Calvin, Jean - Apostelgeschichte - Kapitel 26.

Calvin, Jean - Apostelgeschichte - Kapitel 26.

1Agrippa aber sprach zu Paulus: Es ist dir erlaubet, für dich zu reden. Da reckte Paulus die Hand aus und verantwortete sich: 2Es ist mir sehr lieb, König Agrippa, dass ich mich heute vor dir verantworten soll alles, des ich von den Juden beschuldiget werde; 3allermeist weil du weißt alle Sitten und Fragen der Juden. Darum bitte ich dich, du wollest mich geduldig hören. 4Zwar mein Leben von Jugend auf, wie das von Anfang unter diesem Volk zu Jerusalem zugebracht ist, wissen alle Juden, 5die mich vorhin gekannt haben, wenn sie wollten bezeugen. Denn ich bin ein Pharisäer gewesen, welche ist die strengste Sekte unseres Gottesdienstes. 6Und nun stehe ich und werde angeklagt über der Hoffnung auf die Verheißung, so geschehen ist von Gott zu unsern Vätern, 7zu welcher hoffen die zwölf Geschlechter der Unsern zu kommen mit Gottesdienst Tag und Nacht emsiglich. Dieser Hoffnung halben werde ich, König Agrippa, von den Juden beschuldiget. 8Warum wird das für unglaublich bei euch geachtet, dass Gott Tote auferweckt?

V. 2. Wir sagten, mit welcher Absicht Paulus jener Versammlung vorgeführt wurde: Festus wollte für sein Schreiben an den Kaiser sich auf das Gutachten des Agrippa und der andern stützen. Deshalb hält der Apostel nicht einfach eine gewöhnliche Verteidigungsrede, sondern stimmt seine Worte mehr auf den Zweck der Belehrung. Lukas bedient sich zwar des Ausdrucks, dass er sich verantworten solle; dieser aber passt nicht übel, wo von der Lehre Rechenschaft zu geben ist. Weil nun Paulus erfahren hatte, dass Festus leichthin alles verachtete, was er aus Gesetz und Propheten beibrachte, wendet er sich an den König, der ja der jüdischen Religion nicht fern stand, also eine größere Aufmerksamkeit erwarten ließ. Weil er bis dahin tauben Ohren gepredigt hatte, erklärt er sich jetzt erfreut, vor einem Manne sprechen zu dürfen, der wegen seiner Erfahrung und Übung richtig wird urteilen können. Im Zusammenhange damit bittet der Apostel den König (V. 3), er wolle ihn geduldiglich hören. Denn bei ihm als einem Kenner wäre hochfahrende Gleichgültigkeit vollends unentschuldbar. Unter den Fragen sind die Lehrstücke zu verstehen, welche die Schriftgelehrten als gründliche Erforscher der Religion unter sich zu verhandeln pflegten. Die Sitten sind die dem ganzen Volk geläufigen Zeremonien. Die Meinung ist also, dass Agrippa sowohl über die Lehre wie über die Riten des Gesetzes Bescheid wisse.

V. 4. Zwar mein Leben usw. Paulus begibt sich noch nicht zur Verhandlung der Sache selbst: weil man ihn fälschlich durchgehechelt und mit vielen Anklagen belastet hatte, behauptet er zuerst seine Unschuld, damit der König Agrippa einen etwaigen Hass gegen seine Person nicht auch auf die Sache übertrage. Wir sehen daraus, dass die Notwendigkeit den Paulus trieb, sein früheres Leben zu loben. Übrigens verweilt er dabei nicht lange, sondern bahnt sich sofort den Weg zur Auferstehung der Toten, indem er (V. 5) sich als einen früheren Pharisäer bezeichnet. Er nennt diese Partei die strengste Sekte unter den Juden, nicht in Rücksicht auf ihr heiligeres Leben, sondern auf ihre unverfälschte Lehre und bessere Unterweisung. Sicherlich hatten die Sadduzäer in höherem Maße das Licht der Schrift erstickt und waren in schmähliche und grobe Unwissenheit versunken. Die Essener dagegen begnügten sich mit einem düster ernsten Leben und legten auf die Lehre geringeres Gewicht. Allerdings hatten auch Pharisäer das Gesetz in vielen Stücken verfälscht; da es sich aber jetzt um die Auferstehung handelt, denkt Paulus an jene Menschengedichte nicht.

V. 6. Über der Hoffnung auf die Verheißung usw. Jetzt wendet sich Paulus zur Sache und beschwert sich darüber, dass die Juden ihn angeklagt haben, weil er bekannte, auf die Verheißung zu hoffen, die an die Väter ergangen war. Er nimmt also den Ausgang davon und macht es zum Angelpunkt seiner Verteidigung, dass der Bund, den Gott mit den Vätern geschlossen hatte, auf ewiges Heil ziele. So war sein Hauptgedanke, dass die jüdische Religion allen Inhalt verliere, wenn man nicht zum Himmel strebe und das Auge auf Christus als den Urheber des neuen Lebens richte. Die Juden rühmten sich, dass der Herr aus allen Völkern der Erde sie allein erwählt habe. Und doch nützte diese Annahme zur Kindschaft nichts, wenn sie nicht im Vertrauen auf den verheißenen Mittler ihren Blick dem Erbe des göttlichen Reiches zuwandten. Man muss also dem, was Lukas ausdrücklich sagt, noch mancherlei hinzudenken, um den Sinn des Paulus ganz zu fassen.

