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+ | ======Calvin, | ||
+ | **1) Da nahm Bildad von Suah das Wort: 2) Wie lange noch willst du so reden? Die Worte deines Mundes sind wie ein starker Wind! 3) Sollte Gott das Recht verfälschen und der Allmächtige die Gerechtigkeit zerstören? 4) Deine Söhne haben gesündigt, und Gott hat sie an den Ort ihrer Missetat gebracht. 5) Kehrst du aber frühe zu Gott zurück und flehest zu dem Allmächtigen, | ||
+ | Die Freunde Hiobs führen eine üble Sache, gleichwohl tun sie es mit guten und vernünftigen Gründen. Freilich machen sie eine schlechte Anwendung davon, aber die Lehre an sich ist heilig und nützlich. Nehmen wir also das hier Gesagte allgemein, so finden wir schöne und gute Sprüche. Mit seiner ersten Behauptung will Bildad die Wahrheit feststellen, | ||
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+ | Er meint: Die sich so über Gott beklagen, blasen nur Wind in die Luft. Wir hören die Gottlosen und Ungläubigen ihre Lästerungen ausspeien, wenn sie Gottes Gerechtigkeit herabsetzen und scheinbar über Donner und Blitz verfügen – aber alle ihre Wort sind wie Wind, der schnell vergeht, und so hoch können sie nicht kommen, wie die Majestät Gottes sich darin zu erkennen gibt. Wir dürfen uns durch diese Lästerungen nur nicht davon abschrecken lassen, Gott immerdar zu preisen. Denn er bleibt unangetastet, | ||
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+ | Zuerst stellt Bildad die Frage: Sollte Gott das Recht verfälschen und der Allmächtige die Gerechtigkeit zerstören? Damit werden wir angewiesen, Gott die Ehre zu geben, dass er der Brunnquell aller Billigkeit und Gerechtigkeit ist und dass er unmöglich etwas tun kann, was nicht gut und gerecht wäre. Manche schreiben Gott wohl alle Macht zu, aber als gerecht wollen sie ihn nicht anerkennen. Wir dürfen aber keins vom andern trennen, wir dürfen uns nicht einbilden, in Gott gäbe es Dinge, die voneinander geschieden werden könnten. Freilich müssen wir wohl unterscheiden zwischen Gottes Weisheit und Güte, Gerechtigkeit und Macht, aber es liegt in seinem göttlichen Wesen, dass diese Dinge in ihm vereinigt sind und zu seinem Wesen gehören. Hüten wir uns wohl, etwa eine „absolute Macht“ in Gott anzunehmen, als regierte er die Welt wie ein Tyrann voll Übermut und Grausamkeit! Nein, ob er gleich alles unter seiner Hand hat, ob er gleich durch seine unbegrenzte Macht alle Dinge schafft, so hört er deshalb doch nicht auf, gerecht zu sein. Allerdings ist uns diese Gerechtigkeit Gottes zum Teil verborgen, und wir verstehen sie nicht, aber ebenso ist es mit seiner Macht. Können wir sie denn mit unserm Sinn oder Verstand ermessen? Sicherlich nicht! Ist also von Gottes Gerechtigkeit die Rede, so sollen wir wissen: Sie ist uns zwar nicht völlig bekannt und offenbar, aber wir müssen sie anbeten. Es steht geschrieben: | ||
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+ | Wenn die Weltmenschen von Gott reden, so nennen sie ihn wohl den allerhöchsten Weltschöpfer, | ||
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+ | Freilich kann unser Wissen um diese Gerechtigkeit nicht derart sein, dass wir ihr Wesen völlig ergründen könnten, so dass wir für alles Handeln Gottes immer den Grund einsähen. Er braucht wirklich nicht unser Untergebener zu sein, er braucht sich wirklich nicht nach unserm Maß messen zu lassen. Wollten wir also nicht einsehen, dass all sein Tun gut ist, wo sollte das hinaus? Was für eine Anmaßung wäre es von sterblichen Kreaturen und armen Erdenwürmern, | ||
