Härter, Franz Heinrich - Unser tägliches Brot gib uns heute

Härter, Franz Heinrich - Unser tägliches Brot gib uns heute

am 23ten Sonntag nach Trinitatis, den 10ten November 1833.

Motto: Matth. 4,4. Jesus antwortete und sprach: Es stehet geschrieben: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein; sondern von einem jeglichen Wort, das durch den Mund Gottes gehet.

Text: Matth. 6, 11.

Das ungebesserte Menschen-Herz ist von der Art, dass es über der Fülle der Gaben sich gar leicht erhebt, und nur noch flüchtig des Gebers gedenkt; denn das Bedürfnis treibt wohl zu dem hin, der es befriedigen kann, und die Not lehrt beten; ist aber das Bedürfnis gestillt, die Not verschwunden, so ruhet das satte Herz; die Bitte verstummt; nur da oder dort richtet etwa noch eine Seele den Blick dankend zum Himmel empor, hält es aber für überflüssig ferner zu beten: „Unser täglich Brot gib uns heute!“

Dies ist der Fall im gegenwärtigen Jahr; reichlich hat die milde Hand des Allernährers unser gutes Land gesegnet, und unsre Herzen erfüllt mit Speise und Freude, und viele Tausende sehen getrost der Zukunft entgegen, und hoffen, dass wenn Gott so fortfährt uns zu segnen, wenn Friede im Lande bleibt, wenn Handel und Gewerbe überall aufblühen, eine Zeit kommen dürfte, wo niemand mehr um das tägliche Brot zu beten braucht. Das wäre wohl in den Augen der meisten die glücklichste Zeit, das wahre goldene Zeitalter, von dem die heidnischen Dichter träumten.

O welch ein täuschender, gehaltloser, törichter Traum! auf welche Irrwege gerät doch der berechnende Verstand, der dem eigenen Licht folgt! er jagt eitlen Schattenbildern nach, meint in ihnen das Glück zu haschen, und wenn er ihnen ganz nahe ist, und sie schon zu erfassen hofft, so zerrinnen sie vor ihm wie eine Nebelgestalt, oder werden gar zur Regenwolke, die sich in Tränen niederschlägt.

Nein! den irdischen Bemühungen wird es nun und nimmermehr gelingen, die Bitte um das tägliche Brot entbehrlich zu machen; denn was der Herr schon vor mehr denn drei Jahrtausenden durch seinen Diener Mose verkündigen ließ1) „Es werden allezeit Arme sein im Lande,“ und was vor achtzehn Jahrhunderten der Herr selbst bezeugte2): „Arme habt ihr allezeit bei euch mich aber habt ihr nicht allezeit;“ das hat sich durch alle Wechsel der Begebenheiten stets bewährt.

Nichts ist unzuverlässiger als das Erdenglück. Manche Familie, die jetzt noch in ihrem Wohlstand steht, wird später in Dürftigkeit sinken; mancher Familienvater, der jetzt denkt, er habe einen Vorrat auf viele Jahre, wird zu einer andern Zeit sich kümmern um den Unterhalt der Seinen. Auf die sieben fetten Jahre folgten sieben magere; der Überfluss entweicht, vom Mangel verdrängt; unerwartete Stürme ergehen über die Länder, und die Mächte des Verderbens, welche eine kurze Frist geschlummert haben, brechen dann mit desto größerer Gewalt hervor. Es wird also nie an Leuten fehlen, die genötigt sind, die vierte Bitte mit bekümmerter Seele auszusprechen.

Doch für diese allein ist sie nicht gegeben; jeder treue Nachfolger Jesu betet gläubig und ohne ängstliche Sorge für den kommenden Morgen seinem Herrn die Worte nach: „Unser täglich Brot gib uns heute!“ denn jeder wahre Christ ist, wie sein Herr, ein Armer auf Erden, das heißt ein Mensch, der hienieden kein Eigentum besitzt, und mit heiterer Zuversicht nimmt er Tag für Tag aus der Hand des himmlischen Vaters sein beschiedenes Teil Speise hin, und dankt dafür, als für ein Geschenk der unverdienten Gnade Gottes. Und dieses Nichtshaben und täglich Empfangen ist dem Christen ein tägliches Wohlleben, eine Quelle großer Freudigkeit. Darum, so lange es noch Christen auf Erden geben wird, (nämlich bis an das Ende dieser Zeit), wird die Bitte um das tägliche Brot auch in irdischen Sinne ihre Bedeutung behalten, und es wird sich auch daran bestätigen, was der Heiland sagt: „Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte vergehen nicht“3)

