Hall, Christopher Newman - 18. Folge Jesu zu allen Zeiten.
Es gibt Menschen, die Jesu nur dann und wann folgen. Mitunter zeigen sie sich fromm, aber sind es nicht beständig. Zuweilen scheint's, als wenn sie Jesu eifrig nacheilten, aber dann stehen sie auf einmal wieder stille. Es ist, als wenn sie durch Hast den langsamen Schritt Anderer verdammen wollten, allein bald stellt es sich heraus, dass die schwerfälligen, jedoch ausdauernden Arbeiter viel weiter kommen, als jene, und sie schnell hinter sich zurücklassen. Denn die, welche nur stoßweise ihren Einfällen und Launen folgen, rücken nicht weiter vorwärts von dem Punkte, den sie eben vorher erreicht, sondern springen seitwärts und kommen nur weiter vom Ziele ab. Während sie noch stille zu stehen meinen, sind sie in der Tat schon zurückgeschritten. Unsere Frömmigkeit sollte eine beständige Flamme sein, die immer brennt und leuchtet, nicht aber ein launenhaftes Meteor, welches die Zuschauer auf einen Augenblick in Staunen setzt, dann aber in Finsternis ausläuft. Jeden Tag unseres Lebens sollten wir einige Fortschritte machen und Jesu in gemessener Weise, aber auch ohne irgend einen Aufenthalt folgen. Nimmer dürfen wir uns jedoch vorstellen, dass wir darum stehen bleiben möchten, weil wir bereits eine lange Strecke vorangegangen sind, oder weil wir den Vorsatz haben, das Versäumte hernach wieder einzuholen. Nicht bloß einige wenige Heldentaten und nicht nur einige wenige, sehr lange Tagereisen sind's, die der Herr von uns fordert, sondern das verlangt Er vielmehr, dass wir jeden Tag weiter fortschreiten, jeden Tag näher zu Ihm gezogen und Ihm immer ähnlicher werden.
Einige Menschen gebärden sich sehr fromm, wenn Trübsale über sie kommen. Getäuschte Hoffnungen, Verluste und Plagen, die sie zu erdulden, bringen sie zur Demütigung vor dem Herrn und zum Gebete. Wie manch ernstes Flehen steigt nicht von ihrem Siechbette auf! Am Rande eines Grabes, in welches sie die sterblichen Überreste eines geliebten Freundes hinabgesenkt, werden sie von mächtigen religiösen Gefühlen ergriffen. Aber all dies und derlei verschwindet, sobald der Schmerz, der sie erregte, vorüber ist. Der wahre Christ folgt dagegen seinem Heilande treulich sowohl in Freud, als Leid, im Sonnenschein des Glücks eben so, wie im Sturm der Trübsal.
Andere Menschen gibt es, welche meinen, die Gottseligkeit müsse nur in bestimmten Zeiten und Stunden ernstlich gepflegt, in andern dagegen bei Seite gesetzt werden. Allerdings sollten wir dem Herrn recht dankbar dafür sein, dass uns besondere religiöse Vorrechte vergönnt sind, und sollten die Stunden, welche für unsern öffentlichen und Hausgottesdienst angesetzt, für die köstlichsten unseres Lebens erachten aber hüten wir uns vor der Meinung, dass es hinreichend sei, wenn unsere Herzen an Sonn- und Festtagen und während des Gottesdienstes von heiligen Einflüssen bewegt werden, es uns dagegen gestattet sei, den Herrn Jesum zu andern Zeiten aus unserm Innern Hinauszujagen! Er will, dass wir Ihn jederzeit vor Augen halten und dass wir alle Tage und zu allen Zeiten des Tages in seine Fußstapfen zu treten suchen. Doch hierauf wollen wir im nächsten Abschnitt wieder zu rückkommen.
Ps. 34,2. Luk. 8,13.; 18,1.; 19,62. Joh. 15,1-10. Röm. 12,11. 12. Kol. 3, 17-21.