Gerok, Karl - Der Heimat zu - 6. Trinitatis.

Gerok, Karl - Der Heimat zu - 6. Trinitatis.

1888.

(Matth. 6, 33.)
Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch solches alles zufallen.

Wir alle kennen die erste Frage in unserem Konfirmationsbüchlein: Was soll eines Menschen vornehmste Sorge sein in diesem Leben? - und die Antwort darauf: Dass er haben möge eine gewisse Hoffnung des ewigen Lebens; wie Christus sagt Matth. 6: Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das Übrige alles zufallen.

Sollte das eine Frage sein nur für die Schule und nicht fürs ganze Leben? Sollte das ein Spruch sein nur für Kinder von dreizehn und vierzehn Jahren und nicht auch für Erwachsene auf jeder Altersstufe?

Was soll eines Menschen vornehmste Sorge sein in diesem Leben? Ohne Sorge geht es ja nicht ab in diesem Leben. Es gibt unnötige Sorgen, törichte Sorgen, selbst sündliche Sorgen. Aber aller Sorgen kann sich kein Mensch entschlagen; wie unser Schatten heftet sich die Sorge an unsere Fersen, sie haftet am Reichtum so gut als an der Armut, sie begleitet uns im Sonnenschein des Glücks wie auf den finsteren Pfaden der Trübsal, auf der Menschheit Höhen wie im niederen Stande und wenn der mächtigste Monarch sich sein Sanssouci baut, um fern vom Weltgeräusch im Schatten seiner Bäume, unter den Blumen seiner Gärten sich dann und wann der schweren Regentensorgen zu entschlagen - die Sorge wartet indessen treulich draußen am Tor und nimmt ihn nach kurzer Muße wieder in Empfang, ja sie schleicht hinter ihm durchs Gittertor der Wache zum Trotz und lässt ihn auch in der Einsamkeit nicht los.

Ohne Sorge kann der Mensch nicht sein und soll er auch nicht sein in diesem Leben. Nicht sorglos in den Tag hineinzuleben, wie die Vögel auf dem Zweig, die nicht säen und nicht ernten; nicht ein bewusstloses Pflanzenleben zu führen wie die Lilien auf dem Feld, die nicht arbeiten und nicht spinnen; sondern zu sinnen und zu sorgen, zu arbeiten und zu wirken, zu ringen und zu kämpfen für uns und andere, dazu hat der Schöpfer unseres Geistes Licht und unseres Willens Kraft uns mitgegeben in diese Welt.

Nur dass unser Sorgen das rechte sei, ein Sorgen um das rechte Gut und ein Sorgen in dem rechten Sinn. Und dazu gibt uns der Herr die beste Anleitung in seiner köstlichen Bergpredigt und zumal in dem angeführten goldenen Spruch. Im Licht dieses Spruchs lasst uns sehen:

Wie Jesus die Seinigen sorgen lehrt, indem er:

  1. Die rechte Sorge ihnen auflegt;
  2. die falsche Sorge ihnen abnimmt.

Nicht um Güter dieser Erde, des erhabnen Geists Beschwerde,
Um die Weltlust komm ich nicht, Vater, vor dein Angesicht!
Schätze, die mich nicht verlassen, wann ich sterbend werd erblassen,
Tugenden, des Christen wert, sind es, die mein Herz begehrt. Amen.

Wie Jesus die Seinigen sorgen lehrt, indem er:

1) Die rechte Sorge ihnen auflegt

- das zeigt uns der erste Teil unseres Spruchs: Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit.

Trachtet nach dem Reich Gottes, oder wie der Herr vorher sagt: Sammelt euch Schätze im Himmel! damit steckt der Herr unseren Sorgen ein hohes Ziel, so hoch, dass mancher Mensch kaum sein Auge so weit zu erheben vermag. Wenn einer über den Ozean geht mit dem Entschluss: Ich will sorgen, dass ich dort reich werde, und nicht zurückkehren, ehe ich ein gemachter Mann bin, so setzt er seinem Sorgen wohl auch ein fernes Ziel; aber wohin er will, dahin geht alle Wochen ein Schiff, und was er erstrebt, das kann er mit Zahlen berechnen. Wenn einer einen irdischen Beruf ergreift mit dem Vorsatz: Ich will sorgen, dass ich ein Meister werde in meinem Fach und meine Kunst mir Brot und Ehre einträgt, so steckt er sich wohl ein hohes Ziel; aber es ist doch, was man ein praktisches Ziel heißt; man sieht, wo er hinaus will.

