Brockhaus, Rudolf - Gedanken über das Verhalten des Gläubigen in der Ehe

Brockhaus, Rudolf - Gedanken über das Verhalten des Gläubigen in der Ehe

Die nachstehende Betrachtung bildet eigentlich die Fortsetzung einer kurzen Abhandlung „über das Verhalten des Gläubigen zur Ehe“1) und hat, wie diese, ursprünglich einen Platz in der Monatsschrift „Botschafter des Heils in Christo“ gefunden. Auf vielseitigen Wunsch erscheint sie in vorliegendem Sonderabdruck. Indes darf der Leser keine erschöpfende Behandlung des so interessanten wie umfangreichen Themas erwarten. Der Schreiber möchte nun in wenigen Zügen, an der Hand des Wortes Gottes, das Verhältnis und die gegenseitigen Beziehungen beschreiben, die zwischen Mann und Weib bestehen.

Werfen wir zunächst einen Blick auf das eheliche Verhältnis überhaupt. Der Mann ist von Gott geschaffen worden, damit er „Gottes Bild und Herrlichkeit“ sei, und es heißt von ihm im Anfang: „Und Jehova Gott sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; ich will ihm eine Hilfe machen, seines Gleichen“; und nach der Erschaffung des Weibes lesen wir: „Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seinem Weibe anhangen, und sie werden ein Fleisch sein“. (1 Mose 2,18 + 1 Mose 2,24). An die Gläubigen zu Ephesus schreibt dann der Apostel Paulus, nachdem er sie an die eben angeführten Worte erinnert hat: „Dieses Geheimnis ist groß; ich aber sage es in Bezug auf Christum und auf die Versammlung“. (Epheser 5,31-32) Endlich heißt es in dem ersten Briefe an die Korinther „Ich will aber, dass ihr wisset, daß der Christus das Haupt eines jeden Mannes ist, des Weibes Haupt aber der Mann, des Christus Haupt aber Gott“; und weiterhin: „Denn der Mann ist nicht vom Weibe, sondern das Weib vom Manne; denn der Mann wurde auch nicht um des Weibes willen geschaffen, sondern das Weib um des Mannes willen. (1 Korinther 11,3 + 1 Korinther 11,8 + 1 Korinther 11,9)

Aus diesen Stellen, denen sich andere ähnlich leicht anreihen ließen, geht klar und deutlich die bezügliche Stellung des Mannes und Weibes hervor, sowie die innige Beziehung, die zwischen beiden besteht. Der Mann ist das Haupt. Das Weib ist seine Gehilfin. Der Mann ist Gottes Bild und Herrlichkeit, das Weib des Mannes Herrlichkeit. Der Mann ist das Bild der Lebenskraft und zielbewußten Tätigkeit. Das Weib ist das „schwächere Gefäß“. (1 Petrus 3,7) Der Mann ist mehr der gebende und wirkende, das Weib mehr der empfangende und leidende Teil. Infolgedessen sind auch die Pflichten, die auf beiden ruhen, ganz verschieden. Während das Weib immer wieder zum Gehorsam und zur Unterwürfigkeit angehalten wird, lautet die Ermahnung für den Mann: „Liebe dein Weib – gib ihr Ehre – sei nicht bitter gegen sie“. Nirgendwo wird das Weib ermahnt, ihren Mann zu lieben, außer an einer einzigen Stelle (Titus 2,4), wo es sich um eine besondere Klasse von Frauen handelt. Aber auch hier empfängt sie diese Ermahnung nicht unmittelbar von Gott, sondern von ihresgleichen. Es gilt eben als selbstverständlich, daß die Frau ihren Mann liebt, und in der Tat fehlt sie auch selten in dieser Beziehung. Die Liebe des Weibes ist eine Pflanze von zäher, schier unverwüstlicher Lebenskraft vergleichbar, die selbst unter den widrigsten Umständen grünt und blüht und immer wieder aussproßt, selbst wenn sie mit Füßen getreten wird. Der Mann dagegen, von Natur härter und unbiegsamer angelegt, im Kampfe des Lebens viel hin- und hergeworfen, oft gezwungen, mit schwerer Arbeit, unter Anspannung all seiner Kräfte, den Lebensunterhalt für sich und die Seinigen zu erringen, neigt weit mehr dahin, seine Liebespflicht zu vergessen und eigenliebig oder gar hart und gefühllos gegen sein Weib zu sein. Daher gilt für ihn die Ermahnung: „Ihr Männer, liebet eure Weiber, gleichwie auch der Christus die Versammlung geliebt und sich selbst für sie hingegeben hat“.

Diese letzten Worte erinnern uns an das hohe und doch so liebliche Verhältnis, von dem die Ehe ein Bild ist, an die innige Beziehung zwischen Christo und seiner Gemeinde. Gott, der alle Dinge nur in Verbindung mit Christo betrachtet, hat sich durch das Blut seines eigenen Sohnes eine Versammlung oder Gemeinde erworben (Apostelgeschichte 20,28) und sie seinem Sohne gegeben. Christus, der Sohn, hat die Versammlung geliebt und sich selbst für sie in den Tod gegeben, ja, er nährt und pflegt sie mit einer Liebe, die nie ruht, nie aufhört und durch nichts beeinträchtigt werden kann. Die Versammlung wiederrum ist Christo unterwürfig, dient ihm und fürchtet ihn. Von diesem gesegneten Verhältnis also ist die Ehe, so wie Gott sie eingesetzt hat und wie sie seinen Gedanken entspricht, ein Bild. Wenn man daher fragt: Wann wird die Ehe das sein, was sie sein soll? so lautet die Antwort: Wenn sie dem Verhältnis entspricht, das zwischen Christo und seiner Versammlung entspricht, das zwischen Christo und seiner Versammlung besteht; wenn die Liebe, die sich selbst vergißt und nur an den anderen denkt, sowie die Unterwürfigkeit, die in einen anderen bestehen und aufgehen will, sich in ihr abgespiegelt finden. Christus hat die Versammlung geliebt. Also sagt die Schrift: „Ihr Männer, liebet eure eigenen Weiber“. Die Versammlung ist Christo untertan. Also sagt die Schrift: „Ihr Weiber seid euren eigenen Männern unterwürfig, als dem Herrn“.

I.

Indem wir jetzt näher auf die beiden letztgenannten Ermahnungen eingehen, wollen wir uns zunächst mit dem beschäftigen, was dem Manne gesagt wird. Wir haben in unserer Betrachtung über das Verhalten des Gläubigen zur Ehe gesehen, wie wichtig es für den Mann ist, daß es bei ihm feststehe: Ich habe meine Frau von dem Herrn empfangen. Nun ist es allerding möglich, daß man erst, nachdem man sich schon längere Zeit im Ehestand befunden hat, dahin kommt, seine Frau als eine Gabe des Herrn zu betrachten. Wenn man bei der Schließung der Ehe nicht mit Gott gehandelt hat, so bricht sich vielleicht erst lange nachher, und zuweilen auf einem Wege tiefer Demütigung, die Überzeugung in unseren Herzen Bahn, daß es wirklich auch von uns persönlich wahr ist, daß Gott uns zusammengefügt hat. Es sollte nicht so sein, aber die Erfahrung lehrt, daß es oft so ist. Doch mag tiefe Überzeugung nun von vornherein da sein oder erst später kommen, jedenfalls ist da, wo sie vorhanden ist, die göttliche Grundlage gegeben, auf der sich die Verwirklichung der Berufung des Mannes aufbauen kann, der Berufung nämlich, sein Weib zu lieben nicht um seines Vorteils willen, sondern um ihret-, des schwächeren Gefäßes, willen, mit der ein Fleisch geworden ist.

So lange alles nach den Wünschen des Mannes geht, so lange seine allzugroßen Ansprüche an seine selbstverleugnende Liebe gestellt werden, mag es ihm nicht so schwer fallen, seiner Berufung zu entsprechen. Aber wenn er allmählich die Erfahrung machen muß, daß seine Frau wirklich ein schwaches Gefäß ist, wenn sich die Aussage der Schrift, daß die, welche heiraten, „Trübsal im Fleische haben werden“, in reicherem Maße erfüllt, als er es sich hat träumen lassen, wenn er vielleicht obendrein noch die eine oder andere unliebenswürdige Eigenschaft bei seiner Frau entdecken muß, von der er früher keine Ahnung hatte, wenn das Alltagskleid von dem Sonntagskleide, in dem er sie früher nur gesehen, gar zu sehr absticht – dann kommt seine Liebe in das Feuer der Erprobung. Dieses Feuer wird um so heißer werden, je weniger dem Manne ein gewisses Maß von natürlicher Geduld oder natürlichem Mitgefühl zu Hilfe kommt. Ist er von Hause aus gleichgültig oder gar rau und gefühllos angelegt, so ist die Gefahr für ihn doppelt groß, seiner Berufung untreu zu werden. So lange die Trübsal im Fleische, die naturgemäß die Frau am meisten trifft, durch die Güte Gottes nicht allzuschwer war, achtete er sie gering und hatte kein Verständnis dafür, und nun, nachdem sie schwerer geworden ist, beginnt er unwillig und verdrießlich zu werden. Ein Gefühl der Enttäuschung und des Unbehagens kommt über ihn. Vielleicht gibt er sich zunächst keine Rechenschaft über das, was in seinem Innern vorgeht, aber wenn er es tut, so wird er entdecken, daß es ihm schwer fällt, seine Frau wirklich zu lieben, ihr Liebe zu beweisen. Er sucht vielleicht diese bittere Wahrheit vor sich und anderen, besonders vor seiner Frau, zu verbergen, indem er von der Zukunft Besserung hofft. Doch die Besserung kommt nicht. Die Trübsal bleibt. Andere unliebsame Erfahrungen, wie die oben angedeuteten, kommen hinzu, und siehe da, zu dem Gefühl der Enttäuschung und des Unbehagens gesellen sich Ungeduld, Reizbarkeit, Härte usw. Das herzliche Einvernehmen zwischen den beiden Ehegatten ist gestört. Der Mann ist mürrisch und unzufrieden, die Frau seufzt und ist unglücklich. Vielleicht bringt ein Nachlassen der äußeren Schwierigkeiten für einen Augenblick Erleichterung, aber das Übel kehr wieder, sobald es Gott gefällt, ein neues Scheit in den Trübsalofen zu schieben.

Worin hat diese betrübende Erscheinung ihren Grund? Wir haben es bereits angedeutet. Der Mann hat vergessen oder noch die daran gedacht, das er seine Frau vom Herrn empfangen hat, und das geschrieben steht: „Ihr Männer, liebet eure Weiber, gleichwie auch der Christus die Versammlung geliebt hat“. In diesem erhabenen Maßstabe hat er seine Liebe noch nie gemessen. Mit dieser Liebe, die uns liebt um ihrer selbst willen und uns als eine Gabe von unaussprechlichem Werte vom Vater empfing, die nicht nur alles, was sie hatte, sondern sich selbst für uns dahingab, die nur ein Ziel kannte und kennt: unser Glück, unsere Freude, unseren Frieden, unsere Herrlichkeit, die langmütig und gütig ist, die nie das ihrige sucht, sich nie erbittern läßt, die alles erträgt, glaubt, hofft und erduldet (vergl. 1 Korinther 13) – mit dieser Liebe hat er die seinige noch nie verglichen. Hätte er es getan, so würde er wahrscheinlich vor Gott zusammengebrochen sein, ihm seine Fehler bekannt und bei ihm Gnade gesucht haben, um seine Frau nach Gottes Gedanken zu lieben, und Gott hätte sicherlich sein Flehen erhört und ihm die nötige Gnade dargereicht.

Ach! wie schwer wird es dem Manne oft, zu verstehen, das Gott ihn, das Bild der Kraft, gerade deshalb mit der Schwachheit verbunden hat, damit er lerne mitfühlen und mitleiden. Der Mann hat sicherlich auch seine Leiden (ich rede jetzt nicht von Krankheiten, das ist eine Sache für sich), wie z. B.: Schwierigkeiten bei der Arbeit oder im Geschäft, Enttäuschungen und Verdrießlichkeiten aller Art, Mühen und Sorgen von früh bis spät. Es erfüllt sich an ihm das Wort, daß er im Schweiße seines Angesichts sein Brot essen soll. Aber das Leiden einer Schwachen, das Leiden, wie eine Frau es allein trägt und allein tragen kann, das kennt er nicht; und so hat ihn Gott, wie gesagt, gerade deshalb mit einer Frau verbunden, damit er an dieser letzten Art von Leiden teilnehmen lerne und ein Gefühl dafür bekomme, so wie Gott selbst daran teilnimmt und ein Gefühl dafür hat; ja, damit er an dem Vorbilde Christi lerne, sein Weib zu lieben, sie in ihrer Schwachheit zu tragen, sie zu hegen und zu pflegen, so wie Christus uns liebt, hegt und pflegt. Je mehr ein Mann in dieser Schule seine Abhängigkeit von Gott fühlt und von ihm sich belehren lässt, je unverrückter sein Blick auf Christum gerichtet ist, desto mehr wird das „Bild Gottes“ in ihm zur Darstellung kommen. Seine Liebe wird ausdauernd sein, wird in den Proben, auf die sie gestellt wird, nur umsomehr erstarken und unermüdlich das Glück und Wohlergehen des schwächeren Teiles suchen.

