Calvin, Jean - An Frau Peronne de Cany in Varannes bei Noyon.

Nr. 352 (C. R. – 1693)

Calvin, Jean - An Frau Peronne de Cany in Varannes bei Noyon.

Es ist ganz unbekannt, wer der von Frau de Cany unterstützte Unwürdige war; auf Bolsec wird man nicht schließen dürfen. Offenbar handelte es sich um Unterstützung eines Libertiners oder Wiedertäufers oder auch eines Schwindlers zur Reise nach Genf. Weggelassen ist eine nicht ganz klare Bitte um Hilfe in einem Prozess Bezas um seine Besitzungen in Frankreich.

Misserfolg soll nicht vom Wohltun abschrecken.

Madame, es tut mir sehr leid, dass die so löbliche Tat, die Sie vor etwa einem halben Jahre getan haben, nicht besser angewendet war. Nämlich, dass nicht ein guter, wirklicher Knecht Gottes da war und die Unterstützung erhielt, die nun ein so schlechtes, elendes Geschöpf, wie nur eins in der Welt ist, erhielt. Da ich wenigstens teilweise wusste, welcher Mensch das ist, so hätte ich lieber gehabt, er wäre irgendwo im Straßengraben verdorben; das wäre mein Wunsch gewesen. Seine Ankunft in Genf freute mich wie ein Dolchstich ins Herz. Aber ich hätte ihn doch nie für ein so abscheuliches Ungeheuer in jeder Gottlosigkeit und Verachtung Gottes gehalten, wie er sich hier gezeigt hat. Ich versichere Sie, Madame, hätte er sich nicht so bald davongemacht und mich damit meiner Pflicht entbunden, so hätte es nicht an mir gelegen, wenn er nicht durchs Feuer gemusst hätte. Doch, wenn das Gute, das wir tun wollen, nicht ausfällt, wie es zu wünschen wäre, so genügt es, dass Gott unsern Dienst annimmt. Er gebietet uns, allen zu helfen, die in Not sind, und vor allem denen, die für seinen Namen leiden. Wenn die Menschen sich dann oft unserer Unterstützung unwürdig erweisen, so müssen wir damit zufrieden sein, dass der Meister bekennt, er wolle alles ansehen als ihm selbst erwiesen. Und selbst wenn die Menschen undankbar sind, so wolle er reiche Vergeltung üben, um die wir nicht betrogen werden können. Darin haben wir ein schönes Vorrecht vor denen, die Gott zu dienen glauben, wenn sie ihren Phantasiegebilden dienen. Denn wenn wir dem folgen, was er gebietet, so kommen wir nicht in Gefahr, unsere Mühe umsonst zu haben. So wollen wir nicht müde werden, Gutes zu tun, wie auch St. Paulus uns mahnt [Gal. 6, 9], und er meint damit, wir könnten an den Menschen manches finden, was uns gleich den Mut verlieren ließe, würfen wir unsern Blick nicht weiter. Tatsächlich will unser Herr ohne Zweifel nur unsere Beharrlichkeit prüfen, wenn er zulässt, dass solche Versuchungen an uns treten. So wäre, wer die Undankbarkeit der Menschen als Vorwand zu Unbarmherzigkeit nähme, doch nicht zu entschuldigen. Wir hier haben es recht nötig, fest zu werden gegen solches Ärgernis, denn es trifft uns alle Tage, und ich zweifle nicht daran, dass der Herr auch Sie so festgemacht hat, dass Sie es nicht lassen, sich für die Seinen zu verwenden, wenn sich Gelegenheit dazu bietet und Sie die Mittel haben, das zu tun, wozu sie verpflichtet sind. Denn wenn Gott annimmt und auf seine Rechnung setzt, was den Seinen getan wird, so vergehen wir uns an ihm und nicht an den Menschen, wenn wir in dieser Beziehung unsere Pflicht nicht tun. Nun bietet unser Herr durch uns eine Gelegenheit, Ihre Beharrlichkeit zu zeigen, wiewohl es mir genügt, Sie dazu im Allgemeinen ermahnt zu haben. - - -

[Dez. 1552].

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