Aber „trachtet nach dem Reich Gottes!“ Wo liegt denn dies Reich? Liegt es nicht hoch über den Wolken, wohin kein Auge reicht? Liegt es nicht drüben in einer fernen Ewigkeit, woher uns sichere Kunde fehlt? Ist es nicht am Ende ein Luftgebilde, wie jene trügerische Fata Morgana, die dem Wanderer in der Wüste Palmenhaine und Prachtpaläste vorspiegelt in den Wolken, das Hirngespinst einer frommen Phantasie?

„Sammelt euch Schätze im Himmel!“ Was sind denn das für Schätze, die man nicht mit Händen greifen, die man auf keiner Waage wägen, die man in keiner Bank anlegen, von denen man keinen Tag auf Erden sein Leben fristen kann?

So fragt der irdische Sinn, der nur im Sichtbaren lebt; so fragt der materielle Mensch unserer Zeit, der keine andere Sorge kennt, als um die Dinge dieser Welt.

Und doch, meine Lieben, es gibt Schätze im Himmel und vom Himmel, die weder Motten noch Rost fressen und da die Diebe nicht nachgraben und stehlen. Himmlische Schätze, die der Christ nicht nur im Himmel droben einst erwartet, sondern von denen er hienieden schon sammeln kann und soll; geistige Schätze, die man im Herzen trägt unabhängig von den Wechselfällen des Glücks. Die Schätze, von denen schon jener griechische Weise etwas wusste, als er aus seinem brennenden Haus trat ohne Sack und Pack, ohne Jammer und Klage, mit dem Trost: Ich trage alle meine Habe bei mir, nämlich in meinem Kopf und Herzen. Die Schätze, von denen der Fromme des alten Testaments singt: Herr, wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde, und ob mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil. Die Schätze, in deren Besitz der Apostel des neuen Testaments sich glücklich fühlt mit seinen Glaubensgenossen „als die Traurigen, aber allezeit fröhlich; als die Armen, aber die doch viele reich machen; als die nichts inne haben und doch alles haben;“ die Schätze, von denen der christliche Sänger rühmt:

Warum sollt ich mich denn grämen?
Hab ich doch Jesum noch, wer will mir den nehmen?
Wer will mir den Himmel rauben,
Den mir schon Gottes Sohn beigelegt im Glauben?

Den Himmel meines Glaubens, meiner Liebe, meiner Hoffnung, meiner Gotteskindschaft, meines Gnadenstandes, meines Friedens mit Gott.

Es gibt ein Reich Gottes, nicht nur ein Reich seiner Herrlichkeit jenseits des Grabes, wohin der Christ sehnend blickt unter den Sorgen dieser Welt mit der Hoffnung: Dieser Zeit Leiden sind nicht wert der Herrlichkeit, die an uns soll offenbar werden; sondern ein Reich der göttlichen Gnade schon mitten in dieser Welt; ein Reich, darin gut wohnen ist, denn seine Güter sind Gerechtigkeit, Friede und Freude. im heiligen Geist; ein Reich, dessen Bürgerrecht jeder erlangen kann, wäre er noch so gering in der Welt und noch so arm am Geist, denn Gott will, dass allen Menschen geholfen werde und alle zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.

Es gibt eine Gerechtigkeit Gottes, das heißt eine Gott wohlgefällige, vor Gott gültige, von Gott stammende Gerechtigkeit; nicht jene äußerliche Werkgerechtigkeit und heuchlerische Scheingerechtigkeit der Pharisäer, die unser Herr so oft und so ernst bekämpft, sondern die Herzens- und Lebensgerechtigkeit eines frommen Sinnes und Wandels, demütig vor Gott, milde gegen den Nächsten, streng gegen sich selbst; die Gerechtigkeit, wie Jesus in der Bergpredigt sie verkündet, wie er in seinem Vorbild sie darstellt, wie man in der Schule seines heiligen Geistes sie lernt, wie sie als das Ideal christlicher Vollkommenheit dem Christen vorschwebt.