Wenn es so steht, wird es dem Manne auch nicht schwer werden, die Ermahnung des Apostels Petrus zu befolgen: „Ihr Männer, wohnet bei ihnen nach Erkenntnis, als bei einem schwächeren Gefäße, dem weiblichen, ihnen Ehre gebend, als die auch Miterben der Gnade des Lebens sind, auf daß eure Gebete nicht verhindert werden“. (1 Petrus 3,7) Er wir von dem schwächeren Gefäß nicht das meiste fordern, ihm nicht Last auf Last auflegen, sondern im Gegenteil auf die nach Leib und Seele zartere Natur der Frau Rücksicht nehmen, wird ihre Lasten zu erleichtern suchen und sie in Ehren halten. Die Frau, als das schwächere Gefäß, hat Anspruch auf eine besonnene, liebevolle Behandlung seitens des Mannes. Auch darf der Mann nie vergessen, daß seine Frau eine „Miterbin der Gnade des Lebens“ ist, daß es also in geistlicher Beziehung, was ihre Stellung in Christo betrifft, keinen Unterschied zwischen ihm und ihr gibt. Wie berechtigt in natürlichen, irdischen Dingen der Anspruch des Mannes auf Unterordnung seitens seiner Frau auch sein mag, so hat dies doch gar keinen Bezug auf die himmlische Berufung. Beide sind, wenn anders bekehrt, „Erben Gottes und Miterben Christi“. In Christo, „ist nicht Mann und Weib; denn ihr alle seid einer in Christo Jesu“. (Galater 3,28)

Vor allen Dingen wird ein Mann, der seine Frau ehrt, sie nicht behandeln, als wäre sie seine Dienerin, nur dazu geschaffen, um alle seine Wünsche zu befriedigen, seine Launen zu ertragen oder seinen scharfen Bemerkungen als Zielscheibe zu dienen, wenn er niemand anders hat, an dem er seinen Ärger auslassen kann. Ach! in einem solchen Falle – und leider, leider ist er selbst unter Christen nicht ganz ausgeschlossen – ist die Frau schlimmer daran als eine Magd, denn diese kann jederzeit das Haus verlassen, wenn ihr der Dienst zu schwer wird, aber die Frau ist gebunden. Nein, fern sei von dem Manne jene Gefühllosigkeit und Härte, die Gefallen daran findet, in barschem Tone zu fordern und zu befehlen, die die kleine Kraft nicht in Anrechnung zu bringen und in dem guten Willen nicht einen Ersatz zu finden weiß für die vielleicht mangelhafte Tat!

Ein Mann, der seine Frau als das schwächere, weibliche Gefäß in der oben beschriebenen Weise in Ehren hält, wird auch „nach Erkenntnis“ bei ihr zu wohnen vermögen. Sein Verkehr mit ihr wird durch christliche Erkenntnis und nicht durch seine leidenschaftliche Natur beherrscht sein. Aber, möchte der Leser einwenden, es gibt doch auch sehr launische, verkehrte Frauen. Allerdings. Aber ein verständiger Mann wird wohl zu unterscheiden wissen zwischen dem, was einem schwachen Gefäß eigen ist, und jener übertriebenen Empfindlichkeit und Reizbarkeit, wodurch eine Frau endlich dahin kommt, daß sie nur noch zu seufzen und zu klagen vermag und für ihre Umgebung eine wirkliche Plage wird. In einem solchen Falle liegt allerdings die Gefahr für den Mann nahe, hat und bitter gegen seine Frau zu werden, in unbewachten Augenblicken heftige Worte gegen sie zu gebrauchen und die Ermahnung zu vergessen: „Ihr Männer, liebet eure Weiber und seid nicht bitter gegen sie“. (Kolosser 3,19) Aber gerade das Bewußtsein ihrer Schwachheit wird ihn dann vor Härte und Bitterkeit bewahren. Nicht das er allen törichten Launen und Grillen, die sich vielleicht bei ihr zeigen, nachgäbe. Das wäre nicht Liebe. Nein, bei aller Nachsicht und Tragsamkeit wird er vielmehr das, was bei seiner Frau wirklich verkehrt ist und ihr und anderen zum Schaden gereicht, nicht unbeachtet vorübergehen lassen, sondern es ihr vorstellen und sie davon zu befreien suchen. Doch wird er in der Weise, wie er dies tut, alles vermeiden, was eine unnötige Erbitterung hervorrufen oder auch nur den Schein erwecken könnte, als wolle er seine Frau die ihr zukommende Ehre nicht geben. Niemals wird er z. B. seiner Frau in Gegenwart der Dienstboten oder Kinder, wenn solche vorhanden sind, Vorstellungen machen, die sie in deren Augen herabsetzen könnten. Gerade in diesem letzten Punkte aber wird bekanntlich oft gefehlt, zum Schaden nicht nur für das Verhältnis zwischen Mann und Frau, sondern auch für die ganze Familie.

Wie überall, so ist auch in dieser Beziehung Christus unser hohes und liebliches Vorbild. Wahrlich, er wohnt bei uns „nach Erkenntnis“, unter voller Berücksichtigung dessen, was wir sind, wo wir sind und was wir bedürfen. Er verbindet mit einem zärtlichen, liebenden Herzen eine vollkommene Erkenntnis, die unsere Fehler nicht gut heißt, uns aber auch nicht gefühllos verurteilt oder rücksichtslos vor anderen bloßstellt, sondern unermüdlich beschäftigt ist, uns zu belehren, zurechtzuhelfen und von allem zu befreien, was uns auf dem Wege und in unserem Dienste hinderlich sein will. Möchten deshalb alle Männer von ihm lernen!

Sehr beachtenswert ist dann noch der Zusatz, den der Apostel Petrus macht: „auf daß eure Gebete nicht verhindert werden“. Diese Worte setzen voraus, daß Mann und Frau die Gewohnheit haben, miteinander ihre Kniee zu beugen und sich im Gebet vor dem Herrn zu vereinigen.2) Eine solche Vereinigung aber wird unmöglich gemacht, ja, selbst das Gebet des einzelnen wird gehindert, wenn die Eintracht zwischen zwei Eheleuten gestört ist, und Satan triumphiert, wenn es ihm gelingt, uns ein solches Hindernis in den Weg zu legen, und er wird alles aufbieten, um es möglichst lange zu erhalten. Und doch, wie wichtig ist das gemeinschaftliche Gebet, vor allen in diesen letzten, schweren Tagen, wo die Gefahren nach allen Seiten hin zunehmen und die Verführung für die heranwachsenden Kinder immer größer wird! Wie viel Gelegenheiten und Anlässe gibt es da für gläubige Eheleute, vor den Herrn zu treten mit Bitten, Flehen und Danksagung! Wie viel Ursache zu ernster Fürbitte und anhaltendem Gebet! Und andererseits, wie groß ist die Gefahr gerade in dem rastlosen, geschäftigen Treiben unserer Zeit, das gemeinschaftliche Gebet zu vernachlässigen! Laßt uns deshalb acht haben, daß wir dem Feine keine Handhabe bieten! Möchten alle Eheleute darauf bedacht sein, wenn wirklich einmal ein Mißton die bisherige Harmonie gestört haben sollte, daß er sobald wie möglich ausklinge und und die Herzen wieder frei werden, um mit Freimütigkeit vor den Gnadenthron hintreten zu können! Es gibt ja so viele Dinge im täglichen Familienleben, die vor Gott gebracht werden sollten, und welch ein unersetzlicher Verlust ist es, wenn Mann und Weib nicht in jeder Schwierigkeit oder Verlegenheit eines Sinnes Gott nahen!

Im Schluß der wiederholt angeführten Stelle aus dem 5. Kapitel des Epheserbriefes lesen wir die ernsten und beherzigenswerten Worte: „Also sind auch die Männer schuldig, ihre Weiber zu lieben wie ihre eigenen Leiber. Wer sein Weib liebt, liebt sich selbst. Denn niemand hat jemals sein eigenes Fleisch gehaßt, sondern er nährt und pflegt es, gleichwie auch der Christus die Versammlung. Denn wir sind Glieder eines Leibes, von seinem Fleische und von seinen Gebeinen. Deswegen wird ein Mensch seinen Vater und seine Mutter verlassen und seinem Weibe anhangen, und die zwei werden wie ein Fleisch sein.“ Dieses Geheimnis ist groß; ich aber sage es in Bezug auf Christum und auf die Versammlung. Doch auch ihr, ein jeder von euch liebe sein Weib also wie sich selbst.“ (Epheser 5,28-33)

Aus diesen Worten geht hervor, daß eine Schuld auf dem Manne ruht, an der er sein ganzes Leben lang bezahlen soll. Soll? nein, das ist nicht das richtige Wort; sagen wir lieber: bezahlen darf. Es ist eine Schuld, die nicht schwer drückt, die im Gegenteil lieb und willkommen ist, wenn es anders richtig in einer Ehe steht – eine Schuld, von der man gern abträgt, obwohl man weiß, daß man sie nie ganz bezahlen kann. Sie bleibt, so lange das Verhältnis besteht, das die Schuld bedingt. „Also sind auch die Männer schuldig, ihre Weiber zu lieben, wie ihre eigenen Leiber.“

„Wie ihre eigenen Leiber“, aber wie es nachher heißt: „wie sich selbst“ – das ist also der Maßstab für die Liebe des Mannes. So hat Christus die Versammlung geliebt. Er hat sich selbst für sie in den Tod gegeben, und er hat dies getan, als sie noch fern von ihm, in ihren Sünden, unrein und verderbt war. Zugleich werden wir in unserer Stelle in den Garten Eden zurückgeführt, wo in der Erschaffung Evas und ihrer Darstellung vor Adam – uns gerade ein so deutliches und schönes Vorbild von dem Geheimnis der Kirche gegeben wird. Sie ist eins mit Christo, aus ihm gleichsam herausgebildet, von seinem Fleische und von seinen Gebeinen, wie Adam sagt: „Diese ist einmal Gebein von meinem Gebein und Fleisch von meinem Fleische. Diese soll Männin heißen, denn vom Manne ist diese genommen. Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seinem Weibe anhangen, und sie werden ein Fleisch sein.“ (1 Mose 2,23-24)

Dieses völlige Einssein des Weibes mit dem Manne, dieses gänzliche Aufgehen des einen Teiles in dem anderen läßt die Ermahnung: „Ein jeder von euch liebe sein Weib also wie sich selbst“, und die Erklärung des Apostels: „wer sein Weib liebt, liebt sich selbst“, als ganz selbstverständlich erscheinen. Allein so selbstverständlich jene Ermahnung ist, so umfassend und weitgehend ist sie auch. Die Selbstliebe, dieser tiefgewurzelte, mächtige Trieb, der unserer Natur eigen ist, soll das Maß der Liebe des Mannes zu seinem Weibe bilden. Eine tiefer- und weitergehende Weisung wäre gar nicht denkbar. Sie gestattet kein Ausweichen, kein Entrinnen. „Wie sich selbst“ – „wie ihre eigenen Leiber“ – möchten sich diese Worte tief und unauslöschlich in jedes Mannes Herz einprägen! Hat ein Mann ihre Bedeutung erfaßt, und verwirklicht er sie in seinen Verhalten seinem Weibe gegenüber, so wird dieses sich sicher niemals über Härte und Lieblosigkeit zu beklagen haben. „Niemand“, sagt die Schrift, „hat niemals sein eigenes Fleisch gehaßt, sondern er nährt und pflegt es.“ Darum, wer sein Weib liebt wie sich selbst, wie seinen eigenen Leib, der wird ihr nicht unnötig schwere Lasten auflegen, sie nicht hochfahrend oder gleichgültig behandeln und links liegen lassen, sondern ihr dieselbe Sorge und Pflege angedeihen lassen wie sich selbst. Er wird sie ebenso wenig hart anfahren, wie er sich selbst hart anfährt. Was er für sich selbst wünscht, wird er auch für sie wünschen, und was er von sich fern halten möchte, davor wird er auch sie zu bewahren suchen. Mit einem Wort: so weit es in seinen Kräften steht, wird er ihr Wohl suchen, d. h. alles Gute, das er für sich begehrt, ihr zuteil werden lassen und „alles Böse“ von ihr fernhalten.

