass sie mit Wut funkelnden Augen sagten: die Beter müssten billig alle an die Bäume gehängt werden! Haben wir nicht vor zwölf Jahren von Vornehmen und Geringen das Geschrei gehört: Freiheit und Gleichheit, keine Religion mehr, keine Kirche mehr, keine Pfaffen mehr, keine Obrigkeiten und Könige mehr? Die Zeiten können bald wieder kehren und werden dann schrecklicher wiederkehren, denn der Abfall von Christo wird in Städten und auf dem Land von Jahr zu Jahr immer größer. Und wenn das einmal losbricht und es heißt: wer Jesum noch anbetet, wer noch in die Kirche geht, wer noch an die Bibel glaubt, wer nicht das Malzeichen des Tiers trägt, der soll des Todes sterben, da wird dann eine allgemeine, blutige Verfolgung anheben über die Kirche des HErrn, und dann wird es offenbar werden, wie viele wahre Christen auf Erden leben und wie viele Heuchelchristen. Fragt euch, würdet ihr treu bleiben, würdet ihr tausendmal lieber euch geißeln, martern, verbrennen lassen, als von Jesu abfallen, euerm treuen Heiland? Ja ich glaube, einige würden von euch treu bleiben, vielleicht mehrere noch, als mancher denken möchte. Aber ihr, die ihr jetzt nicht einmal den Mut habt, Jesum zu bekennen, die ihr ganz still schweigt, wenn etwa ein vornehmer Mann anhebt, den Namen des HErrn Jesu zu lästern, damit ihr nur ja nicht seine Gunst verlieret, weil Menschenfurcht und Menschengefälligkeit euch ganz besessen hat, würdet ihr unter Martern dem HErrn Jesu treu bleiben, den ihr jetzt in den Zeiten der Ruhe nicht einmal zu bekennen wagt? O ich kenne Leute genug, die in ihren vier Pfählen Christen zu sein scheinen, aber draußen sich ihres Betens, Lesens, ihres Glaubens und ihres Christentums schämen, wenn es nur einem dummen Jungen einfällt, über die Frommen zu spotten und sie lächerlich zu machen. Und die nicht einmal Spott und Schande und Schmach durch Worte tragen können um Jesu willen, die sollten Marter und Feuer und Tod tragen können um des HErrn willen? Darum stärke deinen Glauben an dem Heldenmut der treuen Märtyrer, denn wahrlich, ich sage dir, kannst du nicht für Jesum sterben, so bist du Jesu Jünger nicht.

Lasst uns beten: Lieber HErr Jesu Christe, als Dein lieber Apostel Johannes sah die große Schar derer, die weiße Kleider trugen und goldene Kronen, da fragte er: wer sind diese? Und Du antwortetest ihm: diese sind es, die gekommen sind aus großer Trübsal und haben ihrs Kleider gewaschen und haben ihre Kleider hell gemacht in dem Blut des Lammes! Und weiter heißt es in dem Buch der Offenbarung: sie haben überwunden durch des Lammes Blut und durch die Kraft ihres Zeugnisses und haben ihr Leben nicht geliebt bis in den Tod. Solchen Zeugenmut, solches treue Bekenntnis gib uns, hilf uns den guten Kampf kämpfen, den Lauf vollenden und mit seliger Hoffnung schauen auf die Krone der Gerechtigkeit, die Du geben wirst denen, die Dich lieb haben und Dir treu sind bis in den Tod. Sieh, auf Erden ist ja nichts, was uns fesseln kann, alles ist eitel, alles ist Staub und Asche, noch dazu alles mit Sünde besteckt. Reiß los unser Herz von dem, was auf Erden ist und stelle uns das ewige, himmlische Kleinod vor die Augen, damit wir laufen durch Geduld in dem Kampf, der uns verordnet ist. Du hast uns teuer erkauft, Du hast uns erlöst mit Deinem teuren Blut, Du hast uns durch Dein teures Wort und Sakrament die Vergebung der Sünden und das ewige Leben geschenkt, weil wir an Dich glauben. Nun lass uns halten, was wir haben, damit uns niemand unsere Krone raube. Salbe uns mit Deinem Heiligen Geist, dass wir unseren Glauben treu bekennen in Wort und Wandel und uns nie Deiner und Deines Evangeliums schämen, denn es ist wahrhaftig eine Kraft Gottes, selig zu machen alle, die daran glauben. Du bist unser Gott, wir brauchen uns unseres Gottes nicht zu schämen; wir sind Gottes Kinder, wir brauchen uns unserer Gotteskindschaft nicht zu schämen. So hilf uns denn, dass wir Dich hier bekennen, damit Du uns dort wieder bekennst. Amen.

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Kieselstein
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