Dieses Reich Gottes mit seiner göttlichen Gerechtigkeit und seinen himmlischen Schätzen - was sind dagegen alle Herrlichkeiten dieser Welt, alle Schätze dieser Erde, um welche die Menschen sich absorgen und abmühen, sich streiten und zanken, sich ihr zeitliches Leben verbittern und ihr ewiges Heil aufs Spiel setzen? Was sind dagegen jene vergänglichen Güter, die uns über Nacht können genommen werden, und jene oberflächlichen Genüsse, bei denen das innerste Herz darbt und die unsterbliche Seele verschmachtet? Wer von jenem Reich Gottes nichts weiß und nichts will, was hilft ihm all sein Sorgen um irdisches Gut? - Keinen Tag, keine Stunde macht es ihn wahrhaft glücklich. Wer jene himmlischen Schätze im Herzen trägt, was tun ihm alle Leiden, alle Entbehrungen, alle Stürme der Außenwelt? ins innerste Heiligtum seines Lebens reichen sie nicht hinein.

Ein solches Ziel ist es nicht des Schweißes der Edlen wert; wert, dass man alle Kraft seiner Seele, die Arbeit eines Lebens dranrückt? Um dies hohe Ziel eine ernste Sorge - das ist es, was der Herr den Seinen auflegt, wenn er uns zuruft: „Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit.“

Trachtet danach, strebt danach, sorgt dafür, arbeitet darum! Wähnt nicht, auf ein Leben in den Sorgen und Freuden und Sünden dieser Welt falle euch der Himmel mit seinen Seligkeiten von selber zu. Wer den Himmel nicht hienieden gesucht, der wird ihn auch droben schwerlich finden!

Wähnt aber auch nicht, ihr habt's hienieden schon erreicht, ihr seid irgend einmal hinaus über diese Sorge, fertig mit eurer Gerechtigkeit, sicher im Besitz eures Heils. Stillstand ist Rückschritt im Werk der Heiligung, Hochmut kommt vor dem Fall im geistlichen Leben. Täglich gilt's mit der Sünde zu kämpfen; immer neu gilt es sich den Frieden zu erringen; Schritt für Schritt gilt's vorwärts zu kommen auf dem Wege des Lebens; und hättest du's so weit gebracht in deinem Christentum wie ein Apostel Paulus - mit dem großen Apostel müsstest du sprechen: Nicht dass ichs schon ergriffen hätte oder vollkommen wäre, ich jage ihm aber nach, ob ichs etwa ergreifen möchte, gleichwie ich von Christo ergriffen bin.

Darum trachtet am ersten nach dem Reich Gottes, spricht der Herr, und nicht erst zuletzt; macht es zu eurer vornehmsten Sorge und nicht zur zweiten und dritten und letzten. Wer Ohren hat zu hören, der höre. Selig werden, meine Freunde, möchte doch am Ende mancher; ganz aufs Reich Gottes verzichten wollen doch im Grund wenige. Aber wie macht man's? Statt dass man am ersten nach dem Reich Gottes trachtet, spart man sich das auf von einer Frist zur anderen.

Das Kind, wenn man ihm sagt: Du sollst ein Christ werden, nimmt es sich vor für die Zeit seiner Konfirmation. Der Konfirmand, wenn man ihn mahnt: Mache nun Ernst mit deinem Christentum, will erst noch seiner Jugend sich freuen und meint: Wenn ich einmal erwachsen bin und der Ernst des Lebens kommt, dann will ich Ernst machen mit dem Trachten nach dem Reich Gottes. Und nun ist man erwachsen und nun kommt der Ernst des Lebens, nun kommen die Sorgen der Nahrung, der Mann hat sein Geschäft, die Frau hat ihr Hauswesen, die Erde verlangt ihr Recht, für den Himmel hat man keine Zeit. Ja, heißt's nun, wenn man einmal alt ist und sich zur Ruhe gesetzt hat, dann will man auch an das Ewige denken und für den Himmel sorgen. Und nun wie geht's? Es geht wie der Herr im Text sagt: Wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon. In der Sorge um irdische Dinge wird das Herz immer mehr verhärtet, vererdet und dem Himmel entfremdet; im Dienste des Mammon, der Habsucht, der Gewinnsucht, der Genusssucht vergisst man je mehr und mehr seine himmlische Bestimmung; das Auge wird zum Schalk, unempfänglich für das Licht der göttlichen Wahrheit; das Herz trocknet ein in den Sorgen der Nahrung und kann sich nicht mehr aufschwingen zu etwas Höherem und Besserem.

