Harms, Ludwig - Auslegung der ersten Epistel Petri - Das 3. Capitel.

Harms, Ludwig - Auslegung der ersten Epistel Petri - Das 3. Capitel.

Vers 1-4.

Desselben gleichen sollen die Weiber ihren Männern unterthan sein, auf daß auch die, so nicht glauben an das Wort, durch der Weiber Wandel ohne Wort gewonnen werden, wenn sie ansehen euren keuschen Wandel, in der Furcht. Welcher Schmuck soll nicht auswendig sein mit Haarflechten, und Goldumhängen, oder Kleideranlegen; sondern der verborgene Mensch des Herzens unverrückt, mit sanftem und stillem Geist, das ist köstlich vor Gott.

Mit diesen Worten stellt der heilige Apostel das Verhältniß christlicher Ehefrauen zu ihren Männern zurecht. Die Knechte sollten ihren Herren unterthan sein, sagt er Cap. 2,18; desselbigengleichen sollen die Weiber ihren Männern unterthan sein, sagt er in unserm heutigen Text. Sie sollen ihren Männern unterthan sein, das ist die richtige Stellung christlicher Ehefrauen zu ihren Männern. Allein damit stellt er sie nicht mit den Knechten auf eine Stufe, denn das Eheweib ist nicht die Sklavin des Mannes, sondern die Gehülfin desselben, aber eben weil sie Gehülfin des Mannes ist, soll sie ihm unterthan sein. Sie soll nicht herrschen über den Mann, sondern helfend unter und neben ihm stehen. Darum ist es höchst widerwärtig, wenn der Mann zum Weibe wird im Hausstand und das Weib zum Manne. Der Apostel Paulus sagt sogar Eph. 5, die Weiber sollen ihren Männern unterthan sein in allen Dingen. Damit will er nicht sagen, daß das Weib dem Manne in allen Dingen gehorsam sein solle, denn wenn der Mann dem Weibe etwas Ansinnen ist, welches wider Gottes Wort ist, so soll das Weib um Gottes Willen nicht gehorchen; aber in allen Dingen und unter allen Verhältnissen soll das Weib ihre untergebene Stellung nicht verlassen. Wird so durch das Wort Gottes bestimmt und klar gemacht, wie die Stellung des christlichen Eheweibes zu dem Manne sein soll, so wird weiter durch den heiligen Apostel der Segen hervorgehoben, den ein christliches Eheweib, wenn es im Glauben steht, und ihrem Manne unterthan ist, für die Ungläubigen werden kann. Das Weib soll nicht predigen und laut beten in den gottesdienstlichen Versammlungen, denn ihr Gebiet ist das Haus, aber durch ihren Wandel soll sie predigen und den Ungläubigen klar machen, was für ein herrlich Ding der Glaube sei und was für ein mächtig Ding Gottes Wort, das Alles neu schaffet, verklärt und verherrlicht, wo es im Glauben aufgenommen wird. Darum ist die Wirksamkeit des christlichen Eheweibes für das Reich Gottes so wichtig und bedeutend, daß es sehr darauf ankommt, ob mehr Menschen durch der Männer Wort oder durch der Weiber Wandel für den HErrn Christum gewonnen werden. Wenn sie ansehen euren keuschen Wandel, in der Furcht, fährt der Apostel fort. Keuschheit und Gottesfurcht ist des christlichen Eheweibes Schmuck und Zierde, nicht Haarflechten und Goldumhängen oder Kleideranlegen: Der Apostel will nichts wissen von Putz und Staat, wie ihn die Weltkinder und besonders die eitlen Weiber so gern haben, die von dem inwendigen Schmuck der Keuschheit und Gottesfurcht so wenig haben. Wie wenig wird heutzutage das Wort des Apostels bedacht! Sieht man ein Eheweib mit großer Krinoline, goldnen Ketten und Broschen, das Haar nach neuster Mode frisiert mit den feinen, weichen, beringten Händen, an denen man keine Arbeit spürt, so muß einem wohl das Wort über die Lippen kommen: Durch deren Wandel wird kein Mensch für den HErrn gewonnen. Sondern der verborgene Mensch des Herzens unverrückt, mit sanftem, stillen Geist, das ist köstlich vor Gott. Das soll auch köstlich vor den Menschen sein, die sich Christen nennen. Der verborgene Mensch des Herzens, d. i. der neue Mensch, der in der Wiedergeburt durch die heilige Taufe geschaffen ist nach Gottes Bild mit dem reinen Herzen in Christi Blut, der in der täglichen Bekehrung wächst und zunimmt und in dem der heilige Geist die Früchte schafft, die Gott wohlgefallen, der verborgen ist im alten auswendigen Menschen, ist köstlich vor Gott, denn er ist Sein Werk, Er hat Sein Blut an ihn gewandt und ihn schön geziert mit dem Kleide der Gerechtigkeit und der Gnade. Aber unverrückt muß er sein, sich täglich reinigend von den Sünden, täglich wachsend im Glauben, mit stillem, sanften Geist. Ein stiller, sanfter Geist ist es, der alles überwindet. Darum sagt der Apostel Paulus: Wenn ihr stille bliebet, so würde euch geholfen, und der HErr Christus spricht: Selig sind die Sanftmüthigen, denn sie werden das Erdreich besitzen. Wie ekelhaft ist dagegen ein zänkisches Weib, das mit Toben und Schelten im Hause herumwettert, Mann und Gesinde keine Ruhe läßt. Man kann sich nichts widerwärtigeres denken, als ein versoffenes und zänkisches Eheweib.

So soll eine christliche Ehefrau beschaffen sein, dem Manne unterthan, keusch und gottesfürchtig, schlicht und einfach in der Kleidung, sanft und still, und wer eine solche findet, der findet was Gutes.

Vers 5-7.

Denn also haben sich auch vor Zeiten die heiligen Weiber geschmückt, die ihre Hoffnung auf Gott setzten und ihren Männern unterthan waren; wie die Sara Abraham gehorsam war, und hieß ihn Herr, welcher Töchter ihr geworden seid, so ihr wohl thut und nicht so schüchtern seid. Desselben gleichen, ihr Männer, wohnet bei ihnen mit Vernunft, und gebet dem weiblichen, als dem schwächsten Werkzeuge, seine Ehre, als auch Miterben der Gnade des Lebens, auf daß euer Gebet nicht verhindert werde.

Der heilige Apostel hat uns im Vorigen gesagt, wie die christlichen Weiber ihren Ruhm nicht suchen sollten in Goldumhängen und Kleideranlegen, sondern ihr Schmuck soll sein ein demüthiger und sanftmüthiger Geist, der angenehm vor Gott ist. So haben's die frommen Weiber in alten Zeiten auch gemacht, sie haben diesen Schmuck auch getragen, und da führt er namentlich an Sarah, Abrahams Weib. Bei den frommen Eheweibern ist also dieses von dem Apostel zu bemerken: 1. sie haben ihr Vertrauen auf Gott gesetzt und 2. sie sind ihren Männern unterthan gewesen. Bei einem frommen Weibe hat der HErr Jesus den ersten Platz im Herzen. Hat aber der Mann bei dem Weibe den ersten Platz im Herzen, dann ist sie eine Götzendienerin. Das rechte Eheweib liebt und ehrt Gott zuerst. Ein Eheweib ist dadurch nicht glücklich, daß sie einen Mann, oder daß sie einen frommen Mann hat, denn der kann ihr die Seligkeit nicht schenken, sondern dadurch ist sie glücklich, daß sie einen lebendigen Gott hat, der schenkt ihr die Seligkeit. Mehr als alles in der Welt liebt das fromme Weib ihren Gott und darum ist sie auch ihrem Manne gehorsam, denn Gott hat ihr das befohlen, und wäre sie das nicht, so wäre sie kein frommes Weib. Hätte Gott den ersten Platz in ihrem Herzen, dann wäre sie dem Mann gehorsam, auch selbst dann, wenn sie klüger ist als ihr Mann. Daraus folgt weiter, daß sie dem Mann nur so weit gehorsam sein darf, als sie dadurch nicht sündigt. Will sie der Mann zur Sünde verführen, so kündigt sie ihm den Gehorsam auf, denn sie will Gott mehr gehorchen als Menschen. Sie ist ihm nur in so weit gehorsam, als sie Gott nicht ungehorsam dadurch wird, als es Gottes Wort zuläßt. Sie wird sich ihrem Mann nie entziehen als Eheweib, aber nie wird sie sich dazu hergeben, wenn der Mann Fleischeslust und Hurenschande mit ihr treiben will. Sie hilft dem Manne auch nicht beim Stehlen, Betrügen rc. Der Apostel führt dann weiter das Beispiel der Sarah an, indem er sagt: Wie die Sarah Abraham gehorsam war, und hieß ihn Herr. Sarah sah es also, weil sie ein frommes Weib war, als ihre Pflicht an, ihrem Mann gehorsam zu sein, weil Gott es gesagt. Das ist ja des Christen Freude, Gott gehorsam zu sein. Gott hatte gesagt: Abraham soll dein Herr sein, da achtet und ehrt ihn Sarah als ihren Herrn. So sollen es die christlichen Weiber auch machen. Nun fügt er hinzu: Welcher Töchter ihr geworden seid, so ihr wohlthut und nicht so schüchtern seid. Der Apostel zeigt da eine Hauptbeschäftigung frommer Weiber. Gott hat sie dazu bestimmt, daß sie wohlthun sollen und sollen nicht so schüchtern sein. Wie Gott dem Manne gegeben hat die Versorgung des äußerlichen Hauswesens, so dem Weibe die Regierung des innerlichen Hauswesens. Darum ist sie aber auch von Gott zum Wohlthun bestimmt, was der Mann gar nicht so gut kann, wenigstens nicht in der Weise. Der Mann ist den größten Theil des Tages außer dem Hause, das Weib dagegen hat ihre Beschäftigung im Hause und deshalb hat sie auch mehr Gelegenheit zum Gutesthun. Wer soll die Armen versorgen, die Hungrigen speisen, die Nackenden kleiden, die Kranken besuchen? Der Mann? Der ist aus aufs Geschäft; die Frau aber ist im Hause und kann es thun. Der Mann hat nicht das Regiment über Kessel und Grapen1), wohl aber die Frau und darum soll sie das Wohlthun üben. Thut sie es nicht, so geschieht es überhaupt nicht. Weil wir alle Brüder und Schwestern sind und die Armen und Kranken auf die Reichen und Gesunden angewiesen sind, so soll ihnen die Hülfe durch die Weiber zu Theil werden. Luther sagt: Das Krankenpflegen und Kinderwarten steht den Männern an wie dem Kamel das Tanzen. Dabei sollen die Weiber nicht so schüchtern sein, sollen getrost die Wege gehen, die dazu erforderlich sind, und ob's auch Stunden weit ist, ob's auch in der dunkelsten Nacht ist, das sind gute Wege, auf denen sie von Gottes heiligen Engeln begleitet werden. Wenn sich das Weib auf solchen Wegen vor einem fürchtet, dann ist sie ein rechtes Weib. Aber wie, wenn der Mann es nicht haben will? wenn er sagt: Du schleppst noch alles aus dem Hause, oder wer weiß, was du da im fremden Hause treibst? Da soll sie ihr Vertrauen auf Gott setzen und weder nach dem Geiz, noch nach dem Mißtrauen des Mannes fragen. Aber sie muß es öffentlich und frei, nicht heimlich und versteckt thun, doch nicht also, daß sie dem Manne erst Alles einzeln vorzählt. Und macht er ihr dann Herzeleid darüber, so soll sie das tragen und sich nicht daran kehren. Der Mann ist nicht der Tyrann des Weibes und deshalb hat er ihr in solchen Stücken nichts zu sagen. Ist das Weib mit dem Manne ein Leib, so gehört ihr auch das Vermögen des Mannes und da braucht sie ihn nicht erst zu fragen: Soll ich dies und das thun oder nicht? Ein frommer Mann wird sein Weib zum Wohlthun aufmuntern, er wird seine Freude daran haben und sagen: Gott sei mit dir.

