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Calvin, Jean - Andachten

Calvin, Jean - Andachten

5. Mo. 34,5.

Also starb Mose, der Knecht des HERRN, daselbst im Lande der Moabiter nach dem Wort des HERRN. Und Er begrub ihn im Tal, im Lande der Moabiter gegenüber Beth-Peor.

Aus dem Brief des Judas ersehen wir, dass es nicht unwichtig war, dass das Grab Moses sich den Augen der Menschen entzog, denn wir hören, es sei darüber ein Streit zwischen dem Engel Michael und dem Satan entstanden. Wenn auch der Grund nicht angegeben wird, weshalb der Leichnam verborgen wurde, so scheint doch Gottes Absicht gewesen zu sein, dem Aberglauben vorzubeugen. Denn es war bei den Juden üblich, wie ihnen auch Christus vorwirft (Mat. 23, 29), die Propheten zu töten, aber darnach ihre Gräber zu verehren. Sie wären also geneigt gewesen, um die Erinnerung an ihren Undank auszulöschen, zu Ehren des heiligen Propheten einen sündhaften Kultus einzurichten und dazu seinen Leichnam in das Land zu tragen, von dem er durch Gottes Gericht ausgeschlossen worden war. Es wurde also rechtzeitig dafür gesorgt, dass das Volk nicht in unbedachtem Eifer den Versuch machte, den himmlischen Ratschluss umzustoßen.

Es ist überflüssig, darüber zu streiten, wie Gott den Mose begraben hat - stehen ihm doch alle Elemente zu Diensten. Es genügte, dass er der Erde einen Wink gab, sie solle den Leib des heiligen Mannes in ihren Schoß nehmen.

Ps. 8,5

V. 5 Der Psalmist will durch diesen Vergleich die unendliche Güte Gottes besonders hervorheben. Es ist wunderbar, daß der Schöpfer des Himmels, dessen Herrlichkeit so unbeschreiblich groß ist, sich so tief herabläßt, den Menschen zu lieben und sich um ihn zu kümmern. Dieser große Gegensatz wird besonders dadurch deutlich, daß der Psalmist hier ein Wort gebraucht, das den Menschen in seiner Ohnmacht, Hinfälligkeit und Sterblichkeit bezeichnet. Fast alle Ausleger übersetzen das mit „gedenken“ wiedergegebene Wort mit „heimsuchen“. Es kann auch manchmal „sich erinnern“ bedeuten. In diesem Sinn könnte David sagen: „Wie wunderbar ist es, daß Gott an die Menschen denkt und sich ständig an sie erinnert.“

Ps. 25,9

V. 9 „Er leitet die Elenden (Demütigen) recht.“ Die Bereitschaft, sich leiten zu lassen, findet sich in keinem Menschen. Zuerst muß das Herz gedemütigt und gebeugt werden, weil es von Natur aus mit Hochmut und Stolz erfüllt ist. Gott demütigt zuerst, und dann reicht er freundlich seine Hand, um durch das ganze Leben zu führen!

Jes 39,8.

Und Hiskia sprach zu Jesaja: Das Wort des Herrn ist gut, das du sagst. Und sprach: Es soll ja Friede und Beständigkeit sein, so lange ich lebe.

Hiskia ist kein unbeugsamer und kein maßlos stolzer Mensch gewesen. Denn die Drohung des Propheten nimmt er in Demut auf. Als er von dem Zorn Gottes hört, da erkennt er seine Schuld und gibt zu, dass er mit Recht gestraft werde. Denn mit den Worten: das Wort des Herrn ist gut - spendet Hiskia nicht nur der Gerechtigkeit des Herrn Lob, sondern nimmt auch geduldig aus seiner Hand hin, was ihm hart und bitter sein musste.

Beachtenswert ist, dass der König nicht einfach sagt: Das Wort des Herrn ist gut - sondern hinzufügt: das du sagest. Es fällt dem Hiskia nicht schwer, ein von einem sterblichen Menschen ihm vorgehaltenes Wort in Ehrfurcht aufzunehmen, weil er dabei auf den schaut, der es eigentlich veranlasst hat. Gewiss konnte dem Könige der Freimut des Jesaja unangenehm und lästig sein; aber er erkennt in ihm Gottes Diener und lässt sich darum zur Ordnung weisen. Umso weniger erträglich ist die Empfindlichkeit der Leute, die, wenn man sie mahnt und tadelt, unwillig werden und dann voller Geringschätzung den Lehrern und Dienern die Frage entgegenschleudern: Seid ihr denn nicht auch Menschen? Als wenn man dem Herrn nur dann gehorchen müsste, wenn er Engel vom Himmel herabschickte oder selber herniederstiege! Freilich sind die wahren Propheten von den falschen zu unterscheiden, die Stimme des Hirten von der Stimme des Mietlings. Aber wir dürfen nicht alle ohne Ausnahme zurückweisen. Wir müssen dieselben anhören, nicht nur wenn sie mahnen und tadeln, sondern auch wenn sie das Urteil sprechen und auf Gottes Geheiß die gerechten Strafen für unsere Sünden ankündigen.

