Flügge, Carl August - Gottes Wesen, Namen und Eigenschaften

Flügge, Carl August - Gottes Wesen, Namen und Eigenschaften

„Unsere mathematischen, physischen und logischen Gesetze finden auf Gott keine Anwendung,“ sagt Luther, und Bischof Hilarius von Poitiers sagt von der Dreieinigkeit, über die er im Jahre 360 n.Chr. zwölf Bücher geschrieben hat: „Außer dem Bereich der Sprache, außer der Sehweite der Sinne, außer dem Fassungskreis der Erkenntnis ist alles, was hier in Frage kommt, man kann es nicht aussprechen, nicht erreichen, nicht fassen.“ Wir erkennen nur stückweise, und was wir von dem Unsichtbaren sehen, sehen wir durch einen Spiegel in einem dunkeln Worte.

Daß Gott ist, bezeugt uns die Schöpfung, die Geschichte und das Gewissen, wer und wie er ist, offenbart uns das Wort Gottes. Über sein Wesen lesen wir, daß er Geist, Licht und Liebe ist.

Ein Geist hat nicht Fleisch und Bein wie wir; Gott ist Geist heißt, er ist unkörperlich, unsichtbar und nicht bestimmt durch Zeit und Raum. Er, der allein Unsterblichkeit hat, dringt ins Innerste und ist lauter Kraft und Leben. Alle Dinge, die außer ihm sind, hat er geschaffen und trägt sie mit seinem kräftigen Worte. In ihm und durch ihn leben, weben und sind wir. Als Geist ist er der Lebendige, die Quelle allen Lebens (Ps. 87,7). Grundtext: „Alle meine Quellen sind in dir.“

Gott ist Licht, d.h. der Inbegriff aller Heiligkeit und Herrlichkeit, Alles, was gute Gabe und vollkommenes Geschenk ist, ist von oben her, es kommt herab vom Vater der Lichter, bei welchem keine Veränderung statt hat noch ein Schatten von Wandel (Jak. 1,17; 1. Tim. 6,16 nach Weizsäckers Übersetzung). Der selige, alleinige Gebieter, der König der Könige, der Herr der Herrscher (auch der in Eph. 6,12 genannten Weltherrscher der Finsternis), der allein Unsterblichkeit hat, der da wohnt in einem Lichte, da niemand zu kann, den kein Mensch gesehen hat noch sehen kann, ist der absolute Gegensatz aller Finsternis und Sünde.

Hierauf beruht das Heil der Welt, denn aus der Schöpfung Gottes muß und soll die Finsternis ausgeschieden werden. Licht ist das Kleid, das er anhat; seine Offenbarung beginnt mit den Worten: „Es werde Licht!“ und sein Werk ist vollendet, wenn es heißt: „Nacht gibt es dort keine.“ (Off. 21,25).

Wenn Johannes die ganze Botschaft, die er von ihm gehört hat und uns verkündigt, auf eine Formel bringt, sagt er (1. Joh. 1,5): „Das ist die Verkündigung, daß Gott Licht ist, und in ihm ist keine Finsternis.“

Gott ist Liebe. „Er will sich mitteilen, segnen, wohltun, beglücken. Liebe ist das Verlangen des „Ich“ <nach einem „Du“. Gottes „Du“ ist der Sohn.“ (Joh. 5,20). Die ewige Liebe fordert ein ewiges Geliebtes, dies ist „sein lieber Sohn, an dem er Wohlgefallen hat“. So macht das Wesen Gottes eine Wahrheit in der Einheit notwendig.

Unser Gott ist ein Dreieiniger; der Vater des Lichts, der Sohn, die Offenbarung seiner Liebe, und der Geist vom Vater und vom Sohn. Völlige Liebe gibt sich völlig hin zu völliger Inanspruchnahme; sie muß eifersüchtig sein, denn sie kann sich in den Besitz des Geliebten nicht mit einem anderen teilen, sie will das Herz haben ungeteilt (Spr. 23,26). Daß Gott das erste und zweite Gebot an die Spitze aller übrigen stellt, begründet er: „Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott.“ (2. Mo. 20, 5).

Die Schrift unterscheidet zwischen dem Wesen und den Eigenschaften Gottes. Gott ist Geist. „Aus dieser Seite des Wesens Gottes fließen die Eigenschaften: Allgegenwart, Allwissenheit, Allgenugsamkeit, Allmacht, Allweisheit, Ewigkeit“ (Haarbeck). Gott ist Liebe. Daraus folgt, er ist gnädig, barmherzig, geduldig, freundlich und von großer Güte. Gott ist Licht, d.h. er ist der Heilige, Wahrhaftige, Gerechte und Treue.