Nun wendet sich der Apostel zu den Männern: Desselben gleichen, ihr Männer, wohnet bei ihnen mit Vernunft, und gebet dem weiblichen, als dem schwächsten Werkzeuge, seine Ehre, als auch Miterben der Gnade des Lebens, auf daß euer Gebet nicht verhindert werde. Die Männer sollen die Herrschaft, die Gott ihnen über das Weib gegeben hat, nicht unvernünftig, sondern nach Gottes Willen gebrauchen. Unvernünftig würde der Mann am Weibe handeln, wenn er sie vom Schaffen ihrer Seligkeit abhalten wollte. Vernünftig handelt er, wenn er sie den Weg zum Himmel führt und selbst diesen Weg mit ihr geht. Unvernünftig würde es sein, wenn er dem Weibe das Wohlthun untersagte, unvernünftig würde es sein, wenn er sein Weib, weil er dickere Knochen hat, durchprügelte, und so gibt es hundert Gelegenheiten, bei denen sich der Mann hüten muß vor unvernünftigem Handeln. Dem Weibe, als dem schwächsten Werkzeuge, soll auch seine Ehre gegeben werden, als eine Mitgenossin der Gnade des ewigen Lebens. Ist das Weib schwächer als der Mann und würde sie deshalb die meisten Prügel kriegen, so zeigt der Apostel hier, worin sie dem Manne gleich ist: Sie ist eine Miterbin der Gnade des ewigen Lebens. Wohin will der Mann? In den Himmel. Wohin will das Weib? Auch in den Himmel. Haben denn die Männer einen besondern Himmel und die Weiber auch? Nein, sie kommen in ein und denselben Himmel. Der Mann soll das Weib behandeln als eine Mitpilgerin zum Himmel, er soll sie mit sich ziehen nach dem Himmel, damit sie mit ihm die Gnade der Seligkeit theile. Seht, wahrlich ein seliges Geschäft hat Gott dem Manne aufgetragen; darum soll er mit dem Weibe beten und singen, er soll mit ihr zur Kirche und zum Abendmahl gehen, soll aber nicht warten bis das Weib ihn darum bittet, sondern von selbst soll er es thun, dann ist er ihr ein Gehülfe zum ewigen Leben. Wenn so Mann und Weib den Weg zum Himmel gehen, dann gedeiht das Haus, die Kinder und Dienstboten bekehren sich und gehen auch den Weg zum Himmel und der Segen Gottes trieft über ein solches Haus. Amen.

Vers 8-11.

Endlich aber seid allesamt gleich gesinnet, mitleidig, brüderlich, barmherzig, freundlich. Vergeltet nicht Böses mit Bösem, oder Scheltwort mit Scheltwort; sondern dagegen segnet, und wisset, daß ihr dazu berufen seid, daß ihr den Segen beerbet. Denn wer leben will, und gute Tage sehen, der schweige seine Zunge, daß sie nicht Böses rede, und seine Lippen, daß sie nicht trügen. Er wende sich vom Bösen, und thue Gutes; er suche Frieden, und jage ihm nach.

Nachdem der heilige Apostel Petrus über die Pflichten der Eheleute gepredigt hat, so wendet er sich nun wieder im allgemeinen an alle Glieder der Kirche und legt ihnen an's Herz, welchen Wandel Gott von ihnen verlangt. Er sagt: Endlich aber seid allesamt gleich gesinnt, mitleidig, brüderlich, barmherzig, freundlich. Wenn er von allen Christen verlangt, sie sollen gleich gesinnt sein, so bezieht sich das auf den christlichen Glauben und auf die christliche Lehre. Er will nicht haben, daß sie auf allerlei Abwege kommen, sie sollen in der heilsamen christlichen Lehre gleich gesinnt sein. Wenn einer in der christlichen Lehre besondere Meinungen hat, die andere Menschen nicht mit ihm haben, so bildet sich der gewöhnlich ein, daß er besonders gelehrt sei. Aber das ist ein übles Zeichen, ein Zeichen des Hochmuths. Es soll nur eine gemeinsame christliche Lehre geben und entzieht sich Jemand derselben, so ist in der Regel Hochmuth die Veranlassung davon. Darum ist es so nothwendig, daß ein Christ in der Lehre seiner Kirche wohl erfahren ist. Die Lehre unserer lutherischen Kirche finden wir in der Concordia, und das ist ein schlechter lutherischer Christ, der die nicht kennt. Ich verlange das Kennen derselben nicht bloß von den Männern, sondern auch von den Weibern, darin jeder soll am jüngsten Tage Rechenschaft geben von seinem Glauben. Diesem Glaubensbekenntniß müssen alle Glieder der lutherischen Kirche beistimmen, als wahr und als übereinstimmend mit dem Worte Gottes. Ich will nehmen, du hättest dir eine Meinung gebildet, nun prüfest du dieselbe an Gottes Wort und den Bekenntnisschriften unserer Kirche und findest du, daß sie damit nicht übereinstimmt, vielleicht gar das Gegentheil davon lehrt, so mußt du sagen, das ist eine falsche Meinung, denn sie stimmt nicht überein mit der allgemein geglaubten Lehre unserer Kirche und müßtest Gott um Vergebung und Zurechtweisung bitten. So sorgfältig muß man in der Lehre sein. Schon die Demuth muß den Menschen bewahren vor anderer Meinung. Wenn ich z. B. sage: Die Augsburgische Confession ist die Lehre Dr. Luthers und seines Freundes Melanchthon und ich will nun klüger sein, als die und will anders lehren, ist das nicht anmaßend von mir? Darum bleibt bei Gottes Wort und Luthers Lehr und laßt keine andere Lehre bei euch aufkommen.

Nun heißt es weiter in Bezug auf das Leben: Seid mitleidig. Wahre Christen sind Brüder und Schwestern unter einander und darum sprechen sie: Leidet mein Bruder, so ist das mein Leiden, freut sich mein Bruder, so ist das meine Freude. Siehst du deinen Bruder hungern, so muß es dir sein als hungertest du selbst, siehst du ihn frieren, so machst du es als jener Kriegsmann Martin, der seinen Rock in zwei Stücke theilte und eins davon dem Frierenden gab, den er sahe, das andere aber für sich behielt. Siehst du, daß dein Bruder krank ist, so besuchst du ihn, theilst ihm mit, was er braucht, oder betest mit ihm und für ihn, oder liesest ihm vor aus Gottes Wort. Brüderlich heißt es weiter. Sind wir ein Brudervolk, so haben wir uns als Brüder lieb; diese Liebe geht hervor aus der Liebe zu unserm himmlischen Vater, denn wer den liebt, der ihn geboren hat, der liebt auch den, der von ihm geboren ist. Wo Vaterliebe ist, da ist auch Bruderliebe und umgekehrt, wo Bruderliebe ist, da ist auch Liebe zu Gott. Wo aber keine Liebe zu den Brüdern ist, da fehlt auch die Liebe zu Gott. Dieses Bruderverhältniß soll sich namentlich darin zeigen, daß. Brüder und Schwestern sich nicht hochmüthig unter einander behandeln, denn sie sind eines Vaters Kinder, sie haben alle ein gleiches Recht am Vater. Wenn auch in den irdischen Verhältnissen ein Unterschied ist zwischen den Christen, so soll doch dieser Unterschied in der Kirche aufhören, da darf nur die Liebe regieren. Außerhalb der Kirche gilt der Unterschied zwischen Eltern und Kindern, zwischen Obrigkeit und Unterthan, zwischen Herrschaften und Dienstboten; aber innerhalb der Kirche hört dieser Unterschied auf, da ist der geringste Knecht so viel als der größte Bauer. Der Apostel Jakobus sagt einmal: Denn so in eure Versammlung käme ein Mann mit einem goldenen Ringe und mit einem herrlichen Kleide, es käme aber auch ein Armer in einem unsaubern Kleide und ihr sähet auf den, der das herrliche Kleid trägt und sprächet zu ihm: Setze dich her aufs beste; und sprächet zu dem Armen: Stehe du dort oder setze dich zu meinen Füßen. Damit machet ihr bösen Unterschied. Sind nicht oft die Reichsten die ärgsten Verfolger der wahren Christen?