Und sprach: Es soll ja Friede und Beständigkeit sein, so lange ich lebe. Manche Ausleger fassen den Satz als Gebetswunsch: „Es sei nur Friede“ u. s. w. Tatsächlich aber enthält der Satz einen Dank dafür, dass der Herr die verdiente Strafe ermäßigt. - Hiskia will sagen: Gott könnte gleich die Feinde bestimmen, mich aus meinem Königreich zu vertreiben; aber er schont mich und mildert die verdiente Strafe dadurch, dass er sie aufschiebt.

Wohl wurde auch den Gottlosen zuweilen ein Geständnis ihrer Schuld ausgepresst. Doch war dabei ihr Trotz nicht gebrochen; sie murrten dabei gegen ihren Richter. Um also Gottes bittere Drohungen zu versüßen, müssen wir auf seine Barmherzigkeit unsere Hoffnung setzen, sonst schäumt aus unsern Herzen nur herbe Bitterkeit auf. Wer da weiß, dass Gott bei seinen Strafen keineswegs seine väterliche Liebe ablegt, der wird nicht nur bekennen, dass er gerecht ist, der wird auch sanft und still seine zeitweise Härte ertragen. Wenn es uns durch reiche Erfahrung der Gnade Gottes feststeht, dass er unser Vater ist, dann wird es uns auch nicht schwer und bitter, seinem Willen stille zu halten. Denn der Glaube sagt sich, dass uns nichts besser ist, als seine väterliche Züchtigung. So gibt Eli, als er gescholten ward, die demütige Antwort (1. Sam 3, 18): „Es ist der Herr; er tue, was ihm wohlgefällt.“ Und zwar ist er nicht nur deshalb still, weil er mit seinem Murren doch nichts ausrichten kann, sondern weil er sich aufrichtig unter Gottes Gericht beugt. Dem äußeren Anschein nach ist so auch das Schweigen des Saul zu deuten, als er vernimmt, dass er seines Königreiches beraubt werden würde (1. Sam 13, 14). Was ihn aber innerlich trifft, ist nur die Strafe, nicht das Missfallen an seiner Sünde. Darum ist es nicht zu verwundern, dass es in ihm wild kochte, wenn er auch äußerlich Ruhe zeigte; gern hätte er Widerstand geleistet, aber er konnte es nicht. So bitten und flehen Verbrecher, wenn Ketten und Fußfesseln sie festhalten, vor ihren Richtern. Am liebsten aber möchten sie dieselben von ihrem Richtstuhl herabreißen und mit ihren Füßen zertreten. David aber und Hiskia demütigen sich unter Gottes gewaltige Hand, doch verlieren sie dabei nicht die Hoffnung auf Vergebung. Sie wollen lieber die auferlegten Strafen auf sich nehmen, als der Herrschaft Gottes sich entziehen.

Hiskias Wort ist ein schönes Beispiel von Sanftmut und Gehorsam. Er streitet und hadert nicht mit dem Propheten, sondern ist sanft und demütig. So sollen wir sanftmütigen Geistes auf den Herrn hören nicht nur, wenn er uns aufmuntert und ermahnt, sondern auch wenn er uns erschreckt und verdammt und seine gerechten Strafen ankündigt.

Jes. 47,1.

Herunter, du Tochter Babel.

Die ganze Ausmalung geht darauf hinaus, darzustellen, dass den Chaldäern eine ganz furchtbare Umwälzung bevorsteht. Sie, die einst der höchsten Ehre gewürdigt waren, werden in ihrer tiefen Schmach und Schande vor aller Welt eine einzigartige Darstellung dessen gewähren, was es heißt: Gott zürnt.

Solange das babylonische Reich blühte, behauptete es seine geachtete Stellung. Man kam ihm mit den höchsten Ehrungen entgegen. Macht und Ansehen verbergen ja oft wie mit einer Decke die hässlichsten Geschwüre. Zieht man aber die Decke weg, so werden sie offenbar und ernten die größte Schmach: Auf dass deine Schande gesehen werde. So sagt schon Demosthenes: „Solange jemand kräftig ist, merkt man die körperlichen Gebrechen im Einzelnen nicht. Nimmt aber die Kraft ab, so kommt alles zum Vorschein, ob es nun ein Bruch ist oder eine Verrenkung oder irgendein anderes Gebrechen. Und so ist es auch bei den Staaten und Herrschern.“ Wenn nämlich ihre Machtstellung erschüttert wird, und sie ihres Ansehens und ihrer Hilfsmittel verlustig gehen, treten ihre verborgenen Schäden zutage. Grausamkeit, Hinterlist, Raublust, Treulosigkeit, ungerechte Quälereien und andere Verbrechen, die man schätzte, solange es wohl um die stand, welche sie übten, werden nach dem Umschlag der Verhältnisse als Schande gewertet.

Jes. 47,7.

Du dachtest: Ich bin eine Königin ewiglich.