Doch eben dieses unvergängliche Wort Gottes gibt der vierten Bitte noch eine tiefere geistige Bedeutung. Jesus Christus, der selbst das ewige Wort ist, nennt sich4) das Brot des Lebens, und bietet sich den Seinigen als geistige Nahrung dar. Durch diese Erklärung tritt nun die Bitte: „Unser täglich Brot gib uns heute!“ in einen ganz neuen erhabenen Gedankenkreis, und was den natürlichen Menschen nur an die irdische Notdurft erinnert, weckt in dem wiedergeborenen das Bewusstsein höherer Bedürfnisse, die aus der Gnadenfülle Gottes tägliche Befriedigung erhalten, Denn: Das Wort Gottes ist der Christen tägliches Brot; die Bedeutung und die Anwendung dieser Wahrheit soll der Gegenstand unseres Nachdenkens sein.

Wenn wir sagen, dass das Wort Gottes der Christen tägliches Brot, das heißt ihre tägliche Lebensnahrung ist, so wollen wir das gar nicht im bildlichen Sinne, sondern in der allereigentlichsten und erhabensten Bedeutung verstanden wissen, denn „der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeglichen Wort, das durch den Mund Gottes geht.“

Der Mund oder das Organ, wodurch Gott spricht, ist seine Offenbarung in der Bibel. Die Sprache der Natur ist stumm und bedarf der Deutung; die Sprache des Gewissens ist verworren und bedarf der Berichtigung; die Sprache der Bibel hingegen erklärt sich selber, und sagt einem jeglichen gerade das, was ihm nötig ist, wenn nur seine Seele das Wort aufnimmt mit gläubiger Begierde. Diese Begierde regt sich aber in jeder Seele, die aus dem Todesschlummer erwacht.

Ist das erste Erstaunen des Erweckten über die Neuheit seines Zustandes vorüber, so empfindet er gemeiniglich ein Unwohlsein, eine Kraftlosigkeit, die er sich nicht erklären kann; es treibt ihn dabei ein innerer Drang unwillkürlich zu dem Wort Gottes hin; doch ist ihm noch vieles darin zu schwer. Einem Säugling ähnlich bedarf er der Milch5) diese ist ihm auch reichlich bereitet, und wohl ihm, wenn er sie mit demütigem Kindessinn genießt, und nicht eigensinnig nach der stärkeren Speise verlangt, die er noch nicht ertragen kann. Die vernünftige lautere Milch6) ernährt sanft das junge Leben; der Neugeborene, welcher die Stärkung mit Behagen merkt, wird immer begieriger nach dem, was ihm so wohltut, und Hunger und Sättigung wechseln segensreich in seinem inneren Zustand.

Diese Abwechslung dauert nun fort in stets geregelterem Gang, wenn keine feindselige Macht eine krankhafte Störung dazwischen wirkt. Nach und nach wird der heranwachsende Gnaden-Zögling entwöhnt, ihm wird kräftigere Nahrung gereicht; er wächst in allen Stücken und erlangt endlich das Maß des vollkommenen Alters Christi7), das ist die völlige Mündigkeit des Geistes.

Jetzt erst ist er im Stande, die ganze Lebenskraft des Wortes Gottes an sich selbst zu erproben, denn jetzt erscheint für ihn die Zeit der angestrengten Arbeit im Dienst des Herrn, durch Anfechtungen, Kämpfe, Trübsale von allen Seiten, von außen und innen. Was gibt dem Christen die unermüdete Ausdauer, die edle Beharrlichkeit, die stille Heiterkeit in allen Mühseligkeiten seiner Pilgerfahrt? Woher holt er sich Stärkung, die Schläge des Schicksals und die Ungerechtigkeit und Lieblosigkeit der Menschen mit unbegreiflicher Geduld zu ertragen? Was hält seinen Geist aufrecht unter den Schmerzen der Krankheit und im Angesicht des Todes? Es ist das Wort Gottes, sein tägliches Brot, das seiner Schwachheit aufhilft, der Entkräftung wehrt und ihn nie ganz elend werden lässt.

O wie wird ihm dieses himmlische Manna in der irdischen Wüste so teuer, so unentbehrlich! Früh Morgens schon, ehe ihn der Tag zu neuer Arbeit ruft, fleht er mit aufgehobenen Händen: Herr! gib mir auch heute mein tägliches Brot! Dann öffnet sich ihm das heilige Buch, und er liest von reinen Blättern einen Vorrat für den begonnenen Tag. Davon zehrt er nun, und die balsamische Nahrung wird in ihm Geist und Leben, dass er läuft und nicht matt wird, dass er wandelt und nicht müde wird8).