„Niemand hat jemals sein eigenes Fleisch gehaßt, sondern er nährt und pflegt es.“ Darum, wer gelernt hat, sein Weib als einen Teil seiner selbst, als sein anderes Ich, zu betrachten, wird sie nähren und pflegen, gleichwie er sich selbst nährt und pflegt. „Nähren und pflegen“ – nicht wie er seine Dienstboten, ja, nicht einmal wie er seine Kinder nährt und pflegt. Den Dienstboten gibt er ihren Lohn, den Kindern ein Kindesteil, aber gegenüber seiner Frau hat er nichts, was sein alleiniges Eigentum wäre: das Seine ist das Ihre und das Ihre das Seine. Seine Frau hat nicht einen Teil, und er das Übrige, oder umgekehrt. Er besitzt nichts ohne sein Frau oder gesondert von ihr. So wie zu den Gläubigen gesagt wird: „Alles ist euer, ihr aber seid Christi“, so besitzt die Frau alles mit ihrem Manne, und sie gehört ihm. Das ist die schöne göttliche Ordnung, und wo es anders steht, da fehlt die Übereinstimmung mit den Gedanken und Bestimmungen Gottes. Der Mann mag der Erwerber, Erhalter und Verwalter des Vermögens sein, sei es nun klein oder groß, aber die Frau besitzt trotzdem alles mit ihm, weil sie nicht von ihm zu trennen ist. „Die zwei werden ein Fleisch sein, so daß sie nicht mehr zwei sind, sondern ein Fleisch.“ (Matthäus 19,5-6)

Der Charakter der Frau macht es dem Manne vielleicht oft schwer, sie so zu lieben, zu nähren und zu pflegen, wie wir es soeben besprochen haben. Aber nichts kann ihn von seiner Verpflichtung entbinden, nichts ihn von seiner Frau scheiden, den einzigen Fall ausgenommen, den der Herr Jesus in Matthäus 19,9 nennt.3) Die Liebe Christi zu seiner Braut hört nie auf, trotz all ihrer Unwürdigkeit, ihrer Fehler, ja selbst ihrer Untreue. Er beschäftigt sich mit ihr in unermüdlicher Geduld und Güte, um sie von ihren Fehlern zu befreien und sie sich heilig und tadellos darzustellen. Und wenn nun auch das vollkommene Vorbild von uns nie erreicht wird, so sollte dennoch der Mann danach streben, ihm näher zu kommen. Die Liebe Christi sollte ihm allezeit vor Augen stehen. Dann wird es ihm auch leichter werden, Verkehrtheiten und Torheiten zu ertragen und der Herr wird ihm die nötige Weisheit, Geduld und Langmut darreichen, um mit seiner Frau in der rechten Weise verkehren zu können.

Besonders schwierig wird in dem eben beschriebenen Falle die Lage eines Mannes, wenn er erst nach der Verheiratung gläubig geworden ist, während seine Frau den Herrn noch nicht kennt und nun einerseits, der Feindschaft des natürlichen Herzens gegen Christum folgend, ihrem Manne Abneigung entgegenbringt, und andererseits auf Grund seines Bekenntnisses, weit mehr Liebe, Tragsamkeit usw. von ihm erwartet als früher. In einem solchen Falle hat ein Mann besondere Gnade von oben nötig, aber sie wird ihm zuteil werden, wenn er aufrichtig darum bittet. „Wenn aber jemand von euch Weisheit mangelt, so bitte er von Gott, der allen willig gibt…, und sie wird ihm gegeben werden.“ (Jakobus 1,5)

Seine Liebespflicht bleibt dieselbe, ja, sie erscheint noch um so größer, weil das ewige Wohl seiner unbekehrten Frau ihm jetzt Tag und Nacht am Herzen liegen sollte. Seiner Sorge darf sich nicht auf ihr äußeres Wohlergehen beschränken, sondern muß sich auch auf ihre ewige Glückseligkeit richten. Dies ist sicher immer (auch bei gläubigen Frauen) wahr, aber doch ganz besonders in dem Falle, den wir eben besprechen. Während es sich bei einer gläubigen Frau mehr um die Pflege des bereits vorhandenen geistlichen Lebens handelt, kommt es bei einer unbekehrten Frau vornehmlich darauf an, sie in verständiger und liebevoller Weise mit dem Worte des Heils bekannt zu machen und Bedürfnisse nach den höheren, ewigen Dingen in ihrer Seele zu wecken, und dazu ist, wie gesagt, viel Gnade und Weisheit von oben nötig, verbunden mit einem treuen, tadellosen Wandel in den Wegen des Herrn.

Es bleibt uns noch übrig, einen Augenblick bei der Stellung des Mannes als Haupt seines Weibes zu verweilen. „Ich will aber, das ihr wisset, das der Christus das Haupt eines jeden Mannes ist, des Weibes Haupt aber der Mann.“ (1 Korinther 11,3) „Denn der Mann ist das Haupt des Weibes, wie auch der Christus das Haupt der Versammlung ist.“ (Epheser 5,23) Das Wort Gottes spricht also sehr deutlich und in keineswegs mißzuverstehender Weise über diesen Punkt. Der Mann ist das Haupt, und deshalb wird das Weib immer wieder zur Unterwürfigkeit ermahnt, wobei der Mann jedoch nicht vergessen darf, daß er nicht etwa ein unumschränkter Herr und Gebieter ist, sondern das er wiederum Christum als Haupt über sich hat, und das er alles, was er tut und anordnet, in Beziehung zu Gott bringen muß, damit nicht am Ende nur sein eigener Wille ihn und sein Haus regiere. Wie begründet diese Warnung ist, das beweist der Zustand mancher Haushaltungen leider nur zu deutlich.

Als Haupt ruht auf dem Manne zunächst die Pflicht, sein Weib und sein Haus zu versorgen, zu beschirmen und vor allen schädlichen Einflüssen zu bewahren. Hierher gehört sicherlich auch das ernste Wort des Apostels: „Wenn aber jemand für die Seinigen und besonders für die Hausgenossen nicht sorgt, so hat er den Glauben verleugnet und ist schlechter als ein Ungläubiger“. (1 Timotheus 5,8)

Diese Sorge erstreckt sich nicht nur auf die leiblichen Bedürfnisse von Frau und Kindern, obwohl diese zunächst gemeint sind, sondern auch auf das, was ihnen in geistlicher Beziehung not ist. Doch ach! wie mancher Mann ist in dieser Beziehung gleichgültig und nachlässig. Vielleicht macht er seine Rechte als Haupt geltend, (und zwar geschieht dies dann gewöhnlich in einer Weise, die der göttlichen Ordnung und dem Vorbilde Christi sehr wenig entspricht,) aber er vergißt seine Pflichten und ist, wie der Apostel sagt, schlechter als ein Ungläubiger. Wie traurig ist das Bild eines gläubigen Familienhauptes, das aus Trägheit, Bequemlichkeit oder aus einem anderen ähnlichen Grunde nicht für den nötigen Unterhalt seiner Familie sorgt und sie nach Leib und Seele darben läßt! Welch eine Unehre ist es zugleich für den heiligen Namen Gottes und für das Zeugnis unseres Herrn Jesus Christus! Denn gerade für die Familienverhältnisse der Kinder Gottes hat die Welt ein scharfes Auge.

Ich brauche wohl kaum hervorzuheben, wie wichtig es ferner für das Haupt einer Familie ist, dem ganzen Hause treu voranzugehen in Gottesfurcht und wahrer, aufrichtiger Frömmigkeit! Naturgemäß richten sich aller Blicke auf den Gatten und Vater, und fast immer (Ausnahmen bestätigen auch in diesem Falle nur die Regel) wird der Einfluß und das Vorbild des Hauptes bestimmend sein für die ganze Familie. Nimmt das Haupt seinen Platz treu ein, wandelt es im Aufblick zu und in Abhängigkeit von Gott, führt es ein Leben des Gebets, der verborgenen Gemeinschaft mit Gott und der Absonderung von der Welt und ihrem Geiste, so werden sich die gesegneten Folgen bei den Gliedern der Familie unfehlbar zeigen: alles wird sich ganz von selbst nach diesem Vorbilde richten und bilden. In Kleidung und Wesen, in Worten und Gebärden, ja, in allem Tun und Lassen wird der gute Einfluß bemerkbar sein.

Diese Erwägungen führen uns ganz von selbst zu einer zweiten Pflicht, (die wir aber ebenso gut ein Vorrecht nennen dürfen,) die mit der Eigenschaft des Mannes als Haupt in Verbindung steht. Ich meine seine priesterliche Stellung in der Familie. Paulus schreibt in Bezug hierauf an Timotheus: „Ich will nun, daß die Männer an jedem Ort beten, indem sie heilige Hände aufheben, ohne Zorn und zweifelnder Überlegung“. (1 Timotheus 2,8) Der Mann naht und redet zu Gott, und er soll dies tun mit unbedecktem Haupte, denn er ist Gottes Bild und Herrlichkeit. „Jeder Mann, der betet oder weissagt, indem er etwas auf dem Haupte hat, entehrt sein Haupt.“ (1 Korinther 11,4-7) Diese Worte, wie die ganze Belehrung des Alten und Neuen Testamentes, bezweifeln, daß es das besondere Vorrecht des Mannes ist, Gott priesterlich zu nahen, ja, daß es vielfach ihm allein zukommt, seinen Mund zum Gebet und zum Lobe Gottes zu öffnen. Letzteres ist nicht nur in einer öffentlichen Versammlung der Fall, sondern auch überall da, wo Brüder und Schwestern miteinander vor Gott hintreten. Es würde dann durchaus unpassend sein und den Engeln gegenüber eine Verkehrung der göttlichen Ordnung bedeuten, wenn eine Frau der Mund der Versammelten sein wollte.

Nun, wenn das Reden mit Gott das hohe und besondere Vorrecht des Mannes ist und der Apostel ihn ermahnt, an jedem Orte zu beten, dann ist es sicherlich am Platze, wenn er dieser Aufforderung zu allernächst in seinem Hause nachkommt. Nicht als ob die Frau von dem Reden mit Gott ausgeschlossen wäre. Das sei ferne!4) Aber überall da, wo es sich um gemeinschaftliches Beten handelt und ein Mann anwesend ist, soll dieser nach der göttlichen Regel den Mund der Versammelten bilden, ganz gewiß dann, wenn eine ganze Familie mit Kindern und Dienstboten versammelt ist. Wenn der Mann dies aus irgend einem Grunde versäumt, so entspricht er seiner Berufung nicht. Ein sogenanntes stilles gemeinschaftliches Gebet, wie es in manchen christlichen Familien üblich ist, entspricht sicherlich auch nicht den Gedanken Gottes. Der betreffende Bruder läßt sich dann nicht nur ein Vorrecht rauben, sondern kommt auch seiner Pflicht Gott und den Seinigen gegenüber nicht nach. Ist eine gewisse persönliche Schüchternheit die Ursache des Schweigens des Mannes, so sollte er sich von Gott Gnade erbitten, um diese Schüchternheit überwinden zu können. Sind es andere Dinge, liegen Hindernisse in seinem praktischen Leben und Wandel, so sollte er wahrlich keine Minute säumen, sondern ins Kämmerlein eilen und sich in aufrichtigem Selbstgericht vor Gott niederwerfen.

Der Ermahnung an die Männer, an jedem Orte zu beten, fügt der Apostel noch die Worte hinzu: „indem sie heilige Hände aufheben, ohne Zorn und zweifelnde Überlegung“. O wie treu sorgt Gott stets dafür, daß jeder Überhebung und Einbildung, zu der unsere armen Herzen so geneigt sind, von vornherein ein wirksamer Damm entgegengesetzt wird! Er kennt uns durch und durch und weiß, wie er mit uns reden muß. Das sehen wir auch hier wieder so deutlich. „Ich will nun, daß die Männer an jedem Orte beten“ – darin könnte das eitle Herz (ach, so töricht und erbärmlich sind wir!) einen Anlaß zur Selbsterhebung finden; aber darum heißt es weiter: „indem sie heilige Hände aufheben, ohne Zorn und zweifelnder Überlegung“ – eine heilsame Schranke für alle jene törichten Gelüste. Heilige Hände, d. h. reine, unbefleckte Hände, an denen kein Unrecht klebt, die im Dienste des Herrn sich rühren, aber mit dem verunreinigenden Dienst dieser Welt nichts zu tun haben. Ohne Zorn, d. h. in der Besinnung Jesu Christi, des Sanftmütigen und von Herzen Demütigen. Ohne zweifelnde Überlegung, d. h. im Glauben, ohne unnützes menschliches Grübeln, im Vertrauen auf eine höhere Kraft und höhere Weisheit. Nicht wahr? mein lieber Leser, mit einem solchen Herzenszustand sind Stolz und Überhebung unvereinbar.

