Gerhardt, Hans - Schöne Frag und Antwort / Was ain warhafftiger Christen der recht Glaub / und seyn frucht sey.

Gerhardt, Hans - Schöne Frag und Antwort / Was ain warhafftiger Christen der recht Glaub / und seyn frucht sey.

Item die Zehen gebot Gotes / wie er sie dem Moysi auff dem berg Sinay angeben hatt / und das Vatterunser ec. den Jungen fast nützlich.

Hans Gerhardt Wegmaister zu Kützingen.

M.D.XXV.

Was bistu?
Antwort. Ein Christen.

Waher hast du deinen namen?
Ant. Von Christo meinem herrn / und seligmacher.

Warumb hayst ein Christ?
Ant. Darumb das Christus in mir wonet / lebt / regieret / und wircket.

Bewer das.
Der haylig Apostel Paulus spricht / zu den Galatern am andern Capi. Ich leb yetzund nichtt / sondernn Christus lebt in mir / dann was ich lebe jhm flaysch / das leb ich in dem glauben des Sons Gotes / der mich gelibt hat / und sich für mich dargeben. Item in der andern Epistel zu den Corint. am Sechsten Ir seyt der Tempel des lebendigen Gottes / wie dann Got spricht / Ich wil in ynen wonen / und in jnen wandeln und wil jrer gott sein / unnd sie sollen mein volck sein Item in der ersten Epistell zu den Corinthiern am dritten. Wisset yr nicht / dz yr Gottes tempel seyt unnd der gayst Gotes in euch wonet. Und zun Galatern am viertenn Weyl yr dann kinder seyt / hatt got gesant seynen gayst inn ewere hertzen / der schreyt Abba lieber vater ec. Auß disen sprüchenn main ich / versteestu nun Warumb ich ein Christen haysse.

Was ist nun ein Cristen?
Antwort Nichts anders / dann ein mensch in welchem der heylig gayst / sein wonung / und wirckunng hat wie du yetzund / auß den obbemelten sprüchen klerlich gehört hast / unnd der durch den glaubenn / Gott den vater / den Sun / unnd den Hayligen gayst mit allen seinen guthatewn erkent / und Allen worten Gotes vestiglich glaubet.

Von wann kumpt ym aber solcher glaub?
Antwort Von Got dem Vater.

Bewer das.
Paul der haylig Apostel spricht zu den Ephesiern am andern capitel Auß gnade seyt yr selig worden / durch den glawbenn / inn Christum unnd das selb nicht auß euch / es ist gottes gabe / nicht auß den wercken / auff das sich nicht yemandt rüme. So spricht Christus Johannis am sechzehenden / wenn der gaist der warhait kommen wirt / der wirt euch in alle warhait leytten.

Wie kumpt der mensch zu sollichem glauben?
Antwort. Durchs gehör.

Wie?
Also / wann er das tröstlich Evangelion von Christo Jhesu höret / und dem selben gelauben gibt.

Probiert das
der getrew apostel Paulus sagt zun Römern am zehenden. Der glaub kompt durch hören das hören aber / kompt durchs wort gottes.

Was ist dann nun / der recht lebendig glaub.
Ant. Der Apostel beschreybet jn / an die Hebreer am ailfften also. Der glaub ist ayne gewisse zuversicht des / das zu hoffen ist / und der sich richtet nach dem das nit scheynet / das ist er ist nichts anderst dann ain starcker / bestendiger vertrawen / und zuversicht in die barmherzigkait gottes / die er in Christo verhayssen hat.

So sag mir / welches ist die rechte art des glaubens.
Antwort. Die / so du vestigklich glaubest und erkennest / das gott / der Vatter / von deynetwegen / seinen allerlyebsten Sun Christum Jhesum / hab mensch lassen werden / auff das er dir mit seinem leyden / marter / und todt / deine sünd / todt / hell / teuffel / welt / und alles ubel / uberwunde unnd das er dir in zu ainer weyßhait / gerechtigkait / Hayligung / unnd erlösung gemacht hab / on allen deynen verdienst / allain auß seyner vätterlichen lieb.

Bewer das
Christus / unser herr / unnd seligmacher spricht im Ewangelio Johannis am dritten. Also hat gott die welt geliebet / das er seinen ainigen sun gab / auff das alle die an jn gelauben / nicht verloren werden / sondern das ewig leben haben / Dann Gott hat seinen sun nicht gesandt in die welt / das er die welt richte / sondern / das die welt durch jn selig werde / Wer an jn glawbt / der wirdt nit gericht / wer aber nit glaubt / der ist schon gericht / Denn er glaubt nicht ann den namen des aingebornen sun gottes.

Was bringt ein solcher glawb mit sich.
Antwort. Den hayligen Gayst / und alle seine frücht / der da macht / das der mensch Gott lieb gewynnet / unnd ganz lustig unnd frölich wirt / alles guts zu thun / on gepot / und gesetz.

Wölches sindt dye frucht des glaubens / oder hayligen gaystes.
Antwort. Liebe / freüde / fryde / langmut / freundtligkait / gütigkait / glawbe / senfftmut / keuschayt. Wölche solche sind / wider die ist das gesetz nicht. zun Glaatern am fünfften.

