Ernesti, Johann August - Von dem Worte Gottes als dem einzigen Mittel der Bekehrung.

Ernesti, Johann August - Von dem Worte Gottes als dem einzigen Mittel der Bekehrung.

Ueber Luc. 16,19-31.

Unter allen Werken Gottes, durch welche er seine unsichtbare Herrlichkeit und Majestät dem Menschen sichtbar zu machen gesucht hat, ist keines herrlicher; und unter allen seinen Wohlthaten, womit er den Menschen zur Beförderung seiner Glückseligkeit beschenket hat, ist keine grösser, als sein Wort, das er durch die Propheten, seinen Sohn Jesum Christum selbst, und durch die Apostel desselben gegeben hat.

Das wahre Maaß von der Größe der Werke Gottes ist in ihrer Kraft, unserm Verstande Gott und seine Vollkommenheit offenbar zu machen: denn dazu sind sie geschaffen; und diese Absicht verherrlichet ihre Schöpfung am meisten: und das Maaß von der Größe seiner Wohlthaten ist in ihrem Einflusse in unsere wahre Glückseligkeit, welche zu befördern sie gegeben sind.

Aber so geschickt auch die Werke Gottes in der sichtbaren Welt sind, dem Menschen Gott und seine Herrlichkeit zu offenbaren, Röm. 1. wenn man sie nur in der Absicht betrachten will; und so herrlich sie von seiner Ehre predigen, Ps. 119. wenn man sie und ihre Stimme nur hören will: so thun sie doch das weder mit solcher Deutlichkeit, noch mit so großer Gewißheit, als das Wort Gottes. Der allergrößte Theil der Menschen hat zu allen Zeiten ihre Predigt gar nicht gehöret, oder doch sehr wenig davon verstanden: und es ist offenbar, daß ihr das Wort Gottes die meiste Deutlichkeit und den größten Nachdruck gegeben hat. Wie gering und unvollkommen ist alles, was die weisesten unter den Heiden davon verstanden haben, gegen das, was uns das Wort Gottes, was David allein davon sagt? Und wo ist je ein Volk gewesen, wenn es sich auch noch so sehr auf die Verbesserung des Verstandes, und die Weisheit gelegt hat, das aus den sichtbaren Werken Gottes so viel von ihm gelernet hat, als dem jüdischen Volke, das sich nur mit dem Ackerbaue und der Viehzucht beschäftigte, bekannt gewesen ist, weil es das Wort des Herrn unter sich hatte.

So groß ferner, so angenehm und mannichfaltig die Wohlthaten sind, welche den Menschen von der Güte Gottes in der sinnlichen Natur der Welt gegeben sind, so sind sie doch eigentlich nicht das Mittel, wodurch die wahre Glückseligkeit wahrhaftig erhalten werden kann. Sie können das gegenwärtige leben nicht glückselig machen, und noch vielweniger den Weg zur Glückseligkeit des andern Lebens bahnen; Den Gottlosen werden sie zur Quelle der Unglückseligkeit in diesem und jenem Leben, und sie sind in ihren Händen ein unglückliches Werkzeug, womit sie sich und andere plagen; Die Gottseligen, selbst haben alle Mühe, sich gegen sie zu verwahren, daß ihr Herz nicht durch sie verführet, verderbet und beunruhiget werde; Aber das Wort Gottes zeiget uns den Weg zur wahren Glückseligkeit des gegenwärtigen und zukünftigen Lebens, und führet uns auf demselben dazu, wenn wir seiner Anführung folgen; Es erfüllet uns mit wahrer Ruhe des Herzens durch die Versicherung der Gnade Gottes, und die Verbindung mit Gott, dem höchsten Gute, den es uns als das höchste Gut erkennen und lieben lehret; Es wirket in uns die wahre Tugend, welche ein viel schöneres und angenehmeres Gut ist, als alle irdische Güter sind: und es giebt uns endlich einen Trost in dem unvermeidlichen Elende dieses Lebens, den uns kein irdisches Gut geben kann.

Dem ungeachtet ist dieses so herrliche Werk, diese so große Wohlthat Gottes immerdar der Verachtung und dem Tadel der Menschen ausgesetzt; In den Augen der Ungläubigen ist es immer noch eine thörichte Predigt, wie es zu den Zeiten der Apostel war; Es ist nichts in der Welt, nichts so gering und so schlecht, in dem man so sorgfältig, und mit so viel Scharfsinnigkeit suchet, was es mit einem Scheine, der Verachtung würdig machen kann, als man es in dem Worte Gottes sucht. Man ist auch in keiner Sache so geneigt, Vorwürfe anzuhören, und sie bey dem geringsten Scheine, ohne Untersuchung und ohne Gewißheit, anzunehmen und gelten zu lassen.

Aber auch selbst unter denen, welche sich nicht unter die Ungläubigen und Gottlosen rechnen, finden sich Leute, welche demselben den größten Theil seiner Ehre zu rauben suchen. Man macht es zu einem todten Buchstaben, der an sich selbst keine Kraft habe, den Menschen zu bekehren und zu heiligen. Man redet von einem innern Lichte. Man verlangt unmittelbare Wirkungen Gottes zur Bekehrung des Menschen, rühmet sich derselben, und heißet sie andere bitten und erwarten. Man redet von Eingebungen und Erscheinungen, welche die Bekehrung befördert haben sollen, oder können. Man verlangt von Gott außerordentliche Erweckungen zur Buße und Bekehrung, und legt denselben eine größere Kraft bey, als dem Worte Gottes; so doch nichts ist, und seyn kann, als das Wort Gottes, von dem wir dieselbe, nebst allen ihren Wirkungen und Folgen in unserm Herzen und Leben, erhalten können.

Und wie groß ist die Anzahl derer, welche das Wort Gottes für das Mittel zur Seligkeit halten, und doch seine Kraft mit der That leugnen; da sie dasselbe entweder gar nicht hören und betrachten, oder sich doch nicht dadurch bekehren oder bessern lassen wollen.

Desto mehr haben alle, die noch nicht so weit in Gottlosigkeit und Irrthum verfallen sind, Ursache, sich gegen solche Verführungen zu verwahren, und sich in der Erkenntniß der Vortrefflichkeit desselben zu üben, damit sie mir einer wahren Hochachtung für dasselbe erfüllet, und eben dadurch angetrieben werden, dasselbe zu ihrem Heile zu gebrauchen.

Wir wollen heute, Meine Geliebten Zuhörer, eure Andacht mit einer Betrachtung zu unterhalten suchen, welche euch einen Theil von seinem Werthe bekannt machen wird, und dadurch die Hochachtung für dasselbe wird erwecken und nähren können. Wir wollen zuförderst unsere Herzen dazu vorbereiten, u. s. w.

Abhandlung.

Es ist nicht leicht ein Evangelium, welches von den Auslegern zu allen Zeiten so übel geplaget worden wäre, als das vorgelesene. Der unnützen Fragen, Muthmaßungen und Träume darüber, sind so viel, daß man ein großes Buch damit anfüllen könnte. Die Absicht unsers Herrn Jesu Christi ist gar nicht gewesen, der menschlichen Phantasie eine Materie zu geben, daran sie ihre Kraft in Erdichtungen und Muthmaßungen beweisen und ermüden sollte; dazu der eitle Mensch so sehr geneigt ist. Alles, was er in diesem Gleichnisse gesagt hat, soll allen zu einem zur Buße und zum Glauben dienlichen Unterrichte, den Reichen zur Bestrafung ihrer Ueppigkeit und Warnung für der Sicherheit und dem Stolze, zum Troste und zur Ermunterung den bey ihrer Frömmigkeit Armen, Elenden, Bedrückten und Leidenden, dienen. Alles, was man außer dem über dieses Gleichniß fragt und sagt, ist unnützer Menschen-Tand und Traum, der den Verstand von der lebendigen Erkenntniß der wahren und heilsamen Absicht Jesu Christi abführet, und die Empfindungen, welche der Geist Gottes dadurch erwecket, oder erwecken will, in dem Herzen ersticket, oder verhindert. Es sind eigentlich zween Hauptstücke in demselben enthalten. Das erste betrifft den großen Unterschied, der zwischen den Gottlosen, die Reichthum und Macht besitzen, und denen, die bey ihrer Gottseligkeit arm und elend sind, nach dem Tode sich findet, und die Erkenntniß davon soll jene erschrecken, zur Buße leiten, und die Nichtigkeit der vermeynten Herrlichkeit ihres Lebens lehren; diese aber über ihre elenden Umstände in diesem leiblichen Leben trösten, zur Geduld stärken, und mit Verachtung der irdischen Güter erfüllen. Das andere Stück soll uns die Vortrefflichkeit und die Kraft des göttlichen Wortes anpreisen, und uns nicht nur anweisen, in demselben allein unsere Bekehrung und Heiligung, nebst allem andern geistlichen Guten, zu suchen, sondern auch über die Weisheit und Güte Gottes in der Verordnung seines Wortes zum einzigen Mittel einer so großen Sache, als uns unsere ewige Glückseligkeit seyn muß, nachzudenken, und uns zum Preise derselben zu ermuntern. Und dieß ist alles, was man zur Erklärung des Evangelii christliches und vernünftiges sagen kann, Ich habe mir mit Gott vorgenommen, eure Andacht für dießmal mit dem letztern zu unterhalten, und von dem einzigen wahren Mittel zu handeln, das uns Gott gegeben hat, durch wahre Bekehrung selig zu werden. Ich werde kürzlich zeigen erstlich, daß das Wort Gottes allein die Kraft habe, den Menschen zu bekehren, und wie es die Bekehrung wirke: zum andern, wie vortrefflich diese von Gott zum Heile der Menschen gemachte Einrichtung sey,

Der erste Theil.

Daß das Wort Gottes das einzige wahre Mittel sey, durch welches der Mensch wahrhaftig bekehret werden könne, ist aus dem vorgelesenen Evangelio klar. Abraham saget dem Verdammten, daß seine Brüder, wenn sie einer gleichen Verdammniß entgehen sollten, Mosen und die Propheten hören müßten; und da jener darauf bestehet, daß vielmehr die Erscheinung und Warnung eines Verstorbenen die Kraft haben werde, sie zu bekehren; so versichert ihn Abraham, daß eine solche Erscheinung ganz vergeblich seyn würde, wenn sie sich das Wort Gottes nicht bekehren ließen. Und hiermit, stimmen auch die Zeugnisse der Apostel, und die Zeugnisse Jesu Christi überein, unter welche dieses mit gehöret, das wir aus dem Munde Abrahams hören. Das Wort Gottes allein biethet uns Gnade an, ruft und lockt uns, sie anzunehmen. Ohne dasselbe können wir nie gewiß seyn, daß er uns Gnade wiederfahren lassen werde. Es allein giebt uns die Kraft, sie anzunehmen, durch Buße und Glauben, Jac. 1. und giebt beyde selbst, Röm. 7. Und darum ist es eine Kraft Gottes selig zu machen.

Mit diesen so klaren Zeugnissen streitet das gar nicht, daß die Bekehrung auch so oft Gott selbst und den Wirkungen seines Geistes in uns zugeschrieben wird. Denn er ist es, der in uns wirket das Wollen und das Vollbringen nach seiner Güte; Phil. 2. welches nicht anders, als von einer eigenen Beweisung und Anwendung seiner Kraft in allen besondern Fällen, verstanden werden kann. Dieses streitet, sage ich, gar nicht mit jenen Zeugnissen, welche dem Worte Gottes allein diese Kraft beylegen. Denn diese Wirkungen Gottes geschehen durch sein Wort, und nie ohne dasselbe. Er hat sich so zu sagen, selbst aus weisen und liebenswürdigen Ursachen, wie wir in folgenden zeigen wollen, das Gesetz gemacht, daß er sich in seinen Wirkungen an sein Wort binden, und nur durch dasselbe die Menschen von der Sünde abziehen, mit Haß gegen sie, mit Verlangen nach der Gnade, mit Ruhe des Herzens und Liebe zum Guten erfüllen will. Und daher bleibt es immer wahr und fest, daß uns kein anderer Weg zur Bekehrung und zu unserm Heile offen steht, als in dem rechten Gebrauche des Wortes Gottes.

Man wird sagen, daß uns doch auch die Beweisungen der Güte Gottes in seinen leiblichen Wohlthaten zur Buße leiten und führen, Röm. 2. daß die zeitlichen Strafen, die Gerichte Gottes über Städte, Länder und Völker, und die Furcht dafür, zur Bekehrung dienen sollen, und daß ja Moses und die Propheten bezeugen, wie oft Gott dergleichen über Israel habe kommen lassen, damit es sich bekehren sollte, und klagen, daß es sich dadurch nicht habe bekehren lassen.

Allein dieß alles ist nicht so anzunehmen, als wenn die leiblichen Wohlthaten und Strafen Mittel zur Bekehrung waren, und die Kraft hätten, in dem Menschen wahre Buße zu wirken; denn die können sie beyde nicht haben. Die wahre Buße und Bekehrung ändert das Herz des Menschen. Sie giebt ihm einen andern Sinn, in dem er Gott und seine Gnade, die Beobachtung seiner Pflichten gegen Gott und den Nächsten allen andern Dingen vorzieht; die zeitlichen Güter und den Genuß derselben gering achtet, und darinnen gar keinen Theil der Glückseligkeit, vielweniger seine ganze wahre Glückseligkeit suchet. Wie könnte aber eine solche Aenderung des Sinnes und des Herzens aus dem Genusse und Besitze der zeitlichen Güter, oder aus der Empfindung der zeitlichen Strafen kommend. Alles, was das Gute, welches, uns Gott giebt, thun kann, besteht darinnen, daß es uns an unsrer Schuldigkeit erinnern kann und soll, Gott zu gehorchen und zu dienen, und uns also zu ihm zu bekehren: und darum sagt der Apostel, daß es uns zur Bekehrung leiten und antreiben solle: aber es kann uns die Kraft nicht geben, uns zu bekehren, oder in uns einen Haß gegen die Sünde, zumal in dem mannichfaltigen Mißbrauche des Irdischen, und eine Liebe zu dem geistlichen Guten wirken. Noch viel weniger kann das eine Strafe thun, wenn sie auch noch so groß und anhaltend wäre. Man kann die Strafe hassen und fürchten, und doch dabey immer die Sünde, welche sie verdienet und nach sich gezogen hat, lieben. Denn sie kann an sich selbst bey allen Strafen ihre Annehmlichkeit in dem Herzen des Menschen behalten. Was also die heilige Schrift von der Absicht Gottes bey den zeitlichen Strafen sagt, daß sie zur Bekehrung des Menschen dienen sollen, ist nur so zu verstehen, daß die Menschen dadurch eine starke Veranlassung bekommen, an ihre Sünde zu denken, und an die Notwendigkeit, sich zu bekehren. Aber wenn es der Mensch dabey bewenden läßt, und nicht zum Worte Gottes sich wendet, um dasselbe recht zu betrachten, und den Geist Gottes dadurch in sich wirken zu lassen: so wird alle diese Veranlassung zur Bekehrung vergeblich, wenn auch die frische Empfindung des Uebels ihn eine Zeitlang von den äußerlichen und groben Sünden abhielte, durch welche er sich die Strafe zugezogen zu haben glaubet. Die vielen Exempel in den heiligen Schriften des A. T. und die tägliche Erfahrung lehren dieses leider mehr als zu sehr. Wenn er aber diesen Veranlassungen folget, und wirklich bekehret wird, so ist es allezeit eine Wirkung des Wortes Gottes, und nicht der Strafen selbst. Denn auch schon der Gedanke, daß sein Uebel eine Strafe der Sünden sey, und die Erinnerung seiner Schuldigkeit und der Nothwendigkeit sich zu bekehren, ist aus dem Worte Gottes und eine Wirkung davon.