Zugleich erinnert uns das Wort „ohne Zorn“ an eine Ermahnung, die wir bereits besprochen haben, an jene nämlich, daß der Mann nicht bitter gegen sein Weib sein soll. Welch ein Widerspruch wäre es und welch eine Verunehrung des heiligen Gottes, wenn ein Mann sich mit seiner Frau im Gebet vor ihm vereinigen wollte, während er eben erst im Zorn mit ihr geredet, oder doch einen sogenannten ehelichen Zwist, sei er nun groß oder klein, mit ihr gehabt hat! Würde ein solches Gebet wohl nach oben dringen? Sicherlich nicht. Es geht, wie einmal jemand bemerkt hat, nicht über die Zimmerdecke hinaus und dient in doppelter Beziehung zum Unsegen: die Ehrfurcht vor Gott wird dadurch geschwächt, und das eigene Gewissen wird verhärtet. Nein, in einem solchen Falle gehe der Mann zuvor hin und versöhne sich mit seiner Frau, bekenne, wenn es nötig ist, seine Verkehrtheit, und dann trete er mit ihr vor Gott hin. Vergessen wir nicht, daß auch das Gebet uns zur Sünde werden kann!

Wenn der Mann, eingedenk der Ermahnung des Apostels, wachsam ist und sich ehrlich prüft, ehe er allein oder in Gemeinschaft mit seiner Frau seine Hände betend zu Gott erhebt, so wird er einerseits sicherlich erfahren, wie viel Gelegenheit der tägliche Verkehr mit seiner Frau bietet, sich in der Liebe zu dem „Schwachen“ zu üben, andererseits aber wird es ihm auch immer mehr zum Bewußtsein kommen, welch einen Einfluß sein eigener geistlicher Zustand auf seine Frau und auf sein ganzes Haus auszuüben vermag. Kommt ein Mann seiner priesterlichen Berufung nicht oder doch nur in mangelhafter Weise nach, so leidet die Frau darunter. Umgekehrt aber wird sie ermuntert, gefördert und gestärkt, wenn ihr Mann in seinem Verkehr mit Gott einfältig, aufrichtig und innig ist. Möchte deshalb jeder Mann wohl acht darauf haben, daß dieser Verkehr weder gehindert werde durch eigene sündige und ungerichtete Zustände, noch durch Zorn und Erbitterung gegen seine Frau, noch endlich durch Launenhaftigkeit und Verdrießlichkeit, weil sie in der Erfüllung ihrer häuslichen Pflichten seinen Wünschen vielleicht nicht ganz entsprochen hat. Eine jede Verhinderung oder Unterbrechung dieses Verkehrs zieht nicht nur ernste Folgen für den Mann nach sich, sondern auch ganz naturgemäß für sein Weib und sein ganzes Haus. Denn Mann und Weib sind eins, und weder das Weib ist ohne den Mann, noch der Mann ohne das Weib im Herrn. (1 Korinther 11,11)

An dieser Stelle darf auch das Wort des Apostels, das er einst bezüglich der Weiber an die Korinther richtete, nicht unerwähnt bleiben: „Eure Weiber sollen schweigen in den Versammlungen, denn es ist ihnen nicht erlaubt zu reden, sondern unterwürfig zu sein, wie auch das Gesetz sagt. Wenn sie aber etwas lernen wollen, so sollen sie daheim ihre eigenen Männer fragen.“ (1 Korinther 14,34-35) Einem Weibe steht es also nicht zu, in der Versammlung der Gläubigen zu reden oder auch nur Fragen zu stellen. Wie nun, wenn sie etwas lernen will und über diesen oder jenen Punkt der christlichen Wahrheit Auskunft begehrt, aber ihr Mann ist nicht geistlich genug, um auf ihre Fragen einzugehen und den Bedürfnissen ihrer Seele entgegen zu kommen? Wird es nicht ein Schaden und Verlust für sie sein? Sicherlich kann Gott eine Schwester auch auf anderem Wege belehren, und er tut es, allein es ist das liebliche Vorrecht des Mannes und zugleich seine heilige Pflicht, die Fragen seiner Frau, soweit er selbst Gabe und Licht dafür empfangen hat, zu beantworten. Es ist also auch in dieser Beziehung zum Nachteil der Frau, wenn der Mann nicht treu im Lichte wandelt und deshalb die Gabe, die ihm von Gott geschenkt ist, nicht zum Segen für andere und zu allererst für seine Frau zu benutzen weiß.

Zum Schluß möchte ich noch darauf hinweisen, obgleich es eigentlich selbstverständlich ist, daß der Mann auch diese seine Stellung als Haupt in Liebe einnehmen und bewahren muß. „Die Liebe ist das Band, der Vollkommenheit.“ Das ist in Bezug auf jedes Verhältnis wahr. Der Mann komme deshalb seiner Frau, wenn sie sich mit ihren Fragen und Schwierigkeiten an ihn wendet, mit herzlichem Wohlwollen entgegen. Über seine Tätigkeit als Mann, die ihn vielleicht mehr als gut ist in Anspruch nimmt, vergesse er nicht, daß seine Frau Recht an ihn hat. Er sei nicht gefühllos für die mancherlei Bedürfnisse seiner Schwachen und vielleicht schüchternen Gehilfin, auch nicht unnahbar für ihre in seinen Augen vielleicht törichten Fragen und eingebildeten Schwierigkeiten. Er höre sie an mit aller Geduld und Liebe und mache ihr den Platz der Unterwerfung nicht unnötig schwer. Im Gegenteil, die unterwürfige Frau sollte stets erfahren, daß ihr Mann nicht den ihm von Gott gegebenen Platz als Haupt dazu benutzt, um sie niederzubeugen, zu demütigen und zu vernachlässigen, sondern vielmehr um sie zu erheben, sie aufzurichten, wenn sie darniederliegt, sie zu nähren und zu pflegen, zu heben und zu tragen – mit einem Wort: sie zu lieben, gleichwie auch der Christus die Versammlung geliebt hat.

II.

Wir haben im Anfang unserer Betrachtung gesagt, daß die Ehe dann das sei, was sie sein solle, wenn sie dem Verhältnis entspreche, das zwischen Christo und seiner Versammlung oder Gemeinde besteht, d. h. wenn die Liebe, die sich selbst vergißt und nur an den anderen denkt, sowie die Unterwürfigkeit, die in einem anderen bestehen und aufgehen will, sich in ihr abgespiegelt finden.

Diese Worte weisen uns, wenn wir jetzt zur Besprechung der Stellung der Frau übergehen, sofort auf das erste und wichtigste Kennzeichen dieser Stellung hin. Wenn der Mann immer wieder aufgefordert wird, sein Weib zu lieben, so richtet sich an dieses unausgesetzt die Mahnung, dem Manne unterwürfig zu sein, ja, ihn zu fürchten, d.h. selbstverständlich nicht in knechtlicher Furcht, sondern in der Furcht der Liebe, so wie die Versammlung Christum fürchtet. Schon im 3. Kapitel des 1. Buch Mose, unmittelbar in Verbindung mit dem Sündenfall, in welchem Eva ihrem Manne voranging, wird dem Weibe gesagt: „Nach deinem Manne wird dein Verlangen sein, er aber wird über dich herrschen.“ (1 Mose 3,16) In der bekannten Stelle im Epheserbrief, die wir schon wiederholt anführten, lesen wir: „Ihr Weiber, seid unterwürfig euren eigenen Männern, als dem Herrn. Denn der Mann ist das Haupt des Weibes, wie auch der Christus das Haupt der Versammlung ist; Er ist des Leibes Heiland. Aber gleichwie die Versammlung dem Christus unterworfen ist, also auch die Weiber ihren Männern in allem“. Und nachher: „Das Weib aber, daß sie den Mann fürchte“. (Epheser 5,22-24 & Epheser 5,33) Ebenso heißt es in Kolosser 3,18 : „Ihr Weiber, seid euren Männern unterwürfig, wie es sich geziemt in dem Herrn“ und in 1 Petrus 3,1 : „Gleicherweise ihr Weiber, seid euren eigenen Männern unterwürfig usw.“ (Vergl. auch Titus 2,5; 1 Timotheus 2,11; 1 Korinther 14,34).

Woher kommt es nun wohl, das Gott in seinem Worte jene Ermahnungen so oft wiederholt, daß er dem Manne immer wieder sagen läßt, er solle sein Weib lieben, und dem Weibe, sie solle ihrem Manne unterworfen sein? Weil die Sünde alles verderben und in Unordnung gebracht hat, und weil unsere gefallene, verderbte Natur immer gerade das zu tun wünscht, was der göttlichen Ordnung zuwider, ja, was selbst unnatürlich ist. Und da nun Gott weiß, wo unsere besonderen Gefahren und Versuchungen liegen, so läßt er uns in seiner Treue gerade das sagen, was uns gegen diese Gefahren auf die Hut zu stellen vermag. Darum, o Frau, prüfe dich wohl, inwieweit du, den Gedanken Gottes entsprechend, deinen Platz einnimmst, und inwieweit andere dies in deinem Reden und Tun wahrnehmen können! Wie wir schon früher bemerkten, liegt es dem Weibe weit weniger nahe, ihre Liebespflicht zu vergessen, als aus der Stellung der Unterordnung und Verborgenheit, in die Gott sie gestellt hat, herauszutreten und zu vergessen, daß sie berufen ist, unterworfen und still zu sein. Wie grell tritt dieser unnatürliche Drang des Weibes in der sogenannten Frauenbewegung unserer Tage ans Licht!

Unterwürfigkeit ist ja überhaupt das Wesen des Christentums, Eigenwille und Unabhängigkeit das Wesen des Antichristentums. Der Eigenwille des Menschen ist die böse Quelle aller Übel in dieser armen Welt und beweist seine völlige Entfernung und Entfremdung von Gott, seinem Schöpfer, dem er Gehorsam schuldet. Wir bedürfen deshalb alle der Ermahnung zur Unterwürfigkeit und Demut, sowohl Gott als auch unseren Mitmenschen gegenüber. (Vergl. 1 Petrus 5,5-6; Epheser 5,21 u. and. St.) Indes richtet sich die göttliche Mahnung, wie wir gesehen haben, vornehmlich an das gläubige Weib in dem besonderen Verhältnis, in welchem sie steht. Die Pflicht, gehorsam und unterwürfig zu sein, ist die natürliche Folge dieses Verhältnisses. Sie ist unauflöslich damit verbunden. Und wenn schon der Mangel an Unterwürfigkeit im allgemeinen üble Folgen hat, so doch ganz besonders in dem ehelichen Verhältnis. Wenn hier die eben genannte Pflicht nicht beachtet und erfüllt wird, so sind Unfriede, Zwietracht und Verunehrung des heiligen Namens Gottes das unausbleibliche Ergebnis.

Wie freundlich hat Gott aber dafür gesorgt, dem Weibe diese Unterwürfigkeit, dieses Sichunterordnen leicht zu machen! So wie er dem Manne ein hohes, erhabenes Vorbild von seiner Stellung und der Erfüllung seiner Pflichten (als Haupt) in Christo selbst gegeben hat, so zeigt er dem Weibe in der Versammlung (oder Gemeinde) und in deren Verhältnis zu Christo ein überaus liebliches Bild von ihrem Platz und ihren Pflichten. „Gleichwie die Versammlung dem Christus unterworfen ist, also auch die Weiber ihren Männern in allem.“ Die Versammlung besteht nicht aus sich und für sich, sie hat kein Leben in sich selbst und außer Christo. Sie ist geschaffen „in Christo Jesu“, ist aus ihm entsprossen und lebt nur in ihm und für ihn. Darum handelt die Versammlung auch nicht nach Grundsätzen oder Bestimmungen, die sie selbst aufstellt, (die untreue Kirche maßt sich dies allerdings an und wird darum eine Hure, eine Ehebrecherin, genannt) sondern ihre Richtschnur ist Christus und sein Wort.

Genau so ist es mit dem Weibe. Sie nimmt dem Manne gegenüber denselben Platz ein, wie die Versammlung Christo gegenüber. Sie ist aus ihm entsprossen, Fleisch von seinem Fleisch, Gebein von seinen Gebeinen (1 Mose 2), und indem sie sich mit ihm verbindet, gibt sie nicht nur ihren eigenen Namen, sondern auch in gewissem Sinne ihre eigene Persönlichkeit auf, um fortan nur in ihm, dem Manne, gerechnet zu werden. Sie geht ganz in ihrem Manne auf. Die beiden werden ein Fleisch. Sie lebt fortan nur noch in ihm und für ihn, als sein zweites Ich. Sie hat keinen eigenen Willen, kein Selbstbestimmungsrecht mehr, sondern ist ihrem Manne unterworfen in allem. Sie handelt nicht nach eigenem Ermessen, nach eigenen Gutdünken, sondern fragt in allem nach dem Willen ihres Mannes.