Das ganze Wort Gottes des alten und des neuen Bundes hat für den Christen diese belebende Kraft, das Gesetz so wie das Evangelium, und der gläubige Nachfolger Jesu Christi sagt eben so freudig dankbar mit dem Sänger des 119ten Psalms9): „Wo dein Gesetz nicht mein Trost gewesen wäre, so wäre ich vergangen in meinem Elend;“ als er mit dem Apostel sagt:10) „Ich schäme mich des Evangelii von Christo nicht, denn es ist eine Kraft Gottes, die da selig machet Alle, die daran glauben.“

Ein unerschöpflicher Reichtum ist in der Bibel angehäuft, und wer einmal durch den Geist eingegangen ist in dieses Vorratshaus der unermesslichen Gottesfülle, ist nie mehr verlegen, woher er sein tägliches Brot nehmen solle. Er darf kommen zu jeder Zeit, darf nehmen und essen das Gute11) umsonst; und je öfter er kommt, desto schmackhafter wird ihm die himmlische Kost, desto heißer seine Begierde darnach; denn das Wort Gottes hat mit dem gesunden Hausbrot das gemein, dass es nie verleidet.

Es hat aber auch vor aller irdischen Speise mehrere auszeichnende Eigenschaften, nämlich, dass es allen Wohlgeschmack und alle ernährende Kraft in sich vereinigt und Allen alles werden kann; dass es jedem, der es recht benutzt einen ganz eigentümlichen Genuss bereitet; dass es ein bewährtes Heilmittel gegen die Krankheiten der Seele darbietet; dass es die Wirkung des Giftes der Welt vernichtet, und dass es beim fortgesetzten ununterbrochenen Gebrauch den Menschen vor dem Tod bewahrt; wie auch unser Heiland deutlich sagt12): „Dies ist das Brot, das vom Himmel kommt, auf dass wer davon isst nicht sterbe; denn wer von diesem Brot isst, der wird leben in Ewigkeit.“

Die außerordentlichste aller Eigenschaften des Lebensbrotes besteht aber darin, dass ein einziges Stück desselben in geweihter Hand sich wunderbar vervielfältigt, und dass ein einziger Jünger Jesu damit Tausende erquicken und ernähren kann.

Diese kurzen Andeutungen über den hohen Wert des Wortes Gottes mögen hinreichen, um einzusehen, warum die Christen es zum täglichen Brot wählen, warum sie es nicht Einen Tag entbehren mögen, warum ihnen sein Gebrauch zur glückseligen nie veraltenden Gewohnheit wird, warum sie täglich darum bitten, und dafür danken. Es erklärt sich auch daraus, wie es zugeht, dass der Christen ganzes Wesen von der Kraft des Wortes Gottes durchdrungen ist, und dass ihr ganzes Denken, Fühlen und Wollen dadurch ein eigentümliches Gepräge erhält, ja dass ihre Sprache sogar dadurch veredelt und geheiligt wird; „denn wes das Herz voll ist, des geht der Mund über.“13)

Dürften wir doch in diesen Entwicklungen noch weiter gehen; dürften wir die gesegneten Wirkungen geschichtlich nachweisen, welche das Wort Gottes von Alters her bis auf diese Stunde hervorgebracht hat; dürften wir erzählen, wie es in allen Gottesmännern das verborgene Manna14) war, aus dem sie Leben und Freudigkeit sogen; dürften wir nur von dem christlichen Helden reden, dessen Geburtstag heute ist15), und welcher durch das Wort gestärkt in seiner Gotteskraft, die mächtigsten Feinde besiegte!

Allein es ist nicht möglich im Vorbeigehen solche Gegenstände zu behandeln, und auch nicht nötig Erläuterungen zu häufen, um darzutun, dass das Wort Gottes aller wahrhaftigen Christen tägliches Brot sein muss und von jeher gewesen ist. Die Bedeutung dieser Wahrheit leuchtet jedem ein, der nicht ein Widersacher des Wortes ist; und mit diesen haben wir nichts zu reden. Lasst uns also zu der Anwendung auf uns selber übergehen.

Wenn wir sagten: das Wort Gottes sei der Christen tägliches Brot, so verstanden wir darunter solche Christen, die im Glauben an ihren Erlöser vom Tod zum Leben erwacht sind16); von den Gästen und Fremdlingen im Reiche Gottes 17) dürfen wir unsern Satz nicht behaupten. Doch was gehen und die draußen an18)? Wir haben sie nicht zu richten; die Hauptsache besteht darin, dass wir uns selber prüfen, ob wir von uns sagen dürfen, dass das Wort Gottes unser tägliches Brot ist.