Der Prophet brandmarkt den Hochmut der Babylonier. Ihre Herrschaft hielten sie für ewig. Kein Unheil, glaubten sie, könne sie vernichten. So berauscht das Glück die Kinder dieser Welt; alles verachten sie alsdann. Diese Vertrauensseligkeit verlacht aber Jesaja und zeigt, dass sie bei Gott ganz und gar verhasst seien. - Dass die Chaldäer „dachten“, zeigt, dass sie ihren Hochmut noch nicht offen zum Ausdruck brachten. Aber sie sind von ihrer Hoheit überzeugt, wenn sie es auch noch verborgen halten. Es ist aber ein ungeheuerlicher Wahnwitz, wenn Menschen, uneingedenk ihrer eigenen Hinfälligkeit, sich über die Allgemeinheit erheben. Auf diese Weise vergessen sie, dass sie eben auch nur Menschen sind.

Die Gläubigen sind freilich sorglos, weil die Hand Gottes sie schützt, und weil sie darum auch bereit sind, jedem Missgeschick furchtlos zu begegnen. Doch vergiss nicht, dass sie vielen Unbequemlichkeiten ausgesetzt sind; denn nichts in der Welt ist beständig.

Jes. 65,25.

Wolf und Lamm sollen weiden zugleich.

Alles wird wiederhergestellt werden, wenn Christus herrscht.

Hier scheint ein Vergleich zwischen Christus und Adam vorzuliegen. Denn wir wissen, dass alle Leiden dieser Zeit von der Sünde des ersten Menschen herrühren; seit damals sind wir der Herrschaft beraubt, die Gott dem Menschen über Tiere aller Art verliehen hatte. Diese gehorchten vorher alle willig dem Befehl des Menschen und folgten seinem Wink; jetzt aber lehnen sich die meisten von ihnen gegen den Menschen auf und führen auch untereinander Krieg. Wenn nun Wölfe, Bären, Löwen und andere wilde Tiere dem Menschen Schaden zufügen und auch den Tieren, von denen wir einen gewissen Nutzen haben, ja, wenn die Tiere, die dem Menschen eigentlich nützen sollten, ihm feindselig gegenübertreten, so ist dies seiner Sünde zuzuschreiben, da sein Ungehorsam die Ordnung der Dinge zerstört hat. Da es aber Christi Aufgabe ist, alles wieder in rechten Stand und Ordnung zu bringen, so wird die Verwirrung und Unordnung, die jetzt in den menschlichen Verhältnissen besteht, durch die Ankunft Christi beseitigt werden, weil dann nach Aufhebung des Verderbens die Welt zu ihrem ersten Ursprung zurückkehrt. Der Löwe wird fressen, ohne zu schaden, er wird nicht mehr Verlangen tragen nach Beute; die Schlange wird, mit ihrem Staub zufrieden, sich darin verkriechen und nicht mehr durch ihren tödlichen Biss schaden; kurz, alles, was verstört und in Unordnung gebracht ist, wird wieder geordnet werden.

Daneben darf man ohne Zweifel in den Worten des Propheten eine allegorische Hindeutung auf blutdürstige, grausame Menschen finden, deren rohe und wilde Natur gebändigt wird, sobald sie unter das Joch Christi treten. Aber zunächst müssen wir an die durch den Fall der Menschen bei allen Geschöpfen eingetretene Verwirrung denken; wenn wir das nicht täten, könnten wir diese Wohltat der Wiederherstellung nicht deutlich und völlig verstehen. Zugleich müssen wir uns an den Inhalt des elften Kapitels erinnern. Hier wird und gesagt, wie die Menschen sind, bevor der Herr sie bekehrt und sie seiner Herde hinzufügt, nämlich wilde und ungezähmte Tiere; dann erst beginnen sie, jede schädliche Handlung zu unterlassen, wenn der Herr ihre unreine Lust und ihre wahnwitzige Begierde zum Böses-tun unterdrückt hat.

Mat 5, 9.

Selig sind die Friedfertigen.

Selig sind die Friedfertigen, buchstäblich „die Friedensstifter“. Jesus denkt an solche Menschen, die nicht nur für sich den Frieden lieben und den Streit hassen, sondern auch eifrig suchen, Streitigkeiten unter anderen zu schlichten, überall Frieden zu stiften und Hass und Eifersucht nicht aufkommen zu lassen. Dieses Wort kann uns zur Stärkung dienen: zwischen Streitsüchtigen Frieden herzustellen ist nämlich eine mühselige Sache; wer sich damit beschäftigt, muss die Unannehmlichkeiten tragen, dass man ihn von beiden Seiten mit Scheltworten, Klagen und Beschuldigungen überhäuft, weil jeder nur solche Beschützer haben will, die für ihn Partei ergreifen. Damit wir uns nun nicht an die Gunst der Menschen zu hängen brauchen, befiehlt uns Christus, auf das Urteil seines Vaters zu achten. Er, der Gott des Friedens, zählt uns zu seinen Kindern, wenn wir den Frieden pflegen, auch wenn unser Streben den Menschen nicht gefällt.

Mat 5, 28.

