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Differenzierende Texte

Differenzierende Texte

Die folgenden Texte zeigen Differenzierungen. Überlege bei der Lektüre der einzelnen Texte, inwiefern diese Differenzierung wichtig ist.

Zur Überlieferung des neutestamentlichen Textes:

58 „die Bibel als bestüberliefertes Buch der Antike … Vom Neuen Testament hingegen besitzt man über 80 Papyri und an die 300 Pergamenthandschriften bis zum Jahre 1000 n.Chr. … Im ganzen zählt man für das Neue Testament über 3000 Pergamenthandschriften.“1)

[Überlegungshilfe: Warum begnügt er sich nicht damit, die Gesamtzahl der erhaltenen ntl. Handschriften anzugeben?]

Zur Überlieferung des alttestamentlichen Textes:

59 „… des hebräischen Alten Testaments … anscheinend wurde der Text sehr gewissenhaft erhalten, zumindest seit 100 oder 200 n.Chr. … wie können wir die Genauigkeit und Glaubwürdigkeit des Textes in vormasoretischen Zeiten feststellen? … die griechische Übersetzung des Alten Testaments, die Septuaginta. Sie wird oft LXX genannt, weil sie angeblich von 70 jüdischen Gelehrten in Alexandria hergestellt wurde. Die beste Schätzung ihres Datums ist anscheinend um ca. 200 v.Chr. … wenn sich die LXX vom massoretischen Text unterschied, warum dieser Unterschied existierte. … Ein anderes Zeugnis sind die Belege für eine dritte Textart, ähnlich der, die von den Samaritern aufbewahrt wurde. … Drei Haupttextarten existierten im Jahre 200 v.Chr. Die Frage für uns ist: Welches ist die ursprüngliche Fassung des Alten Testaments angesichts dieser drei 'Textfamilien'?“2)

Zur sogenannten "Theodizee":

60 „Warum läßt Gott Leid und Übel zu? … In der klassischen Formulierung des Problems ist Gott entweder allmächtig, aber nicht gut, indem er dem Übel kein Ende macht - oder er ist gut, kann dem Übel aber kein Ende bereiten, weil er nicht allmächtig ist.“3)

Zu den anderen Religionen:

61 „Vordergründig ist der Hinduismus mit seinen Millionen von Göttern eine typisch polytheistische Religion. Dahinter aber verbirgt sich eine pantheistsche Philosophie, die das All und die menschliche Seele vergöttlicht.“4)

62 „Das ist der Grundstein biblischer Gotteserkenntnis: daß er der Schöpfer der Welt ist, der ihr deshalb in absluter Souveränität und Hoheit gegenübersteht. … Anders die Mythen und die Weltentstehungslehren anderer Religionen. Auch hier ist von Göttern die Rede. Aber sie sind nicht wirklich vor und über der Welt da, sondern ihr (höchster) Bestandteil. Sie sind mit ihr geworden (Theogonie) und vergehen mit ihr. Sie sind ihr eingeordnet und haben in ihr bestimmte Funktionen (Gott des Krieges, der Fruchtbarkeit) und Orte (Gott einer Stadt, eines Landes oder eines Flusses oder auch nur einer Quelle).“5)

63 „Es wird viel von der Ähnlichkeit der Weltreligionen gesprochen. … Eine der Ähnlichkeiten ist das Wesen der 'Goldenen Sittenregel', die in fast allen Religionen vorkommt. … andere Religionen sagen 'tue!' - aber das Christentum ist 'getan'.“6)

64 „'… sind dann die anderen Religionen völlig falsch?' Als Weg zu Gott: ja. Als Hinweis auf Gott: nein. … Jeder gute Gedanke, jeder Lichtstrahl, jedes wahre Wort, das man in anderen Religionen finden kann - auch in atheistischen Philosophien wie dem Marxismus - ist ein Teil von Gottes Selbstenthüllung. … Wenn man andere Religionen betrachtet, wird man viel Gutes und Wahres finden …“7)

Zur Auferstehung Jesu:

65 „Auch wenn der Historiker … das Handeln Gottes nicht direkt wahrzunehmen vermag, so kann er doch zu der Überzeugung kommen, daß die im Kontext von Kreuz und Auferstehung bezeugten Ereignisse am angemessensten durch die Annahme eines Handelns Gottes erklärt werden können. … Der Historiker, der sich den Berichten von den Ereignissen um Kreuz und Auferstehung gegenübersieht, kann aus diesen Berichten historisch etliches eruieren: Das Verhalten der Jünger vor und nach dem Tod Jesu, den Zustand des Grabes Jesu; die Übereinstimmung und Verschiedenheit der Berichte über Erscheinungen des Auferstandenen, die Darstellung des Wie und Wann dieser Erscheinungen etc. Der Historiker wird nun auf Grund dieser historisch eruierten und gesicherten Daten nach der Wahrscheinlichkeit der berichteten Ereignisse fragen und versuchen, einen Geschehenshergang zu rekonstruieren. … Welche der Theorien erklärt das vorhandene Material am besten: die Annahme eines Scheintodes, eines Leichendiebstahls, einer Einbildung der Jünger oder die Annahme, daß Gott Jesus von Nazareth auferweckte, indem er seinen sterblichen Leib verwandelte in einen neuen, 'pneumatischen' Leib? Würde sich der Historiker angesichts der vorliegenden Gegebenheiten für die letzte Lösung entscheiden, dann hätte er zwar nicht die Auferstehung bewiesen, aber die Annahme des Handelns Gottes als die plausibelste Lösung, als beste Theorie zur Erklärung des vorliegenden historischen Befundes anerkannt.“

66 „Frage: … Er meint z.B., daß die Frage, ob die Auferstehung Jesu ein historisches Ereignis sei ebenso wie die Zerstörung Jerusalems durch Titus, doch nur mit Ja oder Nein beantwortet werden, die Antwort aber nicht davon abhängen könne, wie gefragt werde.

Antwort: … Die Auferstehung Jesu ist ein Vorgang im Unsichtbaren, die Zerstörung Jerusalems ein solcher im Sichtbaren. … Richtig gestellt müßte die Frage eine doppelte sein, nämlich: Ist das leere Grab ebenso ein historisches Ereignis wie die Zerstörung Jerusalems? Und: Ist die Auferstehung Jesu ebenso historisch wie das Gericht Gottes an Jerusalem? Im ersten Fall betrachtet man beide Ereignisse als Vorgänge im Sichtbaren. Diese sind der historischen Forschung zugänglich und können quellenmäßig auf ihre Faktizität hin untersucht werden. Im zweiten Fall betrachtet man beide vom Unsichtbaren her und hat dementsprechend den Begriff 'historisch' dahin zu erweitern, daß das Handeln Gottes als geschichtswirkende Kraft einbezogen wird.“

Zur Evolutionstheorie

67 „Evolutionsmodelle und Schöpfungsmodelle … Der Schöpfungsakt selber ist naturwissenschaftlich nicht nachvollziehbar … daß das hypothetische historische Evolutionsgeschehen ebenfalls nicht direkt erforschbar ist. … Beide Modelle können in anderer Hinsicht aber auch als wissenschaftlich bezeichnet werden, insofern sie sich auf empirische Befunde berufen. Ihre Aussagen dürfen allerdings nicht im Widerspruch zu objektiven Daten stehen.“8)

Lösungen

1)
58: Die Beweiskraft ist unterschiedlich; die älteren Handschriften sind es vor allem, die wirklich Bedeutung haben für die zuverlässige Textüberlieferung. Die meisten apologetischen Bücher geben aber nur die Gesamtzahl an, die in der Tat sehr beeindruckend ist, aber für sich gesehen noch keine sichere Aussage über die Verläßlichkeit der Textüberlieferung ermöglicht.
2)
59: Die Masoreten entwickelten eine sehr sorgfältige Abschreibetechnik. Vor ihrer Zeit wurde noch nicht so exakt abgeschrieben, so daß es um 100 n.Chr. (oder schon um 200 v.Chr.?) verschiedene Textarten gab. Diese Perioden sind also hinsichtlich ihrer Abschreibegenauigkeit unterschiedlich einzuschätzen. Viele apologetische Bücher beschränken sich darauf, die Genauigkeit der masoretischen Zeit darzustellen, und begründen auf diese Weise die Zuverlässigkeit der handschriftlichen Überlieferung.
3)
60: Wenn die Gegenposition und ihre Begründung sorgfältig zur Kenntnis genommen wird, so wird deutlich, daß diese nicht völlig unsinnig ist.
4)
61: Es gibt verschiedene Gottesbilder. Welche Vorstellung von Gott in einer Religion wirklich vertreten wird, gehört zum sorgfältigen Erfassen (und Beurteilen und, gegebenenfalls, Widerlegen).
5)
62: Die Verehrung solcher Götter ist somit eine Verehrung der Schöpfung, also Götzendienst.
6)
63: Hier wird der eigentliche Unterschied zwischen den Positionen deutlich.
7)
64: Wir sollen den Wert der anderen Position(en) richtig einschätzen - weder über- noch unterschätzen.
8)
65-67: Es muß klar sein, was ich wie beweisen kann und was nicht, damit korrekte (nicht übertriebene) Behauptungen aufgestellt werden und damit eine zielgerichtete Beweisführung möglich ist.
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