Also unverhohlen, meine Freunde, die Hand auf das Herz! ist euch das Wort Gottes: Brot, das heißt, gibt es euch Nahrung für eure Seele? - Die Antwort stocket vielleicht hie und da, und ein zögerndes: Freilich! bewegt sich wohl in mancher Brust, hinter welchem sich ein beschränkendes Aber hervordrängt: Freilich ist mir das Wort Gottes Nahrung für die Seele, Aber es muss gut vorgetragen werden, sonst kann ich ihm keinen Geschmack abgewinnen, die Bibel hat zwar einige schöne Stellen, die ich gerne lese, aber ihre ungebildete Sprache ist mir störend, auch enthalt sie viel Dunkles und Befremdendes, das mich zurückstößt.

Das ist eine aufrichtige niederschlagende Antwort, die einem beinahe Mut und Lust nehmen könnte weiter zu forschen; indessen was hilft es gefährliche Krankheiten zu verbergen?

Wir fragen also weiter: wo findet ihr denn mehr Nahrung für Geist und Herz, als in der Bibel?

O, es gibt eine Menge von schönen Andachtsbüchern, Predigtsammlungen, Gedichten und andern Schriften, welche anmutig und lehrreich zu lesen sind; in diesen Schriften ist der rohe Stoff der Bibel zubereitet, und anziehend dargestellt. Wenn man nun von solchen Bearbeitungen auf die Bibel selber kommt, ist der Abstich so auffallend, dass man die Lust an der Bibel ganz verliert.

Was soll man von einem Zeitalter halten, wo solche Geständnisse etwas Gewöhnliches sind unter Personen, die sich sehr gekränkt fühlen würden, wenn man sie nicht für gute Christen halten wollte? Und siehe, das ist unser Zeitalter, in welchem doch durch die Bibelgesellschaften die heilige Schrift überall verbreitet, und jede, auch die ärmste Familie, im Besitz des köstlichen Buches ist.

Aber um das gute Werk in seinem Einfluss möglichst zu vernichten, hat der Geist der Finsternis sich in einen Engel des Lichtes verstellt19), und einen Strom von Schriften im schönen Geschmack ausgegossen, damit die Aussaat des Wortes Gottes durch Menschenwerk überschwemmt und der Aufmerksamkeit entzogen würde. Eine Zeitlang ist auch der Kunstgriff gelungen, und jetzt noch haben zwar viele eine Bibel, aber sie lesen dieselbe nicht, weil sie gegen dieses gesunde Lebensbrot einen krankhaften Ekel empfinden; allein das arge Vorurteil wird bald verschwinden, denn schon geht in Erfüllung was geschrieben steht20): Siehe ein Engel fliegt mitten durch den Himmel, und trägt ein ewiges Evangelium, zu verkündigen denen, die auf Erden sitzen und wohnen, und allen Heiden und Geschlechtern, und Sprachen, und Völkern; und ruft mit großer Stimme: Fürchtet Gott, und gebt ihm die Ehre, denn die Zeit seines Gerichtes ist gekommen.“

Es bereitet sich in der Stille ein gewaltiges Gericht; die Menge muss aus dem Zustand der Unentschiedenheit heraustreten, und Tod und Leben werden sich scheiden an der Frage: bist du wider oder für Christus? denn „Dieser wird gesetzt zu einem Fall und Auferstehen vieler in Israel, und zu einem Zeichen, dem widersprochen wird, auf dass vieler Herzen Gedanken offenbar werden.21)“ Alle nun, die sich für Ihn entscheiden, die werden auch zu der Bibel greifen, nach dem Befehl des Herrn22): „Suchet in der Schrift, denn ihr meint, ihr habt das ewige Leben darin, und sie ist es, die von Mir zeuget.“

Wer Jesus Christus nicht in dem Wort Gottes sucht, dem hängt, wenn er es liest, eine Decke vor den Augen; wo aber ein Herz sich bekehrt zu dem Herrn, da wird die Decke abgetan.23) Vergebens nimmt ein Ungläubiger seine Zuflucht zu Einleitungen und menschlichen Auslegungen; die Bibel bleibt ihm doch ein dunkles Buch, welches er in seiner Finsternis nicht lesen kann; denn alle irdischen Lichter vermögen die Tiefen Gottes nicht aufzuhellen. Dem Gläubigen aber geht das Licht auf in der Finsternis von dem Gnädigen, Barmherzigen und Gerechten;24) er wird gelehrter denn alle seine Lehrer25), denn der Geist, welcher alle Dinge, auch die Tiefen der Gottheit erforscht, unterweist ihn, und er erkennt den, von welchem alle Propheten zeugen, dass in seinem Namen alle, die an ihn glauben, Vergebung der Sünden empfangen sollen26).

