Calvin, Jean - An Charlotte de Coligny in Fort de l´ Ecluse.

Nr. 579 (C. R. – 2951)

Calvin, Jean - An Charlotte de Coligny in Fort de l´ Ecluse.

Charlotte de Coligny, geb. de Laval, teilte offenbar ihres Mannes Gefangenschaft und bewog ihn, zum evangelischen Glauben überzutreten.

Vom Segen der Trübsal.

Madame, wenn die Traurigkeit, die Sie bei der Gefangennahme Ihres Herrn Gemahls empfanden, auch hart und bitter für Sie war, so hoffe ich doch, Sie werden zum Teil wenigstens bereits an ihren Früchten erkannt haben, dass Gott Ihnen eine solche Heimsuchung nur gesandt hat zu Ihrem Wohl und Seelenheil, und das muss ja all unser Leid versüßen und uns geduldig machen, so dass wir uns Gott gutem Willen friedlich unterwerfen. Wir müssen es merken, dass er nicht nur unseren Glauben prüft, sondern auch, wenn er uns den trügerischen Lockungen und Lüsten dieser Welt entzieht, uns seine Güte schmecken und seine Hilfe spüren lässt und uns sozusagen unter seine Flügel sammelt, damit wir mit David sagen können, dass unser höchstes Gut ist, ihm anzuhangen [Psalm 16, 5]. Tatsächlich ist es ja schwer, wenn wir, wie man sagt, glücklichen Wind im Segel haben, dass unser Herz in seiner Freude sich nicht verliert, und es ist kein Wunder, dass es nicht oft vorkommt, dass jemand, der lang im Glücke lebt, sich hält in der Furcht Gottes. Gerade eben um seine Kinder im Zaum zu halten, schickt ihnen Gott allerlei Trübsal. Ja wir sehen, selbst David brauchte solche Arznei, denn er bekennt, dass auch er, als es ihm wohl ging, sich selbst mehr zuschrieb, als er durfte, und nicht mehr daran dachte, dass seine ganze Kraft darauf beruhte, sich auf Gott zu stützen [Psalm 30, 7]. Ich zweifle nicht daran, dass auch Sie seit einem Jahre gemerkt haben, dass diese Züchtigung Ihnen nützlicher war, als Sie es sich je hätten denken können, bevor Sie sie erfahren hatten, und daran spüren wir, dass, obwohl wir das so genannte Unglück gemein haben mit Ungläubigen und Weltmenschen, Gott doch das segnet, was wir zu leiden haben und es so zu unserem Besten wendet, dass wir uns stets trösten, ja uns freuen können in unserem Leid. Ja, Sie müssen auch erkennen, dass es Gott noch gefallen hat, schonend mit Ihnen umzugehen, wenn Sie sehen, wie viel schärfer er viele andere behandelt, die doch nicht einmal irgendeine Erleichterung in ihrem Schmerze haben. Das geschieht, damit Sie umso leichter aus seiner Mahnung Nutzen ziehen können, ohne durch Güter und Ehren dieser Welt aufgehalten zu werden; ja, wenn es ihm gefallen sollte, Ihnen davon wieder mehr als bisher zu geben, dass Sie sich dann hüten, Ihr Herz daran zu verlieren, vielmehr alle zeitlichen Güter nur so brauchen, dass Sie nicht gehindert werden, nach Höherem zu trachten. Wenn uns ja wirklich auch alles nach Wunsch ginge ohne alle Trübsal, so müsste uns doch schon die Kürze dieses Lebens zeigen, dass es hienieden nur ein trübseliger Aufenthalt ist. Wie dem auch sei, Madame, werden Sie nicht müde, einem so guten Meister zu dienen und einem so lieben Vater sich unterzuordnen im Bewusstsein, dass unsere größte Weisheit ist, sich von ihm führen zu lassen und darauf zu warten, dass er uns heimholt zur ewigen Ruhe. Man zieht zwar heutzutage den Hass der Menschen auf sich, wenn man ihn rein ehren will; aber erzürnen Sie lieber jedermann, um ihm allein zu gefallen, als dass Sie vom rechten Wege weichen, um dem Hass und dem Murren der Welt auszuweichen. Es ist ja auch nur recht, dass wir uns ganz ihm hingeben, der uns so teuer erlöst hat, und nach der Liebe, die er uns erwiesen, müssen wir seine Gnade höher schätzen als alle Gunst der Welt. Damit, Madame, empfehle ich mich ergebenst Ihrer Wohlgewogenheit und bitte den lieben Gott, er wolle Sie in seiner heiligen Hut halten, Sie leiten durch seinen Geist, Sie reich werden lassen an geistigen Gütern und Sie stärken in unüberwindlicher Standhaftigkeit.

4. September 1558.

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