Es bleibt also dem Worte Gottes allein die Ehre, daß es das wahre Mittel zu unserer Bekehrung ist, welches uns nicht nur an ihrer Nothwendigkeit und unserer Schuldigkeit durch seine Vorschriften und Befehle erinnert, und uns dieselbe anpreiset und anräth, sondern sie auch in uns wirklich durch die mit ihm immerdar verbundene Kraft des Geistes Gottes zuwege bringt. Und das ist der Sinn der Worte, welche dem Abraham beygeleget werden: Sie haben das Wort Gottes und die Schriften Mosis und der Propheten; wenn sie dieselben hören, so werden sie Buße thun und glauben, und dadurch dem Orte der Qual entgehen: außer dem ist nichts, was sie bekehren und von dem zukünftigen Zorne erretten kann, wenn Gott auch, wer weiß was für Wunder thäte, sie zu schrecken; wenn er auch eine Seele aus dem Himmel oder der Hölle zu ihnen senden, und ihr um deswillen ihren vorigen Leib wieder geben wollte, daß sie ihnen alles sagen könnte, was mit den Frommen und den Gottlosen nach dem Tode vorgehet.

Es ist uns aber in dem Evangelio zugleich gezeiget, was auf Seiten des Menschen nöthig sey, wenn das Wort Gottes Buße und Glauben in ihm wirken soll. In dem vorgelesenen Stücke wird es durch das Hören des Wortes Gottes, ausgedrückt. Aber man mag allen, welche dieser Vorschrift folgen wollen, oder zu folgen glauben, wohl dabey die Erinnerung Jesu vorhalten: Sehet zu, wie ihr höret. Denn wer da hat, dem wird gegeben, und wer nicht hat, von dem wird genommen, was er hat, Luc. 8,18. Wie viele hören das Wort Gottes, und wie wenige sind und werden dadurch bekehret? Aber sie wissen nicht, wie sie hören sollen, oder wollen nicht also hören.

Wenn gleich die Erzählung von dem Reichen und seinem Gespräche mit Abraham keine wahre Geschichte ist, so ist sie doch, in Ansehung des Armen und des Reichen, wahren Exempeln unter den Juden gemäß; und der Reiche ist ein Bild eines reichen aber gottlosen Juden, dergleichen es damals unter ihnen genug gab. Nun dürfen wir uns gar nicht in den Sinn kommen lassen, zu glauben, daß unter den Juden Leute von seinen Umständen und seiner Lebensart Mosen und die Propheten nicht nebst andern Juden, und so wohl als die Frommen, an den Sabbaten gehöret haben sollten. Die Juden sind zu allen Zeiten in dem äußerlichen Gehör des Wortes fleißig und eifrig gewesen, und weder Christus noch die Apostel haben ihnen jemals darüber einen Vorwurf gemacht. Es waren eine Menge solcher reichen Leute, wie aus dem Capitel zu ersehen ist, daraus unser Evangelium genommen ist, Pharisäer, welche Eiferer für das Gesetz waren, und einen Theil ihrer Ehre und ihres Ansehens darinnen suchten, daß sie nicht nur am Sabbat, sondern auch an allen andern Tagen, zur Zeit des öffentlichen Gebeths, im Tempel sichtbar waren. Man hat auch nicht Ursache zu glauben, daß sie Mosen und die Propheten nicht für Bothen Gottes, und ihre Schriften nicht für göttlich gehalten haben: und die Vermuthung einiger Ausleger, daß hier Leute vorgestellet werden, welche keine Unsterblichkeit der Seele, keinen Himmel und Hölle geglaubet haben, hat keinen hinlänglichen Grund; ob es gleich überhaupt möglich ist, daß der Herr Jesus auch reiche Sadducäer vor Augen gehabt hat, welche beydes leugneten. Denn man kann alles glauben, was die Schrift lehret, und doch immer unter den Unbekehrten seyn, und ein unbekehrtes gottloses Herz haben und behalten. Es ist also nöthig, daß man das Wort Gottes auf eine solche Art höre und lerne, damit es die Bekehrung in uns wirken könne, und man nicht bey allem Hören und Lesen dennoch das böse Herz mit allen Lastern behalte, und endlich auch jenem gottlosen Reichen in seinem erschrecklichen Schicksale gleich werde.