Weiter heißt es: Barmherzig und freundlich. Es soll der Christ die Liebe nicht bloß mit barmherzigen Worten bewenden lassen, sondern es sollen auch barmherzige Thaten folgen. Derselbe Jakobus sagt uns, wie es so viele Christen machen: So aber dein Bruder oder deine Schwester bloß wäre und Mangel hätte der täglichen Nahrung, und Jemand unter euch spräche zu ihnen: Gott berathe euch, wärme euch und sättige euch; gebet ihnen aber nicht, was des Leibes Nothdurft ist, was hülfe sie das? Solche Menschen kennen nur barmherzige Worte. Dem Hungrigen sollen wir Speise und Trank, dem Frierenden sollen wir Feurung und Kleidung geben. Und das sollen wir nicht mit mürrischem Gesicht, sondern mit Herzenslust und Freude thun, auf daß es der Nächste merkt, wie gern wir es thun.

Nun fährt der Apostel weiter fort und sagt: Vergeltet nicht Böses mit Bösem, oder Scheltwort mit Scheltwort; sondern dagegen segnet und wisset, daß ihr dazu berufen seid, daß ihr den Segen beerbet. Da kommt er auf einen weiteren Punkt zu sprechen, worin sich ein wahrer Christ von dem Weltkinde unterscheidet. Dabei kann man so recht erkennen, wie oft unter dem christlichen Glaubenskleide noch sehr viel unchristliches Gewebe ist. Wahre Christen unterscheiden sich von Weltkindern auf folgende Weise: Ein Weltkind kann das gar nicht leisten, was hier der Apostel verlangt, das erreicht es nicht, ob es sich auch noch so viel Mühe gibt. Es ist in der Regel so: Kriegt das Weltkind einen Puff, so gibt es zwei Püffe wieder; kriegt das Weltkind ein böses Wort, so gibt es zehn böse Worte wieder; und thut es das einmal nicht, so kommt das daher, es sieht ein, daß ihm die Kraft und Macht dazu fehlt. Sonst vergelten die Weltkinder immer Böses mit Bösem und Scheltwort mit Scheltwort. Sagt man ihnen, laß das doch, so sagen sie, ich kann und will es nicht lassen, werde ich gescholten, so will ich tüchtig wieder schelten, ich will's dem zeigen, daß ich auch ein Mundwerk am Kopfe habe. Das ist auch die Weise derjenigen, die über ihr Weltwesen nur ein christliches Gewand gezogen haben. Willst du wissen, ob einer ein Christ ist oder nicht, so siehe darnach, ob er Böses mit Bösem, oder ob er Böses mit Gutem vergilt. Vergilt einer Böses mit Gutem, so thut das Gott in ihm. Der Gläubige segnet, wenn man ihm flucht und darum ist er berufen, den Segen im Himmel zu beerben. Die das nicht können, sind keine rechte Christen, sie haben höchstens nur ein christliches Gewand an.

Unser HErr Jesus hat es so gemacht: die Feinde schlagen Ihr an das Kreuz, Er betet: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie thun; Judas, der tückische Bösewicht, verräth Ihn mit einem Kuß, Jesus sagt zu ihm: Mein Freund, warum bist du kommen! So haben es auch Jesu Jünger gemacht. Stephanus wird gesteinigt, da betet er: HErr, behalte ihnen diese Sünde nicht! -

Ueberhaupt, meine Lieben, merket was der Apostel noch im Folgenden sagt: Denn wer leben will und gute Tage sehen, der schweige seine Zunge, daß sie nicht Böses rede, und seine Lippen, daß sie nicht trügen. Ich bitte euch, lernt diese große Kunst. Schweiget eure Zunge d. h. lernet, daß eure Zunge still bleibt, bringt sie zum Schweigen, dann könnt ihr eine große Kunst, die euch vor tausend Sünden bewahrt. Aber merkwürdig, da sind die großen starken Pferde, man kann sie regieren mit einem Zaum, da sind die großen starken Schiffe, man kann sie lenken mit einem Steuer, aber die Zunge, dieses unruhige Uebel voll tödtlichen Gifts kann keiner zwingen. Wie manche Frau antwortet, wenn ihr gesagt wird „schweig“, ich kann mir nicht anders helfen, habe ich keine Fäuste zum Wehren gegen meinen Mann, so habe ich doch eine Zunge, die ich in Bewegung setzen kann. Wie viel Elend und Streit würde verhindert, wenn die Menschen das Klatschen lassen könnten. Gerade wie ein Mensch, der brechen will. und nicht zum Brechen kommen kann, ersticken muß, so müssen die Menschen, in denen das Klatschen, brennt, wenn es nicht zum Ausbruch kommt, in sich verbrennen. Die Menschen, die gut klatschen können, haben auch in der Regel eine starke Einbildungskraft und deshalb lügen sie zu dem Erzählten noch was hinzu. Dies Klatschen geht von Haus zu Haus, von Dorf zu Dorf, von Stadt zu Stadt und zuletzt ist die ganze Welt ein großes Klatschhaus. Man muß sich oft wundern; wissen sie das schon? heißt es. Nein, ist die Antwort. So wird es denn mit aller Gewalt erzählt, wenn man auch nichts damit zu thun haben will. Hört doch auf das Klatschen und Verleumden nicht und lasset ab von dieser Sünde. Hat einer von dem andern etwas Böses gehört, - wäre er klug, so behielte er es für sich, oder würfe es meinetwegen in die Derze. Aber leider brühwarm muß Alles wieder übergebracht werden. Dem nächsten Freunde wird es im Vertrauen gesagt, und der sagt es im Vertrauen weiter und so erfährt es im Vertrauen das ganze Dorf und auch der, von dem solches ausgesagt wird. Dann geht der den Leuten zu Kleide mit der Frage: Wer hat das gesagt? Ja der und der, ist die Antwort. Und wer hat es dir gesagt? Antwort: Der und der; so geht es weiter und es entsteht ein Krieg im Dorfe, wie über Schleswig-Holstein, denn darum liegen sich die Demokraten auch allenthalben in den Haaren. Amen.

Vers 12-15.

Denn die Augen des HErrn eben auf die Gerechten, und Seine Ohren auf ihr Gebet; das Angesicht aber des HErrn siehet auf die, so Böses thun. Und wer ist, der euch schaden könnte, so ihr dem Guten nachkommet? Und ob ihr auch leider um der Gerechtigkeit willen, so seid ihr doch selig. Fürchtet euch aber vor ihrem Großen nicht, und erschrecket nicht. Heiliget aber Gott den HErrn in euren Herzen.

I. Der Apostel hat im Vorigen die Christen ermahnt, daß sie nicht Böses mit Bösem, noch Scheltwort mit Scheltwort vergelten sollten, sondern dagegen sollten sie segnen und wissen, daß sie dazu berufen sind, den Segen zu beerben. Besonders sollten die Christen Acht haben auf ihre Zunge, daß sie damit nicht sündigten durch Scheltworte, Fluchen, Klatschen rc. Nun sagt er weiter, es sei auch gar nicht nöthig Böses mit Bösem zu vergelten, um sich durch sein eigenes Thun Recht zu verschaffen, und zwar darum nicht: Denn die Augen des HErrn sehen auf die Gerechten, Seine Ohren merken auf ihr Gebet; das Angesicht aber des HErrn siehet auf die, so Böses thun. Du hast einen bessern Helfer, den HErrn, deinen Gott, warum willst du denn dein eigner Rächer und Helfer sein? Anstatt deine Zunge zum Wiederschelten, zum Richten, zum Streiten und Zanken zu gebrauchen, brauche sie lieber zum Beten, Seine Augen sehen auf dich, Seine Ohren merken auf dein Schreien. Wenn du Unrecht leiden mußt, das sieht ja der HErr, so übergib Ihm doch die Sache. Und scheint dir deine Last unerträglich zu sein, so gehe hin und klage Ihm deine Noth im Gebet, und der HErr hört es. Und hast du Ihm die Rache befohlen, dann laß Ihn auch Rächer und Richter sein. Das thust du aber nicht, wenn du wiederschiltst und mit deiner Zunge Himmel und Erde in Bewegung setzest. Laß doch die Sache dabei, wobei sie ein rechter Christ lassen soll: Klag und sag es dem HErrn. Mein ist die Rache, spricht der HErr, Ich will vergelten. Siehst du doch schon bei ganz irdischen Angelegenheiten vor der weltlichen Obrigkeit dasselbe, die will es nicht haben, daß du dein eigener Richter sein sollst, und nimmst du dir doch das Recht dazu, so wirst du bestraft. Ist das nun schon so auf Erden, wie viel mehr ist das der Fall bei dem himmlischen Richter. Daher, was dir begegnen mag, was du zu leiden hast, was dir die Menschen auch für Kummer und Herzeleid machen, denke an diese zwei Worte: Die Augen des HErrn sehen auf die Gerechten, Seine Ohren hören auf ihr Gebet. Nun sei zufrieden, Gott laß Richter und Rächer sein. Denn ebenso wie des HErrn Auge auf die Gerechten sieht, wie Sein Ohr auf ihr Schreien hört, daß Er ihnen helfe, ebenso siehet des HErrn Auge auf die Gottlosen, daß Er sie strafe. Da bekommt dein Widersacher das Rechte, was du ihm nie geben kannst. Des HErrn Angesicht sieht eben so strafend auf die Bösen, als segnend auf die Frommen. Aber das ist eine der schändlichsten Eigenschaften des selbstgerechten Menschen, er will selbst seine Sache führen und Gott will er nicht die Führung seiner Sache übergeben. Ich weiß es wohl, daß das nicht so leicht ist, dem HErrn die Sache übergeben, ich weiß, daß das viel Selbstüberwindung kostet, die Hand aus dem Spiel zu lassen und die bitterböse Zunge zu stillen, aber es ist das allein Richtige, denn der HErr kann helfen und hilft auch. Für Eins müssen wir aber sorgen und darauf kommt Alles an, nämlich daß man vor Gott dem HErrn gerechte Sache habe. Ich sage, vor Gottes Augen, denn vor Menschen Augen wird das selten gelingen, der eine hat hier, der andere hat da etwas zu mäkeln und das kommt daher, die Menschen sind außerordentlich selbstweise und selbstklug. Darum sagt der Apostel: Und wer ist, der euch schaden könnte, so ihr dem Guten nachkommt. Thut ihr das, so muß das, was Menschen an euch auszusetzen haben, euch vorkommen wie das Kläffen und Bellen eines Dorfhundes. Aber darin muß man recht. sorgfältig sein, daß man nichts anders will, als das Gute. Sorgfältig mußt du dich prüfen, denn es kommt leicht, daß man das für gut hält, was das böse Herz eingibt und so nennt. Prüfe dich nach Gottes Wort, und stimmt dein Thun damit überein, dann kehre dich nicht an das Bellen der Hunde, denn die wollen ihre Freude und ihr Vergnügen auch haben. Haben wir gerechte Sache, dann haben wir den guten Gott zum Helfer. Wie wohl ist mir's, wenn ich sagen kann: HErr, nach Deinem Worte habe ich gehandelt. Aber das ist damit nicht gesagt, daß ihr ohne Leiden abkommt; doch schaden kann euch solches Leiden nicht. Schon deshalb, weil die Menschen eure Freunde nicht sein wollen, weil sie euch kränken, so viel sie nur können, setzt der Apostel hinzu: Und ob ihr auch leidet um der Gerechtigkeit willen, so seid ihr doch selig. Fürchtet euch aber vor ihrem Trotzen nicht, und erschrecket nicht. Wer war denn selig, der im Gefängnis liegende Johannes, oder Herodes, der Johannes ins Gefängnis gelegt hat?

