Calvin, Jean - An Toussaint in Montbeliard.

Nr. 431 (C. R. – 2087)

Calvin, Jean - An Toussaint in Montbeliard.

Mehrere Pfarrer in Montbeliard, die sich weigerten, die lutheranisierenden Agenden zu brauchen, waren abgesetzt worden; Farel stand deswegen in Fehde mit Toussaint, der den Schweizer Reformatoren auch durch seine Einsprache gegen Servets Hinrichtung verdächtig geworden war.

Beginnende Entfremdung.

Obwohl mir Eure gegenwärtigen Verhältnisse so ziemlich unbekannt sind, so hege ich doch, soviel ich einem unbestimmten Gerücht entnehmen kann, die Befürchtung, es sei zwischen dir und den Brüdern eine dumpfe Verstimmung zurückgeblieben, die, wenn sie nicht rechtzeitig beseitigt wird, schließlich zum nicht geringen Schaden der ganzen Kirche in offenen Zwist ausbrechen müsste. Deshalb bitte ich dich, lieber Bruder, - denn an dir ists, den andern voranzugehen, - um unserer Freundschaft willen, deshalb ermahne und beschwöre ich dich kraft unseres gemeinsamen Dienstes am Worte, gib dir doch alle Mühe, dich mit den frommen Brüdern zu versöhnen, denn du siehst ja, dass ihnen nur Christi Ehre am Herzen liegt. Die bösen Gesellen aber, die mit ihrem Unkraut den Acker des Herrn verunreinigen, unterdrücke mit aller Strenge und zeige dadurch all den verständigen Leuten, die deine weichliche Toleranz brennt und plagt, dass auch du es ernst nimmst. Nur soviel wollte ich (gestatte es mir) von Euern verworrenen, oder mir wenigstens nicht klar gewordenen, Verhältnissen sagen, um durch mein Schweigen keine Freundespflicht zu versäumen. Gewiss wird dich doch, auch wenn dir mein Rat nicht ganz behagt, meine freimütige Rede, die aus ehrlichem Herzen kommt, nicht verletzen. Ich schicke dir hier auch eine kurze Verteidigung unserer Lehre gegen die Nachäffer Luthers. Obschon von Eurer Zustimmung ganz überzeugt, wagte ich doch nicht, Euren Namen auch dazu zu setzen, um Euch nicht dem Hass, ja der Gewalttat derer auszusetzen, die Euch in dieser Sache, wie ich weiß, auch sonst schon ungnädig sind. Lebwohl, verehrtester Bruder. Der Herr leite dich mit seinem Geiste und halte dich aufrecht mit seiner Kraft. Grüße unsere Kollegen.

Genf, 18. Januar 1555.
Dein
Johannes Calvin.

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