Aus den ungefähr 2000 Bibelversen, in denen die Schrift von etwa dreißig Eigenschaften Gottes redet, sind hier nur die wichtigsten ausgewählt. Die nächste Nummer des „Schriftforscher“ bringt die dreihundert Namen des Sohnes Gottes, die uns die Schrift als Offenbarungen seines Wesens gibt. Alle Hauptstellen, die von der Dreieinigkeit (das Wort selbst wird in der Bibel gar nicht genannt) und der Gottheit jeder der drei Personen, der göttlichen Wesenseinheit Vater, Sohn und Heiliger Geist, handeln, sind im folgenden zuerst angeführt. Diese Namen Gottes (warum nennt wohl die Bibel ihrer so viele?) sind ein dankbares, gewinn- und segenbringendes Gebiet betender Schriftforschung. „Fragst du nach seinem Namen, der doch wundersam ist?“ (Richt. 13,17.18)

Der Gottesname Elohim (Mehrzahlform von Elohaj, herkommend von dem Grundwort El=Kraft (Jes. 9,5) erscheint mit seinen Nebenformen über dreitausendmal in der Schrift und ist von Luther übersetzt mit Gott.

Der Name Jehovah, d.h. der, welcher ist und sein wird, der er war, der alte und noch immer derselbe Gott der Väter und des Bundes, ist von Luther zumeist mit „Herr“ übersetzt,, er wird mehr als sechstausendmal im Alten Testament erwähnt. In den Psalmen finden wir ihn 685mal, Elohim 223 mal. Jesus nimmt Joh. 8,58 diesen Namen für sich in Anspruch, und in Off. 1,4.8; 4,8; 6,17; 16,5 ist die Bezeichnung des Herrn: „Der ist, der da war, der da kommt“ gleichbedeutend dem Worte Jehovah.

290 Eigennamen des Alten Testaments (allein vierzehn Namen der neunzehn Könige Judas) sind abgeleitet von oder verbunden mit diesem Jahvenamen.

Da kein Jude diesen Namen auszusprechen wagte und in der hebräischen Schrift nicht die Vokale, sondern nur die Konsonanten geschrieben werden, ist die Aussprache, ob Jehovah oder Jahve, ungewiß; man nimmt jetzt meist letztere an.

Nie wird Jahve mit einem Artikel gesetzt, auch heißt es nie: mein oder unser Jahve, und nie wird dieser heilige Name (wie El in Verbindung mit der Mehrzahl) von einem falschen Gott gebraucht.

Ich bin Jahve, dein Gott, nennt sich der Herr in jedem der ersten fünf der zehn Gebote; beständig heißt es so in 3. Mose, und 280 mal allein in 5. Mose, man lese z.B. nur Kap. 16 und 30. Im Propheten Hesekiel heißt es 70 mal: „Ihr sollt erfahren, daß ich Jahve bin.“

Gibt es wohl eine köstlicher Verheißung als die: „Ich bin dein Gott“? (Jes. 41,10) Jakob (1. Mo. 28,21), Moses (2. Mo. 15,2), Ruth (Ruth 1,16), David (1. Chr. 28,20), Elias (1. Kön. 17,21), Micha (2. Chr. 18,13), Nehemia (Neh. 5,19), Daniel (Dan. 6,22), Jona (Jon. 2,7), Micha (Mic. 7,7), Thomas (Joh. 20,28), Paulus (Röm. 1,8; Phil. 4,19) haben dieser Zusage kühnlich getraut und sagten: „Mein Gott“. Der Gott des Friedens (Paulus nennt ihn allein so Röm. 16,20). „Dieser Gott sei unser Gott immer und ewiglich.“ (Ps. 48, 15).

O wundervolles Wort: Unser Gott! „Es segne uns unser Gott.“ (Ps. 67,7). Er, der sich 29 mal Gott Jakobs und 29 mal Gott Israels, achtmal Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs nennt, will sich auch dir wie dem ehrlichen Zweifler Thoma (Joh. 20,28) offenbaren als dein Herr und dein Gott. Gesegnet der, der sagen kann wie David: „Gott, du bist mein Gott.“ (Ps. 63,2). Das ist fürwahr der wundervollste Name, die schönste Bezeichnung Gottes.

Quelle: Flügge, Carl August - Der Schriftforscher

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