Ich möchte mit Herodes nicht tauschen; denn bei Johannes war Gott im Gefängnis, aber Er war nicht bei Herodes auf dem Thron. Oder sehet, wie die wüthenden Juden den Stephanus steinigen, wer ist da der Glücklichste, die Mörder, oder der Gemordete? Seht, leiden muß man um der Gutthat willen, aber das schadet nicht. Dadurch trägt man mit Jesu die Dornenkrone, und wer das kann, der wird auch mit Jesu die Ehren- und Himmelskrone tragen können. Aber merke, willst du mit Jesu die Ehrenkrone tragen, so mußt du still um Jesu willen die Dornenkrone tragen. Rächest du dich aber selbst z. B. mit deiner Zunge, dann leidest du nicht, wie Jesus litt. Er litt wahrhaft unschuldig und doch that Er Seinen Mund nicht auf. Er that ihn nur dann auf, wenn Er segnete, z. B. Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie thun. So still wie Er mußt du die Dornenkrone tragen, dann sollst du wie Er die Himmelskrone haben. O. lerne dein stolzes, böses, trotziges Herz überwinden, und ehe du das nicht kannst, kannst du auch nicht Jesu Jünger sein. Aber wenn man keine Rache nimmt, wenn man sich nicht wehrt, wird man dann nicht von den Gottlosen ganz unter die Füße getreten, sagen die nicht, dem können wir's bieten? Ja es ist wahr, die Gottlosen werden immer frecher. Höre Lieber, du urtheilst als einer, der nur auf das Sichtbare sieht. Als Christ darfst du nicht auf das Sichtbare sehn, sondern nur auf das Unsichtbare. Da mache es, wie der Apostel weiter sagt: Fürchtet euch aber vor ihrem Trotzen nicht, und erschrecket nicht, d. h. trauet es nur eurem Gott zu, daß Er eure Sache führt, daß Er stärker ist als die großprahlerischen Ungläubigen und die großmäulerischen Gottlosen. Er hat die allmächtige That und sie haben nur das große Maul, und da wird sich's bald zeigen, wer der beste Helfer ist; der HErr, euer Gott, ist mit euch im Spiel und da muß euch alles gelingen. Das ist der Weg, den die Frommen zu gehen haben in diesem bösen Leben, das ist ihr täglich Brot. Je aufrichtiger ein Christ ist, je weniger kann er es den andern Leuten recht machen. Weil er es aufrichtig meint, so geht er des HErrn Weg, die Menschen aber lieben, was ihnen gefällt und nicht, was dem HErrn gefällt, und thust du, was dem HErrn gefällt, dann hast du mit ihnen ausgebadet. Eine Zeitlang kommst du mit den Leuten gut weg, weil aber ihr Christenthum ein halbes ist, so ist es auch bald mit der Freundschaft vorbei, das eine Mal wollen sie dich als Zucker auffressen aus lauter Liebe, und das andere Mal stöcken und blöcken sie dich. So gehe deinen Weg also: Fürchte dich vor ihrem Trotzen nicht, heilige Gott in deinem Herzen, und ob du leidest, siehe nur zu, daß du gerechte Sache hast, dann kann dir Niemand schaden, und ob es Menschen gefällt oder mißfällt, was du thust, das kann dir einerlei sein. Amen.

Vers 15-16.

Seid aber allezeit bereit zur Verantwortung Jedermann, der Grund fordert der Hoffnung, die in euch ist. Und das mit Sanftmüthigkeit, und Furcht, und habt ein gutes Gewissen, auf daß die, so von euch afterreden, als von Uebelthätern, zu Schanden werden, daß sie geschmähet haben euren guten Wandel in Christo.

Wir haben in der letzten Vesperpredigt gesehen, wie der HErr, unser Gott, von uns haben will, daß wir alles Leiden um der Gerechtigkeit und um Christi willen mit freudigem Herzen auf uns nehmen sollen. Dabei dürfen wir uns nicht nur nicht verbittern lassen, sondern im Gegentheil, wir sollen das Böse mit Gutem zu überwinden suchen. Auch sollen wir uns nicht vor dem Trotzen und Drohen der Weltkinder fürchten, sondern Gott, den HErrn, heiligen in unserm Herzen. Nun fährt der Apostel fort: Seid aber allezeit bereit zur Verantwortung Jedermann, der Grund fordert der Hoffnung, die in euch ist. Damit zeigt der Apostel die Hauptursache an, wodurch über uns kommt die Verfolgung der Weltkinder, die Hauptursache, warum die Menschen uns scheiten, lästern und spinnefeind sind. Christen sollen also, das wird uns in dieser Stelle gesagt, von ihrem Glauben und von der Hoffnung, die in ihnen ist, vor Jedermann und zu jeder Zeit Verantwortung geben. Das ist es gerade, was die Menschen nicht vertragen können, warum sie die wahren Christen so bitter hassen und verfolgen: Die wahren Christen verkriechen sich nicht mit ihrem Christenthum, sie bekennen Christum durch Wort und Wandel, und wie gesagt, das können die Weltkinder nicht vertragen. Ihr sehet aber auch, wenn ihr dieses Wort recht bedenkt, wie wenig die Christen dasselbe erfüllen, darum erfahren sie auch so wenig von der Feindschaft um des HErrn willen. Darum gelten sie als ganz unschädliche Leute bei den Weltkindern; da sie nichts von ihrem Glauben sagen, so kann die Welt mit ihnen verkehren und sie leben in gegenseitiger Ruhe. Aber wenn sie Verantwortung geben von ihrem Glauben, dann haben sie es mit den Weltkindern verdorben. Sollen wir nun als rechte Christen Verantwortung geben von unserm Glauben, so ist vor allen Dingen nöthig, daß wir dazu im Stande sind; denn es ist ein schwer Ding, Rechenschaft zu geben vom Glauben, wenn man den Glauben selbst nicht kennt, wenn man das Zeug dazu nicht hat. Ich muß Gottes Wort kennen, und kenne ich das nicht, so kann jeder dumme Junge kommen und meinen Glauben verspotten und ich muß vor ihm schweigen. Darum muß ich Kenntniß haben von allem, was zum Christenthum gehört und dann mag ein dummer Junge oder ein gelehrter Professor kommen, ich kann ihm Rede und Antwort geben. Das ist der Grund, warum alle wahren Christen so außerordentlich fleißig in Gottes Wort lesen und studieren, dann werden sie desto fester und sicherer in der Erkenntnis und können ihren Glauben vertheidigen, dann können wir den, der unsern Glauben verhöhnen will, gehörig zu Hause leuchten. Weißt du aber selbst nicht in Gottes Wort Bescheid, wie kannst du denn deinen Glauben vertheidigen, wie kannst du vor den bösen Buben bestehn und sie aus dem Felde schlagen? So ist es nöthig, täglich in Gottes Wort zu studieren, und man kann schon eine irdische Mahlzeit daran geben, um nicht eine geistliche zu verlieren. Mit diesem täglichen Forschen in Gottes Wort muß das treue Gebet verbunden sein, denn ich muß forschen aus dem Vermögen, das Gott darreicht. Es ist in der That etwas Schändliches, wenn ein Christ mit Weltkindern zusammen kommt, die anfangen über Gottes Wort zu spotten und zu lästern und der Christ hält das Maul zu, anstatt sich zu vertheidigen. Fragt man: Warum schweigst du? so ist die Antwort: Ich konnte mich nicht vertheidigen, ich wußte nicht Bescheid von meinem Glauben. Da sind sehr oft die Weltkinder klüger in ihrem Unglauben, als die Christen in ihrem Glauben. Weiß sich aber ein Christ zu vertheidigen und kommt den Lästerern zu Gesicht, dann sollt ihr sehen, wie dieselben aufs Maul geschlagen werden. Merket euch; hier gilt das Wort: Wir sollen Christum verkündigen zur rechten Zeit und zur Unzeit, wir sollen thun was unsere Pflicht ist, heute und morgen und allezeit, wo es nöthig ist, vor Jedermann, einerlei ob er arm oder reich, jung oder alt, hoch oder niedrig ist. Da hört man oft sagen, ich kam des Abends mit dem und dem Menschen in's Quartier, die ganze Stube war voll Menschen und bald ging das Spotten an über das Christenthum. Da dachte ich, der Weltkinder sind zu viele, sonst wollte ich sie wohl zurecht setzen. Merkt's euch, so spricht ein elender Schurke. Ob fünfzig oder dreißig oder zwei Menschen da sind, das ist einerlei, du sollst Zeugniß ablegen von Christo und wollen dann die Leute nicht schweigen, so sollst du weggehen und nicht liegen oder sitzen wollen, wo solch Gesindel ist. Nehmen sich die Leute die Frechheit heraus, deinen Heiland zu lästern, so sollst du dir die Freiheit heraus nehmen, deinen Heiland zu vertheidigen, und ob's auch im Hause des Königs wäre. Aber bald lassen sich die Christen durch die vielen Leute und bald durch den Ort davon abhalten. Der HErr Jesus sagt an einer Stelle in Evangelio, wie Er die Sache ansieht: Wer Mich bekennt vor den Menschen, den will ich auch bekennen vor Meinem himmlischen Vater und wer Mich verleugnet vor den Menschen, den will Ich auch verleugnen vor Meinem himmlischen Vater. Und das möchte ich wahrlich um keinen Preis, daß ich am jüngsten Tage von Jesu verleugnet würde, sondern ich will, daß Jesus mich bekennt und darum muß ich Ihn auch bekennen vor den Menschen. Handle ich aber an Ihm als ein Schurke, so will Er mich auch als einen Schurken behandeln und darum zu Seinem Vater sagen: Siehe das ist ein Schurke, der gehört nicht in den Himmel. Magst du deinen Vater und deine Mutter verleugnen? - und was, du willst ein solcher Schurke sein und deinen Heiland nicht bekennen! Er ist es doch wohl werth, daß du Ihn bekennst! So schäme dich deines Verleugnens und bekenne Ihn von nun an immerdar. Der Apostel zeigt aber nicht nur, daß wir das thun sollen, sondern auch, wie wir es thun sollen. Er setzt hinzu: Und das mit Sanftmüthigkeit und mit Furcht, und habt ein gutes Gewissen, auf daß die, so von euch afterreden, als von Uebelthätern, zu Schanden werden, daß sie geschmäht haben euren guten Wandel in Christo. Wir sollen Jesum bekennen mit Sanftmüthigkeit, d. h. wir sollen nicht böse dabei werden, wir sollen es ruhig, still und ordentlich thun, keine Zorn- und Scheltworte dürfen damit verbunden sein. Mit Schelten mögen sich wohl Fischweiber und Waschweiber abgeben, nicht aber Christen. Wer wollte darüber auch wohl zornig werden, ganz still und mit aller Ruhe muß den Lästerern Gottes Wort vorgehalten werden. Man sagt, wenn einer böse darüber wird, daß ihm ein anderer etwas sagt, so zeigt er damit an, daß er Unrecht habe, und so ist es auch, denn er will durch sein Bösewerden sein Unrecht zudecken. Der Christ hat Recht und darum ist er sanftmüthig, er weiß, kein Bube kann mir das Recht abstreiten. Und das ist auch das Einzige, was Eindruck macht, durch Poltern und Schimpfen hat noch keiner etwas ausgerichtet. Aus dem ruhigen Vertheidigen des Wortes Gottes erkennen die Menschen die Wahrheit.