Zuförderst ist es nöthig, daß man das Wort Gottes mit der Absicht und dem Willen höre, oder lese und betrachte, daß man dadurch von der Sünde zu Gott geführet, und in seinem Herzen und Thun geändert und gebessert werde. In solcher Absicht wollte Abraham Mosen und die Propheten von denenjenigen gehöret wissen, derer Bekehrung der Verdammte wünschte. Denn bisher hatten sie beyde gehöret, aber ohne den Willen und das Verlangen nach einer Aenderung ihres Herzens und Lebens, bey dem sie sich für glücklich achteten: und darum hatten sie es vergeblich gehöret. Gott beweget zwar zuweilen durch sein Wort, wenn es auch nicht mit solcher Absicht gehöret wird. Die Exempel davon sind in der heiligen Schrift selbst nicht rar, und Felix ist als ein solches Exempel sehr bekannt. Aber eben diese Exempel lehren auch, wie selten eine solche Bewegung die völlige Absicht erreichet, und die ganze Bekehrung zur Folge hat.

Aber wenn wir nun bey einem solchen Hören des Wortes, seine Kraft in seinen Befehlen, Verheißungen und Drohungen, Warnungen, Ermahnungen und Lockungen fühlen, so müssen wir auch diese Empfindungen und Bewegungen unsers Herzens, als eine große Gnade, zu bewahren, zu unterhalten und zu nähren suchen. Wir müssen uns nicht in die Zerstreuungen des Geistes gleich wieder einlassen, welche aus überhäuften irdischen, auch unschuldigen Geschafften, und noch mehr aus den Vergnügungen eines herrlichen Lebens, und der Bemühung nach demselben, kommen. Denn diese vertreiben so gleich alle diese heilsamen Gedanken, die wehmüthigen Empfindungen unserer Sünde, und der Nothwendigkeit, sich von ihr zu befreyen: sie ersticken die Begierde nach dem Heil unserer Seele selbst. Wir müssen dasjenige, wodurch wir uns bewegt gefühlet haben und die Gedanken davon fest halten, oft wiederholen, darüber in der Stille und Einsamkeit, unter andächtigem Seufzen nach der Gnade Gottes, nachdenken, damit es unserm Geiste und unserm Herzen lange gegenwärtig bleibe; und wir müssen in der heiligen Schrift nachsuchen, was sie deutlicher, stärker, gewisser und lebhafter machen kann. Ein so großes Werk, als die Bekehrung an sich selbst, und in Ansehung des großen Verderbens ist, das sich in eines Unbekehrten Gesinnungen, Neigungen, Begierden, Leidenschaften und Gewohnheiten findet, kann nicht ans einmal und in so gar kürzer Zeit geschehen. Sie geschieht zwar bey dem einen in kürzerer Zeit, als bey dem andern, nachdem es der Erbarmung Gottes gefällt; aber sie erfordert immerdar Zeit. Der Widerstand des bösen Herzens, dem das Böse zur andern Natur geworden ist, kann nicht so gleich gehoben werden, wenn Gott nicht ein außerordentliches Wunder thun will, darauf wir uns keine Rechnung zu machen angewiesen sind. Darum muß man mit dem Gebethe und den Uebungen des Geistes in dem Worte, das uns bekehren soll, durch das der Geist Gottes den seligen Anfang in jenen Empfindungen und Bewegungen gemacht hat, anhalten und fortfahren, bis die Gnade siegend wird, und uns völlig in den Stand der Bekehrung, aus der Gewalt des Satans, der Sünde, der Liebe und des Gehorsams gegen sie, in die Freyheit der Kinder Gottes versetzet.

Man wird vielleicht sagen: das ist mühsam, und wer thut das? Ich leugne es nicht, Geliebte Zuhörer, daß es schwer und mühsam ist. Ich würde euch betrügen, wenn ich es für leicht ausgäbe; und der Betrug würde euch schädlich seyn. Oft wird auch das wahrhaftig Leichte dadurch schwer, daß man weiß, es sey leicht: denn es macht nachläßig. Für leicht halten, was schwer ist, heißt, die Schwierigkeit größer machen, als sie ist. Aber ist eine Sache darum weniger nothwendig, weil sie schwer ist? Und ist nicht die Frucht derselben so groß, daß man alle Schwierigkeit dagegen verachten muß? Hat der Herr Jesus die Menschen dadurch abschrecken wollen, nach dem ewigen Leben zu trachten, daß er ihnen frey gesagt hat, es sey schwer, dazu zu kommen, oder daß die Anzahl derer, welche dazu gelangen, sehr klein ist? Bey weitem nicht. Er hat ihren Eifer dadurch nur erwecken wollen: Ringet darnach, daß ihr durch die enge Pforte eingehen möget. Er hat die Schwierigkeit nur vermindern wollen. Selbst die Erkenntniß her Schwierigkeit macht das Schwere leichter, wenn sie den Ernst in der Arbeit vermehret. Und nur dazu wird sie den Menschen bekannt gemacht. Und was schwer ist bey dem Menschen, was ihm unmöglich scheint, das ist bey Gott möglich und leicht.

