Collenbusch, Samuel - Was ist für ein Unterschied zwischen Wahrheit und Geist?

Collenbusch, Samuel - Was ist für ein Unterschied zwischen Wahrheit und Geist?

Unter dem Wort Wahrheit ist zu verstehen, die Sitten, die Gebote, die Rechte und Zeugnisse nach 1. B. Kön. 2,3. welche Kräfte Gottes sind zum Wollen. Der Geist aus Gott, welcher durch den Sohn in die Welt gesandt wird, nach Off. Joh. 5,6. ist eine Kraft Gottes zum Vollbringen oder zur Ausübung der Sitten, der Gebote, Rechte und Zeugnisse.

Es kann jemand Erkenntniß oder Kraft zum Wollen haben, daß er doch klagen muß, den Geist oder die Kraft zum Vollbringen finde ich nicht in mir. Röm. 7,18.

Wenn Adam nicht gefallen wäre, so würden wir freilich nicht geistlich todt auf diese Welt kommen, wie jetzt bei unserer Geburt geschieht, allein wir brächten auch ebenso wenig Wahrheit mit auf die Welt wie jetzt - das ist: gar keine. Unsre Vernunft kommt ganz unwissend auf die Welt; was vom Fleisch geboren ist, ist Fleisch, das ist: ohne Geist. Alle Adamskinder sind und bleiben so lange geistlich todt, als sie ohne Buße und ohne Glauben an das Evangelium in der Welt leben.

Wenn aber die Menschen durchs Gesetz zu der Erkenntniß kommen, daß sie Gottes Schuldner sind, und ihre Schulden nicht bezahlen können, sondern sich insolvent erklären müssen, und alsdann zu dem Glauben kommen, an die Erlösung, die durch Jesum Christum geschehen ist, Röm. 3,24.25. so erlangen sie nicht allein Erlassung aller ihrer Sündenschulden, sondern auch ein Gnadengeschenk, den heiligen Geist, wodurch die Liebe Gottes ausgegossen wird in ihr Herz. Röm. 5,5. Dieser heilige Geist ist eine übernatürliche, übermenschliche göttliche Kraft, wodurch nicht allein nach und nach des Fleisches Geschäfte getödtet werden können, sondern wodurch auch nach und nach die Gerechtigkeit vom Gesetz erfordert, in uns erfüllet werden kann. Röm. 8,4.

Durch den Geist Jesu Christi in uns, oder durch den Saft aus dem geistlichen Weinstock Joh. 15,5. ist es möglich, nach und nach Gottes Wort zu halten, Liebe zu üben und demüthigen Gehorsam auszuüben, wie es Gott fordert. Micha 6,8.

Wer Gottes Wort hält, Liebe übet und demüthigen Gehorsam gegen Gott beweiset, so wie es Gott in den fünf Büchern Moses und in den Propheten fordert, in dem ist die Gerechtigkeit vom Gesetz erfordert, erfüllet.

Der Geist ist Christenthums Kraft, wodurch 24, 9. „David machte sich darnach auch auf, und gieng aus der Höhle, und rief Saul hintennach und sprach: Mein Herr König. Saul sahe hinter sich. Und David neigete sein Antlitz zur Erden und betete an.“

Das war ein ganz anderes Betragen, als das ehrsüchtige und lieblose Betragen aller heidnischen und christlicher Stoiker gemeiniglich zu seyn pfleget. David sagte zu Saul: mein Herr König - er nannte ihn seinen Herrn, er nannte ihn seinen König, und David neigete sein Antlitz zur Erden und betete an; tiefer konnte sich David nicht selbst erniedrigen, höher konnte er seinen Todtfeind nicht ehren; - es war keine niederträchtige Verehrung aus schändlicher Furcht. Der größte Bibelstürmer wird dieses gestehen müssen, der feindseligste Verächter der göttlichen Zeugnisse wird hoffentlich dieser Wahrheit den Beifall nicht versagen.

Nach dieser Selbsterniedrigung fuhr David unerschrocken fort, seinen Feind muthig mit Worten zu bestrafen, und sprach: 1. Sam. 24,10.11. „Warum gehorchest du Menschenwort, die da sagen: David suchet dein Unglück? Siehe, heutiges Tages sehen deine Augen, daß dich der Herr heute hat in meine Hand gegeben in der Höhle: und es ward gesagt, daß ich dich sollte erwürgen. Aber es ward dein verschonet, denn ich sprach: ich will meine Hand nicht an meinen Herrn legen, denn er ist der Gesalbte des Herrn.“ ,

In allen diesen Worten kann man keine niederträchtige Furcht, keine schändliche Feigherzigkeit spüren, sondern man spüret in allen Worten, was Solomon spricht: Sprüchw. 28,1. „Der Gerechte ist getrost wie ein junger Löwe, aber die Uebelthäter sind blöde.“ Sprüchw. 10,29. Nach dieser muthigen Bestrafung machet David eine sehr weise und liebreiche Abwechselung in seiner Bestrafung.; er ehret ihn als seinen Schwiegervater und spricht 1. Sam. 24,12. „Mein Vater! siehe doch den Zipfel von deinem Rock in meiner Hand, daß ich dich nicht erwürgen wollte, da ich den Zipfel von deinem Rock schnitte; erkenne und siehe, daß nichts böses in meiner Hand ist, noch keine Uebertretung. Ich habe auch an dir nicht gesündiget: und du jagest meine Seele, daß du sie wegnehmest.“

Nach diesen unwiedersprechlichen Beweißgründen der Heiligkeit und Gerechtigkeit - man merke es wohl, der Heiligkeit und Gerechtigkeit - oder der Gottähnlichkeit in seinen Wegen und Werken, Ps. 145,17. fährt er fort, Furcht Gottes in diesen mörderischen Mann hineinzupredigen, und sagt Vers 13.14. „Der Herr wird Richter seyn zwischen mir und dir, und mich an dir rächen: aber meine Hand soll nicht über dir seyn, wie man sagt nach dem alten Sprichwort: von Gottlosen kommt Untugend; aber meine Hand soll nicht über dir seyn.“

Nachdem nun David, Furcht Gottes hinein geprediget hatte, fahret er fort, Menschenfurcht aus ihm hinaus zu predigen: „wem zeuchst du nach,“ spricht David? Vers 15. „König von Israel!? wem jagest du nach? einem todten Hunde, einem einigen Floh?“ Er will so viel sagen: was hast du zu fürchten von einem todten Hunde, ein todter Hund beißt ja nicht: ein einiger Floh, kann dich ja nicht tödtlich verwunden. Eben so unfähig bin ich, nach der Heiligkeit und Gerechtigkeit meiner Gesinnung, dir den allergeringsten Schaden zuzufügen. Eine dritte Art des gerechten Verhaltens, das ist die Gerechtigkeit gegen Gott, oder die Heiligung des Namens Gottes, denn wer Gottes Namen heiliget, der ist gerecht gegen Gott. Bei David war es die Hauptsache, daß er den Namen Gottes heiligte. Man findet fast immerdar Spuren in den Worten und in dem Verhalten des Davids, daß es seine höchste Freude war, den Namen Gottes zu heiligen, daher kam es, daß er den Saul nicht betrachtete als einen Menschen, nicht, betrachtete als seinen Feind, sondern immerdar betrachtete er ihn, als den Gesalbten des Herrn. Seine Freunde stellten ihm denselbigen vor, als seinen Feind, Vers 5. Er aber that, als wenn er es nicht wüßte, daß Saul sein Feind wäre, sondern die Heiligung des Namens Gottes lag ihm so sehr am Herzen, daß er sagte: Vers 7. „das lasse der Herr ferne von mir seyn, daß ich das thun sollte und meine Hand legen an meinen Herrn, den Gesalbten des Herrn, denn er ist der Gesalbte des Herrn.“ Er schämte sich also nicht allein, den Namen Gottes zu heiligen vor seinen Freunden, die bei ihm in der Höhle waren; sondern er bezeugte auch, durch seine furchtlose Unerschrockenheit, da er aus der Höhle gieng, und seinem Feinde Buße predigte, daß er durch Vertrauen auf Gott in solchen gefährlichen Umständen, in solchem kühnen Unternehmen, den Namen Gottes heilige; und in den letzten Worten, die er zu seinem Todtfeinde sprach, gab er auch diesem seinem Feinde zu erkennen, daß es seine höchste Freude sey, den Namen Gottes zu heiligen; wie aus den Worten zu ersehen ist, da er sprach: Vers 16. „Der „Herr sey Richter, und richte zwischen mir und dir, und sehe drein und führe meine Sache aus, und rette mich von deiner Hand.“ Nun folget vom 17ten Vers an, bis am Ende des Kapitels, eine vollständige Beschreibung seines Sieges; welchen er in diesem Zweikampf mit seinem allerärgsten Feinde, durch geistliche Waffen erkämpfet hatte, wie zu sehen aus den Worten des überwundenen Feindes, der da sagt Vers 17. bis zu Ende des Kapitels: „Ist das nicht deine Stimme mein Sohn David? Und Saul hub auf seine Stimme und weinete, und sprach zu David : du bist gerechter denn ich, du hast mir Gutes bewiesen, ich aber habe dir Böses bewiesen. Und du hast mir heute angezeiget, wie du Gutes an mir gethan hast, daß mich der Herr hatte in deine Hand beschlossen, und du mich doch nicht erwürget hast. Wie sollte jemand seinen Feind finden, und ihn lassen einen guten Weg gehen? der Herr vergelte dir Gutes für diesen Tag, das du an mir gethan hast Nun siehe, ich weiß, daß du König werden wirst, und das Königreich Israel stehet in deiner Hand. So schwöre mir nun bei dem Herrn, daß du nicht ausrottest meinen Saamen nach mir, und meinen Namen nicht austilgest von meines Vaters Hause, und David schwur Saul; da zog Saut heim, David aber mit seinen Männern machten sich hinauf, auf die Burg.“