Ferner: Mit Furcht sollen wir den HErrn Jesum bekennen. Die Sanftmuth bezieht sich auf die Menschen, ihnen gegenüber muß ich sanftmüthig sein; die Furcht bezieht sich auf Gott, ich muß das alles vor Gott verantworten können, was ich den Menschen sage. Dadurch wird das Bekenntnis desto fruchtbarer und fester. Nun folgt noch ein Hauptpunkt: Willst du Christi Wort und die Wahrheit des christlichen Glaubens vertheidigen, so siehe zu, daß du ein gutes Gewissen habest. Hast du das nicht, so kriegen dich die Weltkinder jedes mal unter, und könnten sie dich durch nichts anders unterkriegen, so würde es heißen: Ja du sprichst zwar fromm, aber du hast den Teufel im Herzen. Habe ich aber ein gutes Gewissen, stimmt mein Wandel mit meinen Worten überein, so gibt das meiner Vertheidigung Nachdruck und Fruchtbarkeit, dann muß die Welt sagen: Der Mann spricht christlich und wandelt christlich, bei dem ist es doch noch Wahrheit, was er sagt. O, in diesem Stücke haben die Christen schon viele dumme Streiche gemacht! Die Wahrheit haben sie mit Worten vertheidigt und in ihrem Wandel mit Füßen getreten und dadurch wird das Lästern erst recht arg. Wo aber Wort und Wandel übereinstimmen, da haben die Weltkinder Respekt vor einem Christen. Gebe es nur solch' echter Christen viele, das Evangelium würde sich ganz anders Bahn brechen, als es jetzt thut. Aber in der Regel bleibt der Wandel weit hinter den Worten zurück. Müssen die Lästerer zu Schanden werden, daß sie geschmäht haben euren guten Wandel in Christo, so stehn sie da als Lügner und der wahre Christ ist gerechtfertigt. Untadelig im Bekenntnis und muthig in der Vertheidigung seines Glaubens soll der Christ sein, aber nicht minder untadelig im Wandel, so daß er Jedem vor's Gesicht treten kann und sagen: Was willst du von mir? Wie gesagt, in diesen Stücken wird von den Christen viel gesündigt: Sie bekennen ihren Heiland nicht treu genug aus elender Menschenfurcht, und wenn sie Ihn bekennen, so geschieht es nicht mit Sanftmuth und Furcht und endlich fehlt es auch an dem treuen Wandel. Das schreibt euch heute in das Herz und prüft euch darnach; denn das sage ich euch, ihr seid feine rechte Christen, wenn ihr keine rechte Bekenner seid. Wenn du kein rechter Bekenner bist zu aller Zeit und vor Jedermann, was willst du denn von deinem Christenthum noch sprechen? Christus bekennt dich doch nicht am jüngsten Tage. Amen.

Vers 17-18.

Denn es ist besser, so es Gottes Wille ist, daß ihr von Wohlthat wegen leidet, denn von Uebelthat wegen. Sintemal auch Christus einmal für unsere Sünden gelitten hat, der Gerechte für die Ungerechten, auf daß Er uns Gott opferte, und ist getödtet nach dem Fleisch, aber lebendig gemacht nach dem Geist.

