Frommel, Emil - Die zehn Gebote Gottes in Predigten - Erstes Gebot. 2.

Frommel, Emil - Die zehn Gebote Gottes in Predigten - Erstes Gebot. 2.

Die Gnade unseres Herrn und Heilandes Jesu Christi und die Liebe Gottes des Vaters und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit uns Allen. Amen.

Text: 2. Mose 20, 2-3.
Ich bin der Herr dein Gott, der Ich dich aus Ägyptenland, aus dem Diensthaus, geführt habe. Du sollst keine andere Götter neben mir haben.

In Christo geliebte Freunde! Wir haben vorigen Sonntag den majestätischen Anfang des Gesetzes Gottes betrachtet: „Ich bin der HErr, dein Gott!“ Majestätisch in seinem Ernst, majestätisch in seiner Liebe stand der HErr in diesen Worten vor uns. Wir sollten uns fürchten vor diesem HErrn und lieben diesen unsern Gott, der sich so tief zu uns herablässt und mit dem Wort „der dich aus Ägyptenland, aus dem Diensthaus geführt hat“ an all seine Liebestaten erinnert. Was ist nun selbstverständlicher, als wenn der HErr im ersten Gebote fortfährt: Du sollst keine andere Götter neben mir haben? Da Ich dich erschaffen und Ich dich erlöst, will ich darum auch dich keinem Andern gönnen noch lassen, du sollst Mich allein fürchten, Mich allein lieben und Mir über Alles vertrauen.

Das ist ein tiefes, ernstes Gebot, seine Augen schauen ins innerste Herz. Wollen wir es aber recht verstehen, so müssen wir es nach einer doppelten Seite hin ins Auge fassen. Gar schön sagten schon unsere Alten, es habe ein jegliches Gebot ein doppeltes Angesicht; ein hässliches, darin uns gezeigt wird, was wir lassen sollen, und ein schönes, darin uns gesagt wird, was wir tun sollen. Drum hatten sie auch im alten Katechismus ein jedes Gebot mit zwei Bildern geschmückt, wovon das eine das Verbot, das andere das Gebot im Gebot darstellte. So malten sie zu unserm Gebot das Volk Israel, wie es um das goldene Kalb tanzt, als Bild des Verbotes; auf die andere Seite Abraham, der den Isaak opfert, als Zeichen wahrer Gottesfurcht und Liebe. So lasset uns denn auch unser erstes Gebot teilen, und für heute reden von dem Verbot, das der HErr in dem Wort gibt:

Du sollst keine andere Götter haben neben mir.

Geliebte! köstlich ist es, dass der HErr schon anfängt in dem Gesetz mit dem „Du.“ Er machts mit dem Menschen kurz und ohne viel Umstände. „Du, du,“ da fasst er alle damit, welches Standes sie sein mögen. Wie jeder König und jeder Bettler zu Ihm hintreten und Ihn anreden darf „Du, lieber himmlischer Vater,“ so hat auch der HErr das Recht, zu Jedem Du zu sagen. Wenn schon vor dem weltlichen Gesetz Alle gleich sind, und darum früherhin die Gerechtigkeit mit verbundenen Augen dargestellt wurde, so sind sie Alle noch viel mehr vor dem Gesetz des Gottes gleich, der mit offenen Augen ohne Ansehen der Person richtet. Er sagt nicht etwa zu dem Einen: „Sie sollen nicht,“ oder „Ich bitte Sie, tun Sie das nicht,“ sondern zu Arm und Reich, zu Hoch und Nieder, zu Gebildeten und Ungebildeten: „Du sollst nicht.“ Das Du will dir auch ferner sagen, dass du das Gebot vor Allem und zuerst auf dich beziehen sollst. Du, du! nicht dein Bruder, nicht dein Weib, oder dein Vetter, sondern du sollst nicht! Damit schneidet er dir deine Ausreden ab.

Du sollst keine andere Götter haben neben mir! An wen denkt ihr da, der solches getan? Denkt ihr an Israels goldenes Kalb, an den Baal, an den Moloch, dem es nachgelaufen? Gewiss! mit Recht. Ihr schaut, wie notwendig dem Volk Israel, das rings von Heiden umgeben einen tiefen Zug zum Heidentum in sich trug, solch Gebot war. Wir denken trauernd dabei der armen Heidenwelt, die dem Geschöpf dient, statt dem Schöpfer, hochgelobt in Ewigkeit; der es geht, wie jenem armen Knaben, der zum ersten Mal in des Fürsten Schloss kam und den prächtigen Diener mit Degen und Band für den König hielt; die also auch Sonne, Mond und Stern, Wald und Flut, das Geschöpf Gottes für den Schöpfer hält. O ja, gedenket der 600 Millionen Heiden, die den wahren Gott nicht kennen, die statt des gütigen, barmherzigen Gottes Schreckensgötter haben, denen sie ihre Kinder, ihr Hab und Gut opfern; gedenkt an unsere Vorfahren, die den lebendigen Gott nicht kannten! Womit habt ihr es verdient, dass das Evangelium so früh zu Euch kam? Darum war und ist dies Gebot ein rechtes Missionsgebot, mit ihm sollte Israel den Götzendienern ein Zeugnis sein, dass alle Götzen der Heiden Nichts, der wahre Gott aber in Israel sei.

Aber es heißt nicht: „Ihr Juden oder Heiden sollt keine andere Götter neben mir haben, sondern „Du sollst keine andere Götter neben mir haben.“ Hat denn das auch noch einen Sinn bei uns? Ach leider Sinn genug! zwar stehen unter uns keine Götter mehr in den Gassen und Straßen, wie auf dem Markt zu Athen; aber wenn wir in die Herzensgassen schauen, sieht es besser etwa drinnen aus? Stehen nicht goldene und silberne, eherne und steinerne, grobe und feine Götzen drin? Ja Götzen die der Verstand mit seinen Gedanken sich bildet, Götzen, die das törichte Herz mit seinen eitlen Wünschen und Begierden sich macht. Kommen wir zuerst an die Götzen der Gedanken. Wo man sich einen Gott bildet nach eigenem Gutdünken, wo man die festen und ernsten Züge des lebendigen Gottes verloren, wo man Gottes Persönlichkeit aufgelöst hat in ein unbestimmtes Etwas, da hat man Götter neben Gott. Lasst mich Euch solche nennen, mit den Namen, mit denen sie ein treuer Zeuge des Herrn genannt hat. So gibt es einen Gott in unsrer Zeit, einen rechten Stadtgötzen, vor dem Tausende knieen, der heißt: Schicksal. Das ist ein solcher Gott neben Gott. Dass die Heiden von solchem Schicksal redeten und es über alle ihre Götter setzten, das begreifen wir. Zitternd ahnten sie in den schauerlichen Gerichten, die über sie herfuhren, eine geheimnisvolle Macht, die Glück und Unglück in ihrem dunklen Schoß birgt. Aber wie? Wissen wir denn als Christen Nichts mehr zu sagen, denn dass ein dunkles Schicksal über uns waltet? haben wir denn Keinen, der hinter den Schicksal steht, der aus gerechtem und liebendem Herzen uns das Schicksal schickt? Ja was ist das Schicksal ohne ihn? Eine unheimliche Macht, die du nicht lieben, zu der du nicht beten kannst! Oder welchen Trost hat jener Mann gehabt, der in die Blätter schrieb: „dass das unerbittliche Schicksal ihm sein Weib durch den Tod geraubt?“ -

Der andere Götze heißt: Himmel. Da hörst du sagen: „der Himmel möge geben,“ oder „der Himmel möge dich bewahren;“ was ist denn der Himmel? ist er nicht des HErrn Stuhl? Betest du auch zum Stuhl Gottes, als ob er dir etwas geben könne? Was ist der Himmel ohne den, der darinnen sitzt? O, dass du dich schämtest mit deinem Herumlaufen um den Namen Gottes!

Der dritte Götze heißt „Natur.“ Das ist der große Götze, vor dem die Welt jetzt kniet; dieser Götze soll auch ein Evangelium geschrieben haben. Denn man hat ja in neuester Zeit viel geredet von einem Evangelium der Natur, wodurch das Evangelium Jesu überflüssig würde. Wohl wissen wir, dass die Himmel die Ehre Gottes erzählen, und die Veste seiner Hände Werk verkündiget, dass der Herr die Winde zu seinen Dienern, und die Feuerflammen zu seinen Engeln macht; wohl wissen wir, dass der Heiland gerne in der Natur war und aus ihr seine unvergleichlichen Gleichnisse nahm, dass er redet vom Acker, von den Vögeln unter dem Himmel und den Lilien auf dem Felde, um auch an ihnen Himmlisches und Göttliches zu lehren - aber nie ist es ihm in den Sinn gekommen, die Natur als Gott zu preisen. Da, wo man die Natur selber schon für Gott, ihre Bewunderung für Andacht und Gottesdienst hält, wo man der Kirche den Rücken kehrt und die Natur zum Tempel macht und über der Natur und ihren Kräften den Gott für überflüssig hält, der sie erschaffen und ausgerüstet, siehe da ist Götzendienst

O dass wir darum zu richten wüssten das eitle Reden so vieler Reisenden, die ergriffen sind von den Schauern einer Waldnacht oder von einem prächtigen Sonnenaufgang oder einem donnernden Wasserfall, aber kein Auge haben für den Glanz unsres Gottes und kein Ohr für die Donner seines Gesetzes noch für das sanfte Säuseln seiner Gnade in seinem Wort! Dass du zu richten wüsstest all die Scharen der Undankbaren, die, wenn sie der HErr HErr aus dem Tode errettet, von dannen gehen und freventlich sprechen „die Natur hat mir geholfen!“ Siehe hier den Götzendienst unsrer Tage! Nicht besser ist es, wenn du wohl den lebendigen Gott stehen lässt, aber an dem Wort, das er von sich selbst geredet, herumdrehst und deutest. Wenn die Griechen und Römer ihren Göttern Sünde, Lug und Trug andichteten, was war es anderes, denn dass sie den heiligen Gott los sein und ein Privilegium für ihre Sünde haben wollten? Was tust du aber Anderes, wenn du behauptest, dass die Sünde nichts Schlimmes, sondern etwas sei, was Gott selbst gewollt, ein notwendiges Übel, damit der Mensch den Kampf der Tugend kämpfe? Wie? klagst du da nicht deinen Gott als den Urheber des Bösen an? legst du nicht in den heiligen Gott die unheilige Sünde hinein? So du von keinem Zorn Gottes etwas hören magst, sondern von einem Gott redest, der ein guter Mann ist und nur eine weichliche schwache Liebe hat, ohne Ernst und ohne Kraft, wie du selbst, dir ein sogenanntes heiteres Christentum zusammenflickst mit einem Gott, mit dem sichs auskommen lässt. Siehe! das ist Götzendienst! Mit einem solchen Gott wirst du jeden Augenblick zürnen und ihm den Dienst aufsagen, wenn er dir einmal deinen Willen nicht tut und es machen wie die Heiden auf der Südsee, die ihre Götter peitschen, wenn sie ihnen den Willen nicht taten. Das sind die Götzen, die der HErr mit gewaltigem Fuße umstößt, wenn er spricht: Ich bin der HErr, dein Gott, du sollst keine andere Götter neben mir. haben, du sollst dir kein Bildnis noch irgend ein Gleichnis machen, weder des das oben im Himmel, noch des, das unten auf Erden, noch des, das im Wasser unter der Erde ist, bete sie nicht an und diene ihnen nicht, denn ich der Herr dein Gott bin ein eifriger Gott!

Von diesen Göttern nach menschlichen Gedanken gebildet, lasst uns hinabsteigen zu den Götzen des Herzens. Da redet die Schrift von Menschen, „denen der Bauch ihr Gott ist,“ denen Nichts höher geht, als Essen und Trinken. Siehst du den reichen Mann dort herrlich und in Freuden leben und sich kleiden in Purpur und köstlicher Leinwand und neben ihm den reichen Toren, der die vollgefüllten Scheunen sieht und spricht: „Liebe Seele, iss und. trink und lass dir wohl sein,“ hörst du nicht das alte Lied: „Lasst uns essen und trinken, denn morgen sind wir tot?“ Solcher Götzendiener siehst du auch Viele unter uns. Wenn es zum Essen und Trunk schon Morgen in der Frühe geht, da gilt ihnen Nichts das jammernde Weib, Nichts die hungernden Kinder, Nichts der Ruin des Hauses. O, ihr Götze ist hart! er zieht sie aus, bis Alles in Essen und Trinken aufgegangen, und dann legt er ihnen als letztes Hab und Gut den Bettelstab in die Hand und den Bettelsack über die Schultern! Oder siehst du nicht Manche unter uns, die bessere Tage einst gesehen? bei denen es eine Weile vollauf ging, die jetzt froh um ein Stück eigenes Brot wären? Und ihr Ende? Unser Volk sagt: „wer sich unter den Tisch trinkt, der trinkt sich auch in die Hölle,“ trauernd aber spricht die Schrift von ihnen: „ Welcher Ende ist die Verdammnis!“

Der andere Götze heißt: Freude dieser Welt. Schau einmal hinein in eine Familie, wo Eltern und Kinder diesem Gott opfern! Wie willig wird da Alles dargebracht. Ein einziges Kleid, eine einzige Blume, eine Spange um den Arm könnte sie eine Woche oder eine arme Familie einen Monat durch ernähren! Frage einmal die Leihhäuser, was sie dir etwa vor oder nach einem Ball sagen Wir haben, Gott seis geklagt, Christen, die zu keiner Stunde stiller Andacht, ja nicht einmal zu sich selbst kommen vor lauter Jagen nach Freuden und Lust; ja die mit dem Tod schon in den Gliedern, sich noch einmal aufraffen, wenn es zu einer Freude geht! Hast du nicht Eltern gesehen, die ihre ernster gesinnten Kinder mit Gewalt zur Freude schleppten, weil sie selbst in ihrem Alter mit ganzem Herzen noch daran hingen? und noch viel mehr Kinder mit finsterem Angesicht und Zornesblicken gegen die Eltern, wenn ihnen irgend ein Vergnügen versagt ward?

Auch dieser Gott lohnt schlecht. Nach und nach wird alles schal; es ist mit dieser Freude wie bei einem glänzenden Feuerwerk: kurz ist der Glanz der farbigen Kugeln, aber lang ist der Dampf und der Rauch, den es zurücklässt, der dir in die Augen dringt! Der bitterste Lohn aber ist der: es bleibt lebendig und jung die Lust, aber das Herz ist zu alt, zu welk und zu tot zum Genuss und hat keine Freude mehr daran; und beim Ende wirds wahr:

Wer die Welt erkieset,
Dass er Gott verließet,
Wann es geht ans Scheiden,
Verlierts an allen Beiden!

Der Andern Denken und Träumen geht nur aufs Geld, das ist sein Gott. Er spricht zum Goldklumpen „du bist mein Trost;“ Freude geht über sein Angesicht beim kleinsten Gewinn, und Trauerwolken beim geringsten Verlust. ja Selbstmordgedanken kommen über sein Herz, wenn er wirklich einen großen Verlust erleiden soll. Das ist ein Gott, der kein Gewissen kennt. Wer ihm dient, legt auch auf seinen Altar den Frieden des Gewissens; denn da kommts ja auf ein paar falsche Eide nicht an, auch nicht auf Tränen von Witwen und Waisen, denen man ihr Erbe nimmt. Wenn dus mit denen hältst, die das Geld, das einer besitzt, zum Maßstab machen, darnach sie seinen Wert beurteilen, zu denen, die da meinen, dass ein goldener Schlüssel alle Türen aufmacht und dass man ihn darum suchen müsse - wenn das dein Gott ist, zu dem alle deine Gedanken und dein Sinnen geht, da bist du ein elender Götzendiener und ein armer Mensch dazu. Arm schon hier, denn dein Gott jagt dich, keine Ruh noch Rast gönnt er dir; wirst deines Geldes nie froh, im Traum siehst du die Diebe, die da nachgraben, du wirst des Geldes Knecht, der sich nichts gönnen darf, denn „der Teufel hat den Schlüssel zur Geldkiste“ wie Luther trefflich sagt. Ja ein armer Mensch, denn dein Gott lässt dich im Elend, wenn du ihn gerade am Besten brauchst. Du kaufst dir den Tod nicht mit Gold ab. Dein goldener Schlüssel schließt den Himmel nicht auf, und wenn du die schönste Leichenpredigt am Grabe bekämst. Wiege und Sarg predigen dir beide dasselbe; „Wir haben Nichts in die Welt gebracht; darum offenbar ist, wir werden auch nicht hinausbringen;“ und wie arm wirst du erst dort sein!

Ein anderer Götze sind: die Menschen. Traurig ists, sagt unser Volk, „wenn ein Mensch des andern Teufel, aber eben so traurig, wenn Einer des Andern Herrgott ist.“ Das wird er dir, so du dich auf Menschen verlässt. Wenn du auf Den und Jenen dein ganzes Vertrauen setzt, von dem du glaubst, er könne dir nützlich sein und dich vorwärts schieben; vor ihm schmeichelst und kriechst und fünf gerade sein lässt; seis an die Reichen und Großen dieser Welt oder an die Niedrigen und Armen dich hängst und um ihre Gunst buhlst - ein elender Pilatus bist, der lieber des Kaisers Freund sein will, als dem König der Wahrheit gehören; wenn du dem erlogenen Sprichwort nachbetest: „Herrendienst geht vor Gottesdienst“, wenn du deinen HErrn verläugnest, um ein paar Leuten nicht vor den Kopf zu stoßen, oder weil du meinst, sie müsstens besser wissen, als das Wort Gottes, weil sie gebildet und gescheit seien und ihnen nach betest - da bist du solch ein Götzendiener, dem die Menschen höher stehen, denn Gott. Wie elend sind diese Götter! Sind sie nicht alle von Labans Art, der heute nicht war, wie gestern und ehegestern? Hat die Schrift Unrecht, die da spricht: „Alle Menschen sind Lügner? Verflucht ist der Mann, der sich auf Menschen verlässt und Fleisch für seinen Arm hält!“ Du kannst auch auf feinere Weise solch ein Götzendiener sein; denn selbst teure Bande, die du lieben sollst, können dir Fesseln werden, die dich vom Reich Gottes zurückhalten. Jenem Manne im Evangelio, der sich entschuldigte, er könne nicht kommen, weil er ein Weib genommen, war dies Band, statt ihn mit Gott zu verbinden, zu einer Fessel geworden; sein Weib war sein Gott über Gott und neben Gott. Da wo eine Braut über ihrem Bräutigam den ewigen Bräutigam vergisst, wo die erste Frage nicht ist: liebt er ihn, sondern liebt er mich? wo Kinder an ihren Eltern hängen, als seien sie ihr Gott, und als sei Alles gestorben, wenn sie gestorben; wo Eltern ihre Kinder als einen Abgott ansehen und pflegen, sich nicht trösten können, wenn der HErr sie ihnen nimmt - siehe, das ist feine Menschenvergötterung. Sind Ehegatten Väter oder Mütter, Söhne oder Töchter nicht anvertraute, geliehene Güter, die der Herr zu jeder Zeit zurückfordern kann? wer gibt uns das Recht, sie nur als unser Eigentum anzusehen?