Ich aber sage euch: Wer ein Weib ansieht, ihrer zu begehren, der hat schon mit ihr die Ehe gebrochen in seinem Herzen.

Die Absicht Christi ist, jede fleischliche Begierde zu verdammen. Nach seinem Wort sind vor Gott Ehebrecher nicht nur solche, die die Frau des Nächsten mit der Tat schänden, sondern alle, welche ihre Augen durch schamlose Blicke beflecken. Nur machen selbstverständlich nicht die Augen allein den Menschen des Ehebruchs schuldig, sondern ebenso der verborgene Brand des Herzens. Darum heißt uns auch Paulus keusch sein am Leib und am Geist (1. Kor 7, 34). Christus wandte sich gegen die damals übliche falsche Auslegung des Gebots, welche meinte, man müsse sich bloß vor der äußeren, ehebrecherischen Handlung hüten.

Weil jedoch die Augen gleichsam die Tür des Herzens sind, durch welche die Begierde eintritt, bediente sich Christus bei seiner Verurteilung der bösen Lust dieser Redeweise. Als Ehebrecher gilt vor Gott, wer der Anreizung zum Ehebruch Raum gewährt, ebensogut wie der andere, der mit Bewusstsein auf Hurerei sinnt. Daraus erkennen wir, wie groß die Heuchelei einer Kirche ist, wenn sie leugnet, dass Lust und Begierde ohne die Zustimmung des Willens Sünde seien. Aber freilich, es ist kein Wunder, dass der Begriff „Sünde“ so eingeschränkt wird. Denn wer die Gerechtigkeit auf das Verdienst der Werke gründen will, muss es in der Beurteilung der Sünde selbstverständlich leicht und oberflächlich nehmen.

Luk 6,24.

Aber dagegen weh euch Reichen!

Den vier Seligpreisungen, die Lukas berichtet, stellt er vier entsprechende Wehe gegenüber. Diese Gegenüberstellung soll den Gottlosen Schrecken einflößen und die Gläubigen aufmuntern, sich nicht durch die eitlen und gefährlichen Lockungen der Welt einschläfern zu lassen. Wir wissen doch, wie leicht man sich in guten Tagen in Sicherheit wiegen oder durch die Schmeicheleien der Menschen fangen lässt. Daher kommt es auch, dass Gottes Kinder oft die Gottlosen beneiden, wenn sie deren Glück sehen. Übrigens gilt Christi Wehe nicht allen Reichen ohne Unterschied, sondern nur denen, die ihren Trost in der Welt suchen und auf ihr Vermögen trauend das künftige Leben vergessen. Statt dass der Reichtum also den Menschen glücklich macht, ist er ihm häufig Ursache des Verderbens. Sonst hält Gott die Reichen durchaus nicht von seinem Königreich fern; sie sollen sich nur nicht selbst in ihren Stricken fangen und sich die Tür zum Himmel verschließen, indem sie auf Irdisches ihre Hoffnung bauen. Um zu zeigen, dass Reichtum an sich für Gottes Kinder kein Hindernis ist, erinnert Augustinus sehr schön daran, dass der arme Lazarus in den Schoß des reichen Abraham aufgenommen wurde. Ebenso wie den Reichen gilt Christi Wehe (V. 25) auch denen, die satt und voll sind, d.h. die im Vertrauen auf sichtbare Güter die himmlischen Güter verachten. Ebenso ist das Wehe über die Lachenden zu verstehen: Jesus meint solche, die versunken sind in den Vergnügungen des Fleisches und jede Mühe scheuen, die sie etwa zur Ehre Gottes auf sich nehmen müssten. Das letzte Wehe (V. 26) richtet sich gegen der Ehrgeiz. Nichts ist üblicher, als nach dem Beifall der Menschen zu haschen oder sich von ihm ködern zu lassen; um seine Jünger davon abzuschrecken, zeigt Christus, dass die Gunst der Menschen nur Unheil bringt. Diese Mahnung geht besonders die Lehrer an, die sich vor allem anderen vor dem Ehrgeiz fürchten müssen, weil die reine Lehre Gottes ganz gewiss verunstaltet wird, wenn sie nach der Gunst der Leute fragen. Das Wort „jedermann“ bezieht sich auf die Kinder der Welt, die nur Betrügern und falschen Propheten Beifall zollen. Bei rechtgesinnten Menschen mögen treue und rechtschaffene Prediger der gesunden Lehre immer ihr Lob und ihre Anerkennung finden. Nur das verkehrte Haschen nach Menschengunst wird hier verurteilt: denn, wie auch Paulus (Gal 1, 10) lehrt, niemand wird Christi Diener sein können, solange er Menschen zu gefallen sucht.

Joh. 8,11.

Sie aber sprach: HERR, niemand. Jesus aber sprach: So verdamme ich dich auch nicht; gehe hin und sündige hinfort nicht mehr!