In der letzten Vesperpredigt haben wir gesehen, wie der heilige Apostel Petrus die Christen ermahnt, daß sie bereit sein sollen, um Christi willen zu leiden. Aber dieses Leiden sollen sie mit Sanftmuth und Geduld tragen und dabei ein gutes Gewissen bewahren. Denn, so fährt der Apostel fort, es ist besser, so es Gottes Wille ist, daß ihr von Wohlthat wegen leidet, denn von Uebelthat wegen. Erstlich enthält dieses Wort einen Trost, der in den Worten liegt: Es ist besser, wenn es Gottes Wille ist. Er will sagen, ohne Gottes Willen können euch die Menschen nichts thun, mögen sie auch so grimmig wie Tiger sein, kein Haar kann ohne Gottes Willen von eurem Haupte fallen. Daniel wurde in den Löwengraben geworfen und die Löwen durften ihn nicht fressen; die drei Männer wurden in den Feuerofen geworfen und das Feuer durfte sie nicht antasten, warum nicht? Weil es Gottes Wille nicht war. Was dich nicht treffen soll nach Gottes Willen, das trifft dich nicht. Darum kann ein Christ auf Löwen, Drachen und Ottern treten, und ohne Gottes Willen dürfen sie ihm nichts thun. Sollen dir aber Leiden widerfahren um Christi willen, so ist das doch wohl besser, als wenn es um Uebelthat willen geschieht. Das Leiden um Christi willen ist eine Ehre, das Leiden um Uebelthat willen ist eine Schande. Hätte ich gestohlen oder andere Sünden begangen und würde deshalb mit Ketten gebunden durchs Dorf geführt, dann möchte ich vor Scham die Augen nicht aufthun. Wenn ich aber um Jesu willen leiden soll, so will ich das gern tragen und kein Auge vor Scham darum zuthun. Als einst den Aposteln das Predigen verboten wurde, da sagten sie: Wir können es nicht lassen. Da wurden sie gestäupt d. h. ihnen wurde der Rücken blutig geschlagen. Was wird dann weiter von ihnen erzählt? Sie gingen fröhlich von des Raths Angesicht, darum daß sie würdig gewesen waren, um Jesu willen Schmach zu leiden. Oder sehet wie Stephanus als ein Tempelschänder angeklagt und auch deshalb gesteinigt wurde, da schämte er sich deß nicht, sein Angesicht glänzte vor Freude, das war ihm eine Ehre. Es wird uns erzählt, daß einst in uralten Zeiten vor nun etwa 1600 Jahren die Christen in der Stadt Lyon in Frankreich verfolgt wurden. Der alte Bischof Pothinus mit 20.000 Christen fand den Märtyrertod. Da wurden eines Tages vierzig der Vornehmsten vorgenommen, daß man sie quälte bis sie halb todt waren und dann brachte man sie wieder ins Gefängnis. Auf durchlöcherte eiserne Platten, worunter Feuer brannte, wurden sie gelegt und darauf wurden sie so lange umgedreht, bis der ganze Leib eine große Brandwunde war. Dann brachte man sie wieder in's Gefängnis, um am folgenden Tage die Qual zu wiederholen. Fünf unter den Vierzigen konnten kaum die Qual mit ansehen, und als sie auf die Brandbetten gelegt werden sollten, da fingen sie an zu schreien und versprachen, Christum zu verleugnen. Sie wurden ermahnt von den Treuen: Brüder, Brüder, verleugnet Jesum nicht, ihr habt schon beinah die Krone, verscherzt sie nicht selbst! Aber sie verleugneten den HErrn doch. Die Märtyrer und die Verleugner wurden wieder in das Gefängnis abgeführt, aber nicht in ein und dieselbe Zelle, doch also, daß sie sich sehen konnten. Die Märtyrer wurden von andern treuen gläubigen Christen besucht, die sich damit der Gefahr aussetzten, auch den Märtyrertod zu erdulden. Da wurde gelesen, gebetet, gesungen und als die fünf Abtrünnigen das Singen hörten, fingen sie an zu heulen wie die Teufel. Am andern Morgen glänzten die Angesichter der fünf und dreißig Treuen wie das Angesicht eines Engels, die fünf Untreuen aber sahen aus als die Teufel. - Der Apostel fährt fort: Sintemal auch Christus einmal für unsere Sünden gelitten hat, der Gerechte für die Ungerechten, auf daß Er uns Gott opferte und ist getödtet nach dem Fleisch, aber lebendig gemacht nach dem Geist. Der Apostel will sagen, da Christus für uns gelitten hat, so verpflichtet uns das, für Ihn und um Seines Namens willen wieder zu leiden. Hat Christus für uns gelitten, sind wir denn nicht schuldig und verbunden, für Ihn wieder zu leiden? Ist Christus für uns gestorben nach dem Fleisch und dann wieder lebendig geworden nach dem Geist, was sind wir denn, daß wir nicht für Jesu leiden wollen? Eine Liebe ist doch wahrlich der andern werth. Hat Jesus für mich gelitten, ist Er für mich ein Opfer geworden, so bin ich ein Schurke, wenn ich nicht für Ihn leiden, wenn ich nicht für Ihn ein Opfer werden mag. Hat Jesus meine Schmach getragen, so will ich Seine Schmach auch tragen; und daß will ich mit Freuden thun, denn Er hat meine Sünden getragen. Jesus aber ist kein Sünder, darum brauche ich auch nicht mit Seiner Schmach Seine Sünden zu tragen, eben weil Er kein Sünder ist. Und das soll mir die größte Ehre sein. Der HErr hat durch Seinen Tod alle meine Sünden weggenommen und wenn ich im Glauben an Ihn sterbe, so kann ich nirgend anders hinkommen, als in den seligen Himmel. Darum können wir gar nicht einmal sagen, daß uns viel auferlegt ist, wenn wir um Jesu willen sterben müssen, da es gleich in die ewige Seligkeit geht. Ist denn die ewige Seligkeit nicht ein paar Stunden Marter werth? Wahrlich, dieser Zeit Leiden ist nicht werth der Herrlichkeit, die an uns geoffenbart werden soll! Daran müssen wir zeitig denken, denn wir wissen nicht, wie bald die Galgen aufgerichtet und die Scheiterhaufen angezündet werden und wer nicht freudig und willig für Jesum leidet, der ist ein Schuft. So prüfet euch, meine Lieben, wie es mit euch steht, ob ihr einen solchen Sinn habt, dem das leiden um Christi willen eine Freude ist, ob ihr bereit seid, mit Jesu und für Jesum in den Tod zu gehen und ob es euch eine Schmach und Qual ist, um Missethat willen zu leiden. Ist das der Fall, dann seid ihr Christen. Uebrigens beuget euch nur alle vor Gott, denn Sünder seid ihr alle miteinander und darum wollt ihr ja auch zur Beichte gehen. Es ist ein Unterschied, ein Sünder sein vor Gott und ein Sünder sein vor Menschen. Vor Gott bin ich alle Tage und Stunden ein armer Sünder, aber vor Menschen möchte ich kein Sünder sein, d. h. ich möchte nicht so wandeln, daß ich mit meinem Wandel meinem Christennamen Schande machte. Als ein Sünder vor Gott bete ich alle Tage: Gott sei mir Sünder gnädig. Seht nur zu, daß ihr zur Beichte kommt in aufrichtiger Buße und rechtem Glauben, auf daß ihr fest annehmen könnt die theure Absolution, wenn euch Gottes Diener an Gottes Statt frei, los und ledig spricht von allen euren Sünden. Amen.

Vers 19-20.

In demselben ist Er auch hingegangen, und hat geprediget den Geistern im Gefängnis, die etwa nicht glaubten, da Gott einstmals harrete und Geduld hatte zu den Zeiten Noä, da man die Arche zurüstete, in welcher wenige, das ist acht Seelen behalten wurden, durchs Wasser.

In der vorigen Vesperpredigt haben wir zuletzt gehört, daß unser HErr Jesus Christus gestorben und daß Sein Leib in das Grab gelegt worden ist, nach dem Worte unsers Glaubensbekenntnisses: Gestorben, begraben. Petrus hatte zuletzt gesagt: Gestorben nach dem Fleisch, aber lebendig gemacht nach dem Geist. Nun fährt er fort: In demselben, d. h. im Geist, ist Er auch hingegangen und hat gepredigt den Geistern im Gefängnis. Während also der getödtete Leib Jesu im Grabe lag, ist Jesus dem Geiste nach hingegangen und hat den Geistern im Gefängnis gepredigt. Wenn der Mensch stirbt, dann trennt sich die Seele vom Leibe und das ist der Tod. Der Leib wird in das Grab gelegt und die Seele geht an ihren Ort, der Ort aber ist verschieden, je nachdem der Mensch fromm oder gottlos gewesen ist, je nachdem er im Glauben oder Unglauben gestorben ist. Ist der Mensch im Unglauben gestorben, so geht seine Seele in die Hölle, ist der Mensch im Glauben gestorben, so geht seine Seele an den Ort, den die Schrift Paradies oder auch wohl Abrahams Schoß nennt. Von dem gottlosen reichen Mann heißt es: Als er nun in der Hölle und in der Qual war; von dem frommen Lazarus wird gesagt, daß die Engel seine Seele in Abrahams Schoß getragen haben Luc. 16. Zu dem Schächer am Kreuze spricht der HErr: Heute wirst du mit mir im Paradiese sein Luc. 23,43. Daraus sehen wir klar, daß bei dem Tode die Seele des Ungläubigen in die Hölle und daß die Seele des Gläubigen in das Paradies fährt. Daß Paradies und Hölle nicht weit von einander entfernt sind, daß lehrt uns die Geschichte vom reichen Mann und armen Lazarus. Da heißt es: Als der reiche Mann Lazarum in Abrahams Schoß sahe, da erhob er seine Stimme rc. Da ist's also klar ausgesprochen, diese Orte sind so nahe bei einander, daß Lazarus und der reiche Mann sich sehen, ja mit ihrer Stimme sich erreichen können, obgleich der eine an dem Ort der entsetzlichsten Feuerqual und der andere an dem Ort der seligsten Freude ist. Nach welchem dieser beiden Orte ist Jesus hingefahren? Die heilige Schrift lehrt, daß Er an beiden Orten gewesen ist, denn Petrus sagt hier: Er ist in das Gefängnis gefahren; und zu dem Schächer spricht Christus selbst: Heute wirst du mit Mir im Paradiese sein. Also sehen wir, daß Jesus in der Hölle und im Paradiese gewesen ist. Daß Jesus in das Paradies mußte, das ist leicht einzusehen, denn Er war fromm und daher kam Ihm solches zu. Kommen doch alle frommen Menschen ins Paradies, wie vielmehr nicht Jesus! Aber Er gehörte nicht nur in das Paradies, sondern auch in die Hölle, denn Er ist unser Heiland und Erlöser, des Todes und der Hölle Ueberwinder und als solcher mußte Er sich nicht nur den Seligen im Paradiese, sondern auch den Verdammten in der Hölle zeigen. Daß das wirklich geschehen ist, wird vom 16. Psalm bezeugt, wo es heißt: Du wirst Meine Seele nicht in der Hölle lassen, noch zugeben, daß Dein Heiliger die Verwesung sehe; und ebenso auch in unserm Texte: Er ist hingegangen in das Gefängnis. Also vermöge Seiner Gotteskindschaft gehörte Jesus in das Paradies und dahin ist Er auch gefahren; und als der Sieger über alle Seine Feinde gehörte Er in die Hölle und über Seinen dortigen Aufenthalt berichtet unser Text.

Nun wird uns weiter erzählt, was Jesus in der Hölle gethan hat: Er hat den Geistern im Gefängnis gepredigt. Das Paradies wird nie in der Bibel ein Gefängnis genannt, denn es ist der selige Aufenthalt der Gläubigen. Die Hölle aber wird ein Gefängnis genannt, die darinnen sind, sind des Teufels Gefangene und können nicht wieder heraus kommen, wie geschrieben steht: Es ist eine große Kluft befestigt zwischen uns und euch, daß die da wollten von hinnen hinabfahren zu euch, können nicht, und auch nicht von dannen zu uns herüber fahren Luc. 16,26. Es kann eben so wenig einer aus dem Paradiese in die Hölle kommen, wie aus der Hölle in das Paradies. In diese Hölle sind auch gekommen diejenigen, die einstmals nicht glaubten, da Gott harrete und Geduld hatte zu den Zeiten Noäh, da man die Arche zurüstete. Kurz vor der Sündfluth gab es auf Erden nur noch eine gläubige Familie, das war die Familie Noäh, alle andern waren von Gott abgefallen, sie wandelten den Weg des Unglaubens und der greulichsten Sünden, sie bekümmerten sich nicht um die Ewigkeit. Jesus sagt von ihnen: Sie bauten und pflanzten, sie aßen und tranken, sie freiten und ließen sich freien, bis auf den Tag, da Noah in die Arche ging, und kam die Sündfluth und brachte sie Alle um. An die ewigen geistlichen Dinge, an Himmel und Hölle, an Gottes Gnade und Zorn, an Bekehrung und Verstockung dachte Keiner. Da kam die Sündfluth und brachte sie alle um. Kam die Sündfluth unvermuthet, plötzlich? Nein, eigentlich nicht, denn Gott hatte es vorher verkündigen lassen, und nicht nur das, sondern Er gab ihnen auch 120 Jahre Frist zur Buße und gebot Noah, daß er diesen Leuten Buße predigen solle im Namen des HErrn. Aber trotz dieser Predigt durch Wort und That, trotz der Frist von 120 Jahren bekehrte sich doch Keiner, sondern sie verstockten sich. Darauf beziehen sich diese Worte: Die einstmals nicht glaubten, da Gott harrete und Geduld hatte. Gott harrete 120 Jahre, Er hatte Geduld mit ihnen, ließ ihnen predigen: Die Sündfluth kommt, wenn ihr euch nicht bekehrt! Diese Predigt geschah durch Worte, denn Noah predigte durchs Wort seines Mundes; aber es wurde ihnen auch gepredigt durch die That, denn Noah und seine Söhne bauten vor ihren Augen die Arche. Die Arche war ein ungeheures Schiff von 300 Ellen Länge, ein Schiff, das wohl fünf Mal so lang war, als bei uns die längsten Häuser. Dieses Schiff hatte drei Stockwerke. Das war eine Predigt durch die That, denn alle Menschen, die vorüber gingen, mußten fragen: Was soll der große Bau? und die Antwort war: Das ist das Haus, welches uns über die Sündfluth hinweg tragen soll. Aber statt sich zu bekehren, verlachten sie Noah als einen Narren und spotteten darüber, wo das Wasser herkommen solle, das dieses Schiff tragen könne. Da haben sie wohl gesagt, der Noah ist verrückt geworden, sonst baute er nicht solch ein unglückliches Haus, am Ende will er noch auf dem trocknen Lande das Schwimmen lernen rc. Dieses Spotten dauerte so lange, bis die Arche fertig war. So lange harrte Gott, ob sich nicht noch Etliche bekehrten, aber kein einziger außer Noahs Familie wollte gerettet werden. Nun kam das Wasser der Sündfluth, nachdem Gott Noah hatte in die Arche gehen lassen und hatte hinter ihm zugeschlossen.

