Coerper, Heinrich - Jesus lebt, mit Ihm auch ich! - Predigt am Ostermontag, den 26. März 1894.

Coerper, Heinrich - Jesus lebt, mit Ihm auch ich! - Predigt am Ostermontag, den 26. März 1894.

(Abschiedspredigt.)

Vernehmet drei Worte Gottes, die ich euch in dieser Stunde gern ans Herz legen möchte:

Römer 5,8:
Darum preist Gott seine Liebe gegen uns, dass Christus für uns gestorben ist, da wir noch Sünder waren.
Philipper 1,9-11 u. V. 27:
Darum bete ich, dass eure Liebe je mehr und mehr reich werde in allerlei Erkenntnis und Erfahrung, dass ihr prüfen mögt, was das Beste sei; auf dass ihr seid lauter und unanstößig bis auf den Tag Christi, erfüllt mit Früchten der Gerechtigkeit, die durch Jesum Christum geschehen in euch, zur Ehre und Lobe Gottes. Wandelt nur würdig dem Evangelio Christi, auf dass, ob ich komme und sehe euch, oder abwesend von euch höre, dass ihr steht in einem Geist und einer Seele, und samt uns kämpft für den Glauben des Evangelii.
Kolosser 4,2.3:
Haltet an am Gebet, wacht in demselbigen mit Danksagung, und betet zugleich auch für uns, auf dass Gott uns die Türe des Wortes auftue, zu reden das Geheimnis Christi.

Meine Lieben in dem Herrn! Ich will nicht lange über diese drei Texte predigen, ich möchte euch heute überhaupt nicht predigen, sondern nur drei Wahrheiten, die in diesen Texten niedergelegt sind, noch einmal ans Herz legen.

Die erste ist die, welche ich im Römerbrief gelesen habe, dass Gott seine Liebe gegen uns preist, deshalb weil Er Christum für uns gegeben hat, da wir noch Sünder waren. Ich möchte noch einmal ein Wort sagen über die Liebe Gottes, das größte Thema, das überhaupt existiert, das Thema aller Themata. Ich bin überzeugt, wenn die Menschen glauben könnten an die Liebe Gottes, in Wahrheit glauben könnten, dann würde kein Mensch verloren gehen. Es geht vom Anfang der Menschheit bis in die heutige Zeit hinein der Versuch des Feindes unsrer Seelen, uns die Liebe Gottes verdächtig zu machen, und sie uns zu verdunkeln. Wir wissen, dass der Feind bereits im Paradies versucht hat, den Menschen die vollkommene, fleckenlose, reine Liebe Gottes zu verdunkeln, und dass die Menschen, als es geschehen war, abgeirrt sind, um in andern Dingen ihre Lust und ihre Befriedigung zu suchen. Es geht durch die Welt und auch durch die Herzen vieler Christen die Meinung, dass Gott die Menschen lieb habe, wenn sie Ihn lieb hätten, dass Er sie lieb habe, wenn sie artig seien und seine Gebote erfüllen. Man kann oft Eltern den Kindern sagen hören: sei nur lieb, damit der liebe Gott dich auch lieb hat. Das klingt sehr schön; aber wenn es so wäre, würde kein Mensch selig werden. Wenn die Liebe unsres Gottes davon abhängig wäre, dass wir Ihn lieben, wenn Er uns erst dann lieb hätte, wenn wir Ihn geliebt haben, so würde nicht ein einziger Mensch selig werden. Das eine ist mir ganz gewiss, dass ich Gott nie geliebt hätte, wenn Er nicht vorher mich geliebt und mich gesucht und gefunden hätte. Wenn Er nicht sein Werk in meinem Herzen aus freier Gnade begonnen hätte, ich hätte Ihn nie gesucht. Ihr kennt wohl alle den Vers:

„Ich bin durch viele Zeiten
Wohl auch durch Ewigkeiten
In meinem Geist gereist;
Nichts hat mir's Herz genommen,
Als da ich angekommen
Auf Golgatha: Gott sei's gepreist!“1)

Ja dort, wo Gott bewiesen hat, dass Er die Sünder liebe, dass Er die verlorenen Menschen liebt, um sie selig zu machen, um sie zu sich zu ziehen, um sie teilhaftig zu machen der göttlichen Natur aus lauter Erbarmen, ohne Verdienst der Werke, ohne dass etwas im Menschen wäre, das Ihn dazu hätte veranlassen können, allein aus Erbarmen, aus Liebe; dort ist es, ihr Lieben, wo unser Herz wirklich überwunden werden kann für unsern Gott, wo wir Frieden finden können, wo unsre Seele Ruhe finden kann, die Ruhe, die durch alle Stürme hindurch dennoch standhält. Man erzählt von einer Mutter, deren Tochter auf Abwege geraten war, und dann weit weg von der Heimat in eine große Stadt ging, wo sie aus einer Lasterhöhle in die andere kam. Die Mutter weinte ihr nach, aber ihre Tränen konnten die Tochter nicht aufhalten. Da brachte sie es übers Herz, ihre Photographie in allen Lasterhöhlen jener Stadt aufhängen zu lassen. Es dauerte einige Zeit; die Menschen gingen daran vorüber, und die Photographie machte keinen Eindruck auf sie. Aber eines Tages, da kam eine Seele, die sah auch das Bild, und blieb davor stehen und sank davor nieder und fing zu weinen an und sagte: Wenn mich die Liebe meiner Mutter hier sucht, dann muss ich heute noch nach Hause gehen. Es wäre nichts imstande gewesen, diese Seele zurückzubringen, außer die Liebe der Mutter. Dass sie nicht mehr glauben konnte an die Liebe der Mutter, als sie weg war, das war es, was sie immer tiefer und tiefer in die Sünde hineingetrieben hat. Aber dass sie wieder das Angesicht der Mutter sah, das war es, was sie wieder zurückbrachte. Und ihr kennt ja alle die Geschichte, die uns unser Herr und Heiland erzählt hat von dem Sohn, der aus dem Vaterhaus fortgegangen war, und in Verschwendung und Genussleben hineinkam und zuletzt nichts mehr hatte, gar nichts. Und wie nun mit einem Mal das Bild des Vaters in seiner Seele aufwachte, da gewann er Mut und ging heim. Und wie er heimkam, da nahm ihn der Vater auf in seine Arme. Wenn der Vater gesagt hätte, mein Sohn, du musst erst anständig kommen, so kann ich dich nicht gebrauchen, wenn Er ihn so empfangen hätte, der Sohn wäre gewiss wieder umgekehrt und nie wieder gekommen. Aber nein! Der Vater läuft ihm entgegen, zieht ihn an sein Herz und bereitet ihm ein Mahl, dass er fröhlich sei mit ihm und allen, die sich freuen, wenn verlorene Menschen wiederkehren, wenn tote Menschen wieder lebendig geworden sind. Ihr Lieben, die Liebe Gottes, der uns liebt, so lange wir noch Sünder sind, ist so wunderbar; sie ist ein Thema, darüber könnten wir jahrelang nachdenken und es würde noch nicht langweilig werden und wir würden immer neue Tiefen finden, gleichwie der Apostel gerne erkennen möchte, „welches da sei die Höhe und Breite und Tiefe der Liebe Gottes in Christo, die alle Erkenntnis übersteigt.“

Ich wollte euch noch einmal sagen: was uns die Liebe Gottes verdunkelt, das ist vom Feind unserer Seelen, und alles, was uns Gottes Liebe herrlich und groß macht, was unser Vertrauen gegen den lebendigen Gott und seine Liebe in seinem lieben Sohn, unsrem Herrn, stärkt, o, das dürfen wir aufnehmen. Es ist ja ganz gewiss, dass es durchaus nicht christlich und nicht göttlich ist, wenn man auf diese Liebe hin sündigen will, wenn man meint, Gott liebt uns doch, so, wie die Welt das denkt, da wird schon alles recht werden und dabei geht sie ihre eigenen Wege, so ist's nicht gemeint. Diejenigen, die auf die Liebe Gottes weiter sündigen wollen, sind ganz verkehrt daran, ganz eitel und Toren vor Gott. Aber das soll nicht eine Seele, die gern selig werden möchte, sagen: Gott kann mich nicht lieben, kann mir nicht heute, an diesem Tag alle meine Sünden vergeben, und mich annehmen als sein Kind, damit ich einmal bei Ihm sei und bleibe heute und in alle Ewigkeit. Das ist das erste, und ich wünschte, dass der Geist all denen, die aus der Welt sind, das noch einmal tief ins Herz hineindrücken möchte: „Gott ist die Liebe!“ Gott kann nicht anders als lieben, Er liebt ohne Unterschied alle Menschen, Er hat uns geliebt, hat mich geliebt, da ich noch Sünder war, und Gott nicht kannte, noch suchte. Er liebt euch, uns alle, wenn wir noch Sünder sind, um uns selig zu machen. „Da wir noch in Sünden tot waren“, sagt der Apostel, aber jetzt ist's anders geworden, jetzt hat die Liebe Gottes, die in sein Herz ausgegossen worden ist, etwas ganz Neues in ihm geschaffen und in denen, die der Verkündigung des Wortes zugehört hatten, und vom Tod zum Leben gekommen waren. Und was hat die Liebe Gottes in ihnen geschaffen? O, sie hat etwas von dem Bilde Gottes wieder in ihnen hergestellt, etwas davon, worin wir Menschen Gott ähnlich werden, nämlich in der Liebe selbst. Das ist das Größte, dass nun Gott uns Ihm wieder ähnlich macht, damit wir anfangen zu lieben, wie Gott geliebt hat, nicht mit fleischlicher Liebe, nicht mit einer Liebe, die so lange liebt, als es ihr leicht wird, die nur diejenigen liebt, die uns auch lieben, sondern mit der Liebe Gottes, die keinen Unterschied macht, damit wir Gottes Kinder seien, denn Er lässt seine Sonne aufgehen über die Bösen und Guten, und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte. Und da ist es dem Apostel ein besonderes Anliegen, dass die, die zum Glauben gekommen sind, noch wachsen möchten in der Liebe: „Darum bitte ich, dass eure Liebe je mehr und mehr reich werde.“

Meine Lieben, nur da ist eine Liebe, die reich werden kann oder wie es wörtlich heißt überfließend „ich bitte, dass eure Liebe je mehr und mehr überfließend werde“, wo sie ausgegossen ist durch den heiligen Geist in unsre Herzen. Nun meinen manche, das müsste so ein Gefühl sein, wie man Gefühle hat, wenn man mit einem Strom kalten Wassers übergossen wird. Meine Lieben, so ist es nicht. Die Liebe ist da, wo der Heilige Geist Jesum verklären kann in unsren Herzen; da ist die Liebe. Warum? Weil Jesus selbst liebt mit göttlicher Liebe, mit der Liebe, die Gottes Auge sucht, und die eine Gottes-Macht werden soll in dieser Welt, mit der Gott uns und durch uns andere gewinnen will. Wenn der Apostel sagt: „Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unser Herz durch den heiligen Geist“, so sagt er mit andern Worten: Wir sind zu Jesu gekommen und haben Ihn aufgenommen ins Herz, wir sind angelangt auf Golgatha, wir haben nicht von ferne her zugesehen oder gehört, sondern sind selbst auf Golgatha angelangt, sind dort niedergesunken, haben uns lieben lassen von Jesu und so ist Jesus in uns eingekehrt, und der Geist Gottes hat angefangen, Ihn in uns zu verklären, es ist sein Werk. Und wenn Jesu Liebe in uns verklärt wird, dann sollen wir überfließend werden von Liebe, Und ihr wisst es ganz genau, gerade so wie unser Herz eingenommen. wird von Gott, wenn wir einmal wirklich in dieser Wahrheit ausruhen, davor stehen bleiben, dass Gott noch Sünder, wie ich bin, lieb hat und retten will, gerade so werden auch die Herzen andrer gewonnen, wenn sie sehen, dass man sie in Wahrheit liebt. Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen. Wenn die Menschen merken, wir gehen ein auf ihre Bedürfnisse, auf ihre Gedanken und Nöten, wenn sie merken, wir stehen nicht so draußen und bekritteln sie, sondern gehen mit dem Herzen auf ihre Nöten ein, dann haben wir eine große Macht in uns. Das ist mein Gebet auch für euch, dass der Herr uns mache zu Menschen, die je mehr und mehr überströmend werden von dieser Liebe.

