Erichson, Alfred - Martin Butzer, der elsässische Reformator - VI. Butzers reformatorische Tätigkeit im Elsass.

Erichson, Alfred - Martin Butzer, der elsässische Reformator - VI. Butzers reformatorische Tätigkeit im Elsass.

Die Straßburger Reformatoren hielten es für eine ihrer Hauptaufgaben, „die Kirchen auf dem Land väterlich zu besuchen, mit dem Wort des Herrn selbst zu unterweisen, zu trösten und ermahnen, auch daselbst die christliche Zucht und was zur Besserung dienen mag, fleißig zu üben.“ Sie gingen weiter und überzeugten den Magistrat, dass es seine Pflicht sei, auch in den der Stadt zugehörigen Dörfern und Flecken die Reformation einzuführen. Hier eröffnete sich nun für Butzer ein neues Arbeitsfeld, auf dem er viele Jahre lang eine gesegnete Wirksamkeit entfaltete.

Schon im Jahr 1526 betrieb er die Anstellung eines evangelischen Pfarrers in Benfeld. Als aber dies Städtchen, nach Auslösung einer Pfandschuld, an den Bischof zurückfiel, und in Folge dessen die Wiedereinführung des katholischen Kultus bevorstand, reiste Martin Butzer, der immer bereit war, für seinen Herrn Jesum einen guten Ritt zu tun, dorthin, und hielt an zwei Tagen drei Predigten über die Worte: Kommet her zu mir, die ihr mühselig und beladen seid. „Da künftighin der Verkehr mit ihnen nicht mehr möglich sein würde, sei er zu ihnen herausgekommen, um sie in der empfangenen, einigen und gewissen Lehre Christi zu befestigen und zu stärken.“ Er schloss seine Ermahnungen mit den Worten: „Bleibet bei dem, das ihr gelernt habt, . . . zanket und disputieret mit niemand; Wo aber dies der Glaub Christi erfordert, da bekennet den Herrn und seine Lehre in aller Demut und Gelassenheit, und unterweiset und vermahnet in Christo alle, bei denen ihr also Frucht schaffen möget.“

Auch seine Erstlingsgemeinde auf elsässischem Boden, Weißenburg, verlor er nicht aus dem Auge, wie der Umstand beweist, dass er seine in der St. Johannkirche gehaltenen Predigten mit Widmung an „einen christlichen Rat und Gemein der Stadt“ drucken, und in hundert Exemplaren durch den zurückkehrenden Motherer dort verteilen ließ.

Mit gleich sorgendem Herzen verfolgte er den Gang der reformatorischen Bewegung in seinem Geburtsort Schlettstadt, woselbst der ihm befreundete Paulus Seidensticker samt seinen Vikaren, schon im Jahr 1522 sich von Rom losgesagt hatte.

Am fleißigsten aber und mit dem besten Erfolg arbeitete Butzer in den Ländereien von Hanau-Lichtenberg. Wir finden ihn Jahre lang, namentlich von 1542 bis 1548, in regem Briefwechsel mit dem Grafen Philipp IV., dem er bei der Einführung der Reformation mit Rat und Tat und besonders durch Zusendung zweckentsprechender Schriften behilflich war. Er versorgte diesen Landstrich, dies- und jenseits des Rheins, mit geeigneten Geistlichen. Es waren meistens seine Schüler, die er mit Empfehlungen und väterlichen Anleitungen in die Gemeinden der Grafschaft schickte: nach Buchsweiler, Pantaleon Blasius, der die Seele der hanauischen Reformation wurde; nach Kirweiler, Christoph Söll, den ersten Pädagogen des Wilhelmerstiftes, seinen späteren Schwiegersohn; nach Kork und Sand, auf dem rechten Rheinufer, Anselm Pflüger. In Westhofen ließ er durch seinen Vikar Conrad Hubert 1545 die erste evangelische Predigt halten. Aus einer Hand empfing die Grafschaft Hanau-Lichtenberg ihre Kirchenordnung, und auch späterhin unternahm Philipp IV. nichts, ohne seinen Rat eingeholt zu haben. Butzer ermahnte ihn unablässig, „in seinem Eifer fortzufahren, um in einer so betrübten Zeit deutscher Nation das Reich Christi durch wahre Besserung und rechte Bestellung der Religion und Seelsorge anzurichten. Denn des Herrn Wort muss ja wahr sein, da es sagt: Trachtet an ersten nach dem Reiche Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird Euch das andre alles zufallen. Wo der Herr ist (und erkannt wird, der allein alles Guts ist, tut und gibt, wie sollte es da nicht zum allerbesten gehen?“ Wahrlich goldene, auch heute noch beherzigenswerte Worte!

Andere Herrschaften des Elsasses wandten sich ebenfalls an das Kirchenhaupt Straßburgs, so die Freiherrn von Fleckenstein, denen er seinen Freund und Gehilfen Schalling für Weitersweiler überließ; der Junker von Dettlingen, dem er einen Prediger für Scharrachbergheim sandte; die Sickingen, in deren Hohenburg'schem Gebiet er eine Kirchenvisitation vornahm.

Einer alten Überlieferung zufolge soll er, auf eine Einladung der Herrn von Oberkirch, in deren Schloss St. Johann bei Oberehnheim gepredigt haben.

Seine Empfehlung bewirkte, dass Mathias Erb nach Reichenweier kam und für die württembergischen Besitztümer im Elsass der Reformator wurde.

Auch mit den Mülhauser Predigern unterhielt er einen freundschaftlichen Verkehr und ließ ihnen seine wohlgemeinten Ratschläge zu Teil werden.

Anbetracht des Einflusses, den Straßburg auf die Einführung der Reformation im ganzen Land ausübte, kann Butzer mit Fug und Recht der Vater der elsässischen Kirche genannt werden.

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