Gerhard, Johann - Heilige Betrachtungen - Von dem heilsamen Genuss des Leibes und Blutes Christi

Gerhard, Johann - Heilige Betrachtungen - Von dem heilsamen Genuss des Leibes und Blutes Christi

Der Quell des Lebens ist das Fleisch Christi.

Wer mein Fleisch isst, und trinkt mein Blut, der hat das ewige Leben, spricht Christus
Joh. 6,54.

Eine überaus große Wohltat unsers Erlösers ist es, dass er nicht bloß unser Fleisch angenommen, und auf den Thron der göttlichen Herrlichkeit erhoben hat, sondern dass er auch mit seinem Leib und Blut uns weidet zum ewigen Leben. O heilsame Erquickung der Seele! O gesegnetes Gastmahl! O himmlische und engelische Speise! Obgleich die Engel gelüstet in jenes große Geheimnis zu schauen 2 Petr. 1,12, so hat er doch nicht die Engel, sondern den Samen Abrahams angenommen Ebr. 2,16; unser Heiland ist uns verwandter, als den Engeln selbst, weil wir seine Liebe daran erkannt haben, dass er uns von seinem Geist 1 Joh. 4,13, und nicht bloß von seinem Geist, sondern auch von seinem Leib und Blut gegeben hat; denn so spricht die Wahrheit von dem Brot und Wein im Abendmahl: Das ist mein Leib, das ist mein Blut Matth. 26,26. Wie wird der Herr die vergessen können, welche er mit seinem Leib und Blut genährt hat? Wer das Fleisch Christi isst und trinkt sein Blut, der bleibt in Christo, und Christus in ihm Joh. 6,56.

Daher setzt es mich nicht in große Verwunderung, dass die Haare auf unserem Haupt gezählt Matth. 10,30, dass unsere Namen im Himmel geschrieben Luk. 10,20, dass wir in die Hände des Herrn gezeichnet sind Jes. 49,16 und dass wir von ihm im Leib getragen werden und ihm in der Mutter liegen Jes. 46,3: weil wir mit Christi Leib und Blut geweidet werden. Groß fürwahr ist die Würde unserer Seelen, welche mit dem teuren Opfer seiner Erlösung geweidet werden. Groß ist auch die Würde unserer Leiber, welche Zeltbehausungen der durch Christi Leib erlösten, mit Christi Leib gesättigten Seele, Tempel des heiligen Geistes, und Wohnungen der ganzen hochgelobten Dreifaltigkeit sind. Es ist unmöglich, dass sie im Grab bleiben, da sie mit dem Leib und Blut unsers Herrn genährt sind. Das ist die bewunderungswürdige Speise: wir essen sie, und verwandeln sie doch nicht in unsern Leib, sondern wir werden in sie verwandelt. Wir sind Christi Glieder, und werden durch seinen Geist belebt, mit seinem Leib und Blut geweidet. Dies ist das Brot, das vom Himmel kommt, und gibt der Welt Das Leben Joh. 6,33; wer von dem isst, den wird nicht hungern in Ewigkeit. Dies ist das Brot der Gnade und Barmherzigkeit, wer das isst, der schmeckt und sieht, wie freundlich der Herr ist, und aus seiner Fülle nimmt er Gnade um Gnade Joh. 1,16. Dies ist nicht bloß das lebendige, sondern auch das Leben gebende Brot Joh. 6,58.51; wer davon isst, der wird leben in Ewigkeit. Dies Brot ist vom Himmel gekommen, und ist nicht bloß himmlisch, sondern macht auch die zu himmlischen Gästen, welche es in der rechten Weise und im heiligen Geist genießen; himmlisch werden sie sein, weil sie nicht sterben, sondern am jüngsten Tag werden auferweckt werden. Sie werden aber auferweckt werden nicht zum Gericht, weil wer von diesem Brot isst, nicht in das Gericht kommt, nicht in die Verdammnis, (weil nichts Verdammliches an denen ist, die in Christo Jesu sind Röm. 8.1), sondern zum Leben und zur Seligkeit. Wer das Fleisch des Menschen Sohns isst, und trinkt sein Blut, der hat das Leben in sich, und wird um Christi willen leben Joh. 6,53.57. Sein Fleisch ist die rechte Speise, und des Blut ist der rechte Trank Joh. 6,55. Darum wollen wir uns sättigen nicht von der Speise unserer Werke, sondern des Herrn; trunken wollen wir werden von den reichen Gütern nicht unsers Hauses, sondern des Herrn Ps. 36,9. Dies ist der wahre Quell des Lebens; wer des Wassers trinkt, in dem wird ein Brunn des Wassers werden, das in das ewige Leben quillt Joh. 4,14. Alle, die ihr durstig seid, kommt her zu diesem Wasser, und die ihr nicht Geld habt, kommet her, kauft, esst Jes. 53,1. Die durstig sind, sollen kommen; komm auch du, meine Seele, die du durstig bist, erschöpft von der Angst der Sünden. Wenn das Geld der Verdienste dir fehlt, so eile um so mehr: eile ohne eigenes Verdienst um so sehnlicher zu dem Verdienst Christi. Eile also, und kaufe ohne Geld. Hier ist die Ruhestatt Christi und der Seele, von der lass durch die Sünden sich nicht wegtreiben, und lass auch die Verdienste nicht mit in dieselbe gehen. Und welche könnten denn auch unsere Verdienste sein? Sie zählen Geld dar, da kein Brot ist, und Arbeit, da sie nicht satt von werden können, sagt der Prophet Jes. 55,2. Unsere Arbeiten sättigen nicht, und mit dem Geld der Verdienste wird die göttliche Gnade nicht erkauft. Höre also, meine Seele, und iss das Gute, und du wirst in Wollust fett werden Jes. 55,2. Jene Worte sind Geist und sind Leben, und Worte des ewigen Lebens Joh. 6,63: Der Kelch, den wir segnen, ist die Gemeinschaft des Blutes Christi; das Brot, das wir brechen, ist die Gemeinschaft des Leibes Christi 1 Kor. 10,16. Wir hängen dem Herrn an, also sind wir ein Geist mit ihm 1 Kor. 6,17. Wir werden ihm vereint, nicht bloß durch die Gemeinschaft der Natur, sondern auch durch die Gemeinschaft seines Leibes und Blutes. Darum sage ich nicht mit den Juden: Wie kann dieser uns sein Fleisch zu essen geben? Joh. 6,52, sondern ich rufe vielmehr aus: Wie hat der Herr sein Fleisch zu essen und sein Blut zu trinken uns ausgeteilt! Ich bewundere nicht die Macht, ich bewundere aber die Freundlichkeit. Ich forsche nicht nach der Machtvollkommenheit, sondern ich verehre die Güte. Ich glaube an die Gegenwart, die Art der Gegenwart weiß ich nicht: ich weiß gewiss, dass sie die engste und innigste ist. Wir sind Glieder seines Leibes, von seinem Fleisch, und von seinem Gebein Eph. 5,30: er wohnt in uns, und wir in ihm.

Meine Seele verlangt in das Nachdenken über dieses tiefste Geheimnis versenkt zu werden; sie findet noch nicht Worte, mit denen sie jene Güte aussprechen und darstellen könnte, aber sie betet schweigend an im Anschauen jener höchsten Gnade in dem Herrn, und der Herrlichkeit der Seligen.

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/g/gerhardt_j/hb/gerhard_johann_hb_von_dem_heilsamen_genuss_des_leibes_und_blutes_christi.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain