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Calvin, Jean - Psalm 148.

Calvin, Jean - Psalm 148.

Inhaltsangabe: Um recht wirksam auszudrücken, wie rühmenswert Gott in seinen Werken ist, ruft der Verfasser alle Kreaturen, von den höchsten bis zu den niedrigsten, zu Gottes Lobe auf. Bei den Engeln fängt er an, dehnt aber sogleich seine Rede auf die unvernünftigen Tiere und auf die stummen Elemente aus und deutet damit an, es gebe in der Welt kein Gebiet, wo nicht Gottes Lob ertönt; denn überall hat der Herr klares und beredtes Zeugnis von seiner Macht, Güte und Weisheit abgelegt. Endlich geht er zu den Menschen über, die Gott selbst zu rechtmäßigen Verkündigungen seiner löblichen Eigenschaften in dieser Welt bestellt hat. Weil aber die Ungläubigen sowohl blind gegen Gottes Werke als auch stumm sind für den Lobpreis seines Namens, so ruft der Prophet am Schluss des Psalms die Israeliten, denen sich Gott einlässlicher geoffenbart hat, gleichsam als Spezialzeugen auf.

V. 1 u. 2. Lobet im Himmel den Herrn. Offenbar umfasst der Prophet in diesen Worten sowohl die Sterne als die Engel, ja auch den Himmel selbst, die Luft und was darinnen lebt. Denn gleich darauf legt er den Gedanken auseinander, indem er zuerst an die Engel, dann an die Sterne und die Gewässer des Himmels seine Forderung richtet. Was die Engel betrifft, so liegt es in ihrer Natur, in solch frommem Dienste unablässig tätig zu sein. Es ist deshalb leicht zu verstehen, dass sie an erster Stelle genannt werden, wo es sich um Verkündigung des Lobes Gottes handelt. Darum rufen auch in jenem denkwürdigen Gesicht bei Jesaja (6, 3) die Cherubim: „Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth.“ Und an manchen anderen Stellen führt die Schrift Engel an, wie sie in solchen Lobgesängen Gott preisen. Was bedarf also solch freudiger Eifer noch des Stachels? Oder wenn sie angeeifert werden müssten, was wäre dennoch ungereimter, als dass wir, die wir vor Trägheit uns nicht rühren, die Rolle des Aufmunterns übernähmen? Es konnte also David, der den Engeln an Eifer nicht nur nicht gleichkam, sondern ihnen nur von fern folgte, in keiner Weise ein geeigneter Mahner für jene sein. Aber so meinte er es auch nicht. Vielmehr wollte er nur einfach bezeugen, dass es für ihn nichts Angenehmeres, Erwünschteres gebe, als in frommer Eintracht mit den auserwählten Engeln Gott zu loben. Es ist denn auch nicht unpassend, wenn er, um sich desto freudiger zu Gottes Lob anzuschicken, die Engel als Gefährten anrief, sie, die so gern ihren Weg liefen, ja ihm den Weg zeigten.

Dieselben nennt er im zweiten Teil des Verses „all sein Heer“, indem sie, zehntausendmal zehntausend an der Zahl (Dan. 7, 10), Gottes Thron umgeben und auf seine Befehle warten. Der Ausdruck wird auch etwa auf die Sterne angewandt, teils weil sie sich durch wundervolle Ordnung auszeichnen, teils weil sie mit unglaublicher Schnelligkeit Gottes Befehle ausführen. Hier aber werden aus demselben Grunde die Engel Heere genannt, wie anderwärts (Kol. 1, 16) Fürsten und Obrigkeiten, weil Gott durch ihre Hand seine Macht kundgibt.

V. 3 u. 4. Lobet ihn, Sonne und Mond. Die Meinung ist hier nicht die, die wir bei Plato finden, als ob die Sterne Empfindung und Einsicht besäßen. Der Prophet weist ihnen nämlich nicht denselben Rang an wie vorhin den Engeln, sondern deutet bloß an, dass überall Gottes Herrlichkeit glänzt, wie wenn die Gestirne mit lauter Stimme Gottes Lob verkündigten. Darin liegt zugleich ein Tadel gegen den Undank der Menschen. Denn die Sonne mit ihrem Glanz, ihrer Hitze und anderen unvergleichlichen Gaben, preist sie nicht ihren Schöpfer? Die Sterne, wie sie ihren Lauf vollbringen, den Himmel schmücken und die Erde erleuchten, loben nicht auch sie Gott gleichsam mit vollem Munde? Weil aber wir taub und stumpfen Sinnes sind, so ruft der Prophet mit Recht jene zu Zeugen auf, damit sie unsere Trägheit beseitigen.

Der Ausdruck „der Himmel Himmel“ ist ohne Zweifel auf die verschiedenen Himmelssphären zu beziehen. Die Verfinsterungen nämlich und andere Wahrnehmungen zeigen deutlich, sowohl dass die Fixsterne einem höheren Gebiete angehören denn die Planeten, als auch, dass die Planeten unter sich wieder ihren Ort in verschiedenen Umkreisen haben. Gott hat also Sonne, Mond und Sterne nicht planlos durcheinander gemischt, sondern jedem seinen eigenen Aufenthaltsort angewiesen und so die mannigfaltigen Bahnen angeordnet. Dieses herrliche Meisterwerk preist der Prophet mit den Worten „der Himmel Himmel“. Das heißt nicht, dass es an sich mehrere Himmel gibt, sondern dass die wunderbare Weisheit Gottes, die er in der Erschaffung des Himmels anwandte, nicht genug erhoben werden kann. Unter dem Himmel versteht der Dichter auch die Luft, über deren mittlerer Region höhere Räume liegen; und so nennt er den Regen die Wasser über dem Himmel. Auf eine genaue Erklärung können wir füglich verzichten. Bekanntlich lässt sich die Schrift in ihrer Darstellung der Dinge oft zum Verständnis des einfachen Volkes herab. So auch hier. Der Prophet preist es als ein Wunder, dass Gott die Wasser in der Luft schwebend erhält. Es scheint ja gegen die Natur zu streiten, dass die Wasser in die Höhe steigen, ebenso dass sie in leerem Raum beisammen bleiben, da sie doch flüssig sind. Daher heißt es (Ps. 33, 7), dass die Wasser wie in einem Schlauch zusammengehalten werden. Übrigens lehnt sich der Prophet in seiner Darstellung an Mose an, der (1. Mo. 1, 6) sagt, dass die Wasser voneinander geschieden wurden.

V. 5 u. 6. Die sollen loben usw. Da er von vernunftlosen Geschöpfen redet, geht er nun zur dritten Person über. Bisher hat er also in der zweiten Person gesprochen, um auf die Menschen desto mehr Eindruck zu machen. All das Lob, zu dem er jene Geschöpfe aufforderte, ist ja dazu angetan, uns zu lehren, dass weder die Gestirne aus sich selber hervorgegangen sind, noch der Regen von ungefähr entsteht. Denn da solch herrliche Beweise von Gottes Macht uns beständig vor Augen liegen, so ist es gemeiner Stumpfsinn, wenn wir am Schöpfer vorbeigehen. Es liegt also ein Nachdruck auf dem Fürwort Er. Der Prophet will sagen: Es gibt keine unvergängliche Natur, die glaubenslose Leute träumen, noch ist die Welt aus Atomen zufällig zusammengekommen, sondern diese prächtige Weltordnung, die wir vor Augen haben, ist auf Gottes Gebot mit einem Male entstanden. Nachdem er nun von der Erschaffung gesprochen, fügt er, was beachtenswert ist, bei, dass Gott den Geschöpfen ein unverbrüchliches Gesetz gegeben hat. Viele geben nämlich zwar zu, dass die Welt eine Schöpfung Gottes ist, verfallen dann aber auf die törichte Meinung, als ob die Naturordnung nun durch sich selbst weiter bestünde, Gott aber im Himmel schliefe. Mit Recht besteht also der Prophet darauf, dass die Geschöpfe am Himmel nicht nur einmal von Gott ins Dasein gerufen wurden, sondern sich auch jetzt noch nach seinem Willen bewegen; auch ist nicht nur einmal eine verborgene Kraft in sie gelegt worden, sondern, indem sie ihr Amt verrichten, verwenden sie ihre Kräfte im Dienste Gottes zu den Zwecken, die er ihnen bestimmt hat.

V. 7 bis 10. Lobet den Herrn auf Erden. Nunmehr steigt der Prophet zu den unteren Teilen der Welt herab, freilich ohne die Reihenfolge recht einzuhalten, indem er wieder Dinge dazwischen aufzählt, die im Luftgebiet entstehen, wie Blitze, Schnell, Frost und Sturmwind, - das hätte sonst eher in die vorige Gruppe gehört; - aber er berücksichtigt das gewöhnliche menschliche Fassungsvermögen. Der Hauptgedanke ist der: Wohin wir die Blicke wenden, überall begegnen uns Zeugnisse der Macht Gottes. Zuerst nennt er die Walfische als Ungeheuer der Tiefen. Auch das Meer gibt ihm also Stoff zum Lobe Gottes, mit gutem Grund, da es von so vielen Wundern erfüllt ist. Hierauf steigt er empor und redet Hagel, Schnee und Sturmwinde an, von denen er sagt, dass sie sein Wort ausrichten. Denn der Himmel hüllt sich nicht von ungefähr in Nebel; ebenso wenig fällt ein Regentropfen herab oder werden Donnerschläge erregt durch Zufall; sondern alle jene wechselnden Vorgänge werden durch Gottes geheimnisvolles Walten regiert, sei es, dass er durch Befeuchtung der Länder den Menschen seine huldreiche Güte bezeugen, sei es, dass er durch Stürme, Hagel und andere Unbilden ihre Sünde strafen will. Diese Lehre ist in mancherlei Beziehung anwendbar. So oft uns Mangel droht, sollen wir wissen: mag auch das Land von beständiger Hitze versengt und ausgedörrt sein, so hat Gott Regen in Bereitschaft; der kann auf einen Wink Gottes alle Trockenheit beseitigen. Wenn aber unter fortwährenden Regengüssen der Same im Boden verfault oder die Früchte nicht zur Reife gelangen, - auch dann müssen wir von Gott einen getrosten Mut erbitten. Und wenn Donnerschläge unsere Gemüter erschrecken, so mahnt uns der Prophet, Gott anzurufen, in dessen Macht es liegt, alle Stürme zu stillen, wie auch seine Hand die Blitze schleudert, wenn er über uns zürnt. Wir sollen nicht meinen, die Geschöpfe selbst offenbarten die von Anfang in sie gelegte Kraft, Gott aber gäbe sich dabei gemächlicher Ruhe hin. Vielmehr müssen wir vor allem daran festhalten, dass Gott für seine Geschöpfe sorgt und ohne seinen gegenwärtig wirksamen Willen sich nichts bewegt, wie wir im 104. Psalm (V. 4) hörten, dass die Winde seine Boten und die Feuerflammen seine Diener sind.

V. 11 bis 13. Ihr Könige auf Erden. Zuletzt wendet sich nun der Prophet an die Menschen, um derentwillen er ja sowohl von den irdischen als auch von den himmlischen Geschöpfen Gottes Lob fordert. Und weil Könige und vornehme Herren, vom Glanz ihrer Würde geblendet, sich hochmütig über Gott hinwegsetzen und meinen, die Welt sei ihretwegen da, so ermahnt er sie besonders zur Pflicht, Gott zu preisen. Und indem er sie zuerst vornimmt, straft er ihren Undank, da sie, die vor andern dem Herrn verpflichtet sind, ihn doch um das schuldige Lob betrügen. Denn je mehr einer durch hervorragende Stellung in die Nähe Gottes gerückt ist, desto unverbrüchlicher ist er ohne Zweifel verbunden, Gottes Gnade zu preisen, da ja ursprünglich kein Mensch etwas vor dem anderen voraus hat. Umso weniger darf jene Bosheit geduldet werden, mit der Könige und hohe Herren sich vom allgemeinen Gesetz losmachen, während sie Führer und Lehrmeister für andere sein sollten. Die Sterblichen insgesamt konnte der Prophet mit einem einfachen Wort ermahnen, wie er denn auch die Völker ganz allgemein aufruft. Von den Machthabern jedoch redet er unter dreifacher Benennung und deutet damit an, dass sie, wenn sie zu dieser Pflicht nicht gedrängt werden, sich nur ungern dazu herbeilassen. Im Folgenden redet er die Menschen nach Geschlecht und Alter getrennt an, damit sie alle ohne Ausnahme erkennen, dass sie zu diesem selben Zweck geschaffen sind und deshalb ihr Tun und Trachten einmütig darauf richten sollen.