Der Sohn einer Mutter wurde im Kriege verwundet. Als sie das hörte, wollte sie durchaus zu ihrem Sohn eilen. Aber es war streng verboten, dass jemand aufs Schlachtfeld komme. Doch die Mutterliebe fand den Weg bis zum Lazarett. Hier wurde sie aufgehalten. Der Arzt sagte, sie dürfe nicht zu ihrem Sohn hineingehen und mit ihm reden, er habe ihm gerade ein Mittel gegeben, damit er schlafe. Aber die Mutter bat so dringend und der Arzt gab der Mutterliebe nach. Und nun ging sie hinein und legte ihre Hand auf die Stirn des kranken Sohnes, und ohne dass er seine Augen aufschlug, rief er: „O Mutter, das ist deine Hand.“ Er hatte die Hand der Liebe gemerkt aus allen andern heraus, die Hand, die sich in wahrer Mutterliebe auf seine Stirn legte, und das drang in sein Herz. Ihr Lieben, wenn etwas von dieser Liebe Gottes, die noch weit mehr ist als Mutterliebe, denn Er sagt: „Wenn auch ein Weib ihres Kindleins vergäße, so will ich doch deiner nicht vergessen“, wenn etwas von dieser Liebe in uns wäre, was wäre da eine Gemeinschaft. Wenn sie in dieser Liebe Gottes gegenseitig sich diente, wenn sie anfinge überzufließen von Liebe, wie wäre sie da so mächtig, was für eine Kraft der Ewigkeit läge dann in ihr, Seelen zu gewinnen für den lebendigen Gott. Darum bete ich, „dass eure Liebe je mehr und mehr überströmend werde“, ja überströmend werde. Es gibt viele, wenn man die anrührt, dann kommt viel Böses aus ihnen heraus, wenn sie beleidigt, oder bestraft, oder gereizt werden, dann kommt viel Böses zum Vorschein. Der Herr möge uns zu Leuten machen, die, wenn sie gereizt, bestraft oder gelästert und geschmäht werden, etwas anderes zum Vorschein kommen lassen, nämlich Jesu Liebe, die überströmen von Liebe. Jedesmal, wenn man uns schüttelt, soll das herausströmen, was durch Jesum und durch den Geist Gottes in uns gewirkt ist.

„Darum bete ich, dass eure Liebe je mehr und mehr überströmend werde, auf dass ihr prüfen mögt, welches sei das Beste.“ Nichts hat so scharfe Unterscheidungsgabe als die Liebe. Wenn ein Mensch im Zorn redet, dann weiß er nicht gut, was recht ist vor Gott und Menschen, wenn ein Mensch in der Leidenschaft spricht, dann wissen wir, dass viel Torheit zum Vorschein kommt. Aber wenn jemand in der Liebe bleibt, wie kann er dann dem andern dienen, wie kann er unterscheiden, was das Beste sei, wie kann er da jedem einzelnen das Beste geben! O, dass wir so mit Liebe eingingen auf die Bedürfnisse der Menschen, überströmend von Liebe, damit wir mit diesen Augen der Liebe, die von Gott geklärt und erleuchtet sind, erkennen, was das Beste sei, und damit wir erfüllet werden mit Früchten der Gerechtigkeit, die in uns geschehen durch Christum.

Das ist das andere an dieser Liebe, dass sie uns erfüllt mit Früchten der Gerechtigkeit. Die Liebe ist erfinderisch, die Liebe ist langmütig, sie duldet alles, sie hofft alles, sie glaubt alles. O, wenn wir einhergehen in diesem Geist, den Jesus in uns wirken lassen will, wie werden dann unsere Hände, unsre Füße, unsre Augen, unser ganzes Leben und Wesen allmählich fruchtbar gemacht für unsern Gott. Dann sollen wir dastehen als solche, die Frucht bringen ohne Unterlass. Warum? Weil dann der Kern, der Keim, das Innerste unsres Wesens in der rechten Verfassung ist; und, wie bei einem natürlichen Menschen, der, obgleich von Gott geliebt, in der Sünde lebt, alle Früchte ohne Ausnahme von der Sünde durchdrungen sind, so sind nun in einem solchen Menschen, in dem das Leben aus Gott innerlich einmal Raum gewonnen hat, alle Früchte ohne Ausnahme mehr oder weniger von Gott gewirkt. Wenn wir dann so in der Liebe bleiben, in Gott bleiben, dann merken wir, dass seine Gebote nicht schwer sind. Wir sagen dann dem Feind, der uns vorlügen möchte, dass Gottes Gebote schwer seien: Ich weiß etwas Besseres; Gott hat seine Liebe durch Christum, durch den heiligen Geist in mein Herz ausgegossen, so dass ich die Menschen lieben kann ohne Auswahl, so wie Gott sie liebt, und dass ich, je mehr ich liebe, um so mehr erstarken darf. Der Apostel sagt (Eph. 3,16): „Ich beuge meine Knie gegen Gott, dass er euch Kraft gebe, stark zu werden nach dem inwendigen Menschen, und durch die Liebe eingewurzelt und gegründet zu werden.“ Ja, wenn wir anfangen zu lieben und ohne Ausnahme in göttlicher Freigebigkeit die Menschen immer lieb zu haben und ihnen zu dienen, dann erstarken wir allmählich nach dem inwendigen Menschen, und das alles zur Ehre Gottes. „Auf dass wir erfüllt werden mit Früchten der Gerechtigkeit, die durch Jesum Christum geschehen in uns, zur Ehre und Lobe Gottes.“ Wir können dann wandeln als solche, durch die Gott gelobt und gepriesen wird. Alles, was in uns Christus ist, preist Gott. Der Herr hat gesagt, dass Er gekommen sei, nicht um seine Ehre zu suchen, sondern die Ehre des Vaters, und unser Heiland ist heute noch derselbe überall, wo Ihm ein Herz zur Stätte bereitet wird. Wenn Er in uns wohnen darf, dann wird Er anfangen, in uns zu wirken, Gott zu Lob und Preis, und wir sehen dann, dass unser Leben nicht vergeblich ist, sondern fruchtbar wird für die Ewigkeit. Und darum noch einmal, ihr Lieben, bete ich, „dass eure Liebe je mehr und mehr überfließend werde, dass ihr prüfen mögt, was das Beste sei; auf dass ihr seid lauter und unanstößig bis auf den Tag Christi, erfüllt mit Früchten der Gerechtigkeit, die durch Jesum Christum geschehen in euch, Gott zu Lobe und Preis.“