„In allem?“ wendet hier vielleicht unwillkürlich die eine oder andere meiner Leserinnen fragend ein. Ja, in allem, denn so steht’s geschrieben. Die einzige Ausnahme, auf die wir noch zurückkommen werden, ist dann gegeben, wenn der Mann Forderungen an seine Gehilfin stellen sollte, die diese um ihres Gewissens vor Gott willen nicht erfüllen könnte. Sonst ist keine Ausnahme gestattet. Aber, höre ich fragen, wenn nun der Mann einen harten, eigenliebigen oder gar einen wenig achtungswerten Charakter hat und seinem Weibe mehr auflegt, als es ihm zusteht? Oder wenn er eigensinnig und wunderlich ist, wenn er sie lieblos behandelt, kein freundliches Wort für sie hat, sondern eher einem strengen Gebieter als einem liebenden Manne gleicht? In solchen Fällen ist es gewiß für eine Frau schwierig, in allem unterwürfig zu sein und still und demütig ihren Weg zu gehen, besonders wenn sie selbst von Natur wenig biegsam angelegt ist, aber der Herr kann und will auch in solchen Lagen die nötige Gnade darreichen. Auch tut die Frau wohl, sich in solch schwieriger Stellung oft ins Gedächtnis zu rufen, daß Gott sie mit ihrem Manne zusammengefügt hat, daß er mit ihr fühlt, ihr Seufzen hört und das gläubige Vertrauen eines demütigen Herzens niemals beschämen wird.

Der Charakter des Mannes ändert nichts an der Verpflichtung des Weibes, gehorsam zu sein, ebensowenig wie die Wunderlichkeit und Verkehrtheit eines Herrn einen Knecht von seiner Verpflichtung entbindet, mit aller Treue und Gutwilligkeit zu dienen (1 Petrus 2,18), oder wie der persönliche Charakter eines Königs oder die Ungerechtigkeit einer Regierung uns ein Recht geben, uns gegen die Obrigkeit aufzulehnen und ihr den Gehorsam zu verweigern. Die Stellung des Weibes bleibt immer dieselbe, und je schwieriger der Mann ihr sie macht, desto eifriger sollte sie darauf bedacht sein, ihren Platz in einer Gott wohlgefälligen Weise und in Treue gegen den Herrn auszufüllen.

In Treue gegen den Herrn – sieh da, meine liebe Leserin, den Weg, auf dem es dir möglich ist, auch in den eben beschriebenen Fällen, ja, selbst unter noch schwierigeren Verhältnissen treu voranzugehen und den Herrn zu verherrlichen. Es heißt in unserer Stelle: „Ihr Weiber, seid unterwürfig euren eigenen Männern, als dem Herrn“. Das ist ein kostbares Wort. Gerade so wie den Sklaven einst zugerufen wurde: „Was irgend ihr tut, arbeitet von Herzen, als dem Herrn und nicht den Menschen, da ihr wisset, daß ihr vom Herrn die Vergeltung des Erbes empfangen werdet; ihr dienet dem Herrn Christus“ (Kolosser 3,23-24), ebenso wird auch den Weibern gesagt, daß sie ihren Männern unterwürfig sein sollen, als dem Herrn. Gott lenkt auf diese Weise den Blick von den sichtbaren Gegenständen, die oft gar wenig liebenswürdig und achtungswert sind, ab und richtet ihn auf den Herrn. Welch eine Gnade war es für die armen Sklaven in jenen Tagen, daß sie in ihrer verachteten Stellung, ja, in allem was sie taten, sogar in den niedrigsten Verrichtungen, dem Herrn Christus dienen durften! Und welch ein süßes Vorrecht ist es für eine Frau, in ihrer Stellung sagen zu können: in allem was ich tue, diene ich dem Herrn. Bin ich unterwürfig, so bin ich es dem Herrn. Leide ich, so leide ich dem Herrn. Finde ich keine Anerkennung bei meinem Manne, so finde ich sie beim Herrn usw. Wie leiht und annehmbar wird alles, auch das Schwerste und Widerwärtigste, sobald wir es vom Herrn annehmen und ihm tun können! Mag es sich dann selbst um die Ausführung törichter und unverständiger Befehle handeln, der Gehorsam wird nicht schwer werden, weil man den Herrn vor Augen hat und um Seinetwillen bereit ist, die eigene, vielleicht bessere und richtigere Meinung preiszugeben und still zu sein. Der Blick ruht dann nicht auf dem Menschen und seiner Verkehrtheit, sondern auf dem Herrn und seinem heiligen Willen.

Äußerst schwierig ist die Stellung einer Frau, deren Mann ungläubig ist, vor allem wenn er in besonderer Weise den Kindern Gottes feindlich gegenübersteht. Aber auch für einen solchen Fall hat das Wort Gottes Vorsorge getroffen. Nicht als ob es die eheliche Verbindung zwischen Gläubigen Und Ungläubigen gutheiße. Wir wissen, daß das Gegenteil der Fall ist. Aber wie oft wird es in den ersten Tagen der Christenheit vorgekommen sein, und wie oft kommt es auch heute noch vor, daß der eine von zwei Eheleuten nach der Verheiratung bekehrt wird, während der andere auf dem breiten Wege beharrt! Wir haben in dem ersten Teil unserer Betrachtung diese Möglichkeit schon im Blick auf den Mann besprochen und gesehen, wie viel Weisheit von oben, wie viel Liebe und Geduld ein gläubiger Mann bedarf, um seinem noch nicht bekehrten Weibe in der richtigen Weise zu begegnen und ihr zu dienen. Ungleich schwerer aber ist es im umgekehrten Falle für eine gläubige Frau, die Pflichten gegen ihren Mann mit der Treue gegen Christum zu vereinigen. Da mag es dann wohl unmöglich werden, dem Manne in allem unterwürfig zu sein. Wenn dieser z. B. Forderungen an sein Weib stellen würde, die dem Worte und Willen Gottes zuwiderliefen, so daß ihr Gehorsam dem Manne gegenüber Ungehorsam gegen Gott würde, dann würde auch für sie das Wort der Apostel zur Geltung kommen: „Man muß Gott mehr gehorchen als Menschen“. (Apostelgeschichte 5,29) Denn, wenn eine Frau ihrem Manne „als dem Herrn“ gehorchen soll, so ist es offenbar, daß die Forderung, etwas Sündhaftes zu tun, ausgeschlossen sein muß. Wie könnte sie irgendwelche Sünde mit dem heiligen Namen des Herrn in Verbindung bringen? Indes sollte eine Frau, die sich in einer solchen Lage befindet, sehr wachsam sein, und sich vorkommenden Falles wohl prüfen, aus welchem Grunde sie den Gehorsam verweigert. Unsere Herzen sind äußerst trügerisch, und Unterwürfigkeit ist unserer Natur nicht angenehm. Darum siehe wohl zu, o, Frau, daß du nicht etwa das Wort Gottes zur Rechtfertigung einer eigenwilligen Handlungsweise benützest! So wahr es ist, daß der Herr die ersten und höchsten Rechte an die Seinigen hat, und so völlig er es anerkennen wird, wenn ein Weib aus Gehorsam gegen seinen bestimmt ausgesprochenen Willen sich weigert, etwas Sündhaftes zu begehen, so wenig wird er eine Handlung rechtfertigen, die nicht im Glauben und in der Treue gegen ihn, sondern in dem eigenen Willen ihren Ursprung hat. Er mag es für gut finden, die Seele in einer Weise zu prüfen und zu üben, die sie nicht versteht, die ihr fast unerträglich erscheint und deren Nützlichkeit und Notwendigkeit sie nicht einzusehen vermag. Aber wenn der Glaube wirksam ist, so wird eine solche Seele still auf den Herrn harren und, im Vertrauen auf seine Güte und Weisheit, seiner Führung zusehen, und mag dann die Schule auch ernst sein und die Prüfungszeit lange währen, so wird doch das Ende gesegnet sein, und das Ausharren wird reich belohnt werden.

Ich möchte an dieser Stelle einige Gedanken aus der Feder eines anderen, inzwischen heimgegangenen Schreibers5) anführen, die den Gegenstand, der uns augenblicklich beschäftigt, sehr schön und klar beleuchten. Er sagt:

„Wie sehr steht die Berufung der Frau zur Unterwürfigkeit in Übereinstimmung mit ihrem ganzen Wesen! Es kann keine Erniedrigung für sie sein, den Platz einzunehmen, auf den sie durch die Eigenart ihrer Natur hingewiesen wird. Sie wird fühlen, daß selbst dann, wenn die Größe der Selbstverleugnung (denn seitdem die Sünde in der Welt ist, gibt es keine Berufung, die ohne Selbstverleugnung erfüllbar wäre) ihr die Unterwürfigkeit zuweilen schwer machen wollte, doch infolge der Wünsche und Triebe, die ihrem Wesen eigen sind, die Nichtbeachtung ihrer Berufung ein noch größeres Unbefriedigtsein in ihr zurücklassen würde.“

„Wie viel hat die christliche Frau hier vor anderen Frauen voraus, indem sie gelernt hat, daß durch die Sünde alles verderbt und in Unordnung gebracht worden ist, so daß das Weib von Natur ebenso wenig ihrem Manne Gehorsam und Unterwürfigkeit entgegenzubringen vermag, wie der Mann imstande ist, sein Weib zu lieben. Doch durch den Glauben an Christum ist jetzt neues Leben in ihr, und in der Freiheit der Gemeinschaft mit Gott kann sie Kraft finden, um Gott durch Unterwürfigkeit gegen ihren Mann zu verherrlichen. Ihre Unterwürfigkeit ist, wie diejenige der Versammlung, eine freiwillige, eine Unterwürfigkeit der Liebe. Sie ist aus Gott. Die Regel des Mannes ist ihre Regel. Seine Bestimmungen und Anordnungen sind ihre Richtschnur. Ihr Mann ist das Haupt, das leitet und regiert. Sie folgt und ist gehorsam. Sie ist eine Tochter Sarahs, indem sie ihren Mann „Herr“ nennt. (1 Petrus 3,6) In Familie und Haus gibt es also nicht zwei leitende Grundsätze, von denen heute der des Mannes, morgen der der Frau die Oberhand hat, sondern in allem herrscht Einheit, eine Einheit, der die Frau sich fügt, und die sie nicht willkürlich auf die eine oder andere Art bricht. Sie fordert nicht Rechenschaft von ihrem Manne, warum er dies so und jenes anders einrichtet, gerade so wenig wie die Versammlung sich anmaßt, von Christo Rechenschaft zu fordern, bezüglich dessen, was er für die Haushaltung Gottes bestimmt hat oder zuläßt. Und daß sie so handelt, ist ihre Ehre. Sie findet darin ihre Befriedigung und fühlt, daß sie an ihrem Platze ist. Ja, sie würde, wenn sie über diese Grenzen hinausginge, viel mehr sich selbst benachteiligen als ihren Mann. Derjenige, vor dessen Augen sie wandelt, ist nicht ihr Mann, sondern der Herr und darum ist sie unterwürfig, auch wenn ihr Mann sie nicht sieht, da sie weiß, daß das Auge des Herrn allezeit auf sie gerichtet ist.“

„Dieses Bewußtsein setzt sie auch in den Stand, selbst dann Unterwürfigkeit zu beweisen, wenn große Selbstverleugnung damit verbunden ist. Es gibt ja leider Männer, auch Männer gläubiger Frauen, die „dem Worte nicht gehorchen“. In diesem Falle ist die Unterwürfigkeit oft keine leichte Sache. Wenn z. B. der Mann (der übrigens nicht über den Geist seiner Frau zu verfügen vermag, sondern nur Macht hat über ihren Leib) die Frau durch seine Bestimmungen verhindert, den mancherlei geistlichen Bedürfnissen und Wünschen ihres Herzens Folge zu geben, so bedarf sie sicherlich sehr, das Bewußtsein ihrer Berufung vor Gott festzuhalten, damit sie die Stellung der Unterwürfigkeit nicht verlasse. Ihr Mann kann und darf sie nicht verhindern, ihr Herz dem Herrn zu übergeben, ihm zu dienen und in Gemeinschaft mit ihm zu leben, aber er kann ihr z. B. verbieten, Witwen und Waisen zu besuchen, und doch würde sie so gern zu diesem Zweck ihr Haus zuweilen verlassen. Er kann ihr untersagen, Kinder Gottes bei sich zu empfangen und sie zu beherbergen, und doch möchte sie diesen am liebsten ihr Haus öffnen. Sie würde gern mehr an Armen und Kranken tun, gern mehr hungrige speisen und Nackte kleiden, aber ihr Mann gestattet es ihr nicht. Wäre nun der Herr nicht vor ihren Augen, so würde sie leicht zu dem Gedanken kommen können, sie habe in diesen Dingen Freiheit, den Platz des Gehorsams zu verlassen und gegen den Willen ihres Mannes zu handeln.“

„Oder aber ihr Mann ist nicht ein Hindernis für sie in dem eben angedeuteten Sinne, aber seine Wege verursachen ihr viel Betrübnis und Kummer, da es Wege der Sünde und des Todes für ihn sind. Wie leicht kann sie sich da verleiten lassen, anstatt unterwürfig zu bleiben, durch Vorwürfe und Strafpredigten die Rolle einer Sittenlehrerin zu spielen, und so allem Verkehrten, das sich bei ihrem Manne zeigt, auch noch Verbitterung hinzuzufügen. Oder ihr Mann findet Freude daran, sie zu ärgern und zu quälen, vielleicht gar zu mißhandeln – wie groß ist dann die Gefahr für sie, ihm mit gleicher Münze zu bezahlen, Schimpfwort mit Schimpfwort zu beantworten und, anstatt sich noch mehr und noch tiefer zu beugen und zum Herrn zu rufen, gegen ihren Mann aufzutreten in Widerspenstigkeit und Zorn. Ist sie aber unterwürfig, nicht deshalb, weil ihr Mann ihr die Unterwürfigkeit leicht macht, sondern weil es der Wille des Herrn ist und sie danach verlangt, ihm zu gefallen, so wird sie in der Kraft des Herrn vermögen „Frau“ zu bleiben. Mag auch ihr Mann die Liebe, die er ihr schuldet, ihr nicht erweisen und so seiner Berufung nicht entsprechen, sie hat sich einmal ihm gegeben, und sie bewahrt in Demut ihren Platz, denn sie weiß, daß sie sein ist und sein bleibt, so lange er lebt. Das ist dann der „in Furcht keusche Wandel“, durch dessen Anschauen der Mann gewonnen zu werden vermag. (1 Petrus 3,1-2)“

„Jemehr eine Frau „Frau“ ist, d. h. jemehr sie in Schwachheit den ihr beschiedenen Weg des Gehorchens, des Duldens und Tragens wandelt, eine umso größere Kraft übt sie aus, gerade so wie auch die leidende Kirche manch trotziges Herz, das für Worte unzugänglich war, durch ihr stilles Dulden und Ausharren zur Erkenntnis der Wahrheit geführt hat. Ja, eine Kraft geht von einer solchen Frau aus,6) die noch stärker ist als der gewaltige Hammer, der auf die Herzen der Menschenkinder angewandt wird, stärker als das Wort.

Darum, Ihr Frauen! wenn ihr nur die schwachen, unterwürfigen Frauen bleiben wollt, zu denen Gott euch bestimmt hat, so braucht ihr nicht zu meinen, daß euch keine Kraft zugeteilt sei, und ihr habt wahrlich nicht nötig, euch eine Kraft zueignen zu wollen, die außerhalb der Grenzen eurer Befugnis und Berufung liegt. Der Herr sei mit euch, daß ihr stets die siegende Kraft der duldende Liebe zu offenbaren vermöget!“

Wir kommen jetzt zu den einzelnen Ermahnungen, die das Wort Gottes dem Weibe gibt. Bei ihrer Betrachtung werden wir wieder sehen, wie genau Gott die Gefahren und Versuchungen kennt, die auf dem Wege einer gläubigen Frau liegen, und wie er ihnen in Gnade und Treue zu begegnen sucht.

„Das Weib aber, daß sie den Mann fürchte.“ Mit diesen Worten schließt der Apostel seine kostbaren Unterweisungen in Epheser 5. Es ist gleichsam das Fazit, das er aus seiner ganzen Belehrung zieht. Der Mann liebe sein Weib also wie sich selbst, und das Weib fürchte ihren Mann. Fürwahr, ein schönes und ernstes Ergebnis! Es ist schon darauf hingewiesen worden, daß hier nicht von einer sklavischen Furcht die Rede sein kann, denn das Weib ist nicht die Sklavin des Mannes, sondern seine Gehilfin. Aber nie möge sie vergessen, daß ihr nicht die Berufung von Gott zuteil geworden ist, zu herrschen, vor allem nicht über ihren Mann zu herrschen, sondern ihn zu ehren und zu achten, ihm zu gehorchen, so wie einst Sara dem Abraham gehorchte und ihn „Herr“ nannte (1 Petrus 3,6), ja ihn zu fürchten, gleichwie die Versammlung Christum, ihren Herrn Fürchtet. So schreibt Paulus auch an Timotheus: „Ich erlaube aber einem Weibe nicht…, über den Mann zu herrschen, sondern stille zu sein“. (1 Timotheus 2,12) Die Begründung dieses Ausspruchs ist einfach und ernst: „Adam wurde zuerst gebildet, danach Eva“, und ferner: Adam wurde nicht betrogen, das Weib aber wurde betrogen und fiel in Übertretung“. Bei der Erschaffung stand sie also erst in zweiter Reihe, ja, sie wurde von Adam genommen, aber im Sündenfall nahm sie den ersten Platz ein. Zwei wichtige und eindringlich redende Tatsachen! In unseren Tagen, wo so viel von den allgemeinen menschlichen Rechten und von der Gleichberechtigung und Ebenbürtigkeit des Weibes mit dem Manne geredet wird, ist es gut und heilsam, sich an das ewig bleibende, unveränderliche Wort Gottes zu erinnern. „Das Weib aber, daß sie den Mann fürchte“ – so spricht die göttliche Weisheit, so hat Gott es verordnet. Darum sieh zu, du gläubige Frau, daß du dem Gebot Gottes nachkommst und in keiner Beziehung seine Ordnung ins Gegenteil zu verkehren suchst! Es kann nur zum Unsegen für dich selbst und zur Verunehrung Gottes ausschlagen.

Auch in der bereits angeführten Stelle aus dem ersten Petribriefe ist von einem in Furcht keuchen Wandel die Rede, und zwar handelt es sich dort, wie wir wissen, um Weiber, deren Männer „dem Worte nicht gehorchen“. Also auch da ist ein Wandel „in Furcht“ geboten. Zugleich in „Keuschheit“. Dies führt uns zu einer anderen großen Gefahr, der das weibliche Geschlecht in besonderer Weise ausgesetzt ist. Diese Gefahr heißt: Gefallsucht. Wie zeigt sich diese böse Neigung schon bei dem Kinde, wie tief ist sie eingewurzelt, und wie reißend schnell wächst sie mit den Jahren! Wie verunziert sie so manche Jungfrau und wir müssen leider hinzufügen, auch so manche Frau! Welch große Gefahren birgt sie zugleich in sich für die Reinheit und Keuschheit des Herzens!

Hören wir, was Gottes Wort in dieser Beziehung den Frauen zu sagen hat: „Desgleichen auch, daß die Weiber in bescheidenem Äußern mit Schamhaftigkeit und Sittsamkeit sich schmücken, nicht mit Haarflechten und Gold oder Perlen oder kostbarer Kleindung, sondern was Weibern geziemt, die sich zur Gottesfurcht bekennen, durch gute Werke“. (1 Timotheus 2,9-10) Und ferner: „Gleicherweise ihr Weiber, seid euren Männern unterwürfig, auf daß, wenn auch etliche dem Worte nicht gehorchen, sie durch den Wandel der Weiber ohne Wort mögen gewonnen werden…; deren Schmuck nicht der auswendige sei durch Flechten der Haare und Umhängen von Gold oder Anziehen von Kleidern, sondern der verborgene Mensch des Herzens in dem unverweslichen Schmuck des sanften und stillen Geistes, welcher vor Gott sehr köstlich ist“. (1 Petrus 3,1-4)

Es liegt unserem eigentlichen Thema fern, diese Ermahnungen in ihrer allgemeinen Anwendung zu besprechen. Wir haben es zunächst nur mit der verheirateten Frau zu tun. Allein was für die Frauen im allgemeinen wahr ist, gilt auch im Besonderen der verheirateten Frau, ja umsomehr ihr, als der Kreis ihres Einflusses naturgemäß größer ist als der einer alleinstehenden Schwester. Ihr Verhalten ist meist tonangebend für die übrigen weiblichen Glieder der Familie oder des Haushalts, ja, es drückt dem ganzen Hause, dem besonderen Wirkungskreise der Frau, seinen Stempel auf. Sie kann deshalb viel Gutes, aber auch viel Böses tun. Ist sie eitel, liebt sie Prunk und äußeren Schein, so werden Kinder und Dienstboten, ja, die Einrichtung des ganzen Hauses dementsprechend erscheinen. Ist sie einfach und anspruchslos, liebt sie ein bescheidenes Äußeres, so wird das ganze Haus denselben wohltuenden Eindruck auf den Beschauer machen, selbst wenn Gott dem Manne viel Hab und Gut geschenkt haben sollte. Das zwischen den Häusern der Gläubigen, je nach deren irdischen Verhältnissen, ein Unterschied besteht, ist selbstverständlich. Aber ob reich oder arm an irdischen Gütern – ein jeder Mann und eine jede Frau sollten daran denken, wie sie in ihrer besonderen Lage und Stellung dem Herrn gefallen und anderem zum Nutzen und zur Erbauung sein mögen. (Römer 15,2)

„In bescheidenem Äußern“, was will das sagen? Beziehen sich diese Worte nur auf die Kleidung der Frau? Oder gelten sie auch ihrem ganzen Benehmen? Sie nehmen Bezug auf beides, wie man denn auch übersetzen kann: „In bescheidenem Auftreten“. Darum wird auch sogleich hinzugefügt: „mit Schamhaftigkeit und Sittsamkeit“.

So schmückt euch denn, ihr Frauen, in dieser lieblichen Weise! Schmückt euch für eure Männer, eure Kinder, eure Häuser, ja, vor allen für den Herrn! Der Hang, sich zu schmücken, liegt ja in der weiblichen Natur. Gott verurteilt ihn nicht, aber Gott möchte ihn gern in die rechten Bahnen lenken. Darum schmückt euch! Nur nicht mit Haarflechten und Gold oder Perlen oder kostbarer Kleidung, sondern „was Weibern geziemt, die sich zur Gottesfurcht bekennen, durch gute Werke“. Wie schön und lieblich ist es, eine Frau zu sehen, die sich in dieser Weise schmückt, die einfach und bescheiden auftritt, sich nicht in den Vordergrund drängt, nicht auffallend und sich bemerkbar zu machen sucht, sondern still und anspruchslos ihre so wichtige Arbeit tut, die sich freut, dienen, hören und lernen zu dürfen, und die schon in ihrer äußeren Kleidung zu erkennen gibt, daß sie einen anderen Schmuck kennt als den, der aus Perlen, Ringen und kostbaren, neumodischen Kleidern besteht. Eine solche Frau ist sicherlich nicht nachlässig in ihrer Kleidung, oder gar unordentlich und unsauber im Blick auf sich selbst oder ihr Hauswesen. Das wäre wahrlich kein Schmuck, nichts Anziehendes für Gott und Menschen. Nein, sie ist sich ihrer Verantwortung in dieser Beziehung wohl bewußt und ist besorgt, „daß sie ihrem Manne gefallen möge“. Sie weiß ganz gut, wie sie durch ihr stilles, freundliches Walten, durch Ordnung und Sauberkeit im Hause, ihrem Manne sein Heim lieb und wert machen kann, und sie weiß auch, wie das Gegenteil schon manchem Manne das Haus verleidet und ihn auf verkehrte Wege getrieben hat. Das Bild eines unordentlichen, schwatzhaften Weibes, wie es in 1 Timotheus 5,13 entworfen wird, ist ihr ein Gräuel: „müßig, umherlaufend in den Häusern; nicht allein, aber müßig, sondern auch geschwätzig und vorwitzig, indem sie reden was sich nicht geziemt“. Sie ist eingedenk des Wortes: „Ein Weib lerne in der Stille in aller Unterwürfigkeit“, und sie weiß, daß der Bereich ihrer Tätigkeit in erster Linie das Haus ist, obwohl sie jedem guten Werke nachgehen darf und soll.