Richts dann der glaub alles auß / und macht den menschen allain from / gerecht / unnd selig / und kayn werck?
Antwort. Ja /

Beweyß mir das mit der Hayligen schrifft.
Antwort. Wolan / hör zu / es spricht unnser apostel Paulus. zun Römern am ersten / Der gerechtwirt seines glaubens leben. zu den Galatern am andern / Wir wyssen dz der mensch / durch die werck des gesetzs / nicht rechtfertig wirt / sondern / durch den glauben an Jesu Christo / Denn es wirt durch die werck des gesetzs kain mensch gerechtfertigt. Unnd weytter am selben ort. Denn so durchs gsetz gerechtigkait kompt / so ist Christus vergeblich gestorben. Item / zun Römern am driten / Sye sind allzumal sünder und mangeln des preyßes / den Got an jn haben solt / und werden on verdienst grechtfertigt / auß seiner gnad / durch die erlösung / so durch Christo geschehen ist / Weyter / in der Epistel / die er seinem Tito zu schreybet / am ander ca. Da aber erscheyn / die freundtligkait / und leutseligkait gottes unsers hailands / nicht umb der werck wyllen / dergerechtigkait die wir than hetten / sonder nach seiner barmherzigkait macht er uns selig / durch das bad der wydergeburt / unnd ernewerung des hayligen gaysts / wölichen er außgossen hat / uber uns reychlich / durch Jesum Cristum unnsern hailandt / auff das wir durch desselben gnade gerechtfertigt erben seyn / des ewigen lebens / nach der hoffnung. Das ist ye gewißlich war. Mar. am letzten capitel Wer glaubt und taufft ist / der wirdt selig werden

Warumb setzt er hie den glauben für den tauff?
Antwort. Darumb wa der glaub nit vor da ist hilfft der tauff auch nitt Denn nit der tauff / sonder der glaub allein macht den menschen selig Darumb ist kain wort gotes nütz on den glauben / und (wie Paulus zun Römern am 14. sagt) alles das nit geschicht auß dem glauben ist sund MArci am neündtenn Alle ding sind müglich / dem / der da glaubt Johannis am dritten / Der aber nit glaubt / ist verdampt ec.

Welches ist die gröste sünd auff erden?
Antwort Der unglaub.

Probier das auß der heyligen schrifft
Christus unser haylandt spricht Joannis am 16. Der haylig geyst wirt die welt straffen / umb der sünd willen / das ist / das sie nitt an mich geglaubt haben. Hie hörestu / das der hailig gayst allein den leydigen unglauben / welcher das haubt / brunn und ursprung ist aller annderer sünden straffen würdt.

Wamit erzürnen / belaydigen / und uneeren wir Gott am höchsten?
Antwort. Durch den unglauben. Dann wer ym nit glaubt / der macht yn zu einem lügner / unnd glaubt nit der zewgknus Gottes / das er von seynem son geben hat. Dann also schreybt Joannes an seyner erstenn Epistel am letztenn Capittel Das ist Gottes zeügknus / das er zeüget hat vonn seinem sun. Wer da glawbet an den Sun gottes / der hat gotes zeügknus bey ym. Wer got nicht glaubt der hat in zum lügner gemacht. Darumb ist der unglaub die allergrössest sünd Wer nun Got gelaubet / der gibt im sein eer / als / das er allein warhafftig / allmechtig / weyß unnd gut sey Welcher glaub alleinn die gebot gotes erfüllet / und rechtfertigt den menschen für got Als dann sant Petrus spricht Actuum 15 Durch den glauben rayniget er ire herzen Kürzlichenn allein durch Christum / und seyne werck müssenn alle mennschenn on jre werck selig werdenn. Denn als du gehört hast / so wir durch unsere werck und krefft sündloß unnd selig hetten kämdem werdem / wer Christus vergebens für uns gestorben als sant Paus zun galatern bezeügt.

Auß disen schönen und edlen sprüchen / hoff ich nun / du versteest / das der Glaub allein unnd kain werck / den menschen frum / gerecht / und selig mache.

Könst destu auch mehr sprüch auffbringen vom glauben die solchs probierten.
Antwort. Ja ich wolt jr noch unzelich meer herzu füren Das ich yetzund von kürtz wegen laß ansteen.

Was leret Petrus Paulus / Ja die ganz haylig schrifft anders / durch und durch / dann das die rechtfertigung und seligkayt des meschenn / allain ym glauben stee Als zun Römern ma ersten / dritten / vierdten / und fünfften / und sonst an vil andern orten.