Indem ich aber zeige, wie sich der Mensch im Hören und Bewahren des Wortes Gottes und den Uebungen in demselben verhalten müsse, damit er durch dasselbe bekehret werde; so will ich damit gar nicht sagen, daß er dadurch seine Bekehrung wirken und zuwege bringen könne. Denn ich habe bereits gesagt, daß sie eine Wirkung des heiligen Geistes durch das Wort sey: aber der Mensch muß sich seinen Wirkungen nicht widersetzen, und sie nicht selbst hindern. Er muß den Wirkungen des Geistes Raum in sich geben. Und dieß geschieht, wenn er sich dabey auf die vorgeschriebene Weise verhält. Wenn ein Kranker sich bey der Arzney nach der Vorschrift des Arztes in dem Gebrauche derselben richtet, so macht er sich dadurch nicht gesund, sondern er hindert nur die Wirkung der Arzney nicht, durch die er gesund werden soll; und er hat doch immer die Gesundheit der Geschicklichkeit des Arztes und der Kraft der Arzneyen, und gar nicht sich zuzuschreiben.

Damit aber diese Erkenntniß von der dem göttlichen Worte allein zukommenden Kraft uns zu bekehren, uns zum Preise Gottes und zu mehrerer Hochachtung und Liebe des Wortes Gottes ermuntere, so wollen wir nun auch sehen, wie vortrefflich diese Einrichtung Gottes sey.

Der andere Theil.

In wichtigen Dingen, in welchen entweder unsere wahre Glückseligkeit selbst besteht, oder die zur Erlangung derselben dienen sollen, ist nichts erwünschter, nichts beruhigender und erfreulicher, als eine wahre Gewißheit. Die Ungewißheit in der Hoffnung der Glückseligkeit selbst, und in der Kraft der Mittel dazu, beunruhiget nicht nur das Herz, sondern macht den Menschen auch nachläßig und träge in der Bemühung nach jener und in dem Gebrauche der letzten. Man fürchtet, die Mühe werde verloren seyn, und man ist ohne dieß gar nicht zu demjenigen geneigt, was mühsam ist, zumal in geistlichen Dingen, von denen wir von Natur und durch die Gewohnheit so sehr abgeneigt worden sind. Da nun die Güte Gottes uns von der Sünde errettet, und zu sich bekehret wissen wollte, und dieser Wille ein wahrhaftig ernstlicher und liebreicher Wille war; so war es seiner Weisheit gemäß, uns ein Mittel dazu zu geben und vorzuschreiben, welches alle Ungewißheit aufhübe; welches von der Art und Beschaffenheit wäre, daß der Mensch gewiß versichert seyn könnte, er werde dadurch bekehret werden, wenn er nur wollte; durch welches der Mensch unfehlbar bekehret würde, wenn er es nur brauchen wollte, und zu der Zeit, da er es recht brauchte; welches gar keinen Zweifel und keine Zweydeutigkeit übrig ließe.

Diese Gewißheit kann bey keinem andern Mittel, das man sich selbst wählen könnte, oder welches sich die Menschen gewählet haben, Statt finden: und wenn sie Statt hätte, so würde es durch diese Gewißheit schädlich werden.

Der Verdammte im Evangelio meynte, es würde ein kräftiges Mittel seyn, seine gottlosen Brüder zu bekehren, wenn einer von den Todten wieder lebendig gemacht und also zu ihnen gesendet würde, und ihnen Buße predigte. Er wurde aber belehret, daß das Mittel unkräftig seyn würde. Und wir haben Ursache, zu glauben, daß eine solche Bußpredigt nicht nur um deswillen ohne Kraft gewesen seyn würde, weil es der Einrichtung Gottes nicht gemäß ist, daß der Mensch auf eine solche Art und durch Menschen Wort bekehret werden soll; sondern weil auch bey dem Mittel selbst keine Gewißheit hätte seyn können. Denn wie viel Ursache würden nicht diese Unglücklichen gehabt oder gefunden haben, die Wahrheit der Erscheinung und des ungewöhnlichen Vortrags in Zweifel zu ziehen und zu verwerfen? Es würde ein neues Wort Gottes, eine neue göttliche, und mit Wundern und Zeichen bestätigte Offenbarung nöthig gewesen seyn, um diesem Bothen und seinem Worte das nöthige Ansehen zu geben.

Vielleicht würde man mehrere Gewißheit haben, wenn die Bekehrung durch die unmittelbare Wirkung Gottes geschehen müßte? Freylich würde die Bekehrung der Menschen, wenn sie also bewirket würde, gewiß und zu der Zeit erfolgen, da es Gott gefiele, sie durch seine unumschränkte Macht zu wirken. Aber welche Gewißheit würde ein jeder haben, daß sie Gott in ihm wirken werde? Er müßte doch Gottes Wort und Verheissung vor sich haben, daß er sie in ihm wirken werde. Und hierbey bliebe er in der Ungewißheit, wenn es Gott gefallen werde, dieses Werk in ihm zu thun. Er würde dabey in große Sicherheit gerathen, und der Sünde frey dienen, weil er doch endlich ohne seine Sorge und seinen Willen bekehret werden müßte. Wie ungereimt und der göttlichen Weisheit und Heiligkeit zuwiderlaufend wäre dieses! Und daraus sehen wir sogleich, wie thöricht diejenigen sind, welche sich in den Sinn kommen lassen, zu glauben und zu behaupten, daß Gott durch unmittelbare Wirkungen sie oder andere bekehret habe, oder bekehre, wenn wir auch nicht darauf sehen, daß ihre Meynung der Ehre des Wortes Gottes nachtheilig, und seinen Aussprüchen gänzlich zuwider ist.

