Calvin, Jean - An Francois Daniel in Orleans.

Nr. 614 (C. R. – 3138)

Calvin, Jean - An Francois Daniel in Orleans.

Vgl. 606. Framberge war wie Daniel Calvins Jugendfreund in Orleans (vgl. Nr. 6); Guillaume du Coste, Abbe de Bon-Repos, Domherr in Orleans (nach Herminjards Vermutung der Adressat von Brief Nr. 50), schon lange heimlich dem evangelischen Glauben zugetan, trat 1562 offen zum Protestantismus über.

Ein Jurist wider Willen.

Dass du dich durch meine Fürbitte erweichen ließest, deinem Sohne zu verzeihen, war ein Liebesdienst, den du mir erwiesen hast und der mir liebe Erinnerungen an unsere alte Freundschaft wachrief, die du, wie ich sehe, auch nicht vergessen hast. Den jungen Mann selbst habe ich ernstlich ermahnt, das Rechtsstudium nicht beiseite zu werfen. Er erwiderte zuerst, er habe eben zu dieser Wissenschaft gar keine Lust, da er ja doch nicht hoffen dürfe, die einmal brauchen zu können, und brachte allerlei schöne Ausreden vor, warum er sich nicht gern zur Tätigkeit im Zivilrechtswesen entschließe, dass heutzutage bei Euch durch und durch korrumpiert sei. Als ich ihn aber an seine Pflicht erinnerte und ihm besonders vorhielt, dem Vorwurf der Undankbarkeit könne er sich nicht entziehen, wenn er deinem Wunsche nicht entspreche, da versprach er, alles tun zu wollen, was ich ihm in deinem Auftrag gebiete. Hat er nun auch meinem Zureden nachgegeben, so habe ich doch gemerkt und kann es nicht verschweigen, dass er nur ungern tat. Übrigens will ich, so weit meine Beschäftigung es erlaubt, mich bemühen, darauf zu achten, dass er sich nicht nach seinem Gutdünken allzu viel außer dem ihm gewiesenen Studiengang beschäftigt; doch ist bei ihm nicht zu befürchten, dass er aus jugendlicher Leidenschaft übermütig wird. Sehe ich mit der Zeit, dass er im Zivilrecht keine wünschenswerten Fortschritte macht, so müssen wir dann eben nach dem Stand der Tatsachen unsere Pläne fassen. Du weißt ja, wie schwer es ist, angeborene Naturanlagen zu zwingen. Ich will auch dafür sorgen, dass er sich literarischen Studien widmet und auch einiges Theologische mit einbezieht. Sicher ist es, zu welchem Lebensberuf du ihn auch bestimmst, in erster Linie wichtig, dass er im Glauben gut geschult ist. Bisher sehe ich nicht, wieso dir sein Weggehen von Hause ärgerlich sein könnte; denn es trägt bereits nicht zu verachtende Früchte. Könntest doch auch du dich einmal aus den Schlingen, in denen du gefangen liegst, frei machen! Was du mir brieflich anweisest, werde ich deinem Sohne in monatlichen Raten auszahlen. Weil ihm der Anzug, den er noch von zu Hause mitbrachte, in Lyon durch Diebstahl abhanden kam, so konnte ich ihm die Anschaffung eines neuen zu mäßigem Preis zum Schutz gegen die Winterkälte nicht verweigern. So viel für jetzt; begibt sich mit der Zeit etwas Neues, so will ich dirs getreulich melden. Unserm lieben Framberge wünsche ich, da ich anders nicht für seine ewige Seligkeit sorgen kann, einen besseren Sinn, dass er nicht zu Grunde geht in seinem Schmutze. Und was soll ich vom Abbe de Bon-Repos sagen? Er sitzt doch allzu sicher in seinem alten Wesen fest. Gott leite Euch alle mit seinem Geiste, er behüte und unterstütze Euch mit seiner Kraft und mache Euch reich an himmlischen Gütern; er segne auch Deine Familie mehr und mehr. Nochmals und nochmals lebwohl, bester Mann, verehrter Freund.

26. November 1559.

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