Für Alte gilt die Regel: je längeres Leben Gott ihnen beschert hat, desto geübter sollen sie in seinem Lobe sein. Ihnen zur Seite stellt er aber auch die Jungen, die zwar weniger Lebenserfahrung besitzen, die aber dennoch nicht zu entschuldigen sind, wenn sie nicht spüren, dass ihre rüstige Kraft eine Wirkung der Gnade Gottes ist. Vor „Jungfrauen“ steht im Hebräischen noch das nachdrückliche Bindewort „auch“. Der Prophet will sagen: auch die jungen Mädchen, die nicht so reichlich unterrichtet werden wie ihre männlichen Altersgenossen, weil man findet, sie seien für die häuslichen Geschäfte geboren, würden doch ihre Pflicht versäumen, wenn sie nicht mit der übrigen Gemeinde sich dem Geschäft des Lobes Gottes unterzögen. Diese Regel gilt demnach für alle, vom Kleinsten bis zum Größten.

V. 14. Und er erhöht das Horn seines Volkes. Weil, wie wir im vorhergehenden Psalm sahen, die Tugenden Gottes sich in der Gemeinde herrlicher offenbaren als in der allgemeinen Weltschöpfung, so flicht der Prophet hier die Bemerkung ein, dass die Gemeinde von Gottes Hand beschützt und mit Kraft gegen sämtliche Feinde ausgerüstet wird, so dass sie mitten in Gefahren sicher wohnt. Der Ausdruck „Horn“ ist genügend bekannt als Bezeichnung für Stärke und Ansehen. Gottes Segen also, will der Prophet sagen, ist am auserwählten Volke deutlich zu sehen, denn seine Macht und Blüte verdankt es allein der Kraft Gottes. Dabei lesen wir zwischen den Zeilen eine Gegenüberstellung der Gemeinde Gottes und aller feindlichen Mächte, indem die Gemeinde nur deshalb Gottes Machtschutz notwendig braucht, weil sie von allen Seiten angegriffen wird. Daraus erwächst wie der Prophet sagt, ein Lob allen seinen Frommen, indem sie wegen der einzigartigen Gnade, deren sie gewürdigt sind, Ursache haben, sich glücklich zu schätzen und seinen Namen zu preisen. Die Israeliten nun nennt er das Volk seiner Nähe und erinnert damit an den Gnadenbund, den Gott dem Abraham gestiftet hatte. Denn wie konnte das unansehnliche, verachtete und heimatlose Volk anders in die Nähe Gottes gebracht werden, als indem er es allen Völkern vorzog? Der Grund dieser hohen Würde ist ja allein in der lauteren Liebe Gottes zu suchen. Während der ganze Weltkreis unterschiedslos dem Herrn angehört, offenbarte sich Gott mit besonderer Vertrautheit den Kindern Israel und machte sie zu seinen Nächsten, obgleich sie ihm nicht weniger fremd waren als alle Adamskinder. Daher jenes Wort (5. Mo. 32, 8): „Da der Allerhöchste die Völker zerteilte und zerstreute der Menschen Kinder, da setzte er die Grenzen der Völker nach der Zahl der Kinder Israel.“ Der Prophet zeigt also den Grund an, weshalb Gott dies eine Volk, gering und verachtet, wie es war, mit so herrlichen Gaben schmückte, nämlich weil er es zur Kindschaft annahm.

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