Claudius, Matthias - Von der Astrologie

Claudius, Matthias - Von der Astrologie

Ich hätte mir eher des Himmels Einfall vermuthet, als daß Du eine Astrologie schreiben würdest. Du hast zwar von jeher mit den Sternen Dein Fest gehabt, und pflegtest es immer als eine besondre göttliche Wohlthat anzusehen, wenn 's Abends der Himmel helle und so recht voll Sternen war; aber das, glaubt' ich, stecke so in Dir, sei Rührung und Freude über den großen herrlichen Anblick, weiter aber denkest Du nichts, und von Deinen Projecten und Deiner Astrologia puriore und sublimiore ist mir niemals 'n Wörtlein in den Sinn kommen. Du hast aber Recht, Andres, ich habe dem Dinge nachgedacht, und die Astrologie fängt an, mir einzuleuchten.

Wenn alle Sandkörner auf der Erde Augen wären, so würden alle die Augen jedweden Stern über sich am Himmel sehen, und also fließen beständig aus jedwedem Stern Strahlen auf jedes Sandkorn der ganzen Erdveste herab; nun ist es aber allerdings sehr unwahrscheinlich, daß eine so große Menge einer Materie, die so schnell so weit herkommen kann und aus so schönen unvergänglichen Körpern kommt, ohne alle Wirkung sein sollte. Mich dünkt, der bloße Eindruck in einer heitern Nacht lehrt's einen auch schon, daß die mit so unbeschreiblicher Freundlichkeit leuchtenden Sterne nicht kalte müßige Zuschauer sind, sondern Angehörige der Erde, und Freunde vom Hause.

Was Du aus den Sternen sehen willst und was Du von ihren Kräften und Einflüssen vorbringst, das sind vor mir lauter böhmische Dörfer, kommt mir aber alles doch sehr gründlich vor, und ich wünsche mir von Herzen Deine andächtige fromme Empfindung, mit der Du von den Sternen sprichst, und darin alle Deine Ideen schwimmen wie Blumen im Morgenthau und wie die Inseln im Meer. Die Himmelslichter sind doch wirklich, wie die Augen am Menschen, offnere oder zarter bedeckte Stellen der Welt, wo die Seele heller durchscheint.

Sehr anmuthig ist's mir in Deinem Brief zu lesen gewesen, daß Deine Braut auch so an den Sternen hängt und in Deine Ideen entrirt, und daß Ihr beide oft stundenlang den allumfunkelnden Sternhimmel anseht, ohne durch Eure Liebe in Eurer Andacht gestört zu werden. Sie muß gar eine gute Person sein, und Du bist 'n lieber Andres.

Es freut mich jedesmal in die Seele, wenn ich von einem Menschen höre, der bei einer Leidenschaft den Kopf immer noch oben behält, und Braut und Bräutigam für etwas bessers vergessen kann. Addies, Herr Zoroaster.

Sonst thu' ich Dir noch berichten, daß ich itzo, Gott sei tausendmal Dank! drei Kinder hab' und auf's andre halbe halbe Dutzend losgehe. Du kannst nicht glauben, Andres, was ein Fest es für mich ist, wenn der Adebär ein neues Kind bringt, und die Sach' nun glücklich gethan ist und ich 's Kind im Arm habe. Kann sich keine Truthenne mehr freuen, wenn die Küchlein unter ihr aus den Eiern hüpfen. „Da bist du, liebes Kind“, sag' ich denn, „da bist du! sei uns willkommen! es steht dir nicht an der Stirne geschrieben, was in dieser Welt über dich verhängt ist, und ich weiß nicht, wie es dir gehen wird, aber Gottlob, daß du da bist! und für das Uebrige mag der Vater im Himmel sorgen.“

Denn herz' ich's, beseh's hinten und vorn und bring's der Mutter hin, die nicht mehr denket der Angst! und denn die alten Kinder auf die Erde gelegt, und in Gottes Namen oben darüber weg, und über Tisch und Bänke. Leb wohl, Andres. Dein

Sein Diener rc.

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