V. 7. Zu welcher hoffen die zwölf Geschlechter usw. Der Apostel beklagt vor Agrippa, wie tief die Gottesgemeinde gesunken ist, indem ihre Priester die gemeinsame Hoffnung aller Gläubigen bekämpfen. Er will etwa sagen: Worauf sind alle, die aus unserem Volk den Herrn peinlich verehren, die Tage und Nächte den Pflichten der Frömmigkeit weihen, in ihrer Sehnsucht anders gespannt, als dass sie endlich zu unsterblichem Leben gelangen wollen? Nun ist der Zielpunkt meiner ganzen Lehre genau der gleiche: denn wer von der Gnadengabe der Erlösung predigt, öffnet zugleich die Tür des Himmelreichs. Und indem ich verkünde, dass der Urheber des Heils von den Toten erweckt ward, biete ich in seiner Person die Erstlinge der seligen Unsterblichkeit an. Zuerst bekräftigt also Paulus seine Lehre mit Gottes Wort, indem er sich auf die den Vätern gewordene Verheißung beruft. In zweiter Linie verweist er dann auf die Zustimmung der Gottesgemeinde. Das ist der rechte Weg, Glaubenslehren zu beweisen; Gottes Autorität muss die erste Stelle behaupten, die Anerkennung durch die Kirche sich anschließen. Dabei muss man noch immer zwischen Kirche und Kirche klüglich unterscheiden, wie uns Paulus hier durch sein Beispiel lehrt. Gegen die hohle Autorität des Scheins, welche die Priester ihm entgegenhielten, behauptet er ohne Scheu, dass die echten Gottesverehrer auf seiner Seite stehen; es genügt ihm, sich mit ihnen decken zu können. Denn indem er von den zwölf Stämmen spricht, meint er nicht unterschiedslos alle, die nach dem Fleisch Jakobs Nachkommen sind, sondern nur diejenigen, die in wahrem Frömmigkeitsstreben verharrten. Es wäre ja unpassend gewesen, ohne Einschränkung das Volk wegen einer Gottesfurcht zu loben, die doch nur bei einem geringen Teil in Blüte stand. Es ist also ganz verkehrt, wenn die Papisten mit menschlichen Abstimmungen das Wort Gottes erdrücken wollen.

V. 8. Warum wird das für unglaublich geachtet? usw. Ohne Zweifel hat Paulus mit Gründen und Schriftbeweisen gestützt, was er über die Auferstehung und das himmlische Leben vortrug. Übrigens verweist er seine Zuhörer mit Recht auf Gottes Macht, über die sie nicht nach dem winzigen Maß ihres Verstandes urteilen sollen. Nichts lässt ja sich dem Menschen schwerer begreiflich machen, als dass die jetzt zunichte gewordenen Körper eine künftige Wiederherstellung erfahren sollen. Weil es sich also um ein Geheimnis handelt, das jeden menschlichen Gedanken weit überragt, sollen die Gläubigen bedenken, dass man seine Gedanken nicht dem eigenen Verständnis, sondern der unermesslich weiten Macht Gottes entsprechend gestalten muss. So schreibt Paulus auch an die Philipper (3, 21), dass unser nichtiger Leib dem verklärten Leibe Christi soll gleich gestaltet werden, „nach der Wirkung, damit er kann alle Dinge sich untertänig machen.“ Die Menschen tun gewöhnlich dem Herrn unrecht, indem sie glauben, sein Arm erstrecke sich nicht weiter als ihre Erfahrung; soviel an ihnen ist, bannen sie die Größe seiner Werke, die über Himmel und Erde hinausreicht, in ihre eigenen, engen Schranken. Paulus dagegen heißt uns erwägen, was Gott vermag, damit wir aus seiner Allmacht, nicht aus dem Begriffsvermögen unseres schwachen Geistes, mit einem Blick, der über die Welt hinausschaut, den Auferstehungsglauben erfassen können.