Vergebung der Sünden, in diesen Worten liegt ein wichtiger Aufschluss über die Bibelscheu, welche wir so häufig in der Welt und selbst oft in unserem eigenen Herzen antreffen. Das Wort Gottes, um uns von der Unentbehrlichkeit der Versöhnung mit Gott durch Jesum Christum zu überzeugen, muss uns notwendigerweise als Sünder darstellen, die alles Ruhms vor Gott mangeln27); dies schreckt die meisten ab; sie merken es, dass das Wort Gottes scharf und kräftig ist, und wie ein zweischneidiges Schwert durchdringt zu richten die Gedanken und Sinne des Herzens28); darum mögen sie sich wohl eine Zeitlang an seinem Glanz von fern ergötzen, aber bei der ersten verletzenden Berührung fliehen sie in ängstlicher Eile, und umpanzern ihren alten Menschen mit allem Rüstzeug der Selbstgerechtigkeit, damit er ja nicht von dem Schwert Gottes getroffen und getötet werde.

Aus diesem der Gnade widerstrebenden Sinn ist die sogenannte Vernunftreligion, (der Rationalismus) hervorgegangen, und alle künstlichen Bibeldeutungen und Verdrehungen haben keinen andern Zweck, als das lästige Zeugnis des Wortes Gottes zu entkräften.

Vergebens! die menschlichen Zusätze fallen wieder von dem reinen gesunden Kern wie leere Hülsen ab, und die Bibel in ihrer alten ehrwürdigen Gestalt behauptet ihre ewigen Rechte. „Tod, ich will dir ein Gift sein; „Hölle, ich will dir eine Pestilenz sein!“ 29) mit diesem Losungsworte durchwandert die evangelische Wahrheit alle Lande, und wer sie aufnimmt wird es inne, wie durch ihr Lebensbrot der Mensch genest von der Todesfurcht und Höllenangst womit die Sünde ihn quälte, und wie das Fleisch seine Herrschaft verliert und allmählig ertötet wird, während der Geist aufwacht und aufersteht von den Toten, erleuchtet durch Jesus Christus.

Über die Erde, welche durch die Sünde ein Totenfeld geworden ist, weht nun wieder der erweckende Odem des Herrn; die weißsagende Stimme erschallt: „Ihr verdorrten Beine, höret des Herren Wort!“30) Und siehe da, es rauscht und regt sich an allen Orten; die Toten stehen auf, und den Armen wird das Evangelium gepredigt31):

„ Selig sind, die da geistlich arm sind, denn das Himmelreich ist ihr!32) Selig sind, die Gottes Wort hören und bewahren Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit, denn sie sollen satt werden!33) Selig sind, die zu dem Abendmahl des Lammes berufen sind!34) Selig ist und heilig, der Teil hat an der ersten Auferstehung!35) Selig ist, wer das Brot ist im Reich Gottes!36)

„Herr! gib uns allewege solches Brot!“37)

„Gib uns unser täglich Brot immerdar!“38) Amen!

1)
5. Mose 15,11
2)
Mat. 26,11; Joh. 12,8
3)
Luk. 21,33
4)
Joh. 6,35
5)
1. Kor. 3,2
6)
1. Pet. 2,2
7)
Eph. 4,13
8)
Jes. 40,31
9)
Ps. 119,92
10)
Röm. 1,16
11)
Jes. 55,1.2
12)
Joh. 6,50-51
13)
Luk. 6,45
14)
Off. 2,17
15)
Am 10ten November 1483 wurde Dr. Luther geboren
16)
Joh. 5.24. Joh. 11,26,
17)
Eph. 2,19-21
18)
1. Kor. 5,12-13
19)
2. Kor. 11,14
20)
Off. 14,6-7
21)
Luk. 2,34-35
22)
Joh. 5,39
23)
2. Kor. 3,16-18
24)
Ps. 112,4
25)
Ps. 119,99
26)
Apg. 10,43
27)
Ps. 14,3; Röm. 3,23
28)
Heb. 4,12-13
29)
Hos. 13,14
30)
Hes. 37,4
31)
Mat. 11,5
32)
Mat. 5,3
33)
Mat. 5,6
34)
Off. 19,9
35)
Off. 20,6
36)
Luk. 14,15
37)
Joh. 6,34
38)
Luk. 11,3
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