Möchte Gott geben, daß alle gläubigen Frauen diesem Bilde mehr gleichen möchten! Die „heiligen Weiber, die ihre Hoffnung auf Gott setzen“ (1 Petrus 3,5), schmücken sich einst in solcher Weise, und Gott hat es nicht übersehen. Ihre Geschichte steht steht aufgezeichnet auf den Blättern des göttlichen Wortes, und was sie in der Stille getan, und wie sie sich mit diesem vor Gott so köstlichen, „unverweslichen Schmuck“ geschmückt haben, das wird in Ewigkeit nicht vergessen werden. Ach, daß so viele christliche Frauen einen solchen Wert auf ein schönes, schimmerndes Gewand setzen! Ja, daß in unseren Tagen die Kleidermacherin alle ihre Kunst aufbieten muß, um es dem Geschmack der christlichen Bestellerin recht zu machen! Frage dich selbst, liebe Leserin: Ist es einer Jüngerin des demütigen und niedrigen Jesus von Nazareth würdig, so viel Wert auf Kleidung und Putz zu legen? Würdest du wohl so viel von Mode und neuestem Schnitt reden, wenn Jesus neben dir stände? Würdest du wohl so viel von Mode und neuestem Schnitt reden, wenn Jesus neben dir stände? Würdest du in deinem modischen Kleide und deinem sonstigen Schmuck gern an der Seite deines Herrn und Heilandes über die Straße gehen?

Sag nicht, man dürfe die Sache nicht übertreiben, es sei nicht so schlimm. Sage auch nicht, man müsse diese Dinge jedem einzelnen Gewissen überlassen, man könne auch mit einem kostbaren Kleide ein demütiges Herz haben und umgekehrt, mit einem einfach ein stolzes. Letzteres ist gewiß wahr, aber deshalb bleiben die ernsten und klaren Weisungen des Wortes Gottes doch zu Recht bestehen, und sie wohl zu, daß du die Schärfe dieses zweischneidigen Schwertes nicht abzustumpfen suchst. Ein ernster, vorurteilsfreier Blick in unsere Sonntagsversammlung (besonders in den größten Städten) genügt, um uns zu zeigen, daß es in unserer Mitte viel Hang zur Eitelkeit und zu „auswendigem“ Schmuck gibt. Wie betrübend und demütigend ist die Tatsache, besonders wenn wir an unser Zusammenkommen am Tische des Herrn, des von der Welt verworfenen und gekreuzigten Heilandes, mit dem wir ebenfalls verworfen und gekreuzigt zu sein bekennen. Wir sagen, daß wir hinausgegangen seien außerhalb des Lagers, die Schmach Christi tragend. Wir versammeln uns als die Kinder des heiligen Gottes, als seine von der Welt und ihrem Wesen abgesonderte Familie. Der Herr selbst ist in unserer Mitte, und des Vaters Auge schaut vom Himmel auf uns herab. Wir sind gewachsen, gereinigt und geheiligt. Die Schmach Ägyptens (der Welt) ist von uns abgewälzt. Und bei alledem beweisen so viele von uns durch ihr ganzes äußeres Erscheinen, daß sie praktisch „noch in der Welt leben“. Ihre Kleidung, ihr Schmuck, ja ihr ganzes Benehmen trägt die deutlichen Spuren Ägyptens, die häßlichen Flecken der Welt, an sich. – O ihr Frauen und Mütter, lauscht auf die ernsten, eindringlichen Worte Gottes! Wacht auf, wenn ihr eingeschlafen seid, zu einem tiefen, lebendigen Bewußtsein eurer Verantwortlichkeit sowohl dem Herrn als auch euren Häusern und nicht zum Geringsten auch euren Kindern gegenüber! Erbittet euch viel Gnade von Gott, um dieser Verantwortlichkeit entsprechen zu können, indem ihr selbst ein gutes Vorbild seid, „in dem unverweslichen Schmuck des sanften und stillen Geistes, welcher von Gott sehr köstlich ist“.

Bezüglich dieses sanften und stillen Geistes bemerkt der weiten oben (s. 33) schon einmal angeführte Schreiber: „Die Schrift nennt dies den Schmuck der Frau. Der Herr erlaubt also dem Weibe, sich zu schmücken. So wie er, indem er sie zur Keuschheit und Unterwürfigkeit ermahnte, damit zugleich ihrem eigenen Bedürfnis Ausdruck gab, erkennt er hier in der Frau den Zug an, den er selbst in sie gelegt hat, nämlich den, sich gern zu schmücken. Indes dürfen wir nicht vergessen, dass durch die Sünde die Gestalt und das Verhalten von allem verdorben und verkehrt worden ist. So ist es auch dem Weibe seit jener Zeit mit ihrem Hang, sich zu schmücken, ergangen. Die Kleider, die an und für sich schon eine Folge der Sünde sind (1 Mose 3,7-21) sind für sie dasjenige geworden, was ihr eine hübsche, angenehme Erscheinung geben soll. Das Flechten des Haares und das Umhängen von Gold und Perlen hat sie zu einem Gegenstand ihres eifrigen Studiums gemacht. Aber ach! Er, der sie erschaffen hat, und der am besten weiß, was ihr not tut, hält sie noch keineswegs für geschmückt, wenn sie auch mit den kostbarsten Schmucksachen und schönsten Kleidern angetan wäre. Er versagt ihr weder Kleider noch guten Geschmack, aber wenn sie nichts anderes aufweisen kann als das, so muß er über sie urteilen, daß sie des einzig wahren Schmuckes entbehrt. Und dieser in Gottes Augen so kostbare Schmuck ist „ein sanfter und stiller Geist“. Glücklich die Frau, die das verstanden hat! Sie, „die Stille“, verabscheut allen unnötigen Lärm, und selbst in der Verrichtung ihrer Häuslichen Arbeiten geht sie still ihren Gang. Vor allem hält sie sich fern von aller Plaudersucht und Schwatzhaftigkeit. Sie spricht nicht viel, und darum hat sie Zeit, über ihre Worte nachzudenken. Sie gleicht in keiner Weise jenen geschwätzigen Frauen, die durch ihre scharfe Zunge sowohl in ihrer eigenen Haushaltung als auch in anderen Familien oft so großes Unheil anrichten. Sie trägt deshalb auch keine Schuld daran, wenn so viel Sturm und Unfrieden geerntet wird infolge der Klatschereien und Verleumdungen solcher Frauen, die da „reden was sich nicht geziemt“.

„Auch sie ist sanftmütig“. Heftigkeit und Härte sind ihr fremd. Sie kann viel ertragen, nicht nur die großen Beschwerden, die das Leben mit sich bringt, sondern vor allem auch jene kleinen Mühen, die in einem Haushalt, besonders wenn er etwas zahlreich ist, täglich und stündlich vorkommen. Und während sie selbst sich nicht aufregen läßt, weiß sie durch ihre Sanftmut einen solch beruhigenden Einfluß auf andere auszuüben, daß mancher Anlaß zu Zorn und Streit hinweggetan wird. Sie ist eine wahre Friedensstifterin (Matthäus 5,9), so recht geeignet, Zwistigkeiten aus dem Wege zu räumen, Erzürnte miteinander zu versöhnen und ein liebliches Einvernehmen zu befördern. Auch ist sie nicht nur zum Schein, nur äußerlich, sanft und still, nein, alles gelingt ihr so wohl, weil sie sanften und stillen Geistes ist. Es steht innerlich so bei ihr, und darum kommt dieselbe Gesinnung auch nach außen hin zum Ausdruck. Und es steht deshalb so bei ihr, weil Gott es in ihr gewirkt hat. Sie hat gelernt, so zu sein, durch die Belehrung des Geistes Gottes, und vielleicht auf dem Wege vieler Demütigung. Deshalb begehrt sie auch, auf diesem Wege zu bleiben und immer noch mehr auf ihm zu lernen.

„Die Frau, die also geschmückt ist, wird wenig Bedürfnis für anderen Schmuck haben. Und auf andere einen angenehmen Eindruck zu machen – und dazu dient ja doch der Schmuck – braucht sie nicht zu kostbaren Kleidern, Gold und Perlen ihre Zuflucht zu nehmen. Überall, wo sie sich zeigt, läßt sie ein liebliches Bild zurück, das Bild der Stille und Sanftmut. Darum bedeckt sie sich mit einem einfachen Gewande, und ihr Schmuck ist die „Schamhaftigkeit und Sittsamkeit“, der „sanfte und stille Geist“, verbunden mit „guten Werken“…. Denn obwohl sie in ihrem Hause verborgen ist und in dem öffentlichen Leben, dem Bereich der Tätigkeit des Mannes, seinen Platz hat, ist es ihr keineswegs versagt, gute Werke zu tun… Im Gegenteil, manch liebliches Werk kann durch die Frau verrichtet werden. Der Mann mag stolze Bauten, herrliche Kunstwerke und dergleichen zustande bringen, Dinge, die die Menschen preisen, aber die Frau ist dazu bestimmt und gebildet, Werke zu tun, die nicht ins Auge fallen, die aber der Herr preist, und die einen lieblichen Wohlgeruch um sich her verbreiten. Ihr häusliches Leben, fern von dem Gewühl der Öffentlichkeit, erlaubt es ihr, viel zu den Füßen des Herrn zu sitzen und Worte von ihm zu hören, die ihr einen weit höheren Genuß bereiten, als das laute Lob, das dem Manne in seinem Wirkungskreise vielleicht zufällt. Möchten alle gläubige Frauen fühlen, daß wir, indem wir diese Dinge behandeln, eine Saite berühren, die in ihrem Innersten nachklingen sollte! Tief wäre die Frau zu beklagen, die hierfür kein Verständnis hätte.“

Eine besondere Verheißung wird der sittsamen, gläubigen Frau noch in 1 Timotheus 2,15 gegeben, die sehr tröstlich ist. Das Weib war es, durch das die Sünde in die Welt kam, und mit ihr der Fluch, ja, mit ihr auch das besondere Gericht, das der Herr in 1 Mose 3,16 über Eva ausspricht. Welch ein Trost ist es nun für eine gläubige Frau, hier zu hören, daß gerade dasjenige, was als Strafe für ihre Schuld über sie gekommen ist, zu einer Veranlassung für Gott wird, ihr seine Barmherzigkeit und gnädige Hilfe in besonderer Weise zu offenbaren! Sie wird in ihrer schweren Stunde gerettet werden, wenn sie in alledem wandelt, was das weibliche Geschlecht fähig macht, die wichtigen Pflichten, die ihm auferlegt sind, zur Ehre Gottes mit glücklichem Herzen zu erfüllen, d. h., wenn sie bleibt, „in Glauben und Liebe und Heiligkeit mit Sittsamkeit“.

Im Laufe unserer Betrachtung ist wiederholt von „guten Werken“ die Rede gewesen, die die Frau vollbringen könne, und es möchte wohl am Platze sein, hier kurz auf einige derselben hinzuweisen. Wir werden dabei auch Gelegenheit haben, uns an einige „heilige Weiber“ zu erinnern, deren Namen uns das Wort Gotts aufbewahrt hat. Das die „guten Werke“ der Frau fast durchweg auf einem anderen Gebiet sich bewegen als diejenigen des Mannes, liegt in der Natur der Sache.

Die Worte des Apostels Paulus in 1 Timotheus 5,10 geben uns einen trefflichen Leitfaden für diesen Teil unserer Betrachtung an die Hand, indem sie das Tun einer wahrhaft christlichen Frau beschreiben. Der Apostel sagt dort von den Witwen, die in die Liste der Versammlung als unterstützungsberechtigt eingetragen werden sollten: „Eine Witwe werde verzeichnet, wen sie… ein Zeugnis hat in guten Werken, wenn sie Kinder auferzogen, wenn sie Fremde beherbergt, wenn sie der heiligen Füße gewaschen, wenn sie Bedrängten Hilfe geleistet hat, wenn sie jedem gute Werke nachgegangen ist“. – Eine schöne Reihe begehrenswerter Dinge, nicht wahr? Betrachten wir sie ein wenig der Reihenfolge nach. Der Apostel beginnt mit dem, was eine Frau und Mutter stets am nächsten liegen wird, indem er sagt: „wenn sie Kinder auferzogen hat“. Es ist wohl nicht nötig, darauf hinzuweisen, daß der Apostel nicht meint: „wenn sie Kinder gehabt und diese großgezogen hat, ganz gleich, wie sie aufgewachsen sind, und was aus ihnen geworden ist“. Nein, auf christlichen Eltern ruht die heilige Pflicht, ihre Kinder aufzuziehen „in der Zucht und Ermahnung des Herrn“. Mag in dieser Beziehung nun auch der Mann der meist verantwortliche Teil sein, so kann sich die Frau doch ihrer Verantwortlichkeit nicht entziehen. Im Gegenteil, in den ersten Jahren liegt die Erziehung des Kindes größtenteils in den Händen der Mutter, und selbst bei zunehmendem Alter der Kinder ist der Vater infolge der heutigen Erwerbsverhältnisse in sehr vielen Fällen wenig zu Hause, um seiner Pflicht so entsprechen zu können, wie es nötig und gut wäre.