9Zwar ich meinete auch bei mir selbst, ich müsste viel zuwider tun dem Namen Jesu von Nazareth. 10Wie ich denn auch zu Jerusalem getan habe, da ich viel Heilige in das Gefängnis verschloss, darüber ich Macht von den Hohenpriestern empfing; und wenn sie erwürget wurden, half ich das Urteil sprechen. 11Und durch alle Schulen peinigte ich sie oft und zwang sie zu lästern; und war überaus unsinnig auf sie, verfolgte sie auch bis in die fremden Städte. 12Über dem, da ich auch gen Damaskus reiste mit Macht und Befehl von den Hohenpriestern, 13sah ich mitten am Tag, o König, auf dem Wege ein Licht vom Himmel, heller denn der Sonne Glanz, das mich und die mit mir reiseten, umleuchtete. 14Da wir aber alle zur Erde niederfielen, hörte ich eine Stimme reden zu mir, die sprach auf ebräisch: Saul, Saul, was verfolgest du mich? Es wird dir schwer sein, wider den Stachel auszuschlagen. 15Ich aber sprach: Herr, wer bist du? Er sprach: Ich bin Jesus, den du verfolgest; aber stehe auf und tritt auf deine Füße. 16Denn dazu bin ich dir erschienen, dass ich dich ordne zum Diener und Zeugen des, das du gesehen hast und das ich dir noch will erscheinen lassen; 17und will dich erretten von dem Volk und von den Heiden, unter welche ich dich jetzt sende, 18aufzutun ihre Augen, dass sie sich bekehren von der Finsternis zu dem Licht und von der Gewalt des Satans zu Gott, zu empfangen Vergebung der Sünden und das Erbe samt denen, die geheiliget werden, durch den Glauben an mich.

V. 9. Zwar ich meinete auch usw. Hätte Paulus nicht mehr gesagt, als was Lukas bis dahin berichtete, so wäre seine Rede abgerissen gewesen. Es ergibt sich also, was ich schon andeutete, dass er bei Erwähnung des Bundes Gottes auch über Christi Amt und Gnade gehandelt hat, wie es die Sache mit sich brachte. Die Geschichte von seiner Bekehrung wiederholt er nun nicht nur, um sich gegen den Verdacht des Leichtsinns zu schützen, sondern um zu bezeugen, dass er von Gott berufen, ja durch einen himmlischen Auftrag genötigt war. Die Gewaltsamkeit der Veränderung, die ihn wider seinen Vorsatz aus deinem Wolf zum Schaf machte, trägt nicht wenig dazu bei, seiner Lehre Glaubwürdigkeit zu verschaffen. Darum hebt Paulus besonders heraus, wie brennend er wünschte, den Gliedern Christi Schaden zu tun, und wie hartnäckig er auf ihre Verfolgung bedacht war. Wäre er seit frühester Kindheit im Glauben an Christus unterwiesen, oder hätte er ihn auf Grund menschlicher Belehrung freiwillig und ohne Widerstand sich angeeignet, so wäre seine Berufung ihm persönlich durchaus sicher, für die andern aber weniger eindrücklich gewesen. Da aber eine widerspenstige und unbeugsame Wut ihn durchglühte und der Umschwung zu neuem Sinn sich nicht bei irgendeiner Gelegenheit oder durch Überredung von Seiten eines sterblichen Menschen einstellte, wird ganz klar, dass Gottes Hand ihn unterwarf. Die Gegeneinanderstellung hat also ein großes Gewicht: Paulus meinte in sündhafter Selbstüberhebung, er müsse viel zuwider tun dem Namen Jesu von Nazareth, als könne er ihn besiegen. Er hatte also nichts weniger im Sinne, als Christi Jünger zu werden. Der „Name Jesu von Nazareth“ ist ein Ausdruck für das Bekenntnis zum Evangelium überhaupt, welches Paulus auszutilgen gedachte, womit er, ohne es zu wissen, Krieg gegen Gott führte.

V. 10. Wie ich denn auch zu Jerusalem getan habe usw. Seine Taten sollen beweisen, welch stürmischer Eifer den Saulus zur Bekämpfung Christi trieb, bis eine stärkere Gewalt ihn zurückzog und seinen Lauf in entgegen gesetzte Richtung lenkte. Als Zeugen für diese Heftigkeit stehen seine Gegner da: nun ist ganz gewiss, dass der Umschwung plötzlich eintrat. Hätte er in der Durchführung des Fanatismus nicht wacker gehandelt, so würden ihm die Hohenpriester dies Amt nicht übertragen haben; ein Mensch, der ihrer Wut Genüge tat, musste schon ganz herzhaft sein. Bemerkenswert ist aber, dass Paulus sich nicht scheut, seine schwere Sünde gegen Gott zu bekennen, wenn dies nur zum Ruhme Christi beitragen konnte. Sicherlich diente es ihm zur Schande, dass er in blindem Eifer Menschen, die Gott zu dienen wünschten, zu frevelhaften Lästerungen drängte, dass er gute und schlichte Leute mannigfach belästigte, dass er ein Urteil zur Vergießung unschuldigen Blutes sprach, dass er endlich die Hörner wider den Himmel erhob, bis er zu Boden geschmettert wurde; aber schont seinen Ruf nicht, ja deckt gern seine Schande auf, wenn dadurch nur Gottes Barmherzigkeit in helleres Licht rückt. Darum musste seine Rede gegenüber jeder böse Verdacht schwinden; rechnete er sich doch ohne Rücksicht auf seine eigene Person zum Verbrechen an, was ihm Anerkennung und Beifall beim ganzen Volk eingetragen hatte. Darum bezeichnet er auch seinen Eifer, den andere ihm zur Ehre rechneten, als unsinnig (V. 11). Daraus ergibt sich, wie verächtlich der Ehrgeiz ist, in welchem viele nicht einfach zugestehen möchten, was sie in Unwissenheit und Irrtum gesündigt haben. Vielleicht wollen sie es nicht ganz entschuldigen, suchen es aber zu verkleinern und zu beschönigen, statt dass sie mit Demut, Trauer und Tränen um Verzeihung bitten. Der Bericht des Paulus, dass er viele zwang zu lästern, macht übrigens deutlich, dass auch unter den ersten Gläubigen sich viel Spreu fand; die sich als Jünger Christi bekannt hatten, ließen sich durch Furcht und Schläge beugen, ihn nicht nur zu verleugnen, sondern gar seinen heiligen Namen zu schmähen.

