Bunyan, John - Buße und Unbußfertigkeit

Bunyan, John - Buße und Unbußfertigkeit

Wahrhaft empfindlich sein gegen die Sünde, heißt Schmerz empfinden, daß man Gott mißfällig ist, betrübter darüber sein, daß Er durch uns mißfällig geworden, als daß Er über uns mißfällig ist.

Hüte dich, eine Sünde in deinem Leben unbereut hingehen zu lassen, denn dies wird deinem Gewissen eine Wunde und deinem Frieden eine Bresche beibringen; und hundert gegen eins: zuletzt treibt sie alle Gnade in dir in einen so dunklen Winkel deines Herzens, daß du mit allen Fackeln des Evangeliums nicht im Stande bist, dieselbe aufzufinden zu deiner Beruhigung und zu deinem Troste.

Der Mensch rechnet, ehe sein Herz gebrochen ist, die Zeit als seine eigene, und deßhalb vertreibt er sie leichtsinnig mit geringfügigen Dingen. Seine Seele weiß nichts von Furcht, weil Gottes Ruthe nicht auf ihm ist. Aber wenn er sich unter der verwundenden Hand Gottes sieht, oder wenn Gott wie ein Löwe alle seine Gebeine zerbricht, dann demüthigt er sich vor Ihm, fällt Ihm zu Füßen und lernt jeden Augenblick als eine Gnade betrachten.

Wenn Menschen einigermaßen dahingebracht worden sind, daß Vernunft und Gewissen ein wenig auf den Prediger zu horchen anfangen; wie viele Künste, Ausflüchte, Entschuldigungen, Aufschübe und Schlupfwinkel machen und erfinden sie, ihre lieben Sünden zu verbergen und zu bewahren. Daher suchen sie das Gewissen zu betäuben, ihren Ueberzeugungen entgegenzuarbeiten, Gott zu vergessen, ehrlichen und aufrichtigen Predigern zu widersprechen und nur solche Lehrer zu hören, die ihnen angenehme Dinge sagen, nach denen ihnen die Ohren jucken!

Alle Ueberzeugungen, Bekehrungen, Erleuchtungen, Gnadenerfahrungen, Offenbarungen und Erkenntnisse helfen nichts, wenn in der Seele das Verlangen fehlt. Alles ist gleich dem Regen, der auf Steine fällt, oder gleich Liebkosungen, die einem todten Hund erwiesen werden. Ach! aber ein armer verlangender Mensch, ein Mensch, der nur wenig weiß und erkennt, der in sich selber wenig findet - hat er nur ein starkes Verlangen, so wird dies alles andere ersetzen. Sein Verlangen zieht ihn hinweg von seinen Sünden, von seinen Kameradschaften, und führt ihn empor zu Gott.

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