Viele schreiben der Trübsal eine große Kraft zu, den Menschen zu bekehren. Sie meynen, wenn den sichern Sündern ein rechtes und großes Kreuz, wie sie es unbedachtsam nennen, zugeschickt würde, so würden sie bekehret werden. Und sie urtheilen eben so unverständig, als der Verdammte im Evangelio: und das nicht nur um der Ursachen willen, welche ich bereits im ersten Theile angeführet habe; sondern auch wegen der großen Ungewißheit und Zweydeutigkeit, welche bey diesem vermeynten Mittel ist. Oder wissen wir nicht, wie die Gottlosen über ihre Trübsal und Unglücksfälle urtheilen? Einige beehren sie mit dem Namen des Kreuzes, und finden darinnen nicht den geringsten Anlaß zu ihrer Bekehrung. Andere sehen sie für Zufälle an, welche mit ihrer Gottlosigkeit gar keine Verbindung haben: oder nur als Wirkungen fremder Ungerechtigkeit und Bosheit, und zürnen bloß über diese, ohne an sich dabey zu gedenken, daß sie gleiches Zornes und Hasses werth sind. Es giebt tausend Dinge, scheinbare Einwendungen und Auslegungen, welche alles mit Ungewißheit erfüllen, und ihnen die Kraft, auch nur einer mäßigen Veranlassung, benehmen. Sehen wir nicht, wie wenig, wie beynahe gar nichts, wie selten sie eine beträchtliche Frucht von dieser Art im A. T. verschafft haben, wo diese Zweydeutigkeit und Ungewißheit nicht war, die jetzo ist; wo Gott Propheten sandte, welche das Uebel vorherverkündigten, daß es für eine Schickung Gottes angesehen werden müßte; welche das Volk versicherten, daß es um ihrer Sünde willen käme, und sie zur Bekehrung veranlassen und antreiben sollte.

Dergleichen Ungewißheit und Zweideutigkeit fällt bey dem Worte Gottes ganz weg, nachdem es von Gott zum Mittel der Bekehrung gegeben, und dem Menschen angewiesen ist. Der Mensch weiß, wie er bekehret werden soll: und daß er unfehlbar bekehret werden wird, wenn er nur ernstlich will, und durch Verachtung des Wortes Gottes, oder Nachläßigkeit in dem Gebrauche desselben, seine Bekehrung nicht selbst hindert. Es befiehlt ihm immerdar, sich zu bekehren, es locket ihn dazu, und schließt niemand von derselben zu keiner Zeit, aus. Höret er die Stimme, will er ihr nachgehen, so weiß er gewiß, daß sie ihn an das Ziel führet, an das er zu kommen wünschet. Welch eine Wohlthat für uns ist das! Wie weise ist die Güte Gottes, welche den Tod des Sünders nicht will, sondern daß er sich bekehre und lebe!

Es hat aber die Weisheit Gottes hierbey der Verführung zur Sicherheit in dem Aufschube der Bekehrung, zu welcher man von dieser Gewißheit Anlaß nehmen könnte, genugsam vorgebauet, indem sie in allen demselben Worte gelehret hat, daß die Bekehrung um so viel schwerer werde, je länger man sie aufschiebe; daß die Härtigkeit des Herzens, und der Widerstand gegen die Wirkungen des Wortes immer mehr und geschwinder zunehme; daß dadurch der Zorn Gottes gereizet werde, zwar nicht die Gnade zu versagen, oder sein Wort unkräftig zu machen, aber doch die Zeit und Gelegenheit zur Bekehrung zu versagen. Heute, da ihr meine Stimme höret, so verstocket eure Herzen nicht. Eilet und errettet eure Seelen!

Wie herrlich ist ferner dieses Mittel der Bekehrung nicht darinnen, daß es für alle Menschen, in allen Umständen des Glücks, der Zeit und der Oerter bequem ist? Wie die Einrichtung der Welt, und die Regierung derselben nach den mannichfaltigen Absichten Gottes nicht zuläßt, daß es den Frommen immer im Zeitlichen wohlgehe, und dieselben nicht mancherley Unglück und Elend unterworfen seyn sollten: so können auch die Gottlosen nicht immerdar durch zeitliche Strafen und Uebel zur Bekehrung getrieben werden. Viele bleiben in beständigem Glücke, und es gehet ihnen immer wohl. Viele haben eine solche Menge zeitlicher Güter, daß sie sich bey dem Verluste des einen mit dem Besitze des andern trösten können. Das eine Gute macht sie gegen das andere Uebel unempfindlich. Sie haben oft Mittel genug, sich von dem Uebel, das ihnen begegnet, loszumachen. Zeit und Gewohnheit macht sie auch dagegen unempfindlich: und einige sind von Natur, oder durch die Lebensart gegen die Eindrücke desselben hart. Es giebt auch Gemüther, welche durch solche scharfe Mittel nur hartnäckiger werden. Aber das Wort Gottes ist für alle Umstände, für alle Arten der Gemüther: es ist allen allerley. Es erwecket nicht nur durch Drohung: es locket auch durch Freundlichkeit, durch Güte und Verheißungen. Es befiehlt ernstlich, und bittet zärtlich. Ein jeder kann darinnen finden, was ihn rühren und bewegen kann.