Vierzig Tage und vierzig Nächte regnete es und Gott that die Fenster des Himmels und die Brunnen des Abgrundes auf, so daß in kurzer Zeit die ganze Erde bedeckt war mit Wasser. Ach meine Lieben, da hat das Lachen und Spotten der ungläubigen Menschen ein schreckliches Ende genommen, jetzt da sie das Wasser erreichte auf den Dächern, Bäumen und Bergen, ist ihr Lachen zu Heulen geworden, das Wasser hat sie hinweg gerissen und getödtet. Nur Noah, seine Frau, seine drei Söhne und deren Frauen sind erhalten und bewahrt in der Arche und zwar durch dasselbe Wasser, denn dasselbe Wasser, was jene Ungläubigen verderbte, trug die Arche und errettete Noah. Und als diese gottlosen Leute todt waren und ihre Leiber vermoderten, wohin sind da ihre Seelen gefahren? Antwort: In das Gefängnis d. h. in die Hölle; und diesen Geistern im Gefängnis hat Jesus gepredigt. Hat Er ihnen gepredigt das Evangelium oder das Gericht? Hier steht bloß: Er hat den Geistern im Gefängnis gepredigt; was? das steht nicht dabei. Es steht weder da: Er hat das Evangelium gepredigt, noch: Er hat das Gericht gepredigt. Wie ist das auszulegen? Hätte er ihnen das Evangelium gepredigt, dann wäre noch Hoffnung da gewesen, daß sie sich bekehrten, das wäre in der Hoffnung geschehen, daß sie es annehmen würden. Dann ist aber überhaupt die Möglichkeit da, daß sich ein Mensch in der Hölle noch bekehren kann. Soll aber das Wort so ausgelegt werden: Er hat ihnen das Gericht gepredigt, dann ist an keine Errettung mehr zu denken, dann sollte ihnen nur das Urtheil gesagt werden, was bei der Sündfluth noch nicht geschehen war. Wir wollen sehen, was unsere Kirche darüber lehrt. Unsere Kirche von Luther an und mit ihr all' die frommen Väter sagen: Jesus hat den Geistern nicht, das Evangelium, sondern Er hat ihnen daß Gericht gepredigt. Denn die in der Hölle können sich nicht bekehren, und daß sie das nicht können, steht geschrieben Luc. 16: Es kann Keiner von euch zu uns herüber kommen. Dabei haben die alten Lehrer unserer Kirche standhaft beharrt, obgleich es damals Leute gab, besonders bei den Reformirten, die meinten, es sollte heißen, Jesus habe den Geistern das Evangelium gepredigt; denn sie lehrten, wenn Einer im Unglauben stürbe, dann könne er sich dort in jenem Leben noch bekehren. Dagegen haben unsere Väter gesagt: Ein frommer Mensch kommt in das Paradies und ein Gottloser kommt in die Hölle und daselbst bleiben sie ewiglich. Den Geistern im Gefängnis hat Jesus nicht das Evangelium, sondern Er hat ihnen das Gericht gepredigt. So ist diese Lehre unangetastet geblieben bis in die neueste Zeit, in welcher ja Alles auf den Kopf gestellt wird. Man meint jetzt, daß man sich noch in der Hölle bekehren könne. Damit zeigen die Leute an, daß sie abgefallen sind von dem Glauben ihrer Väter und ihrer Kirche. Ja sie sagen, Buße thun und Bekehren sei hier nicht nöthig, dazu sei dort noch Zeit genug. Die lutherische Kirche und unsere lutherischen Väter lehren die Wahrheit, denn in der ganzen Bibel wird kein Wort von einer jenseitigen Bekehrung gesagt. Es heißt auch so im Gesang:

Heut lebst du, heut bekehre dich;
eh' Morgen kommt, kann's ändern sich.
Wer heut ist frisch, gesund und roth,
ist morgen krank, wohl gar schon todt.
So du nun stirbest ohne Buß,
dein Leib und Seel' dort brennen muß!

Damit stimmt auch überein jene schon so oft angeführte Stelle aus der Geschichte vom reichen Mann und armen Lazarus: Und über das Alles ist zwischen uns und euch eine große Kluft befestigt, daß die da wollten von hinnen hinab fahren zu euch, können nicht, und auch nicht von dannen zu uns herüber fahren. Der Apostel Paulus sagt Ebr. 9: Es ist dem Menschen gesetzt einmal zu sterben und darnach das Gericht. Nirgends kommt eine Stelle vor, daß den Menschen dort noch das Evangelium gepredigt wird. Also ist die Auslegung richtig, daß Jesus den Geistern das Gericht gepredigt hat, daß sie verdammt sind nach dem gerechten Gericht des HErrn. Er hat ihnen damit alle Hoffnung auf Erlösung genommen und hat damit die Ermahnung ausgesprochen, daß wir hier Buße thun und uns bekehren sollen, denn dazu ist dort weder Zeit noch Ort. Sterben wir im Unglauben, so kommen wir in die Hölle und müssen ewig darin bleiben; sterben wir im Glauben, so kommen wir in das Paradies und sollen ewig darin bleiben. Ach bedenket, was zu eurem Frieden dient! Lasset euch nicht erschrecken, aber werdet auch nicht leichtsinnig, denn was der Mensch säet, das wird er ernten. Wer auf sein Fleisch säet, der wird vom Fleisch das Verderben ernten. Wer aber auf den Geist säet, der wird von dem Geist das ewige Leben ernten. Amen.

Vers 21-22.

Welches nun auch uns selig macht in der Taufe, die durch jenes bedeutet ist, nicht das Abthun des Unflaths am Fleisch, sondern der Bund eines guten Gewissens mit Gott, durch die Auferstehung Jesu Christi; welcher ist zur Rechten Gottes in den Himmel gefahren, und sind Ihm unterthan die Engel, und die Gewaltigen, und die Kräfte.