Hieran können wir merken, worauf die Gnade Christi hinaus will: der mit Gott versöhnte Sünder soll durch ein frommes, heiliges Leben hinfort den, der ihn gerettet hat, ehren. Eben dasselbe Wort, das uns die Verzeihung anbietet, ruft uns zugleich zur Buße. Diese Aufforderung deutet vor allem auf die Zukunft, zugleich aber demütigt sie den Sünder im Blick auf sein früheres Leben.

Joh. 8,28.29

Wenn ihr des Menschen Sohn erhöhen werdet, dann werdet ihr erkennen, dass ich es sei und nichts von mir selber tue. Und der mich gesandt hat, ist mit mir. Der Vater lässt mich nicht allein; denn ich tue allezeit, was ihm gefällt.

Und nichts von mir selber tue: Jesus unterfängt sich also nichts zu tun ohne besonderen Auftrag des Vaters. Um das mit einem Beispiel zu belegen, sagt er, er rede nur, was ihn der Vater gelehrt habe. Es sei zu dieser Stelle an das erinnert, was ich schon mehrfach hervorheben musste: wenn Jesus all das Göttliche, das er besitzt, nicht sein eigen nennt, so lässt er sich damit zu der Fassungskraft seiner Hörer herab. Er will damit nur darauf den Finger legen: Haltet meine Worte nicht für Menschenworte; es sind Worte Gottes!

Wohl zu beachten ist hier der Grund, auf welchen Jesus die Tatsache stützt, dass Gott ihm zur Seite steht und ihm seine Hilfe allezeit zuteil werden lässt: denn ich tue allezeit, was ihm gefällt. „Allezeit“, das besagt, dass er nicht bloß bis zu einem gewissen Grade und Maße Gott gehorsam ist, sondern, dass er völlig und ausnahmslos sich dem Gehorsam gegen ihn geweiht hat. Wünschen wir die nämliche Gegenwart Gottes zu erfahren, so haben wir nur unser ganzes Sinnen und Denken auf seine Befehle zu richten. Wollen wir uns nur teilweise auf seinen königlichen Willen einlassen, so wird der Segen Gottes ausbleiben, und alle unsere Bemühungen sind für nichts; und scheint es auch eine Zeit lang, als lächle uns günstiger Erfolg, so wird der Ausgang doch unglücklicher Art sein. Wenn Jesus sagt: der Vater lässt mich nicht allein, so erhebt er damit Klage über die Treulosigkeit seines Volkes, in dem er fast niemanden fand, der ihm die Hand reichte.

Auch zeigt er damit, dass es ihm genug und übergenug ist, wenn er Gott auf seiner Seite hat. Nun, so dürfen auch wir guten Mutes sein: Wir sind nicht allein, und wären wir noch so wenige! Wer dagegen Gott nicht auf seiner Seite hat, der wird vergeblich mit ganzen Menschenmassen prahlen, die zu ihm halten.

Joh. 15,7.

So ihr in mir bleibet.

So ihr in mir bleibet. Weil gläubige Christen es gar oft empfinden, dass es ihnen an vielem gebricht, ja dass sie weit entfernt sind von der reichen Vollsaftigkeit, wie sie zu einem schönen Fruchtertrag erforderlich ist, deswegen folgt jetzt dieser ausdrückliche Zusatz: mag den Gliedern Christi auch noch mancherlei fehlen, so liegt doch für sie jegliche Hilfe bereit, sobald sie nur darum bitten. Bist du in Christo, so wisse, - was dir auch fehlen mag, sobald du Gott anflehst, ersetzt seine Hilfe deinen Mangel. Wie nützlich ist doch diese Erinnerung! Um uns in eifrigem Beten zu üben, duldet es der Herr nicht selten, dass wir inneren Mangel haben. Fliehen wir aber zu ihm, so wird er sich niemals unseren Bitten entziehen, wird aus seiner unerschöpflichen Fülle uns darreichen, was uns not tut (1. Kor 1, 5). Wenn Jesus sagt: Wenn meine Worte in euch bleiben, so deutet er damit an, dass wir durch den Glauben in ihm Wurzel treiben. Sobald du dich von der Lehre des Evangeliums entfernst, suchst du Christus da, wo er nicht ist. - Wenn Jesus übrigens verheißt: Ihr werdet bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren, so räumt er uns damit nicht eine unbegrenzte Bittfreiheit ein. Wie schlecht würde Gott unser wahres Wohl bedenken, wenn er zu allem zu haben wäre und uns jeden Gefallen täte. Bekanntermaßen betreiben die Menschen in zahllosen Fällen eine ganz verkehrte Beterei. Gerade an dieser Stelle bindet Christus das Gebetsleben seiner Jünger an fest abgemessene Schranken: alle ihre Gedanken haben sie dem heiligen Gotteswillen unterzuordnen. Man beachte den ganzen Zusammenhang unserer Stelle. Das „Wollen“, von dem Jesus hier redet, bezieht sich nicht auf Reichtum, irdische Ehren oder dergleichen Dinge, wie sie ein fleischlicher Mensch in seiner Torheit sich ausbitten würde, sondern es bezieht sich auf den Lebenssaft heiligen Geistes, der den Christen zu einer traubenbeladenen Rebe macht.

Gal. 2, 20

“Ich lebe aber; doch nun nicht ich, sondern Christus lebet in mir. Denn was ich jetzt lebe im Fleisch, das lebe ich in dem Glauben des Sohnes Gottes, der mich geliebet hat und sich selbst für mich dargegeben.“

Stets ist das Wort „Tod“ dem Gefühle des Menschen verhaßt; daher fügt der Apostel, nachdem er uns gezeigt hat, daß wir mit Christo gekreuziget seien, hinzu, daß eben dasselbe uns auch zum Leben gereiche. Zugleich erklärt er auch, was er darunter versteht, „Gotte leben“ (V. 19): nämlich, daß er jetzt nicht mehr sein eigenes Leben habe, sondern dergestalt durch die verborgene Kraft Christi belebt werde, daß er sagen könne, Christus lebe und wirke in ihm. Denn wie der Leib durch die Seele besteht, so flößt auch Christus seinen Gliedern das Leben ein. Ein köstlicher Gedanke, daß die Gläubigen ihr Leben außerhalb ihrer selbst, das ist in Christo, haben! Denn nun kann es nicht anders sein, als daß sie in einer wahren und wesentlichen Gemeinschaft mit ihm stehen. Fortan lebt nun Christus auf zwiefache Weise in uns. Erstlich so, daß er uns durch seinen Geist regiert und alles leitet, was wir tun; sodann, daß er uns Teil an seiner Gerechtigkeit gibt, damit wir, weil wir es aus uns selbst nicht vermögen, in ihm Gott angenehm sind. Das Erstere gehört zu unserer Erneuerung, das andere zum Empfang seiner Gerechtigkeit aus lauter Gnaden.

Wenn der Apostel fortfährt: „denn was ich jetzt lebe im Fleische“, so versteht er hierunter das leibliche Leben. Denn man könnte sonst einwenden: „Du hast doch noch ein leibliches Leben; wenn aber dieser sterbliche Leib noch seine Verrichtungen ausübt, wenn er durch Speise und Trank erhalten wird, so ist das nicht das himmlische Leben Christi; es ist also widersinnig zu sagen, daß du kein eigenes Leben habest, da du doch nach aller Menschen Weise lebest.“ Darauf antwortet Paulus, daß dies im Glauben bestehe, womit er andeutet, daß es auf eine dem menschlichen Verstande unfaßbare Weise geschehe. Also das Leben, welches wir im Glauben besitzen, ist nicht den Augen erkennbar, sondern wird im innerlichen Bewußtsein durch die Wirksamkeit des Geistes erfaßt; daher hindert das leibliche Leben nicht, daß wir durch den Glauben das himmlische Leben besitzen; siehe Eph. 2:6: „Und hat uns samt ihm versetzt in das himmlische Wesen.“ und Kap. 2:19: „So seid ihr nun Bürger mit den Heiligen und Gottes Hausgenossen“; desgl. Phil. 3:2: „Unser Wandel ist im Himmel!“

Paulus ist reich an solchen Zeugnissen, durch welche er uns versichert, daß wir also in dieser Welt leben, daß wir doch auch in dem Himmel leben; nicht nur, weil dorten unser Haupt ist, sondern auch, weil wir infolge der Vereinigung ein gemeinsames Leben mit ihm haben, wie Jesus spricht Joh. 14:23: „Wer mich liebet, der wird mein Wort halten, und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden Wohnung bei ihm machen.“ Das sagt Paulus, um die Kraft des Glaubens zu bezeichnen; denn wenn jemanden der Gedanke käme, woher der Glaube solche Kraft hätte, daß er Christi Leben in uns ausgösse, so erklärt er Christi Liebe und Tod als den Grund, auf dem unser Glaube beruhe; denn hieraus ist die Kraft des Glaubens abzuleiten. Wie geschieht es also, daß wir im Glauben Christi leben? Weil er uns geliebt hat und sich für uns dargegeben.

Also die Liebe, mit welcher Christus uns umfaßt hat, hat bewirkt, daß er uns mit sich eins gemacht hat; das hat er durch seinen Tod vollkommen gemacht. Denn indem er sich selbst für uns dargegeben hat, hat er in unserer Person gelitten; was also der Glaube in Christo findet, dessen macht er uns teilhaftig. Wenn aber Paulus von der Liebe redet, so meint er dasselbe, was Johannes sagt: „Nicht, daß wir ihn zuerst geliebt haben, sondern er hat uns zuvor geliebt.“ (1. Joh. 4:10) Denn wenn er uns, durch unser Verdienst veranlaßt, erlöst hätte, so können wir das Erstere mit Grund behaupten; nun aber schreibt Paulus alles seiner Liebe zu; sie ist uns also aus lauter Gnaden geworden.

Man muß also auf diese Ordnung achten: Er hat uns geliebt und hat sich für uns dargegeben; es ist also so viel, als wenn er sagte: Er ist darum für uns gestorben, weil er uns geliebt hat, und zwar zu der Zeit, da wir noch Feinde waren, wie er Röm. 5:10 lehret. Er hat sich selbst für uns dargegeben! Es ist mit Worten nicht genugsam auszusprechen, was das bedeute! Denn wer könnte das erklären, wie groß die Würde des Sohnes Gottes sei? Und dieser hat sich selbst als Lösegeld für uns gegeben! In dem Worte „dargegeben“ ist die ganze Frucht enthalten, die aus dem Tode Christi erwächst, nämlich daß er das Sühnopfer, die Abwaschung, die Genugtuung usw. ist. Und welche Kraft hat das Wort, „für mich“! Denn es ist nicht genug, zu bedenken, daß Christus für das Heil der Welt gestorben ist, sondern es muß ein jeder die Wirkung und den Besitz dieser Gnade für sich in Anspruch nehmen.

Kol. 1, 20

Und alles durch ihn versöhnet würde zu ihm selbst, es sey auf Erden oder im Himmel, damit daß er Frieden machte durch das Blut an seinem Kreuz durch sich selbst.

Wem es beliebt hierunter nur die vernünftigen Kreaturen zu verstehen, so werden es Menschen und Engel sein. Obgleich es nichts absurdes sein wird, es auf alle ohne Ausnahme auszudehnen. Um aber nicht nöthig zu haben zu subtil zu philosophieren; so gefällt es uns, es von Engeln und Menschen gesagt seyn zu lassen. Bei diesen letzteren hat es nun gar keine Schwierigkeit, daß sie eines Friedestifters bei Gott bedürfen. Bei den Engeln aber ist die Frage nicht leicht zu entwickeln. Wozu nämlich da eine Wiedervereinigung, wo kein Gegensatz der Art war? Hiedurch veranlaßt haben viele diese Stelle so gedeutet, daß die Engel wieder zur Eintracht mit den Menschen zurück geführt seyen, und so seyen die Himmlischen mit den Irdischen in das Freundschaftsverhältniß zurückgekehrt. Aber die Worte Pauli klingen ganz anders, nämlich so: Gott habe sie zu sich versöhnt. Jene Auflösung ist also eine gezwungene. Es bleibt uns nur übrig zu sehen, wie die Versöhnung der Engel und Menschen zu verstehen sey. Ich sage, daß die Menschen zu Gott versöhnt sind, weil sie zuvor von Gott entfremdet waren durch die Sünde; weil sie ihn als Richter zu ihrem Verderben hätten empfinden müssen, wenn nicht die Gnade des Mittlers zu Hülfe gekommen wäre, um den Zorn zu stillen. Die Art der Friedemachung zwischen Gott und den Menschen war also der Art, daß durch Christum die Feindschaft vertilgt wurde, und Gott auf diese Weise aus dem Richter ein Vater wurde.

Zwischen Gott und den Engeln aber ist ein weit verschiedenes Verhältniß. Denn da ist kein Defekt1), keine Sünde, und daher auch keine Scheidung. Aber doch mußten auch die Engel aus zwei Ursachen in den Friedensstand mit Gott gebracht werden. Denn da sie Kreaturen sind, so waren sie nicht außer der Gefahr des Falles, wenn sie nicht durch die Gnade Christi befestigt worden wären. Das ist aber kein geringes Moment in Absicht auf die Beständigkeit des Friedens mit Gott, einen festen Stand in der Gerechtigkeit zu haben, so daß sie keinen Fall oder Defekt zu fürchten brauchen. Ferner aber ist auch selbst in dem Gehorsam, den sie Gott leisten, nicht eine solche auserlesene Vollkommenheit, daß sie Gott in allen Theilen so genügen könnten, daß es keiner Vergebung bedürfte. Und hierauf zielt ohne Zweifel jene Sentenz im Buch Hiob: In seinen Engeln findet er Beflecktheit. Denn wenn das vom Teufel verstanden wird, was wäre das eben Großes?! Es spricht aber der Geist dort aus, daß die höchste Reinheit stinke, wenn sie mit der Gerechtigkeit Gottes in Vergleichung komme. Es muß also festgesetzt werden, daß in den Engeln nicht eine solche Gerechtigkeit sey, die zur völligen Gemeinschaft mit Gott genüge. Darum haben sie einen Friedemacher nöthig, durch dessen Gnade sie Gott völlig anhangen. Daher hat Paulus recht, wenn er läugnet, daß die Gnade Christi sich allein auf die Menschen beschränke, sondern sie auch den Engeln gemein macht. Auch geschieht den Engeln kein Unrecht, wenn sie zu dem Mittler gewiesen werden, um durch dessen Wohlthat den feststehenden Frieden mit Gott zu haben.

Wenn Jemand aus Vorwand der bezeichneten Allgemeinheit die Frage vorbrächte in Absicht der Teufel, ob Christus auch deren Friedestifter sei, so antworte ich: nicht einmal der Gottlosen. Doch bekenne ich, daß hier noch ein Unterschied sei; weil diesen doch die Wohlthat der Versöhnung angetragen wird, jenen aber nicht also. Doch dieß gehört nicht zu den Worten des Paulus, die gar nichts anders enthalten, als daß allein Christus es sey, durch der alle Kreaturen allein Gott anhangen, die noch irgend eine Verbindung mit ihm haben.

Kol. 1, 24

Und erstatte“… usw.

Damit gibt Paulus den Grund an, weshalb er sich im Leiden freut: nämlich, weil er darin ein Genosse Christi ist. Nichts seligeres aber kann man wünschen, als diese Gemeinschaft mit Christo (vgl. Röm. 8,17f). Zugleich spricht er damit den für alle Frommen gültigen Trost aus, dass sie in allen Trübsalen, zumal wenn sie um des Evangeliums willen leiden, teilhaftig sind des Kreuzes Christi, auf dass sie auch an der seligen Auferstehung teil haben. Ja, er versichert sogar, dass auf diese Weise voll gemacht werde, was an Trübsalen Christi noch fehle. Denn so heisst es Röm. 8,29: „Welche er zuvor ersehen hat, die hat er auch verordnet, dass sie gleich sein sollten dem Ebenbild seines Sohnes, auf dass derselbige der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern.“ Auch wissen wir, dass zwischen dem Haupte und seinen Gliedern eine solche Einheit besteht, dass der Name „Christus“ zuweilen den ganzen Leib umfasst. So beschliesst Paulus 1. Kor. 12,12 seine Rede von der Gemeinde damit, es sei bei Christus, d.h. aber in Christi Gemeinde ebenso, wie beim menschlichen Leibe. Wie also Christus einmal gelitten hat in seiner eigenen Person, so leidet er nun täglich in seinen Gliedern, und so wird das Maß der Leiden voll gemacht, welches der Vater dem Leibe Christi nach seinem Ratschluss verordnet hat.

Eine zweite Erwägung, welche unsere Herzen in den Trübsalen stärken und trösten soll, ist diese: durch Gottes Vorsehung ist es also verordnet und bestimmt, dass wir durch Erduldung des Kreuzes Christo gleichgestaltet werden und dass unsere Vereinigung mit ihm sich auch hierauf erstreckt.

Als dritten Grund seiner Freude fügt Paulus hinzu, seine Leiden seien segensreich nicht nur für wenige, sondern für die ganze Gemeinde. Vorher hatte er gesagt, er leide für die Kolosser, jetzt aber dehnt er dies weiter dahin aus: die Frucht seiner Leiden komme der ganzen Gemeinde zu gut. Welche Frucht gemeint ist, zeigt Phil. 1,12. Das ist die einfachste und nächstliegende Erklärung. Paulus ist darum in seinen Verfolgungen fröhlich, weil er dafür hält (2. Kor. 4,10): wir müssen „das Sterben des Herrn Jesu an unserem Leibe umhertragen, auf das auch das Leben Jesu an unserm sterblichen Fleische offenbar werde“. Ebenso schreibt er 2. Tim. 3,11: „dulden wir mit - mit Christo -, so werden wir mit herrschen; sterben wir mit, so werden wir mit leben.“ Der Ausgang wird also glücklich und herrlich sein. Wir dürfen uns freilich nicht der Bedingung entziehen, welche Gott seiner Gemeinde als den einzigen Weg zu diesem Ziele verordnet hat: Christi Glieder müssen innerlich mit ihrem Haupte zusammenstimmen. Darum sollen wir die Trübsale gern erdulden, weil sie allen Frommen nützlich sind und das Heil der ganzen Gemeinde fördern, indem sie die Lehre des Evangeliums verherrlichen. –

Die römische Lehre missbraucht unsere Stelle, wenn sie derselben einen Beweis für die Ablasskraft des Blutes der Heiligen entnimmt. Man legt den Finger darauf, dass Paulus in seinen Trübsalen Sühneleiden sah, welche Christi Versöhnungswerk ergänzen sollen. Aber von dergleichen genugtuenden Leistungen ist hier nicht die Rede, sondern einfach davon, dass die Trübsale der Gläubigen, welche die Glieder ihrem Haupte ähnlich machen, den ganzen Leib der Gemeinde seiner Vollendung entgegenführen müssen. Dass jemand für die Gemeinde leidet, kann man in demselben Sinne sagen, als dass jemand für seine Brüder stirbt, wobei doch der Gedanke an eine Sühne zur Vergebung der Sünden ganz fernliegt. Und dass unser Wort in keinem anderen Sinne gemeint ist, ergibt der Zusammenhang. Fährt doch Paulus alsbald fort (V. 25), dass er ein Diener der Gemeinde geworden ist nach dem göttlichen Predigtamt, also nach seinem besonderen, ihm von Gott übertragenen Beruf. Dieser Beruf war aber nicht, die Gemeinde zu erlösen, sondern sie zu erbauen. In diesem Berufe hat Paulus, wie er an Timotheus schreibt (2. Tim. 2,10), um der Auserwählen willen alles erduldet, damit sie die Seligkeit erlangen möchten. Ähnlich heisst es auch 2. Kor. 1,4, dass der Apostel alles gern erdulde zur Tröstung und zum Heil seiner Gemeinde.

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Abfall
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