Gerhard, Johann - Tägliche Uebung der Gottseligkeit – 2. Abteilung - Das neunte Capitel. Danksagung für die Vergebung der Sünden.

Gerhard, Johann - Tägliche Uebung der Gottseligkeit – 2. Abteilung - Das neunte Capitel. Danksagung für die Vergebung der Sünden.

Großen Dank schulde und bringe ich dir, ewiger und barmherziger Gott, daß du mich nicht hinausgestoßen hast, da ich zu dir kam, sondern mich ganz bereitwillig aufgenommen und mir alle meine Sünden nach deiner großen Barmherzigkeit vergeben hast! Ich war jener verschwenderische Sohn, o zärtlichster Vater, der das väterliche Gut mit Prassen umgebracht hatte. Denn ich habe die Gaben der Natur befleckt; die Gaben der Gnade verschmäht; der Gaben der Herrlichkeit mich selbst beraubt. Ich war dürftig und hungrig; du hast mich in meinem Hunger mit dem Brod der himmlischen Gnade gespeist. Ich war nackt und von allen Gütern entblößt; du hast mich wieder mit dem Kleide der Gerechtigkeit bekleidet und bereichert. Ich war verloren und verdammt; du aber hast mir das ewige Heil aus Gnaden geschenkt. Von Erbarmung gegen mich entzündet hast du mich umarmt und geküßt, indem du den liebsten Sohn, der in deinem Schoße ist, und den heiligen Geist, der Der Kuß deines Mundes ist, als die größten Zeugen deiner unermeßlichen Liebe sandtest; du hast mich mit dem besten Kleid angethan, indem du mir die ursprüngliche Unschuld wiederherstelltest; du hast mir einen Fingerring an meine Hand gegeben, indem du mich mit dem Geist der Gnade versiegeltest; du hast mir Schuhe angezogen, indem du mich mit dem Evangelium des Friedens waffnetest; du hast um meinetwillen ein gemästetes Kalb geschlachtet, indem du deinen liebsten Sohn für mich in den Tod gabst; du hast gemacht, daß ich esse und fröhlich sey, indem du mir die Freude des Herzens und den wahren Frieden des Gewissens wiedergabst. Ich war todt, und bin durch dich wieder lebendig worden; ich war von Armuth verzehrt, und bin durch dich wieder zum frühern Besitz gekommen. Von so viel Sünden befleckt, von so viel Fehlern bedeckt, von so viel Ungerechtigkeiten verdorben, konntest du mich nach deinem gerechtesten Gerichte verwerfen; aber deine Barmherzigkeit ist mächtiger geworden als meine Sünden; deine Güte ist größer gewesen, als alle meine Ungerechtigkeit. Wie oft habe ich dir, wenn du an der Thüre meines Herzens klopftest, dieselbe verschlossen! Nach gerechtestem Gerichte hättest du mir daher eben so die Thüren deiner Gnade verschließen können, wenn ich daran klopfte. Wie oft habe ich meine Ohren verstopft, daß ich nicht deine Stimme hörte, wenn du riefest! Nach gerechtestem Gerichte hättest du daher eben so deine Ohren verstopfen können, daß du meine Stimme nicht hörtest, wenn ich zu dir seufzte. Aber deine Gnade war überschwänglicher, als alle meine Uebertretung und Schuld. Mit ausgestreckten Händen hast du mich aufgenommen, und hast alle meine Missethat wie eine Wolke vertilgt, und alle meine Sünden hinter dich zurückgeworfen. Du gedenkest nicht mehr meiner Verbrechen, sondern nimmst mich in den weiten Schoß deiner Erbarmung auf. Für diese unermeßliche Wohlthat will ich dir ewig danken! Amen.

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