Flattich, Johann Friedrich - 1. Kor. 12, 8-10

Flattich, Johann Friedrich - 1. Kor. 12, 8-10

Einem wird gegeben durch den Geist, zu reden von der Weisheit; dem Andern wird gegeben zu reden von der Erkenntniß nach demselben Geist; einem Andern der Glaube in demselben Geist; einem Andern die Gabe, gesund zu machen in demselben Geist; einem Andern, Wunder zu thun, einem Andern Weissagung; einem Andern, Geister zu unterscheiden; einem Andern mancherlei Sprachen; einem Andern, die Sprachen auszulegen. 1 Kor. 12, 8-10.

Gott hat sowohl im Reich der Gnaden, als auch im Reich der Natur allerlei Gaben ausgetheilt, und zwar so, daß ein einiger Mensch nicht alles beisammen hat, sondern die unterschiedlichen Gaben werden unter unterschiedliche Leute ausgetheilt; denn dem Einen wird dieses, dem Andern etwas Anderes, und einem Andern wieder Etwas gegeben. Gleichwie nämlich am menschlichen Leib unterschiedliche Glieder sind, welche ihre unterschiedene Eigenschaft und Verrichtung haben: also sind auch verschiedene Menschen von verschiedenen Gaben und Verrichtungen, damit Einer dem Andern dienen kann, und dadurch eine Verbindung und Gesellschaft herauskommt. Man muß demnach nicht meinen, daß man in jungen Jahren so vielerlei lernen müsse, sondern man muß vornämlich untersuchen, was Einer für eine besondere Gabe habe. Es ist aber schwer, solches zu prüfen, absonderlich wo Vieles verkünstelt wird; denn weil man sich meistentheils vornimmt, daß ein junger Mensch dieses oder jenes lernen und werden müsse, so gehet man durch allerlei Mittel darauf los, und wird das Meiste auf eine künstliche Art erzwungen, wodurch oft eine solche Confusion gemacht wird, daß man nicht mehr erkennen kann, was der eigentlichen Gabe und Natur gemäß ist. - Es sollte ein Jeder das lernen und werden, wozu er die Gabe hat; man kehrt es aber meistentheils um, indem man die Gaben nach demjenigen formiren und erzwingen will, was man gern lernen und werden möchte; daher kommt es auch, daß Manchen ihr sogenannter Beruf entleidet, oder daß sie solchen gar verlassen, oder daß sie wenigstens dasjenige nicht leisten und thun, was geschehen würde, wenn es der Gabe gemäß wäre. - Es gehört aber zur Gabe nicht nur die Fähigkeit, sondern auch die Inclination und auch die äußerlichen Mittel, als welche vieles hindern oder befördern können. –, Die meisten Leute müssen auf das Brod sehen, und diejenigen, die nicht auf das Brod zu sehen haben, sehen gemeiniglich auf weltliche Ehrenstellen; man darf sich daher nicht verwundern, warum man sich um die Prüfung der Gaben nicht sonderlich bekümmert,

Quelle: Ledderhose, Karl Friedrich - Johann Friedrich Flattich's Schriften

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