Und nun kommt das Alter mit seinen Schwächen und Gebrechen Leibs und der Seele und der verknöcherte Mensch kann nicht mehr anders werden, der knorrige Baum: lässt sich nicht mehr biegen und nach oben richten. Oder statt des Alters, auf das man gerechnet, kommt der Tod, auf den man nicht gerechnet, und reißt mitten aus ihren Erdensorgen und Erdenschätzen und Erdenfreuden die arme Seele hinweg in eine Ewigkeit, an die sie nie gedacht, für die sie nichts getan hat.

Also geht es, wer ihm Schätze sammelt und ist nicht reich in Gott. Hör es, du armer reicher Mann, der du keine bessere Sorge kennst, als: Ich will neue Scheunen oder neue Häuser bauen; hör es, du geschäftige Martha, die du dir viel Sorge und Mühe machst vom Morgen bis zum Abend und vergisst das Eine, was not ist; hört's ihr sterblichen Menschen alle, die ihr vergesst eure unsterbliche Seele: Was soll eines Menschen vornehmste Sorge sein in diesem Leben? Dass er haben möge eine gewisse Hoffnung des ewigen Lebens, wie Christus sagt: Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das Übrige alles zufallen.

Siehe da, wie Jesus die Seinen sorgen lehrt. Indem er die rechte Sorge ihnen auflädt, die ernste Sorge fürs ewige Heil, mit dem Gebot: Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und seiner Gerechtigkeit,

2) Nimmt er die falsche Sorge ihnen ab,

die ängstliche Sorge ums irdische Gut, mit der Verheißung: So wird euch das Übrige alles zufallen.

„Das Übrige“, das heißt was der Mensch braucht von zeitlichen Gütern und irdischen Dingen, was zu des Leibes Nahrung und Notdurft dient für dich und die Deinen. Siehe, auch dafür hat der göttliche Menschenfreund ein Auge und ein Herz. Er, der in den Hütten der Armen besser zu Haus war als in den Palästen der Reichen; er, der von Armen und Kranken, von Notleidenden und Hilfesuchenden umlagert war, wo er ging und stand; er wusste wohl, was für den armen Mann die Frage bedeutet: Was werden wir essen, was werden wir trinken, womit werden wir uns kleiden?

Und doch tröstet er die Seinen: Dies Übrige alles wird euch zufallen. „Alles“, das heißt nicht alles Mögliche, was von zeitlichen Gütern das Glück schenken und das Herz sich wünschen kann; aber alles Nötige, was zum irdischen Fortkommen erforderlich ist, was ein genügsamer Sinn zusammenfassen darf in der vierten Bitte des Vaterunsers: Unser täglich Brot gib uns heute.

Siehe diese Sorgen alle - die Sorgen, mit denen der Landmann auf sein Feld, der Arbeiter auf sein Geschäft, der Hausvater auf sein Kinderhäuflein, der bekümmerte Mensch in die Zukunft blickt; diese Sorgen, mit denen so mancher Mann sein Herz beschwert, sein Leben verbittert, seine Kraft verzehrt; diese Sorgen, unter denen Tausende und zwar Reiche so gut wie Arme ihr Leben lang gebückt hingehen wie der Stier unter dem Joch und gekrümmt hinschleichen wie der Wurm im Staub - die nimmt der Herr den Seinigen auf einmal ab und möchte sie auch uns allen so gern abnehmen mit dem freundlichen Trostwort: So wird euch das Übrige alles zufallen.

