Hall, Christopher Newman - 12. In Erduldung von Trübsalen folge Jesu!
Durch viele Trübsal müssen wir in das Reich Gottes gehen. Der Herr Jesus selbst spricht zu seinen Jüngern: In der Welt habt ihr Angst. Oft müssen die, welche Ihm am treuesten dienen, die meisten Leiden ausstehen. Welchen der Herr lieb hat, den züchtigt Er. Aber wenn Leiden kommen, dann fangen wir leicht an zu zweifeln an der Treue des Herrn. Der Unglaube bringt die Meinung im Herzen auf: Gott hat deiner vergessen, oder aufgehört, dich zu lieben. Seine Verheißung trügt. Wie hart ist es von Ihm, dass Er dich so betrübt! „Das Maß der Trübsal, welches Er mir zugeteilt, ist viel zu groß. Warum handelt Er doch gegen Andere um so viel milder? Wahrlich, aus dem was Er mir zugeschickt, kann nichts Gutes, sondern nur Jammer und Mutlosigkeit kommen. Es ist ganz in der Ordnung, dass ich wider Ihn murre. Hier ist's unmöglich, geduldig sein. Meine Gebete und mein Glaube sind völlig vergeblich gewesen. Ich bin um Nichts besser daran, als diejenigen, welche nie auf Gott vertraut haben, ja, viele Gottlose sind weit glücklicher und besser daran, als ich.“ Aber der Geist Christi macht seine wahren Nachfolger sogleich fertig zu der Erwiderung: „Habe ich das Gute empfangen von Gott, und sollte das Böse nicht auch annehmen? Ist nicht das Üble selbst etwas Gutes, wenn Er es uns schickt? Kann ich nicht gewiss sein, dass Er es mir aus irgend einer liebevollen Absicht zugeschickt hat? Mich von der Welt los zu machen und zu Ihm hinzuziehen, meine Geduld zu üben, meinen Glauben zu befestigen oder meine Demut zu nähren? Haben nicht alle Kinder Gottes Trübsal erdulden müssen? Es ist mir nichts Seltsames überkommen. Mir mag es so vorkommen, dass meine Versuchung zu schwer, oder dass eine andere Schickung besser für mich gewesen sei aber weiß der Herr es nicht am Besten, was mir gut ist? Die Art, das Maß und die Dauer meines Leidens alle sind sie geordnet von Dem, der nicht fehlen und nicht lieblos sein kann. Sollte ich darum nicht seinen Willen preisen und mich demselben gerne unterwerfen? Da ich doch wohl bedenken muss, dass ich Nichts bin, als ein unverständig Kind, das gar mancher Züchtigung bedarf, dass es für den Himmel tüchtig werde und dass, wie sich ein Vater über Kinder erbarmt, so der Herr sich erbarmt über die, welche Ihn fürchten.“ Und was sehen wir nun an dem Herrn Jesu? Obgleich es bei Ihm der Trübsal nicht bedurfte, ihn zu läutern von der Sünde, so war doch sein ganzes Leben auf Erden eine Kette von Trübsalen. Zwar kam Er, um den Willen seines Vaters zu tun, aber zugleich mit einer Empfänglichkeit für Schmerzen sowohl an seinem Leibe, wie an seiner Seele, die vielleicht nirgends ihres Gleichen findet. Er aber sprach: Soll ich den Kelch nicht trinken, den mir mein Vater gegeben hat? Und wenn sein Seelenkampf in Gethsemane so heiß war, dass sein Schweiß wie Blutstropfen auf die Erde fiel und Er heftig betete, dass der bittere Kelch an Ihm vorüber gehen möge - da fügte Er doch hinzu: Nicht mein, sondern dein Wille geschehe!
Kommt, lasst uns Jesu folgen! Wir sind nicht angewiesen gefühllos zu sein in unsern Leiden. Nein, zu fühlen ist natürlich und menschlich. Der Herr Jesus fühlte auch, Er seufzte und flehte um Erleichterung. Aber lasst uns Gottes Willen immerdar über unsern eigenen Willen sehen. All unsere Leiden, all unsern Kummer lasst uns bringen an sein Ohr und sprechen: Nicht mein, sondern Dein Wille geschehe! Und wenn der Kelch, den wir trinken sollen, auch sehr bitter ist, so lasst uns wohl bedenken, dass er nicht so bitter ist, als der Kelch Dessen, dem wir nachfolgen. Dieser Gedanke muss unsern Kelch versüßen. Und wenn die ewige Liebe und Weisheit uns einen bitteren Trübsalskelch bereitet, dann lasst uns mit dem Heilande sprechen: Soll ich den Kelch nicht trinken, den mir mein Vater gegeben hat?
Apostelgesch. 14,22. Joh. 16,33. Hiob 2,10. Psalm 103,13. Joh. 18,11.36-46. Luk. 22,39-44. Ebr. 12,6.