Gerok, Karl von – Brosamen - Vorwort.
„Sammelt die übrigen Brocken, dass nichts umkomme!“ Joh. 6,12. Unter den Schutz dieses Herrnworts stelle ich mich, wenn ich nach bald vierundvierzigjährigem Dienst im Predigtamt und nach neunzehnjähriger Arbeit an meiner dermaligen Gemeinde von den Überbleibseln so mancher sonntäglichen Speisung aus Gottes Wort nicht zwölf Körbe, aber doch Ein Körbchen in diesem Jahrgang von Evangelienpredigten gesammelt habe und meinen bisherigen Freunden noch einmal darbiete; teils Gliedern meiner Gemeinde, die eine bleibende Erinnerung an das Gehörte wünschten, teils früheren Zuhörern, die mich jetzt nicht mehr hören können, teils auswärtigen Lesern, denen meine seitherigen Sammlungen zur häuslichen Erbauung dienen durften.
„Brosamen“ nenne ich was hier dargereicht wird, vorerst weil es mit den reicheren und gewichtigeren Gaben Anderer sich nicht messen will; sodann weil auch gegenüber meinen eigenen früheren Predigten diese gegenwärtigen nicht nur dem Umfange nach kürzer sind, wie es meine Gottesdienstordnung mir jetzt auferlegt, sondern vielleicht auch im Ton etwas trockener erscheinen, wie es die späteren Jahre des Predigers mit sich bringen, und endlich weil es wohl das letzte ist was ich derart biete. Sollten diese Vorträge gleich den „Brosamlein die von der Herren Tische fallen“ (Matth. 15,27) insbesondere auch solchen dienen dürfen, die den Herrn erst suchen, so würden sie sich das keineswegs zur Schmach anrechnen.
Möchte nur von der Kraft Dessen, der sich das Brot des Lebens nennt, auch in diesen Brosamen noch etwas zu schmecken sein, dann wäre ja ihre Aufbewahrung entschuldigt und ihr Gebrauch nicht ungesegnet.
Stuttgart, im Spätjahr 1887.
Karl Gerok.