Flattich, Johann Friedrich - 1. Mose 9, 7

Flattich, Johann Friedrich - 1. Mose 9, 7

Reget euch auf Erden. 1. Mose 9, 7.

Es wird in der heiligen Schrift sehr vor Faulheit und Trägheit gewarnt, besonders in den Sprüchen Salomonis, und auch Röm. 12, 11 heißt es: Seid nicht träg, was Ihr thun sollt. Es muß demnach sowohl bei dem Lehrmeister, als bei den Lernenden ein Leben und Fleiß sein. Ein Lehrmeister wird träg, wenn er die Freude am Unterrichten verliert, wenn er sich zu viel erzürnt, wenn er glaubt, das Unterrichten schade ihm an der Gesundheit, wenn es nicht geht, wie er wünscht, wenn ihm allerlei Hindernisse und Schwierigkeiten vorkommen. Nun können zwar auch natürliche Ursachen einem Lehrmeister zur Aufmunterung sein, nämlich wenn er einen guten Fortgang sieht, wenn er Dank und Ohre aufhebt rc. Allein mit den natürlichen Ursachen kommt man nicht ganz zurecht, sondern das göttliche Wort muß die rechte Aufmunterung geben und erhalten. Bei den Lernenden sind auch unterschiedliche Ursachen, wodurch sie träg werden können, nämlich, wenn sie sich mit Speisen überladen, wenn sie in gar zu scharfer Zucht gehalten werden, wenn sie angestrengt werden, Sachen zu lernen oder zu thun, die ihnen gar zu sauer geschehen, wenn sie gehaßt oder gedrückt werden, wenn man sie wider ihre Natur anders formiren will; wenn der Lehrmeister verdrossen wird, so wird auch den Lernenden die Munterkeit zum Lernen benommen; wenn sie in das Böse hineinkommen, so werden sie auch leicht träg zum Lernen. Es wird daher die Munterkeit zum Lernen befördert, wenn man sie vor dem Bösen verwahrt, wenn sie Liebe empfinden, wenn sie einen Fortgang im Lernen spüren, wenn das Lernen in rechter Ordnung gehet, wenn sie durch eine Cameradschaft und auch durch den Lehrmeister aufgemuntert werden. Es ist zwar aus der Erfahrung bekannt, daß ein phlegmatisches und verdrießliches Wesen jungen Leuten sehr schädlich ist; allein man kann die Munterkeit auf eine verkehrte Art befördern, daß junge Leute ungehorsam, flüchtig, wild und zum Lernen untüchtig werden. Die eigentliche Ordnung, wie bei jungen Leuten eines auf das andere kommen soll, ist Gehorsam, Fleiß und Weisheit, wie bei Christo, welcher seinen Eltern unterthan und fleißig war und an Weisheit zunahm. Man findet junge Leute, welche sehr gute Gaben haben, und bei welchen doch wenig herauskommt, weil kein Fleiß bei ihnen ist, weswegen sehr viel daran gelegen ist daß man junge Leute in einen Fleiß bringt und sie darinnen erhält. Man denkt gemeiniglich nur darauf, welche Sache für einen jungen Menschen die nützlichste sei; ich halte diejenige Sache für die nützlichste, an welcher junge Leute den Fleiß lernen und gewöhnen, indem man ohnehin nicht wissen kann, welche Sache ihnen in Zukunft die nützlichste sei.

Quelle: Ledderhose, Karl Friedrich - Johann Friedrich Flattich's Schriften

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