Gerhardt, Johann - Tägliche Übung der Gottseligkeit - Vierte Abtheilung. - Das dritte Capitel. Fürbitte für Obrigkeit und Unterthanen.

Gerhardt, Johann - Tägliche Übung der Gottseligkeit - Vierte Abtheilung. - Das dritte Capitel. Fürbitte für Obrigkeit und Unterthanen.

Allmächtiger, ewiger und barmherziger Gott, Herr der Heerschaaren, der du Könige absetzest und Könige einsetzest, von dem alle Gewalt ist im Himmel und auf Erden, den im Himmel die Engel anbeten, die Erzengel loben, die Thronen verehren, dem die Herrschaften unterworfen sind, die Fürstenthümer dienen, den die Gewalten ehren und die Mächte scheuen, mit jenen heiligen und mächtigen Geistern vereinige ich diese meine mannigfachen Gebete und rufe dich in Demuth an, daß du auch unsere Obrigkeit auf Erden mit dem Geiste der Weisheit erfüllest und mit der Stärke deiner Kraft beschützest. Stehe mit deiner Gnade allen christlichen Königen und Fürsten bei, daß, je größer die Gefahr ist, in der sie sich um der Höhe ihres Standes willen befinden, sie eine desto größere Fülle deiner Güte gegen sich erfahren. Entzünde in ihren Herzen das Licht der himmlischen Weisheit, damit sie erkennen, daß sie dir, dem Herrn über Alle, dessen Vasallen sie heißen, unterworfen und verpflichtet sind, einst über ihre Regierung Rechenschaft zu geben. Laß sie nach dem Frieden trachten, da sie dir, dem Fürsten des Friedens, dienen; nach der Gerechtigkeit trachten, da sie dir, dem gerechtesten Richter dienen; nach der Güte trachten, da sie dir, dem gütigsten Vater, dienen. Laß sie Hüter der beiden Gesetztafeln seyn; und Säugammen deiner in dieser Welt angefochtenen Kirche, laß sie anziehen eine väterliche Zuneigung gegen ihre Unterthanen, und immer mit Gerechtigkeit ihr Richteramt verwalten. Ziehe ihre Herzen ab von dem Glanze jener irdischen und dürftigen Gewalt, daß sie nicht eine Vergeßlichkeit des himmlischen Reiches und der wahren Frömmigkeit beschleiche. Regiere sie mit deinem heiligen Geiste, daß sie sich nicht etwa überheben und die ihnen anvertraute Gewalt zum Bösen mißbrauchen. Gib, daß sie ihr Amt in allen Theilen in dieser Zeit so verwalten, daß sie ohne Ende in Ewigkeit mit allen Auserwählten herrschen, und aus der Flüchtigen Herrlichkeit dieser Zeit zur ewigen Herrlichkeit des himmlischen Reiches gelangen. O verhüte, ich bitte dich, daß sie nicht Tyrannei in deinem Volke ausüben, und deshalb nach dem Glanz der Kleider und dem Schimmer der Edelsteine nackt und elend zu den Qualen der Hölle hinabsteigen! Uns aber, die wir nach deinem Willen jenen deinen Stellvertretern unterworfen sind, gib ein gehorsames Herz, das mit aller Bereitwilligkeit dir dienet, daß wir unter ihrer Herrschaft ein ruhiges und stilles Leben führen mögen, in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit; denen Ehre und Gehorsam erweisen, deren Regiment und Herrschaft über uns wir als eine rechtmäßige anerkennen; ihren ehrwürdigen Geboten gehorchen, damit wir durch Dienstbarkeit gegen die Gesetze der wahren Freiheit theilhaftig werden. Denn das erst ist die wahre Freiheit: Gott, der Obrigkeit und den Gesetzen dienstbar seyn. Laß uns die von Herzen, mit dem Mund und Werk ehren, die nach deinem Willen, o gütigster Gott, deine Stelle in den Ländern vertreten. Die Augen der Obrigkeit laß wachsam und sehend, die Ohren der Unterthanen laß offen und hörend, beiden laß einst die Himmelsthüren aufgeschlossen seyn und offen stehen! Amen.

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