V. 13. Sah ich mitten am Tage, o König usw. Aus dieser Erzählung soll der König Agrippa abnehmen, dass es sich nicht um ein leeres Phantasiegebilde, noch um eine Entzückung handelte, bei welcher Paulus seine gesunden Sinne und das Urteil verloren hätte. Obwohl er nämlich erschüttert zu Boden sinkt, hört er doch eine deutliche Stimme, fragt, von wem sie komme, und versteht die ihm gegebene Antwort. Das alles deutet auf ganz klare Besinnung. Daraus folgt, dass er nicht leichtsinnig absprang, sondern der göttlichen Offenbarung einen frommen und heiligen Gehorsam leistete und von weiterer absichtlicher Auflehnung gegen Gott abstand.

V. 15. Stehe auf und tritt auf deine Füße. Christus hat den Paulus zu Boden geworfen, um ihn zu demütigen; jetzt richtet er ihn auf und heißt ihn gutes Mutes sein. Auch wir werden durch sein Wort täglich niedergebeugt, damit wir uns zur Bescheidenheit unterweisen lassen; die er aber niederbeugte, richtet Christus alsbald freundlich wieder auf. Es ist auch ein ganz besonderer Trost, wenn Jesus dem Paulus verkündigt, er sei nicht als Rächer erschienen, um seine Raserei zu strafen, sondern als ein freundlicher Herr, der sich seiner Hilfe bedienen will und den grausamen Verfolger eines ehrenvollen Auftrags würdigt. Stelle er ihn doch als Zeugen auf für das, was er sieht und weiter noch sehen soll. Es war eine ganz bemerkenswerte Erscheinung, aus welcher er lernte, dass Christus im Himmel das Regiment führte: so durfte er ihn nicht weiter frech verachten, sondern musste ihn als Gottes Sohn und den verheißenen Erlöser anerkennen. Später hatte Paulus noch andere Offenbarungen, von denen er 2. Korinther 12 erzählt.

V. 17. Und will dich erretten von dem Volk. Hier wird Paulus gegen alle Schrecken, die seiner warteten, gewappnet und zugleich darauf vorbereitet, dass er werde Kreuz tragen müssen. Wenn ihm dann gesagt wird, dass er mit seinem Wirken Blinde erleuchten, Gott entfremdete Leute wieder mit ihm aussöhnen, Verlorenen das Heil bringen werde, so muss man sich wundern, dass ihm nicht auch verheißen wird, die mit so herrlichen Wohltaten bedachten Menschen würden ihn ihrerseits froh und freundlich aufnehmen. Aber hier liegt eben ein Beweis für die Undankbarkeit der Welt, welche den Vermittlern des ewigen Lebens den gerade entgegengesetzten Lohn spendet, - so etwa, wie ein Wahnsinniger seinen Arzt angreift. Paulus empfängt die Erinnerung, dass überall, wohin er kommt, ein großer Teil der Leute, auf deren Nutzen er bedacht ist, sich feindlich gegen ihn stellen und seinen Untergang betreiben wird. Ausdrücklich aber erklärt der Herr, dass er sowohl den Juden wie den Heiden zum Zeugen bestimmt ward; es soll ihm also niemand zum Verbrechen anrechnen, dass er unterschiedslos beiden das Evangelium anbot. Hier lag ja der Grund des giftigen Hasses gegen ihn, der die Juden gepackt hatte: sie ertrugen es nicht, dass die Heiden ihnen gleichgestellt wurden. Allerdings heuchelten sie, dass Eifer um den Bund sie treibe, den Gott mit Abrahams Nachkommen geschlossen hatte, und der durch Ausdehnung auf Fremde nicht entweiht werden dürfe. Tatsächlich war die Triebfeder reiner Ehrgeiz, indem sie allein über alle andern, die tief unter ihnen stehen sollten, hervorragen wollten. Übrigens mahnt diese zunächst an Paulus gerichtete Rede alle frommen Lehrer an ihre Pflicht; keine Bosheit der Menschen soll sie hindern, Gottes Gnade den Elenden trotz aller ihrer Unwürdigkeit anzubieten.