Aber nun noch ein Drittes, auch eine Bitte an euch: „In allen Dingen aber sagt Gott Lob und Dank, und betet auch für uns, auf dass Gott uns die Türe des Wortes auftue“ (Kol. 4,2.3). Der Apostel Paulus ist damals gefangen gewesen, als er diese Worte an die Kolosser richtete. Er bittet aber nicht darum, dass sie um seine Befreiung aus der Gefangenschaft beten sollen, sondern ihm steht ein ganz anderes Anliegen im Vordergrund, nämlich, dass ihm in der Gefangenschaft noch die Tür des Wortes aufgetan werde und dass die Kolosser selbst anhalten möchten mit Danksagung vor Gott. O, diese Kraft der Danksagung, diese Kraft der Fürbitte! Wir dürfen es zum Lob Gottes sagen, und viele unter euch haben es miterlebt, dass, seitdem der Herr uns mehr Gebet geschenkt hat hier in unserer Gemeinschaft, wir unendlich mehr Frucht sehen dürfen, Gott zu Lob und Preis, und dass seit dieser Zeit dem Worte Gottes die Türe in mehr Herzen aufgetan war, und es mehr Raum fand. Viele unter euch haben es miterlebt und haben miteinander Gott gedankt. O, ich weiß ganz gewiss, dass nur die Fürbitte, nur die Gemeinschaft, nur das Miteintreten der Geschwister, das gegenseitige Tragen, Helfen und Fördern es gewesen ist, was unser gnädiger und barmherziger Gott hat mithelfen lassen, dass Er hier viele Seelen finden und aus dem Tode zum Leben führen konnte, zur Ehre und Lobe Gottes. Darum, ihr Lieben, möchte ich euch auch bitten, haltet an am Gebet. Wir wissen, dass wir durch die Fürbitte, durch das Eintreten für andere, selbst ein weiteres Herz bekommen, dass unser Herz einmal herausgehen kann aus dem engen, eigenen Kämmerlein, dass wir einmal los werden davon, dass wir immer nur um unsere eigenen Angelegenheiten uns bekümmern und betrüben und gar nicht aus uns herauskommen und aus der Sünde. Wenn wir anfangen einzugehen auf Gottes Reichsgedanken, o, dann kann das Herz und der Blick weit werden, und wir selbst haben den größten Segen davon, wenn wir lernen, unsre Hände zu falten für das Werk des Herrn, damit Früchte geschaffen werden Gott zu Lob und Preis. Es wäre mir das größte Geschenk, die größte Freundlichkeit, die ich mir von euch erbitten darf, wenn ich gewiss sein dürfte und ich bin's bei vielen, aber ich möchte es heute zu allen sagen, ich möchte gewiss sein, dass ihr betend auch hinter mir einsteht und den Herrn bittet, dass Er mich bewahre, mich persönlich bewahre vor allem, was der Feind an meiner Seele tun möchte, und dass Er das Wort, das Er hier mir schenkte, in Gnaden segne und Ihm eine Stätte in vielen bereite, Gott zu Lob und Preis. Amen.

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Nikolaus von Zinzendorf
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