Calvin, Jean - An Farel in Neuchatel (132).

Nr. 132 (C. R. – 639)

Calvin, Jean - An Farel in Neuchatel (132).

Reise zu Gunsten der Waldenser.

Als jene zwei Waldenser Brüder, von denen ich dir schrieb, auf meine Veranlassung hin wieder heimgereist waren, kam gleich der eine von ihnen wieder zu uns zurück mit einer Trauerbotschaft; ein paar Dörfer seien verbrannt worden, mehrere alte Leute dabei in den Flammen umgekommen, andere mit dem Schwert zusammengehauen, wieder andere zu noch grausamerer Hinrichtung weggeführt worden; die Verfolgungswut sei so groß gewesen, dass man selbst Mädchen, schwangere Frauen und Kinder nicht geschont habe. So entsetzlich ist, was geschehen ist, dass ich wie betäubt bin, wenn ich nur dran denke. Ich kanns gar nicht in Worten ausdrücken! Als wir die Botschaft hörten, schien des den Kollegen das Beste, den Mann zu dir zu senden mit einem Brief von mir, der die Sache der Verfolgten den Pfarrern aller Kirchen empföhle. Nachher baten wir aber den Rat um seine Meinung, weil unter uns nicht völlige Sicherheit darüber war, was geschehen müsse. Der Rat beschloss, ich solle selbst zu den Schweizer Kirchen reisen. So werde ich mich morgen auf den Weg machen. Vor Donnerstag kann ich kaum in Bern sein. Ich werde so bald wie möglich beim Schultheißen drauf dringen, dass mir Ratsaudienz gewährt wird. Wenn du es für gut hältst, so mach, dass du freitags in Bern bist. Von dort aus wollen wir dann miteinander reisen. Bist du nicht da, so reise ich weiter. Weil Butzer uns in seinem letzten Brief fast alle Hoffnung abschnitt, fürchte ich, es wird verlorene Mühe sein, auch nach Straßburg zu gehen. Raten aber die Basler zu, so werde ichs doch versuchen. Es wäre mir sehr lieb, dich in Bern wenigstens zu sehen. Lebwohl, lieber Bruder. Grüße alle. Ich schreibe ganz erschöpft vor Traurigkeit, unter Weinen, das mir zuweilen so hervorbricht, dass ich aufhören muss, zu schreiben.

4. Mai

Dein
Johannes Calvin.
Alle Kollegen lassen dich grüßen. Sie sind alle hier außer de Geneston, der vor kurzem in seine Heimat gereist ist.

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