V. 18. Aufzutun ihre Augen usw. Paulus scheint sich zu überheben, indem er anmaßend sich selbst zuschreibt, was nur Gott kann. Wissen wir doch, dass allein der heilige Geist die Augen der Seele erleuchtet. Auch kennen wir Christus als den einigen Erlöser, der uns der Tyrannei Satans entreißt. Wir wissen, dass es allein Gott ist, der durch Vergebung der Sünden uns in das Erbe der Heiligen aufnimmt. Doch pflegt Gott die Ehre, die ihm allein gebührt, auf seine Diener zu übertragen; er will damit sich selbst nichts vergeben, sondern die Kraftwirkung seines Geistes rühmen, die er durch sie ausübt. Denn er sendet sie nicht zu ihrem Werk als tote Werkzeuge oder Schauspieler, sondern will durch ihren Dienst kräftig wirken. Dass aber ihre Predigt etwas ausrichtet, hängt an der verborgenen Kraft dessen, der alles in allem wirkt und allein Wachstum gibt. Die Lehrer, die er sendet, sollen also nicht fruchtlose Worte in die Luft schleudern oder die Ohren mit hohlem Schall treffen, sondern den Blinden lebendig machendes Licht bringen, Menschenherzen zur Gerechtigkeit Gottes umbilden und der durch Christi Tod erworbenen Heilsgnade zur Verwirklichung verhelfen. Dies alles aber leisten sie nur, sofern Gott durch sie wirkt und ihre Arbeit nicht vergeblich bleiben lässt. Es möge also ihm allein alles Lob bleiben, wie ja von ihm das Gelingen kommt. Was nun die einzelnen Aussagen betrifft, so bezieht sich die Erleuchtung auf die Erkenntnis Gottes; denn all unser Scharfsinn ist reine Eitelkeit und dichte Finsternis, bis er selbst uns durch seine Wahrheit anstrahlt. Umfassender ist die folgende Wendung, dass der Diener am Wort die Menschen von der Finsternis zu dem Licht bekehren soll; dies geschieht, wenn wir im Geiste unseres Gemüts erneuert werden. Darum hängt, wie ich glaube, dies Glied mit dem nächsten besonders enge zusammen; bekehren von Gewalt des Satans zu Gott. Mit verschiedenem Ausdruck wird die Erneuerung beschrieben, von der Paulus im Epheserbrief (2, 10; 4, 23) ausführlicher handelt. Es schließt sich die Vergebung der Sünden an, kraft deren uns Gott in freier Gnade mit sich aussöhnt, so dass wir nun nicht mehr zweifeln, er werde uns gnädig und freundlich sein. Als Krone von allem wird endlich das Erbe des ewigen Lebens genannt. Übrigens ist es verkehrt, in einem Zusammenhange zu lesen: „Das Erbe samt denen, die geheiliget werden durch den Glauben an mich. “ Denn diese letzteren Worte gehören in den Zusammenhang des ganzen Satzes und wollen besagen, dass wir durch den Glauben in den Besitz aller der Güter kommen, die uns das Evangelium anbietet. Der eigentliche Gegenstand des Glaubens aber ist Christus, weil in ihm alle Stücke unseres Heils beschlossen sind, und weil das Evangelium uns gebietet, sie nirgend anders als in ihm zu suchen.

19Daher, König Agrippa, war ich der himmlischen Erscheinung nicht ungläubig, 20sondern verkündigte zuerst denen zu Damaskus und zu Jerusalem und in alle Gegend jüdischen Landes und auch den Heiden, dass sie Buße täten und sich bekehreten zu Gott, und täten rechtschaffene Werke der Buße. 21Um des willen haben mich die Juden im Tempel gegriffen und versuchten mich zu töten. 22Aber durch Hilfe Gottes ist mir gelungen und stehe bis auf diesen Tag, und zeuge beiden, dem Kleinen und Großen, und sage nichts außer dem, das die Propheten gesagt haben, dass es geschehen sollte, und Mose: 23dass Christus sollte leiden und der Erste sein aus der Auferstehung von den Toten und verkündigen ein Licht dem Volk und den Heiden.

V. 19. Jetzt erinnert Paulus kurz, in welcher Absicht er die Geschichte seiner Bekehrung erzählte: er wollte dem Agrippa und den andern eine Bekräftigung dafür geben, dass Gott alles das gewirkt habe, was die Juden als Frevel am Heiligtum und Abfall verdammten. Er redet den Agrippa mit Namen an, weil er die völlige Verständnislosigkeit des Festus und der Römer für die himmlische Offenbarung kannte. Es ist nun ersichtlich, dass in dem kurzen Abriss seiner Lehre nichts enthalten ist, was Gesetz und Propheten widerspräche oder sich auch nur davon entfernte. Es verstärkt die Glaubwürdigkeit der ihm gewordenen Offenbarung, dass Paulus nichts lehren soll, als was mit der Schrift übereinstimmt. Zur Forderung der Buße (V. 20) wird die andere gefügt, dass die Heiden sich bekehreten zu Gott, nicht als wäre dies etwas völlig Neues, sondern um uns zu zeigen, worin rechte Buße oder Umkehr besteht. Ist doch auf der andern Seite alle menschliche Verderbnis und Verkehrtheit nichts anderes als Entfremdung von Gott. Da aber die Buße eine innerliche Herzensrichtung ist, fordert Paulus zu ihrer Bezeugung rechtschaffene Werke, ganz nach der Mahnung Johannes des Täufers (Mt. 3, 8): „Tut rechtschaffene Frucht der Buße“. Wenn nun das Evangelium Christi jedermann zur Buße ruft, so folgt, dass alle Menschen von Natur sündhaft und verderbt sind und der Umkehr bedürfen.

V. 21. Und versuchten mich zu töten. Indem Paulus über diesen bösen Schleichweg seiner Feinde klagt, will er deutlich machen, dass sie eine böse Sache mit bösem Gewissen treiben: hätte er eine Schandtat begangen, so hätten sie ihn auf dem Wege des Rechts verfolgen können; dann wäre ihre Lage viel besser gewesen, da ja das Ansehen und die Autorität, deren sie sich erfreuten, ihnen schon ein großes Übergewicht gab. Die Wut, zu der sie sich fortreißen lassen, ist also ein Zeugnis, dass ihnen ein wirklicher Grund fehlt. Dass Paulus (V. 22) von seiner Rettung durch Hilfe Gottes berichten kann, dient zur Bekräftigung seiner Lehre. Nur darum lässt sich doch Gott herab, ihm die Hand zur Hilfe zu reichen, weil er ihn als seinen Diener anerkennt und die von ihm vertretene Sache schützen will. Dazu musste der Schutz Gottes den Apostel ermutigen, noch standhafter in seiner Pflicht fortzufahren: nur ein undankbarer Mensch hätte sich dem entziehen können, der ihm half. Auch für uns ist jede Rettung aus Gefahr nach diesem Beispiel ein Fingerzeig, dass der Herr uns das Leben nicht verlängert, damit wir es dann in Trägheit verfaulen lassen, sondern damit wir in wackerer Pflichterfüllung in jedem Augenblick für den Ruhm dessen zu sterben bereit sein sollen, der uns für sich erhielt. Übrigens vergisst Paulus nicht etwa, was er dem Oberhauptmann verdankte; er rühmt hier aber Gottes Hilfe, um zu zeigen, dass er durchaus verpflichtet war, dem die noch übrige Zeit seines Lebens zu weihen, der ihn gerettet hatte, wobei er sich freilich der Hand und Bemühung eines Menschen bediente.

Und zeuge beiden usw. Wir haben anderwärts erinnert, dass zeugen mehr ist als lehren; es quillt aus einer feierlich beschworenen Verbindung zwischen Gott und Menschen, welche dem Evangelium seine Majestät verbürgt. Dass aber Paulus sich als einen Zeugen für den Kleinen und Großen vorstellt, will den König Agrippa spüren lassen, dass dies auch ihn angeht. Dass die Lehre des Heils jedem noch so geringen Menschen angeboten wird, hindert nicht, dass sie auch zur Höhe von Königen hinaufsteige. Mit einer und derselben Umfassung zieht Christus alle Menschen zusammen an seinen Busen: wer zuvor im Schmutze lag und nun zu solcher Ehre erhoben ward, möge sich also seiner unverdienten Gnade rühmen; wer dagegen auf hoher Ehrenstufe steht, möge freiwillig sich demütigen und sich nicht zu groß dünken, im verachtetsten und niedrigsten Volk Brüder zu haben, wenn anders er ein Kind Gottes werden will. So erklärt Paulus (Röm. 1, 14), dass er den Weisen und den Unweisen verpflichtet sei: die Römer sollen sich also durch kein Vertrauen auf eigne Weisheit hindern lassen, sich unter seine Lehre zu beugen. Wir wollen daraus lernen, dass es nicht im Belieben des Lehrers steht, sich die Zuhörer auszusuchen; wer seine Arbeit auf die Großen beschränkt, mit denen Gott doch die Kleinen auf eine Stufe stellt, tut dem Herrn unrecht und beraubt die Menschen ihres Rechts.

Und sage nichts außer dem usw. Zuerst ist bemerkenswert, dass Paulus als geeignete und klassische Zeugen seiner Lehre nicht Menschen aufruft, sondern Mose und die Propheten, die eine über jeden Zweifel erhabene Autorität vom Herrn empfangen hatten. Sicherlich ist es die einzig zuverlässige Grundlage der Lehre, dass man nichts vorbringt, als was unwidersprechlich aus Gottes Munde kam. Weiter lohnt es sich anzumerken, dass die Stücke, die Lukas jetzt anrührt, den Hauptinhalt der Lehre ausmachten: es wurde als Christi eigentliches Amt behauptet, durch seinen Tod die Sünden der Welt zu sühnen und durch seine Auferstehung den Menschen Gerechtigkeit und Leben zu erwerben. Weiter war man überzeugt, dass die Frucht seines Todes gleicher weise den Heiden wie den Juden zugedacht sei.

V. 23. Der Erste sein aus der Auferstehung. Der Zeit nach geht freilich die Auferstehung anderer voran, und auch dies gehört hierher, dass Henoch und Elia entrückt wurden. Indessen weist der Ausdruck wie auch die Bezeichnung Christi als des Erstlings der Auferstandenen (1. Kor. 15, 23) nicht auf die Zeitfolge, sondern auf die begründende Ursache: denn Christus wurde durch seine Auferstehung der Sieger über den Tod und der Herr des Lebens und soll nun in Ewigkeit herrschen, um den Seinen Teil an der seligen Unsterblichkeit zu schaffen. Unter dem Licht ist alles zu verstehen, was auf völliges Glück zielt, wie andererseits die Schrift immer wieder den Tod und jegliches Elend als Finsternis bezeichnet. Ohne Zweifel spielt Paulus an prophetische Sprüche an (Jes. 9, 2; 42, 6. 16; 49, 6; 60, 2): „Das Volk, so im Finstern wandelt, siehet ein großes Licht.“ „Ich habe dich gemacht zum Licht der Heiden“ usw. Mehrere dieser Sprüche machen ganz deutlich, dass das in Juda aufgehende Licht sich weiter auch über die Heiden ausbreiten sollte.

24Da er aber solches zur Verantwortung gab, sprach Festus mit lauter Stimme: Paulus, du rasest! die große Kunst macht dich rasend. 25Er aber sprach: Mein teurer Festus, ich rase nicht, sondern ich rede wahre und vernünftige Worte. 26Denn der König weiß solches wohl, zu welchem ich freudig rede. Denn ich achte, ihm sei der keines nicht verborgen; denn solches ist nicht im Winkel geschehen. 27Glaubest du, König Agrippa, den Propheten? Ich weiß, dass du glaubest. 28Agrippa aber sprach zu Paulus: Es fehlet nicht viel, du überredest mich, dass ich ein Christ würde. 29Paulus aber sprach: Ich wünschte vor Gott, es fehle nun an viel oder an wenig, dass nicht allein du, sondern alle, die mich heute hören, solche würden wie ich bin, ausgenommen diese Bande. 30Und da er das gesaget, stand der König auf und der Landpfleger und Bernice und die mit ihnen saßen, 31und wichen beiseits, redeten miteinander und sprachen: Dieser Mensch hat nichts getan, das des Todes oder der Bande wert sei. 32Agrippa aber sprach zu Festus: Dieser Mensch hätte können losgegeben werden, wenn er sich nicht auf den Kaiser berufen hätte.

V. 24. Paulus, du rasest! Dieser Ausruf des Festus zeigt, wie viel die Wahrheit Gottes bei den Verworfenen ausrichtet: ist sie auch noch so deutlich bezeugt und klar, - man tritt sie dennoch verächtlich nieder. Nichts war törichter und ungesalzener als der Aberglaube der Heiden: seine mehr als lächerlichen Geheimnisse vorzutragen, würden sich diese Großen der Erde geschämt haben. Festus erkennt auch an, dass die Rede des Paulus auf eine gute Bildung und verborgene Weisheit schließen lasse. Weil aber das Evangelium den Ungläubigen, deren Sinne Satan verblendete, verdeckt ist (2. Kor. 4, 3), meint er es mit einem Schwärmer zu tun zu haben. Er wagt des Apostels Rede nicht zu verlachen und ganz offen zu verachten, wehrt sich aber gegen ihren Eindruck. Er erträgt es nicht, seinen Geist ihr zuzuwenden, damit er sich nicht in die gleiche Raserei verwickle. So gehen auch heute viele dem Worte Gottes aus dem Wege, um sich nicht in einem Labyrinth zu verirren; sie halten uns für nicht ganz klug, weil wir uns und andere mit Fragen nach verborgenen Dingen quälen. Darum sollen wir uns durch dies Beispiel warnen lassen und den Herrn bitten, dass er uns nicht nur das Licht seiner Lehre offenbare, sondern zugleich auch Geschmack daran gebe, damit sie uns durch ihre Dunkelheit nicht als Unsinn erscheine und endlich der stolze Überdruss in Lästerung ausbreche.

V. 25. Ich rase nicht. Paulus grollt nicht, noch gibt er eine strenge und tadelnde Antwort auf den lästerlichen Ausruf des Festus, sondern gewährt ihm eine ehrenvolle Anrede. Wäre doch ein hartes Schelten nicht am Platze gewesen: die Unwissenheit eines Menschen, der ja durchaus nicht mit Absicht sich wider Gott erhob, musste verziehen werden. Auch nahm Paulus auf die Persönlichkeit Rücksicht: Festus verdiente zwar eine besondere Ehrung nicht, bekleidet aber ein obrigkeitliches Amt. Darum gibt der Apostel der Lästerung doch nicht völlig nach, sondern tritt für die Ehre des Wortes Gottes ein. Wir entnehmen daraus auch, dass Paulus nicht an sich selbst, sondern nur an die Lehre dachte. Er rühmt nicht seinen Scharfsinn, streitet und müht sich nicht für eigene Klugheit, sondern begnügt sich mit der einzigen Verteidigung: Ich rede wahre und vernünftige Worte. „Wahr“ sind diese Worte, weil sie mit Täuschereien und Trugschlüssen nichts zu tun haben; „vernünftig“ oder nüchtern sind sie, weil sie sich nicht mit hohlen Spekulationen und Spitzfindigkeiten befassen, die nur Streit gebären.

V. 26. Denn der König weiß solches wohl usw. Der Apostel wendet sich zu Agrippa, der etwas bessere Hoffnung gab. Zuerst sagt er, dass ihm der Tatbestand bekannt sei, dann aber führt er ihn sofort zum Gesetz und den Propheten. Denn die Kenntnis der bloßen Tatsachen hätte nicht viel genützt, wenn er nicht wusste, dass die messianischen Weissagungen in der Person des gekreuzigten Jesus erfüllt waren. Dass Paulus (V. 27) an dem Glauben des Agrippa nicht zu zweifeln erklärt, ist keine Schmeichelei: stand er auch nicht mit solcher Ehrfurcht der Schrift gegenüber, wie sie einem frommen Menschen ziemt, so war er doch von Kindheit auf in dem Grundsatz unterwiesen und auch davon überzeugt, dass sie nichts anderes als Gottes Offenbarungen enthalte. Es war bei ihm wie bei der großen Masse, die sich zwar nicht sonderlich um Gottes Wort kümmert, aber es doch im Allgemeinen und ungefähr eben als Gottes Wort anerkennt und eine gewisse Scheu hegt, es zu verwerfen oder zu verachten.

V. 28. Agrippa aber sprach zu Paulus usw. Der Apostel erreicht wenigstens dies, dass er dem König Agrippa ein unfreiwilliges Geständnis auspresst, - so wie ein Mensch ja zu sagen oder sonst irgendein Zeichen der Zustimmung zu geben pflegt, der nicht weiter der Wahrheit widerstehen kann. Allerdings lässt Agrippa merken, dass er nicht gerne, ja dass er überhaupt nicht ein Christ werden wolle, dass er aber zum Widerspruch unfähig ist und gleichsam wider seinen Willen angezogen wird: Es fehlet nicht viel, d. h. beinahe überredest du mich. Wir sehen daraus, wie stark die hartnäckige Widerspenstigkeit des menschlichen Geistes ist, bis Gottes Geist ihn zum Gehorsam beugt.

V. 29. Ich wünschte vor Gott usw. Diese Antwort des Paulus zeigt, welch glühender Eifer für die Ausbreitung der Ehre Christi die Brust des heiligen Mannes erfüllt. Indem er die Fesseln, die der Landpfleger ihm anlegte, geduldig trägt, wünscht er, dass dieser samt den andern den verderblichen Schlingen des Teufels entrissen und mit ihm selbst ein Genosse derselben Gnade werde: Dabei gibt er sich mit dem eigenen beschwerlichen und schmachvollen Lose zufrieden. Bemerkenswert ist, dass Paulus nicht einfach einen Wunsch ausspricht, sondern hinzufügt: „vor Gott.“ Denn Gottes Sache ist es, uns zum Sohn zu ziehen; und ohne die innere Belehrung seines Geistes wird die äußere Lehre stets kalt und unfruchtbar bleiben.

Ausgenommen diese Bande. Sicherlich waren dem Paulus selbst die Bande, deren er sich ja oft rühmt und die er als Ehrenzeichen seiner Sendung vorzuweisen pflegt, nicht allzu hart und traurig. Aber er nimmt Rücksicht auf die, denen er einen Glauben ohne Last und Kreuz im Gebete wünscht. Denn Leute, die noch nicht an Christus glaubten, waren von der Stimmung und Bereitschaft, für das Evangelium zu kämpfen, weit entfernt. Sicherlich muss alle Gläubigen die Sanftmut erfüllen, dass sie ihr Kreuz in stiller Beugung tragen, andern dagegen einen bequemen Weg gönnen und es ihnen, soviel sie vermögen, leicht machen, ohne auf ihre Ruhe und Freude im geringsten neidisch zu werden. Solche Freundlichkeit und Mäßigung hebt sich stark von dem bittern Wesen der Leute ab, denen es ein Trost ist, ihre Leiden andern anzuwünschen.

V. 31. Redeten miteinander usw. Dass Paulus durch das Urteil aller Beteiligten von Schuld freigesprochen wird, bedeutete für das Evangelium eine nicht gewöhnliche Zierde. Und indem Festus den andern beistimmt, spricht er sich selbst das Urteil; denn durch seine Ungerechtigkeit hatte er den Paulus in Gefahr gebracht und sein Leben den Nachstellungen der Feinde ausgeliefert unter dem Vorwande, ihn anderswohin führen zu lassen (25, 9). Es scheint nun, als brächte die Berufung auf den Kaiser dem Apostel Schaden und Nachteil: weil sie aber der einzige Weg war, ihn dem Tode entfliehen zu lassen, bleibt er ruhig und müht sich nicht ab, sich aus dieser Schlinge zu ziehen, nicht nur, weil ja die Sache noch unverhandelt war, sondern auch, weil er eine Offenbarung empfangen hatte, dass Gottes Ruf ihn nach Rom ziehe.

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