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+ | So will Gott unsern Glauben üben; wir sollen bekennen, dass seine Gerechtigkeit über allen Widerspruch und alles Murren erhaben ist. Dies Bekenntnis sollen wir ablegen, wenn wir es auch nicht begreifen und nie völlig begreifen werden und jeder Grund zu haben glaubt, um mit Gott zu disputieren, | ||
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+ | Um aber recht geduldig zu werden, müssen wir noch weiter gehen. Warum? Weil das Wissen um Gottes Gerechtigkeit uns noch nicht gegen alle Anfechtung des Verzweifelns schützt. Da steht ein armer Sünder unter schwerem Druck; er bekennt – und zwar ohne alle Heuchelei -, dass Gott in seiner Bestrafung gerecht ist; aber er meint, er müsse zugrunde gehen und es gebe für ihn keine Vergebung mehr. So ist es auch dem Hiob ergangen. Er war ja wirklich nicht ein Mensch ohne Geduld, aber er war doch immerwährend schwersten Anfechtungen unterworfen. An Gottes Gerechtigkeit hat er nie gezweifelt, aber zur Anfechtung wird ihm der Blick auf seine Schwachheit: | ||
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+ | Nun fährt Bildad fort: Deine Söhne haben gesündigt, und Gott hat sie an den Ort ihrer Missetat gebracht. Bildad meint: Damit hält Gott dem Hiob einen schönen Spiegel vor, damit er aufhört, sich gegen Gott zu erheben, und es nicht macht wie ein wild gewordenes Pferd. Denn die Aufruhr gegen Gott machen, die müssen zu Schanden und in den Abgrund versenkt werden. Gott will uns damit demütigen, damit wir nicht der Schwachheit unseres Fleisches den Zügel locker lassen; denn wir stecken ohnehin voller Mutwillen. Gegen Gott zu murren wird uns viel leichter als gegen einen, der uns untergeordnet oder unseresgleichen ist. Diese satanische Vermessenheit geht durch die ganze Welt: vor einer sterblichen Kreatur fürchtet man sich und mag sie nicht gern beleidigen, aber kühnlich und ohne Bedenken murrt man wider Gott. Sooft also Gott die Bösen straft, tut er das, um unser aller Haupt zu beugen und groß und klein den Mund zu stopfen; es soll uns nicht mehr in den Sinn kommen, Gott auf die Anklagebank zu setzen, sondern wir sollen wissen, dass es uns ebenso gehen wird wie denen, die wir also umkommen sehen, wenn wir es so machen wie sie. Darum heißt es auch in der Schrift (Jes 26, 9): „Wo dein Recht im Lande gehet, so lernen die Bewohner des Erdbodens Gerechtigkeit.“ Damit will Jesaja sagen: Solange die Sünden ungestraft bleiben, verstocken sich die Menschen und sind guten Mutes: sie meinen der Hand des Richters entronnen zu sein; es ist keinerlei Furcht und Zucht mehr in ihnen. Aber sobald sich Gott auf seinen Thron setzt und zeigt, dass er noch Richter ist, so erschrecken wir; es überkommt uns eine derartige Furcht, dass wir vor ihm zusammenbrechen, | ||
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+ | Ob die Söhne Hiobs verworfen waren oder nicht, haben wir nicht zu untersuchen, | ||
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+ | Sucht uns aber Gott in dieser Welt heim und lässt uns danieder liegen, so ist uns das Leben zwar bitterer und schwerer als ein tausendfacher Tod, aber gleichwohl lässt er uns Frist zur Buße, und wenn wir uns alsbald zu ihm wenden, so werden wir ihn gern bereit finden zur Gnade, - und er macht die Wohnung unserer Gerechtigkeit voll Friedens, nämlich wenn wir mit Gebet und einem reinen und aufrichtigen Herzen zu ihm kommen. Das ist eine gute und heilsame Wahrheit: wir lernen auf die Gnade achten, die Gott uns erzeigt, und die Gunst, die er uns erweist, indem er uns mit dem ersten Schlag nicht gänzlich zerschmettert, | ||
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+ | Und nun der Trost: Kehrst du frühe zu Gott zurück und flehest zu dem Allmächtigen, | ||
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