Fehler erkennen - durch Betrachten des Originals

Fehler erkennen - durch Betrachten des Originals

Wenn ein Text sich auf einen anderen Text („Original“) stützt, so erlebt man mitunter Überraschungen, wenn man diesen Originaltext ansieht und vergleicht mit dem, was daraus gemacht wird. Schlage die jeweils angeführten Bibelstellen nach, und überlege, was du von der jeweiligen Auslegung hältst.

18 „Nur von uns Menschen wird gesagt, daß wir nicht nur 'durch ihn', sondern auch 'zu ihm geschaffen' (Kol 1,16b) sind.“ 1)

Betrachte nochmals Text 11! 2)

19 „Dem mitgekreuzigten Schächer verheißt der Herr Jesus: 'Heute wirst du mit mir im Paradies sein' (Luk. 23,43). Dieser Mann, der ein Mörder war, …“3)

20 „JESUS … autorisierte alle bedeutungstragenden Elemente des biblischen Textes (z.B. Lk 16,17) und bestätigte alle biblischen Erzählungen (z.B. die Erschaffung des ersten Menschenpaares: Mt 19,4-5; die weltweite Sintflut mit dem Untergang aller Landlebewesen: Mt 24, 38-39; …) als reale geschichtliche Ereignisse in Raum und Zeit.“4)

21 „JESUS selbst nannte die Bibel (damals nur das AT) das Wort Gottes (z.B. Joh 17,17), …“5)

22 „Es gibt keine unterschiedliche Qualität in der Wahrheitsaussage bezüglich der biblischen Bücher oder der in den Dienst genommenen Schreiber. So kann das AT nicht gegen das NT (oder umgekehrt) ausgespielt werden oder die Evanglien nicht gegen die Paulusbriefe, denn alle Schriften beruhen auf Offenbarung (Gal 1,11). Die Bedeutungstiefe der Aussagen hingegen …“6)

23 „Am Zeugnis JESU werden alle diese Theorien zunichte, denn er bestätigt die Gültigkeit und Einheit des Jesajabuches und schreibt sie dem einen Propheten zu (z.B. Mt 8,17 - Jes 53,4; Joh 12,39-41 - Jes 6,9-10); … In allen zitierten Stellen aus dem Alten Testament bestätigt er die jeweilige Verfasserschaft.“7)

[Beachte: hierin liegen mehrere Fehler!]

Lösungen

1)
18: An dieser Stelle wird ausdrücklich gesagt, daß alles zu ihm hin geschaffen wurde - nicht bloß der Mensch.
2)
Nochmals 11: Die genannten Stellen (2. Samuel, 1. Könige) berichten. Wenn dort ein Psalm Davids zitiert wird und wenn Salomos Werke erwähnt werden, so drückt sich daraus nicht unbedingt schon kanonische Anerkennung aus. Denn diese Geschichtsbücher verweisen wiederholt auf - inzwischen verlorengegangene und schon von daher auch nicht im AT enthaltene - literarische Quellen.
3)
19: Davon, daß dieser Verbrecher ein Mörder war, lesen wir weder bei Lukas noch an den Parallelstellen.
4)
20: In Mt 24,38f spricht Jesus lediglich vom Untergang der Menschen bei der Sintflut, nicht „aller Landlebewesen“.
5)
21: Jesus sagt dort zum Vater: „dein Wort ist Wahrheit“; daß Jesus damit das ganze AT meint, ist aus diesem Vers keineswegs zu erkennen. Wenn Jesus kurz vorher (17,14) sagt: „Ich habe ihnen dein Wort gegeben,“ - ist wirklich anzunehmen, daß die Jünger zuvor das AT noch nicht hatten, und erst Jesus es ihnen gab?
6)
22: Die als Beleg angeführte Stelle spricht nur über das Evangelium, nicht über die gesamte Bibel.
7)
23: In Mt 8 und Joh 12 sprechen die Evangelisten, nicht Jesus, über Jesaja. Es ist auch falsch zu behaupten, daß in allen zitierten Stellen aus dem AT Jesus die jeweilige Verfasserschaft bestätigen würde, denn an vielen Stellen zitiert Jesus aus dem AT ohne Nennung des Namens des Propheten; auch wenn er einen Namen nennt, dann normalerweise den dort Redenden - unabhängig davon, ob dieser selbst oder jemand anderer später das Buch niederschrieb.
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