Es ist demnach eine unerkannte Gotteslästerung, wenn Prof. Eichhorn ohne allen Beweis behauptet: Gott habe sein Wort nicht gehalten, das er dem Abraham und seinen Nachkommen verheißen, daß er sie segnen wolle mit geistlichem Segen und himmlischen Gütern, oder mit andern Worten, daß er dem aus Egypten erlöseten Volk keine Unterweisungen gegeben habe in den fünf Büchern Mose, wodurch ein Mensch gerecht werden könne, gegen sich selbst, gerecht werden könne, gegen den Nächsten, und gerecht werden könne, gegen Gott.

David spricht im ersten Psalm: „Selig ist der Mann, der nicht wandelt im Rath der Gottlosen, noch tritt auf den Weg der Sünder, und sich gesellet zu den Zweiflern, sondern hat Lust an der Thora des Herrn, und redet von der Thors, mit sich selbst und mit andern bei Tage und bei Nacht, der ist wie ein Baum gepflanzet, an den Wasserbächen, der seine Frucht bringet zu seiner Zeit, und seine Blätter verwelken nicht, und was er macht, das geräth wohl.“ Hier möchte ich den Prof. Eichhorn fragen: ist das nicht alles wohl gerathen, was David machte, an dem Tage da er den Zipfel abschnitte? Der Apostel Paulus spricht Ephes. 5,9. “ Die Frucht des Geistes ist allerlei Gütigkeit, Gerechtigkeit und Wahrhaftigkeit.„ Die Gütigkeit sind wir uns selber schuldig, die Gerechtigkeit sind wir dem Nächsten schuldig, die Wahrhaftigkeit sind wir Gott schuldig. War das nicht Gütigkeit, da er die Lust sich selbst zu rächen, und die Lust sich selbst zu erhöhen, tödtete? War das nicht Gerechtigkeit, da er in seinen Freunden und in seinem Feinde, dem Könige Saul, das Böse durch Gutes völlig besiegte und überwand? War das nicht Wahrhaftigkeit, da er sprach: „Das lasse der Herr ferne von mir seyn, daß ich sollte meine Hand an den Gesalbten des Herrn legen, denn er ist der Gesalbte des Herrn?“ Wahrhaftigkeit war es, daß er sagen konnte: „ich bewahre mich in dem Wort deiner Lippen, vor Menschenwerk auf dem Wege des Mörders.“

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