„Zufallen“, das heißt nicht in den Schoß fallen ohne euer Zutun. Nicht ein leichtsinniges Gottvertrauen oder Gottversuchen sinnt der Herr den Seinen an; nicht einer frommen Trägheit oder trägen Frömmigkeit redet er das Wort. Wer nicht arbeiten will, der soll auch nicht essen; schafft das eure und arbeitet mit euren eigenen Händen, diese Gebote bleiben in voller Kraft neben dem anderen: Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und seiner Gerechtigkeit.

Gehört doch zu dieser Gerechtigkeit vor Gott eben auch das, dass man getreu ist im kleinen wie im großen, dass man seine Schuldigkeit tut im irdischen wie im himmlischen Beruf und seine Pflicht erfüllt gegen die Menschen, die man sieht, wie gegen Gott, den man nicht sieht. Ist doch der beste Christ immer auch der fleißigste Arbeiter, der beste Hausvater, der gewissenhafteste Bürger.

Aber eben darum darf er auch mit gutem Gewissen die Verheißung sich zueignen: Es wird euch das Übrige alles zufallen nicht ohne euer redliches Zutun, aber ohne euer ängstliches Sorgen; und sich an den Spruch halten: Tu nur du das Deine, Gott tut schon das Seine! Wer zu Haus ist im Reich Gottes und seiner Gerechtigkeit, der kennt ja seinen Gott, den Allwissenden, der weiß, was wir bedürfen; den Allmächtigen, der uns das Leben gegeben hat und kann es uns auch erhalten; den Allgütigen, der die Vögel unter dem Himmel nährt und die Lilien auf dem Felde kleidet.

Und er kennt seinen Wert vor Gott, dass er mehr ist als viele Sperlinge, mehr als das Gras auf dem Feld, das heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird, nämlich eine unsterbliche Seele nach Gottes Bild geschaffen, ein Kind Gottes, zu seinem ewigen Reiche berufen.

Und er kennt seine Pflicht gegen Gott, nämlich nicht nur fromme Gottesfurcht, sondern auch fröhliches Gottvertrauen und kindliche Gottergebung, und weiß, dass ängstliches Sorgen nicht allein Torheit ist, weil es nichts hilft, sondern auch Sünde, weil es Misstrauen ist gegen Gottes Allmacht, Weisheit und Güte; weil es Unglauben ist, den der Christ den Heiden lassen soll, die keinen Gott haben.

Und er weiß seinen Weg zu Gott, auf dem er seine Sorgen abladen, seine Anliegen gen Himmel bringen, Kraft und Segen sich vom Himmel herabholen kann, täglich, stündlich, augenblicklich, nämlich den Weg des Gebets.

Und er weiß die Wege Gottes mit den Seinen. Aus seiner Bibel weiß er es, aus den Lebensläufen der Kinder Gottes weiß er es, aus seiner eigenen Erfahrung weiß er es: Der Herr hilft den Seinen aus und ernährt sie in der Teuerung. Und ein solcher Christenmensch, der zu Haus ist im Reich Gottes, der sollte sich nicht auch zurechtfinden im Reich der Natur, in welchem derselbe Gott waltet, den er seinen Vater nennt? Ein solches Gotteskind, das seinen Versorger im Himmel kennt, das sollte das Gebot nicht verstehen: Sorgt nicht, sondern alle eure Sorge werft auf den Herrn? Nun denn, meine Lieben, trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das übrige alles zufallen! Diese Mahnung und diese Verheißung lasst uns heut aus der Bergpredigt des Herrn mitnehmen auf unsere Lebenswege. So oft der falsche Sorgengeist sich wieder in uns regen will, wollen wir zu unserer Seele sprechen:

Tu als ein Kind und lege dich in deines Vaters Arme,
Bitt ihn und flehe, dass er sich dein wie er pflegt erbarme,
So wird er dich durch seinen Geist
Auf Wegen, die du jetzt nicht weißt,
Nach wohlvollbrachtem Ringen aus allen Sorgen bringen.

Amen.

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/g/gerok_k/gerok_der_heimat_zu/gerok_der_heimat_zu_6_nach_trinitatis.txt · Zuletzt geändert: von aj
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain