Christlieb, Alfred - Wie man von der Unzufriedenheit geheilt wird

Christlieb, Alfred - Wie man von der Unzufriedenheit geheilt wird

Wir leben in einer Zeit, wo die Unzufriedenheit bei vielen eine große Gefahr ist. In solcher Zeit ist es doppelt lehrreich, an einem biblischen Beispiel zu beobachten, wie man aus dem Geist der Unzufriedenheit herauskommen kann. Der Sänger des 73. Psalms, Asaph, gibt uns ein solches Beispiel.

1.

Wir sehen den unzufriedenen Asaph. Asaph war dadurch in eine unzufriedene Herzensstellung gekommen, daß sein Auge und sein Gedankenleben an dem äußeren Glück so mancher Gottlosen hängengeblieben war. Er beobachtete die „Ruhmredigen“, ihr stolzes Auftreten, ihre Macht, ihren Reichtum und ihr Wohlleben. Das erfüllte ihn mit Unwillen. Gedanken des Ärgers und Neides, Zweifel an Gottes gerechter Weltregierung drohten den Frieden seiner Seele zu zerstören. Es ist lehrreich, daß diese Anfechtung durch das Auge ihren Weg in Asaphs Herz hineinfand. „Ich sah, daß es den Gottlosen so wohl ging.“

Wie manchmal bringt es ein gewissenloser Mensch viel weiter als ein gewissenhafter! Wie mancher gewandte Schmeichler versteht es, das Urteil des Vorgesetzten zu trüben, sich in Gunst zu setzen und einen lauteren, ehrlichen Menschen in den Schatten zu stellen und zurückzudrängen! Es ist für manche keine Kleinigkeit, solche Dinge täglich anschauen zu müssen. Da ist jemand in untergeordneter Stellung, der sehen muß, wie ein ungerechter Vorgesetzter sich alles erlaubt und nach Recht und Gerechtigkeit nichts fragt. Es gibt auch heute solche, die „sich brüsten wie ein fetter Wanst“, die „reden und lästern hoch her“, die „tun, was sie nur gedenken“. Wahrlich, wir können es begreifen, wie sogar ein so frommer Mann wie Asaph von dem Geist der Unzufriedenheit gepackt und eine Zeitlang fortgerissen wird.

2.

Wir sehen den ins Heiligtum gehenden Asaph. Solange Asaph nur auf das Wohlleben der stolzen Menschenkinder blickte, kam er nicht zurecht. Auch alles Nachdenken half ihm aus den Schlingen des unzufriedenen Gewissens nicht heraus (Vers :16). Aber etwas Anderes half: ein Gang in das Heiligtum Gottes. In das Heiligtum Gottes pflegten die Frommen des Alten Bundes zu gehen, um Gemeinschaft mit Gott zu haben im Gebet und Betrachten seines Wortes. Dorthin ging Asaph, und hier kam er zurecht. Die finsteren Wolken des unzufriedenen Geistes mußten weichen, er empfing göttliches Licht über sich selbst, über die Torheit seiner verdrießlichen Gedanken (Vers 21 und 22) und über die Person und das Schicksal derer, die ihn so sehr in Verwirrung gebracht.

Sein Blick wurde geweitet, daß er nicht mehr bei dem kurzen, vergänglichen Glück derer, die nichts als dieses besaßen, stehenblieb, sondern ihr trauriges letztes Ende mit in Betracht zog. Da, wo Asaph aus der Verwirrung herauskam, können auch wir entrinnen. Gottlob gibt es auch für uns allenthalben ein Heiligtum Gottes, in das wir uns mit allen Klagen und Anfechtungen zurückziehen dürfen, aus dem wir nicht leer zurückkommen sollen.

Sollten wir nicht auch irgendwo solch ein Heiligtum Gottes aufsuchen und benutzen? Dort weicht die Unzufriedenheit.

3.

Zuletzt sehen wir den zufriedenen Asaph. Welche Änderung hat doch der Gang in das Heiligtum bei Asaph hervorgerufen! Zwar waren die Zustände noch dieselben geblieben, aber Asaph konnte sie jetzt anders ansehen. Nicht mehr mit den Augen des Neides oder des Unwillens, sondern mit tiefem Mitleid schaut jetzt der Sänger auf jene hochmütigen, frechen Menschen. Gott hat ihm etwas Besseres gezeigt, was ihn triumphieren läßt.

Während jene einst haltlos auf schlüpfrigem Boden umsinken werden, um nie wieder aufzustehen, hat er einen ewigen Halt, eine Hand, die ihn nie losläßt. Während jene ihr Herz an die zeitlichen Güter hängen, darf er es an den Herrn selbst hingeben, der allein wahrhaft befriedigen kann. Während jene für kurze Zeit eitle Menschenehre genießen, geht er dem Tag entgegen, wo er mit bleibender Ehre gekrönt wird.

Was ist all ihr stolzes Brüsten gegen das „Dennoch“ seines Glaubens („Dennoch bleibe ich stets an dir“), gegen das „Nur“ seiner Liebe („Wenn ich nur dich habe“) und gegen das „Endlich“ seiner Hoffnung („Du nimmst mich endlich mit Ehren an“)? Wer Asaphs Halt, Leitung und Ziel gefunden hat, der ist zufrieden. Gott kann auch heute noch Unzufriedene in der Stille seines Heiligtums zu frohen, zufriedenen und triumphierenden Menschen machen.

„Wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde. Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil“ (Psalm 73, 25 u. 26).

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