In der letzten Vesperpredigt haben wir gesehn, wie unser HErr Jesus in die Hölle gefahren ist, um den Geistern im Gefängnis das Gericht zu predigen. Daran knüpft der Apostel nun weiter, was er hier sagt: Welches nun auch uns selig macht in der Taufe, die durch jenes bedeutet ist. Das Wasser der Sündfluth war den Menschen zur Zeit Noäh ein Mittel zur Verdammnis geworden, denn da sie durchs Wasser getödtet wurden, und zwar als Unbußfertige und Ungläubige, so wurde ihnen das Wasser ein Mittel zur Verdammnis. Und dasselbige Wasser wird uns ein Mittel zur Seligkeit durch die heilige Taufe, so daß also die heilige Taufe ihr Vorbild in der Sündfluth hat. Denn während die Ungläubigen durch das Wasser getödtet und verdammt wurden, so wurden die Gläubigen, d. h. Noah seine Familie, erhalten durch dasselbe Wasser, denn es trug und bewahrte die, die in der Arche waren. So ist die Sündfluth ganz und gar ein Vorbild auf die heilige Taufe, denn das Wasser der heiligen Taufe tödtet die Ungläubigen und macht selig die Gläubigen. Bei der heiligen Taufe hat Gott die Absicht, daß die Menschen dadurch selig werden sollen. Es steht ja ausdrücklich da: Wer glaubt und getauft wird, der wird selig werden. Aber eben weil diejenigen selig werden sollen, die getauft sind und glauben, werden diejenigen verdammt, die getauft sind und nicht glauben. Auch davon ist die Sündfluth ein Vorbild. Gott hatte den Leuten 120 Jahre predigen lassen, daß ein Wasser kommen solle, welches die tödten werde, die sich nicht bekehrten. Hätten die Menschen dieser Predigt Folge geleistet und sich bekehrt, so wäre keine Sündfluth gekommen. Nun haben sie aber nicht Buße gethan, haben nicht im Glauben das Wort Gottes angenommen, deshalb kam die Sündfluth und brachte sie alle um. Wie sollte es nun werden mit der einen frommen Familie? Das Wasser der Sündfluth mußte kommen, - sollten die Gläubigen mit den Ungläubigen verderbt werden? Nein, Gott ließ sie in die Arche gehen, und das Wasser, welches die Ungläubigen tödtete, das ers hielt die Gläubigen. So ist es auch in der heiligen Taufe. Da ist auch das Wasser und mit demselben ist Gottes Wort: Wer glaubt und getauft wird u. verbunden, weshalb sie auch Eph. 5 das Wasserbad im Wort heißt. Dies mit dem Worte Gottes verbundene Taufwasser hat eine doppelte Wirkung: Es macht selig und es verdammt. Wer getauft wird und nicht glaubt, der wird nicht selig, der kommt gleichsam um in dem Taufwasser; wer aber getauft wird und glaubt, der wird selig, der wird getragen von dem Taufwasser, der geht ein in die Arche der christlichen Kirche. Darum sollen nach unserer Kirchenordnung bei jeder Taufe die Vorbilder der Sündfluth und des Untergangs Pharaos im rothen Meer erwähnt werden. Haben wir das nun gesehn, daß die Sündfluth ein Vorbild von der heiligen Taufe ist, so zeigt uns der heilige Apostel nun weiter, was die heilige Taufe sei, indem er sagt: Nicht das Abthun des Unflathes am Fleisch, sondern der Bund eines guten Gewissens mit Gott, durch die Auferstehung Jesu Christi. Fragt ihr also: Was ist die heilige Taufe? was ist ihr Wesen? so steht hier die Antwort: Sie ist der Bund eines guten Gewissens mit Gott. Wäre die heilige Taufe das Abthun des Unflaths am Fleisch, so wäre sie weiter nichts, als eine gewöhnliche Waschung des Leibes. Sollte sie nichts weiter als das sein, was hätte sie dann mit dem Christenthum zu thun? Nein, sie ist der Bund eines guten Gewissens mit Gott. Dies Wort erschöpft das Wesen der heiligen Taufe nach allen Seiten. Ehe ich getauft bin, habe ich kein gutes Gewissen gegen Gott, denn vor der Taufe bin ich ein Sünder, in Sünden empfangen und geboren und darum ein Kind des Todes und der Verdammnis. Hätte ich vor der Taufe einen Bund mit Gott, so wäre es der Bund der Verdammnis, d. h. Er müßte mich in die Hölle werfen. Weil ich ein Sünde bin von Natur, so habe ich kein gutes Gewissen, wohl aber ein böses und darum kann ich nichts als Zorn und Verdammnis erwarten. Weil ich denn vor der Taufe den Bund eines bösen Gewissens mit Gott habe, so sehet ihr, daß ich nicht anders ein gutes Gewissen kriegen kann, als wenn mir die Sünde abgenommen wird; sie muß mir vergeben werden, und das ist es, was in der heiligen Taufe geschieht. Die Sünde wird mir vergeben; warum? Weil ich in der heiligen Taufe wiedergeboren werde zu einem Kinde Gottes, das Ebenbild Gottes wird wieder in mir hergestellt, dazu gehört vor allen Dingen Sündlosigkeit. Die ersten Menschen hießen wegen der anerschaffenen Heiligkeit und Reinigkeit Gottes Ebenbild. Sie sind aber durch die Sünde Kinder des Teufels geworden. Da ich nun wiedergeboren bin zu einem Kinde Gottes in der heiligen Taufe, wie wir noch gestern in der Neujahrspredigt gehört haben, so muß mir diese Gerechtigkeit und Reinigkeit wiedergeschenkt werden. Und das geschieht, wie gesagt, in der heiligen Taufe. Ist die Sünde vergeben, dann ist sie weg und die Heiligkeit und Gerechtigkeit ist wieder da. Das die Sünde weggenommen wird durch die heilige Taufe, das sagt die Schrift an den verschiedensten Stellen, z. B. Ap. Gesch. 2,22; Röm. 6; Tit. 3,2. Nicht der Unflath am Fleische, sondern der Sündenunflath wird abgewaschen und nun habe ich ein gutes Gewissen, denn meine Sünde ist vergeben, wie es im Gesange heißt: Mein Gewissen beißt mich nicht
meines ganzen Lebens halber.

Warum nicht? Weil die Sünde vergeben ist.

Die Sünde ist uns vergeben,
mit Ihm geschenkt das Leben;
im Himmel soll'n wir haben,
o Gott, wie große Gaben.

Bin ich deß gewiß, dann habe ich ein gutes Gewissen.

Da mache ich nun aber auch den Bund eines guten Gewissens mit Gott und der besteht darin: Gott spricht. Ich vergebe dir deine Sünden, nehme dich aus Satans Reich heraus und setze dich in Mein Reich; und ich sage zu Gott, ich entsage dem Teufel und allem seinem Wesen und allen seinen Werken und will den schmalen Weg des Lebens gehen. Nun sage ich dem Teufel den Kauf auf, ich will im Reiche Gottes leben in ewiger Gerechtigkeit, Unschuld und Seligkeit. Das ist der Bund eines guten Gewissens mit Gott in der heiligen Taufe. Wenn nun ein Mensch, der dem Teufel entsagt hat, doch dem Teufel dient, was ist der Mensch? Ich kann's nicht anders bezeichnen, er ist ein rechter Schuft, denn er hat ja geschworen dem Teufel zu entsagen, der Welt nicht zu dienen und der Sünde nicht zu fröhnen und nun thut er das alles doch. Daher kommt es auch, daß ein solcher Schuft durch das Wasser der Taufe getödtet wird. Das Wasser der Taufe wird ihn verklagen am jüngsten Tage, denn es hätte ihn zur Seligkeit taufen sollen und nun hat es ihn zur Verdammnis taufen müssen. -

Wenn nun hinzu gefügt wird: Durch die Auferstehung Jesu Christi, welcher ist zur Rechten Gottes in den Himmel gefahren, und sind ihm unterthan die Engel, und die Gewaltigen und die Kräfte, so wird uns damit gezeigt, daß das ganze Erlösungswerk, also auch die heilige Taufe versiegelt ist durch die Auferstehung und Himmelfahrt Christi. „So ist es gewiß, daß in der heiligen Taufe die Gläubigen selig und die Ungläubigen verdammt werden, so gewiß, wie Jesus auferstanden und gen Himmel gefahren ist. So gewiß wie Christus auferstanden und gen Himmel gefahren ist, so gewiß ist Er auch ein HErr aller Kreaturen, auch der HErr der Taufe. Er hat sie eingesetzt und bürgt uns dafür, daß uns die Folge der heiligen Taufe, die ewige Seligkeit, zu Theil wird, so gewiß wie Er der HErr ist. Er ist es aber auch, der am jüngsten Tage das Gericht halten wird. Da wird er jeden fragen: Hast du meine Taufe gebraucht zur Seligkeit oder zur Verdammnis? Hast du Meine Taufe recht gebraucht, indem du den Segen, der dir darin dargeboten wurde, im Glauben angenommen hast, oder hast du ihn im Unglauben von dir gestoßen? Hast du sie gebraucht zum Bunde eines guten Gewissens mit Gott, oder hast du diesen Bund gebrochen? So fordert Jesus einst Rechenschaft von unserer Taufe. Alles was Gott gegeben hat, wird uns entweder ein Geruch des Lebens zum Leben oder ein Geruch des Todes zum Tode. Gebraucht du es recht, so wird es dir ein Geruch des Lebens zum Leben; mißbrauchst du es, so wird es dir ein Geruch des Todes zum Tode. Wir können das sehen an einem Beispiel. Da hängen zwei Menschen neben Jesu, einer zu Seiner Rechten, der andere zu Seiner Linken, beide sind Mörder, beiden wird vor die Seele gestellt das bittere, unschuldige Leiden und Sterben Jesu Christi, beide hören die Worte, die Jesus am Kreuze spricht und warum fragt nur Einer: HErr, gedenke an mich, wenn du in Dein Reich kommst! Haben sie nicht beide dasselbe gesehn und gehört? waren sie nicht beide Mörder? Darum, weil der eine das Alles recht gebrauchte und der andere mißbrauchte es. Darum ging der eine mit Jesu ins Paradies und der andere fuhr zum Teufel in die Hölle.

Nehmt ein anderes Beispiel. Der HErr Jesus ist von zwölf Aposteln umgeben, alle sind getauft, alle hören dieselbe Predigt, alle empfangen das heilige Abendmahl. Hat Judas eine andere Taufe, eine andere Predigt, ein anderes Abendmahl empfangen, als die übrigen eilf? Warum sind denn die Eilf treu und der Zwölfte ist ein Bösewicht? Ihr sehet, die Eilf haben Predigt und Abendmahl im Glauben gebraucht, darum ist es ihnen ein Geruch des Lebens zum Leben geworden; Judas hat diese Gnadenmittel im Unglauben gebraucht, darum sind sie ihm ein Geruch des Todes zum Tode geworden. Es kommt immer darauf an, wie man die Gnadenmittel gebraucht; zur Seligkeit gebraucht man sie im Glauben, zur Verdammnis gebraucht man sie im Unglauben. Das merket euch heute bei der Beichte und morgen beim heiligen Abendmahl. Beichte und Abendmahl sind euch gegeben zum Segen, wenn ihr im Glauben kommt; kommt ihr aber im Unglauben, so werden sie euch ein Fluch; daran ist denn aber Gott nicht Schuld, sondern ihr selbst. Das möget ihr wohl bedenken. Seht darum habe ich euch auch allen miteinander, als ihr euch zum heiligen Abendmahl anmeldetet, gesagt, daß ihr recht treu beten solltet um den heiligen Geist, daß der euch recht bereite zu einer gesegneten Beichte und zu einem gesegneten Abendmahl und zugleich habe ich versprochen, daß ich solches auch für euch thun wollte. Ich habe es gethan bei Tag und bei Nacht, habt ihr es auch gethan? habt ihr redlich vor Gott auf euren Knieen gelegen und gefleht um das, was euch noth ist, um Buße und Glauben? Dann soll euch Beichte und Abendmahl ein Geruch des Lebens zum Leben werden, denn der HErr hat gesagt: Wo zwei oder drei unter euch eins werden im Gebet, es sei was es sei, das will Ich thun. Sind nun Prediger und Gemeine eins geworden, Gott um etwas zu bitten, so gibt Gott es gewiß auf ihr gläubiges Gebet. Amen.

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alte Form der Töpfe, Dreifußtöpfe, heute kaum noch gebräuchlich, AJ
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