Aber den falschesten, gefährlichsten aller Götzen trägst du in deiner eigenen Brust, das ist dein eigenes Ich. So du dich verlässt auf deinen großen Verstand und klugen Kopf, auf dein Geschick, auf deine Ehre und Ansehen, als ob du keinen Gott brauchst, zu dem du zu beten hättest, als seist du Manns genug, mit dem Grund durchzukommen: „Hilf dir selbst, so wird der Himmel dir helfen,“ da betest du dich selbst an. So du dich auf deinen Verstand und Ehre verlässt, armer Mensch! weißt du nicht, dass es dem allmächtigen Gott ein Wort kostet, und du fährst von deiner Höhe herab, wie Nebukadnezar, der da sprach: „Dies ist die große Babel, die ich erbaut habe durch meine große Macht zu Ehren meiner Herrlichkeit“ dem der HErr seine Vernunft nahm, dass er Gras aß, wie Ochsen und sein Leib unter dem Tau des Himmele lag - der dann bekennen musste: Ich Nebukadnezar ehre und preise den König vom Himmel. Denn alles sein Tun ist Wahrheit, und seine Wege sind recht, und wer stolz ist, den kann ER demütigen?“ (Daniel 4,27-34.) So du dich auf dein Herz, dein sogenanntes gutes Herz verlässt, dich selbst in deinem Christentum bespiegelst, wie der Pharisäer im Tempel, dich selbst zu einer Art Halbgott in der Tugend machst, der Alles kann, wenn er nur will, meinst, keinen gekreuzigten Heiland zu brauchen, als ob du allein mit deinem Gott „fertig“ werden könntest, weißt du nicht, dass „wer sich auf sein Herz verlässt, ein Narr ist?“ dass der Herr zu dir sagt: „du sprichst: Ich bin reich und habe gar satt und bedarf Nichts; und weißt nicht, das du bist arm, elend, jämmerlich, blind und bloß?“

Trostlos bist auch du bestellt, wenn du dein Herz teilst zwischen Gott und der Welt. Wenn du wie Rahel deine Hausgötzen hineinschleppst in dein Christentum, deine Herzkammern teilst und in die eine den Altar des wahren Gottes und in die andere deine Götzenaltäre stellst, da höre des Herrn Wort: „Ich weiß deine Werke, dass du weder kalt noch warm bist. Ach dass du kalt oder warm wärst! Weil du aber lau bist, und weder kalt noch warm, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde.“

Meine Teuren! Wes Herz ist ein reiner Tempel? In welchem Herz ist niemals ein Gott neben Gott gewesen? Lasst uns bekennen und beweinen, dass wir unser Herz nicht Dem geschenkt, der uns unser Herz gegeben, ja noch mehr, der uns Sein Herz in Christo geschenkt, der uns zu Ihm erschaffen und zu Ihm mit dem teuren Blut Christi erlöst!

Lasst uns einander in Herz und Angesicht rufen, was wir gesungen:

Ihr, die Ihr Christi Namen nennt,
Gebt unserm Gott die Ehre!
Ihr, die Ihr Gottes Macht bekennt,
Gebt unserm Gott die Ehre!
Die falschen Götzen macht zu Spott,
Der HErr ist Gott! der HErr ist Gott!
Gebt unserm Gott die Ehre!

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