Calvin, Jean - An Farel in Neuchatel (187).

Nr. 187 (C. R. – 878)

Calvin, Jean - An Farel in Neuchatel (187).

Am 24. Januar 1547 war Calvin im Auftrage des Rats in die deutsche Schweiz gereist zur Besprechung der kirchlichen und politischen Lage. Ganz Sünddeutschland befand sich damals in der Macht des Kaisers, da Johann Friedrich und Philipp von Hessen, von Moritz von Sachsen bedroht, sich in ihre Länder zurückgezogen hatten. Nur Augsburg, Straßburg, Lindau und Konstanz hatten sich noch nicht übergeben.

Politische Nachrichten.

Textor wird zurückkommen, ehe mein Brief in deine Hände kommt. Dass ich nicht über Neuchatel kam auf meiner Rückreise aus der Schweiz, hat seinen Grund darin, dass ich den Brüdern versprochen hatte, auf einen bestimmten Tag wieder hier zu sein, und dieser Tag wäre verstrichen, wenn ich mich nicht sehr geeilt hätte. Im Bezug auf die gegenwärtigen Wirren herrscht bei den Baslern entweder eine außerordentliche Verblüffung, oder aber sie haben sich sonderbar verstellt; freilich, sie wollen etwas unternehmen, sind aber recht kühl, und ihre Pläne gefielen mir nicht. In Zürich bemerkte ich große Erregung. Sie waren nicht weniger wegen Konstanz als ihrer selbst wegen in Sorge. Den Konstanzern hatten sie alles angeboten, was sie hatten. Und trotzdem war die Lage der armen, von allen Hilfsmitteln entblößten Stadt recht unsicher. Hat sie sich bis heute halten können, so ist auch fernerhin, glaube ich, keine Gefahr. Weißt du etwas darüber, so gib uns Bericht. Einige sprachen die Befürchtung aus, dass auch schon Gesandte der Straßburger am kaiserlichen Hof gewesen seien. Wahrscheinlich ists mir nicht. Die Zürcher waren leicht zu bestimmen. Am meisten gefiel mir das von ihnen, dass sie allen frühern Zwist vergaßen und nur auf die Rettung aller Evangelischen bedacht waren, ebenso bereit, sich für Straßburg zu verwenden wie für Konstanz. Du glaubst kaum, unter welch schimpflichen Bedingungen die Städte, die sich ergeben haben, Frieden schlossen, am allerschimpflichsten von allen der Herzog von Württemberg. Natürlich, das ist der Dank der Tyrannen! Die Berner sind, soviel ich bemerkte, zu sehr damit beschäftigt, ihr Besitztum zu schützen, als dass sie etwas von der Feuersbrunst beim Nachbar merkten. Über die kirchlichen Verhältnisse weiß ich allerlei, was zu mysteriös ist, als dass ichs einem Brief anvertrauen könnte. Wenn du also hierher kommst, ist es der Mühe wert. Aber bald. Ich habe etwas in Händen, was ich bald zurückschicken muss. Aber ich möchte, ich könnte es dir zeigen, und du wirst sehen, dass ich das nicht ohne Grund wünsche. Lebwohl, lieber Bruder, mit all deinen Angehörigen, die du von mir und meiner Frau vielmals grüßen sollst. Grüße auch alle Brüder angelegentlich.

Genf, 20. Februar [1547].

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