Was ist nu die gröste frucht des glaubens?
Antwortt Die lieb gottes und des nechsten das ist / das wir got unseren vater / über alle ding lieben / jn allein glorificirn / eerenn / lieben / jm on underlaß danckbar sein / umb alle seine gutthat / die er uns in Christo geben hat / und darnach unserm nechsten / als uns selbst / mit jm in aller maßen leben / wie Christus mit uns gebt hat / Dann so spricht er / Johannis am Dreyzehenden / Ein beyspil hab ich euch geben / dz jr einander thut wie ich euch gethan hab Item Ein new gebot gib ich euch / das jr euch untereinander liebet / wie ich euch geliebet hab Darbey wirdt yederman erkennen das jr meine Junger seyt / so yhr lieb undereynander habet Item S Paulus zu den Römern am zwölfften Die liebe sey ungeferbet / hasset das arge hanget dem gutenn an / Seyt mitt brüderlicher lieb undereinander freundtlich Einer kumm dem andern mit eererbietung zuvor. Summa.

Die gantze haylige schrifft leret nichts anders / dann got glauben und vertrawen / und den nechsten lieben.

Darzu helff uns got der hoffnung und erfülle uns mit aller frewden / und friden im glauben / auff dz wir die fülle haben durch die hoffnung in der krafft des heiligen geysts amen.

Volgen die Zehen gebott / wie sie der starck und ewig got vonn wort zu wort Moysi auff dem berg Symay angeben / und mit seynem finger in zwu staynine Taffeln geschriben hat.

Die erste Tafel / heltet inn drey gebot / die gottes eer fürnemlich betreffendt / als volgt.

Das erst.
Ich bin got / dein herr / der dich auß Egipten / auß dem diensthauß gefürt hab. Du solt nit frembde oder andere Götter vor mir haben. Du solt dir kain gegraben / noch geschnytzt bild machen. Ja gar kain byldnus noch gleychnus / weder deren dingen die in himeln da oben / noch deren die unden auff erden / noch deren die in wasseren sind / under der erden. Du solt dich vor inen nit bucken / inen nytt dienen / sy wedereeren noch anbetten. Dann ich bin der Herr deyn gott / ain starcker eyfferer / haymsuchende / dye boßhait unnd mißthat / der vättern / an den kinden / biß in das dritt / und vierdt geschlecht / aller deren / die mich hassend. Barmherzigkait aber und freundtschafft beweyssende in die tausende / denen die mich liebendt / und meyne gepot haltend.

Das ander:
Du solt den namen des Herren deines gotes nit unnutz eyttel / oder üppigklich nemen / Dann der Herr wirdt den nit unschuldig halten / der seinen namen uppigklich / un eyttel nympt.

Das drit.
Gedenck des Sabaths jn zu hayligen / sechß tag wirstu wercken und schaffen alle deine werck / und am Sybenden tag / ist der Sabath dem Herren deynem got. Kein werck solt du thun / ja du / und deine sun / und deyne töchter / deyne knecht / dein mayd / deyn vych / der frembdling der bey dir wonet / ynnerhalb deinen thoren. Dann sechß tag hat der Herr gemacht / himel und erden / das Mör / unnd alles was in jnen ist / und an dem sibenden tag / hat er geruwet. Deßhalb hat der Herr den Sabath gesegnet / und gehayliget.

Die ander Tafel helt in jr siben gebot wölche die lieb des nechsten betreffend wie volgt.

Das vierdt
Halt in hohen Eeren / deyn Vatter unnd dein mutter / auff das du lang lebest / in dem land / das dir der Herr geben wirdt.

Das fünfft:
Du solt nit tödten.

Das sechst:
Du solt nit Eebrechen.

Das siebendt.
Du solt nit stelen.

Das acht:
Du solt nit falsche zeugnus geben / wider deynenn nechsten.

Das neundt:
Du solt nit begeren das hauß deynes nächsten.

Das zehendt:
Du solt nit begeren deynes nächsten eeweyb / weder seines knechts / noch seiner magdt / weder seynes ochsen / noch seines esels / ja alles das so dein nächster hat / soltu nit begeren.

Du solt den Herren deinen got lieb haben auß ganntzen deynem hertzen / von gantzer deiner sel / und von aller deiner krafft / und vermügen. Diß ist das fürnemest und grössestgebot. Das ander aber dem gleych / Du solt lieb haben deinen nächsten als dich selber. In denen zwayen gebotten hangt das ganz gesetz und propheten / erfüllung und haltung des gesatzes / ist die lieb. zun Galatern am 5. Dann das ganz gesatz wirdt in ainem wort erfüllet / nemlich / in dem / Hab lieb deinen nechsten als dich selber. End des gesatzs ist / Liebe auß ainem rainen herzen / unnd gutter gewissen / und warem ungegleychßnetem glauben. 1. Timo. 1

Das Vatterunser Mathei am sechsten

Unser Vatter in dem himel / deyn name sey haylig / deyn reych komme / deinn wil geschehe / auff erden wie inn dem himel / unnser täglich brott gib und hewt / und vergib uns unsere schulde / wie wir unsern schuldigern vergeben / unnd für uns nit in versuchung / sonder erlöß uns / von dem übel / denn / deyn ist das reych / und die krafft / und die herrligkait / in ewigkay Amen.

Got dem vatter sey lob / eer / rum / preiß und danck ewigklich. Amen.

Aus dem Original abgeschrieben

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/g/gerhardt_h/wegmaister-katechismus.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain