Calvin, Jean - An Farel in Neuchatel (178).

Nr. 178 (C. R. – 826)

Calvin, Jean - An Farel in Neuchatel (178).

Calvin hatte gemeint, das Manuskript seines Kommentars zum 2. Korintherbrief sei verloren gegangen, und nicht beim Buchdrucker Wendelin Rihel in Straßburg angekommen. Weggelassen sind Nachrichten über Farels Familie usw. Was der Berner Stadtschreiber Zurkinden in seinem Brief für Gefahren andeutete, so dass Calvin die Reise unterbrach, darüber gibt der folgende Brief an Viret Kunde.

Von wieder gefundenen Manuskripten und einer vereitelten Reise.

Jetzt habe ich doch ein wenig Ruhe gefunden, seit ich vernahm, mein Kommentar sei ganz wohlbehalten [angekommen]. Denn während ich ihn für verschwunden hielt, ging mir ein ganzer Monat verloren. Das Büchlein über das Ärgernis hatte ich angefangen. Ich musste es weglegen. Was ich nur anfing, geriet nicht. Vom Galaterbrief konnte ich kaum ein halbes Kapitel fertig bringen, solange ich so gehemmt war. Der Verlust selbst ärgerte mich nicht so, wie das, dass ich ihn meiner Nachlässigkeit zuschrieb. Von jetzt an bin ich durch Schaden klug. Wir haben uns gewundert, weshalb Wendelin im Büchlein gegen die Wiedertäufer meinen Brief an Euch wegließ. Denn geschickt hat ihn des Gallars. Mit dem nächsten Boten werde ich erfahren, weshalb er ihn und das Schriftchen über die Reliquien bei sich behält, ohne ein Wort davon zu erwähnen. - - -

Weil du an Viret geschrieben hast, du fürchtetest, ich möchte dir wegen des geöffneten Briefes zürnen, so zürne ich dir nun allerdings ernstlich, weil du das gefürchtet hast. Hältst du mich für so doppelzüngig? Denn mehr als einmal sagte ich dir, das dürfest du tun. Wenn es nicht auch die, die mir schreiben, anginge, so wollte ich dir diese Freiheit immer gestatten. Ich verzweifle noch nicht ganz daran, noch vor dem Winter zu Euch kommen zu können. Lebwohl bester Freund und liebster Bruder im Herrn. Grüße alle Kollegen und Freunde angelegentlich. Der Herr sei stets mit Euch und behüte, leite Euch und segne Euer frommes Wirken. Amen.

[September 1546].
Dein
Johannes Calvin.

Ich hatte plötzlich den Entschluss gefasst, dich zu besuchen und war schon halben Weges. Was mich dann wieder heim trieb, siehst du aus beiliegendem Brief. Sagte er nur, er müsse über wichtige Dinge mit mir reden, so hätte die Besprechung wohl noch ein paar Tage hinausgeschoben werden können. Da er aber auf eine sehr große Gefahr und sehr wichtige Entscheidung anspielt, so hat er uns alle zu der Ansicht bewogen, es sei besser, sofort heimzukehren. So bin ich, wie du siehst, des Besuchs bei dir und deinen Brüdern wieder beraubt worden, den ich in sicherer Hoffnung schon im Voraus genoss. Viret war nicht weniger erfreut über meine Absicht, zu Euch zu reisen, als Ihr es wohl gewesen wäret über mein Kommen, und bestärkte uns in unserm Plan durch Zureden, so gut er konnte. Doch wagte er nicht, so sehr darauf zu dringen, dass er es nicht auch für besser hielt, den von Zurkinden erwähnten Gefahren zuvorzukommen.

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