Calvin, Jean - An Christophe Fabri in Thonon.

Nr. 146 (C. R. – 725)

Calvin, Jean - An Christophe Fabri in Thonon.

Calvin als Sittenrichter.

Es ist hier ein Bürger aus einer der vornehmsten Familien, dessen Magd entfloh heimlich, da sie schwanger geworden war. Wir hörten dann, sie sei in Rolle. Wir schickten dorthin. Man fand sie, als sie vor der Niederkunft stand, und kurz drauf gebar sie eine Fehlgeburt. Als der Ortsvorsteher auf unser Gesuch eine Untersuchung wegen Ehebruch einleiten wollte, brachte man die Person auf ein Schiff und fuhr mit ihr gegen Euer Gebiet hin. Es war Carinod, der das tat. Du siehst, es wird da mit Gott Spott getrieben. Wenn Ihr uns nun Eure Hilfe angedeihen lassen wollt, so solls ihnen mit aller Kunst nicht gelingen, die Wahrheit nicht an den Tag kommen zu lassen. Carinod muss vorgeladen werden; es muss ihm verkündet werden, er solle das Mädchen herbringen, sonst werde man gegen ihn wegen Entführung verfahren. Denn da feststeht, dass er sie aufs Schiff gebracht hat, so ist die Sache, wenn die Person nicht irgendwo zum Vorschein kommt, sehr verdächtig. Wer weiß, ob man sie nicht in den See geworfen hat? Durch solche Drohungen wird er sich vielleicht bewegen lassen, sie vorzuführen. Wenn nicht, so muss man gegen ihn verfahren wegen Ehebruch. Denn das Mädchen hat behauptet, von ihm schwanger zu sein. Will er also diese Schuld nicht auf sich nehmen, so soll er sagen, wer anders schuld ist. Er hat das Mädchen nach Rolle gebracht, er hat es auch von dort weggeführt. Er soll sagen, wer sie ihm anvertraut hat, oder für wen er das getan hat. Es ist aber Schnelligkeit und größter Eifer nötig. Sorge also dafür, dass wir so bald wie möglich etwas Sicheres erfahren. Denn wenn dieser Ehebruch nicht herauskommt, wird nachher in Genf alles ungestraft bleiben. Lebwohl, lieber Bruder und trefflichster Freund, samt deiner Frau und Hanna. Meine Frau, die noch mit einfachem Fieber zu tun hat, lässt Euch alle grüßen.

Genf, 3. November 1545.
Dein Johannes Calvin.

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