Und was soll ich davon sagen, daß dieses Mittel auch auf der einen Seite der Natur der menschlichen Seele, auf der andern aber dem Verhältnisse Gottes gegen die Menschen, sogar gemäß, und seiner Heiligkeit so anständig ist? Wenn Gott die Menschen durch seine Gewalt, der nichts widerstehen kann, bekehren wollte; wenn er sie durch leibliche Plagen zur Bekehrung zwänge: so bliebe keine Spur von Freyheit und von eigentlichem Gehorsame übrig. Welch eine dem Menschen unanständige Bekehrung wäre dieß! wie wenig wäre es der Heiligkeit Gottes gemäß, an derselben einen Gefallen zu haben, und sie mit so großer Gnade zu belohnen? Aber da er sie durch sein Wort bekehret, dessen sanften Wirkungen sie widerstehen können, so bleibt ihre Bekehrung eine freywillige Bekehrung und ein freyer Gehorsam, der zwar keine Belohnung verdienet, aber doch von seiner Güte, ohne Verletzung der Heiligkeit, belohnet werden kann. Die Bekehrung des Menschen ist eine Art und ein Theil der Regierung Gottes in der unsichtbaren Welt. Ist das aber nicht die allerbeste, und einem weisen und gütigen Wesen anständigste Regierung, welche den Willen der Menschen durch den Verstand regieret und zum Guten lenket? Gott verhält sich gegen die Menschen als Herr, aber auch als Lehrer und Vater. Sind aber das nicht die besten Aeltern und Lehrer, welche die Kinder durch den Verstand, durch Lehren und Unterricht, durch Weisheit, an sich ziehen, und zum Gehorsame und zur Liebe anführen und lenken?

Beschluß.

Wie sehr haben wir Ursache, Geliebte Zuhörer, die Weisheit und Güte Gottes zu preisen, welche uns einen so herrlichen Weg zur Bekehrung gezeiget und angewiesen, und ein eben so bequemes und vernünftiges als kräftiges Mittel an seinem Worte dazu gegeben hat. Und welch eine Hochachtung und Liebe werden wir dem Worte Gottes schuldig seyn, das, wie in allen Stücken und Eigenschaften, also auch in seiner Kraft uns zu bekehren, heilig und selig zu machen, so vortrefflich ist? Aber wie werden wir es würdig preisen und lieben können, als wenn wir es hören, wenn wir ihm ein williges Gehör geben; wenn wir es in uns ausrichten lassen, wozu es gegeben ist. Diejenigen versündigen sich freylich sehr an Gott, und sind alles Hasses werth, welche das Wort Gottes überhaupt verwerfen, die heiligen Schriften für elende Bücher einfältiger Menschen, und für Betrug ausgeben, die mündlich und schriftlich seiner Lehren, der Vorsehung Gottes, der Unsterblichkeit der Seele, des Himmels und der Hölle spotten, und erst durch die Empfindung und Erfahrung davon gewiß werden wollen; und der Herr, der um seines Wortes willen so große Dinge gethan hat, dem daran mehr als an der ganzen Welt gelegen ist, wird nicht säumen, sein Gericht über sie ergehen zu lassen. Aber versündigen sich die nicht eben so sehr und noch mehr daran, die es für Gottes Wort hatten, und mit dem Munde rühmen, und sich doch durch dasselbe nicht bekehren lassen, und es doch nicht hören, und es mit ihrem ganzen Herzen und Leben verachten und spotten. Wer das Wort Gottes sich nicht bekehren läßt, und sich nicht nach seiner Vorschrift in dem Dienste Gottes und gegen den Nächsten verhält, den würdiget die heilige Schrift nicht, von ihm zu sagen, daß er es höre, wenn er täglich zehen Predigten hörete, und es selbst von Wort zu Wort auswendig wüßte. Nur der höret Gottes Wort, der sich dadurch bekehren und heiligen läßt. O so höret es also, und gebet ihm und Gott die Ehre, die ihm gebühret. Ehret ihn, daß er euch auch ehre, daß euch Jesus, den es prediget, an jenem Tage vor seinem Vater, wieder ehre: höret es, daß euch Gott in euren Nöthen wieder höre, und seine Ohren nicht immerdar vor eurem Schreyen in der Trübsal verstopfe. Der Herr aber öffne selbst unsere Herzen und ehren, daß wir durch sein Wort erleuchtet und bekehret, und geheiliget werden, daß es in uns kräftig und zu allen guten Werken fruchtbar werde, die für ihn gefällig sind, durch Jesum Christum. Ihm sey Ehre in Ewigkeit. Amen!

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