Da fällt denn ganz von selbst die Erziehung mehr der Frau anheim, und ein jeder weiß auch, wie wichtig und heilsam der Einfluß der Mutter auf das Gemüt des Kindes ist, ja, wie er vielfach für das ganze Leben entscheidend wirkt. Wer könnte auch so liebevoll bitten und ermahnen, wer so herzlich warnen und zureden wie eine Mutter? Wer verstände so, dem Kinde die Liebe des großen Kinderfreundes vorzustellen und mit ihm zu beten, wie der Mund der Mutter? Wer so herzlich und innig mit ihm zu fühlen, an seinen Freuden und Kümmernissen teilzunehmen, wie das Mutterherz? Darum, ihr Frauen und Mütter, seid eifrig und fleißig auf diesem Gebiet eurer Tätigkeit! Es ist so weit und groß und so vielversprechend, - und es wird so viel vernachlässigt! Ein Diener des Herrn unterhielt sich einst mit einem kleinen Mädchen in Abwesenheit der Mutter über die ewigen Dinge. Nachdem er ihr einiges aus dem Alten Testament und dann aus dem Leben Jesu erzählt hatte, sagte er zu ihr: „Deine Mutter erzählt dir gewiß auch viel von dem Herrn Jesus, nicht wahr?“ – „Nein“, erwiderte sie, „meine Mutter hat keine Zeit, mir zu erzählen“.

Geht es nicht mancher vielbeschäftigten Mutter auch so? Die Kleidchen, die sie machen, und die Mäulchen, für sie sie zu sorgen haben, nehmen sie so völlig in Anspruch, daß ihnen „keine Zeit“ übrigbleibt, um ihre Kinder um sich zu sammeln und ihnen von Jesus zu erzählen, keine Zeit, um ein Lied zu seinem Preise mit ihnen anzustimmen. Und doch hören und singen und fragen die Kleinen so gern. O ihr lieben, fleißigen Mütter, vergeßt über den täglichen Sorgen und Mühen nicht dasjenige, was am meisten not tut. Redet mit euren Kindern von Jesu, erzählt ihnen aus dem reichen Schatz der biblischen Erzählungen das, was zu ihrer Belehrung und Förderung dienen kann. Ihr werdet vielleicht die Freue erleben, daß eure Kinder schon früh den Heiland kennen lernen. Jedenfalls aber werden die gesegneten Früchte einer solchen Arbeit nicht ausbleiben. Wie beneidenswert ist ein Mensch, der, wie einst Timotheus „von Kind auf die heiligen Schriften kennt, die vermögend sind, weiße zu machen zur Seligkeit“! Wie nachahmungswert ist das Beispiel solcher Mütter und Großmütter, wie Eunike und Lois (2 Timotheus 1,5 & 2 Timotheus 3,15)

Hier mag auch noch eine andere Bemerkung Platz finden, die sich mir beim Niederschreiben dieser Zeilen aufdrängt. Es ist diese: Manche Mutter ist verdrießlich über die Zahl ihrer Kinder und hadert in der Stille mit Gott und Menschen, daß ihr eine so schwere Last auferlegt wurde. Bei allem Mitgefühl mit der schwierigen Stellung einer kinderreichen, vielgeplagten Mutter kann ich doch nicht umhin, zu sagen, daß sie unrecht tut und sich versündigt, wenn sie zu murren beginnt und in ihrem Herzen gegen Gott auftritt. Denn Kinder sind eine kostbare Gabe Gottes, und eine gläubige Mutter sollte sie als solche betrachten und sie mit dankbarem Herzen, so weit es an ihr liegt, für den Himmel erziehen. Betrachtet sie die Sache von diesem Gesichtspunkt aus, so wird ihr die Zahl nicht zu groß werden. Zugleich wird ihr jede Mühe leichter werden, und sie wird erfahren, daß der Herr ihr nicht mehr auflegt, als sie tragen kann, und daß er mit ihr ist, mit ihr fühlt und ihre Gebete hört und erhört.

Wir kommen jetzt zu dem zweiten Punkt in der „schönen Reihe“ guter Werke. Er lautet: „wenn sie Fremde beherbergt, wenn sie der Heiligen Füße gewaschen hat“. Schon im Alten Testament hören wir viel von Gastfreundschaft. Gott ermahnt sein Volk Israel an vielen Stellen, dem Fremdling Gutes zu tun, ihn zu bewirten und zu beherbergen. Hiob sagt von sich: „Der Fremdling übernachtete nicht draußen, ich öffnete dem Wanderer meine Tür“. (Hiob 31,32) Ja, wir finden, daß schon in den frühesten Zeiten die Gastfreiheit in hohen Ehren stand, und das Männern, wie Abraham, Lot und Manoah, auf diese Weise die Auszeichnung zuteil wurde, Engel zu bewirten und zu beherbergen. Bei Abraham und selbst bei Lot sehen wir, wie die unbekannten Fremdlinge freundlich zum Einkehren eingeladen und durch Fußwaschung und reichliche Bewirtung erquickt wurden. (Vergl. 1 Mose 18.1-8; 1 Mose 19,1-3; 1 Mose 24,17-25; 2 Könige 4,8-10; u. a. St.) In 5 Mose 10,17-19 lesen wir, daß „Gott den Fremdling liebt, so daß er ihm Brot und Kleider gibt“, und daran wird die Ermahnung geknüpft: „Und ihr sollt den Fremdling lieben, denn ihr seid Fremdlinge gewesen im Lande Ägypten“.

Noch viel mehr ist aber die Gastfreundschaft eine christliche Tugend, und zahlreich sind die Stellen im Neuen Testament, in denen wir zu ihrer Ausübung dringend ermahnt werden. So lesen wir in Römer 12,13: „Nach Gastfreundschaft trachtet“, in 1 Petrus 4,9: „Seid gastfrei gegeneinander ohne Murren“ und in Hebräer 13,2: „Der Gastfreundschaft vergesset nicht, denn durch dieselbe haben etliche ohne ihr Wissen Engel beherbergt“. (Vergl. auch 3 Johannes 5; 1 Timotheus 3,2; Titus 1,8; Matthäus 25,35-40; Apostelgeschichte 16,15 usw.) Naturgemäß fällt der Frau bei Ausübung der Gastfreundschaft die meiste Mühe zu, und so liegt auch am ersten die Gefahr nahe, müde zu werden oder zu murren, besonders wenn die Gäste unscheinbar sind oder ihrer Mühe wenig Anerkennung zollen. Auch mag es zuweilen unangenehme Arbeiten geben, wie z. B. das Waschen der Füße der Heiligen eine niedrige, für die Natur wenig angenehme Arbeit war. Aber je unangenehmer und niedriger der Dienst sein mag, je mehr mit Verleugnung des eigenen Ichs verknüpft, desto wohlgefälliger ist er vor dem Herrn. Ja, laß uns nicht vergessen, liebe Leserin, daß der Herr in Matthäus 25,40 denen zu seiner Rechten antwortet: „Wahrlich, ich sage euch, insofern ihr es einem der geringsten dieser meiner Brüder getan habt, habt ihr es mir getan“.

Als drittes in der Reihe folgt dann: „wenn sie Bedrängten Hilfe geleistet hat“. Auch hier eröffnet sich der Liebestätigkeit der Frau ein weites Feld. Arme und Kranke, Schwache und Bedrängte gibt es allezeit rund um uns her. Weißt Du, o Frau, daß diesen gegenüber eine besondere Liebespflicht auf dir ruht, die dem Manne nicht in derselben Weise aufliegt wie dir? Und kommst du dieser Pflicht nach? Suchst du ein wenig von deiner Schuld abzutragen? Auch in dieser Hinsicht bietet dir das Wort Gottes viele ermunternde Beispiele. Der Name „Dorkas“ ist dir bekannt, aber du tust wohl, Apostelgeschichte 9,36-39 zuweilen wieder zu lesen. Wir sind ja leider so vergeßliche Hörer! Den Namen „Phöbe“ kennst du ebenfalls. Von ihr sagt der große Apostel: „Sie ist vielen ein Beistand gewesen, auch mir selbst“. (Römer 16,1-2) Welch eine Ehre für diese Schwester! „Abigajil“ im Alten Testament ist ein weiteres schönes Beispiel von einer Frau, die bereit war, Bedrängten Hilfe zu leisten. Zugleich sehen wir bei ihr, wie sie durch ihre Sanftmut und ihren Verstand das Verderben von dem Haupte ihres bösen Mannes abwandte und selbst David von einer Tat zurückhielt, die ihm später „zum Anstoß und zum Herzensvorwurf“ gereicht haben würde. (1 Samuel 25)

Wir könnten noch manche andere Beispiele anführen, aber diese genügen. Die Schlußworte in unserer Stelle: „wenn sie jedem guten Werke nachgegangen ist“, lassen Raum für noch manche andere gesegnete Tätigkeit der Frau, und in der Tat finden wir in der Schrift noch andere beherzigenswerte Winke in dieser Beziehung. Von welch großem Nutzen kann z. B. die Frau eines Dieners des Herrn sein, sowohl für ihren Mann als auch für das Werk selbst! Wie wichtig ist ihr Platz an der Seite ihres Mannes, mag dieser nun in der Heimat oder in der Fremde seinen Dienst haben! In Römer 16 hören wir von einer Maria, die sehr für die Gläubigen gearbeitet hatte, ferner von zwei Frauen, namens Tryphäna und Tryphosa, die „im Herrn arbeiteten“, endlich von Persis, der Geliebten, die „viel gearbeitet hatte im Herrn“. In Philipper 4,3 wird von zwei Frauen gesagt, daß sie mit dem Apostel am Evangelium mitgekämpft hätten, und in Römer 16,3 nennt der Apostel Priska (oder Priscilla) und Aquila, ihren Mann, seine Mitarbeiter in Christo Jesu, indem er das Weib sogar vor dem Manne nennt, was sicherlich nicht bedeutungslos ist. Sie hatten beide für das Leben des Apostels ihren eigenen Hals preisgegeben, und sich so nicht nur seinen Dank, sondern auch den aller Versammlungen erworben. Auch in der Apostelgeschichte werden die Namen dieses würdigen Ehepaares wiederholt genannt, und einmal (Apostelgeschichte 18,26) lesen wir sogar: „Als aber Aquila und Priscilla ihn ( d. i. den Apollos) hörten, nahmen sie ihn zu sich und legten ihm (also beide) den Weg Gottes genauer aus.“

Im Alten Testament hören wir von Weibern, „die weißen Herzens waren“, daß sie an dem Werk für die Stiftshütte nach ihren Kräften und Fähigkeiten teilnahmen. Alle verständigen Weiber, die ihr Herz trieb, „spannen mit ihren Händen und brachten das Gespinst“. (2 Mose 35,25-26) Auch wurde das eherne Waschbecken und sein Gestell von den Spiegeln der Weiber gemacht, die sich scharten am Eingang des Zeltes der Zusammenkunft. So nahmen sie denn in ihrer Weise mittelbar oder unmittelbar teil an dem Werke des Herrn. Im Neuen Testament begegnen wir heiligen Weibern, die dem Herrn Jesu nachfolgten und ihm mit ihrer Habe dienten. Ein Weib war es auch, das den Herrn Jesus salbte, und wir wissen wie sehr sein Herz dadurch erquickt wurde. „Was machet ihr dem Weibe Mühe?“ sagt er zu seinen unverständigen Jüngern, „denn sie hat ein gutes Werk an mir getan.“ (Matthäus 26,10)

Doch es würde uns von unserem eigentlichen Thema ablenken, wenn wir noch weiter auf den Dienst, den Frauen im Allgemeinen zu üben imstande sind, eingehen wollten. Es ist dies bereits an anderer Stelle geschehen. Es ist auch genug gesagt, um zu zeigen, daß eine Frau, die das schöne Bild, welches das Wort Gottes von dem gläubigen Weibe entwirft, praktisch dazustellen begehrt, Raum und Gelegenheit genug hat für ihre Tätigkeit. Möchte der Herr nur dieses aufrichtige Verlangen in vielen Schwesterherzen nachrufen zu seinem Preise und zum Wohle der Seinigen!

Den „alten“ Frauen wird in Titus 2,3-5 noch ein besonders wichtiger Dienst angewiesen. Nachdem der Apostel sie daran erinnert hat, daß sie in ihren Betragen so sein sollten, wie es dem heiligen Stande geziemt, nicht verleumderisch, sondern Lehrerinnen des Guten, fährt er fort: „auf daß sie die jungen Frauen unterweisen, ihre Männer zu lieben, ihre Kinder zu lieben, besonnen, keuch, mit häuslichen Arbeiten beschäftigt, gütig, den eigenen Männern unterwürfig zu sein, auf daß das Wort Gottes nicht verlästert werde“. Gott gebe uns viele solcher alten Frauen! Ihr Dienst ist von hoher Bedeutung und reichem Segen.

Wir haben weiter oben gesagt: Eine Frau kann viel Gutes, aber auch viel Böses tun. Ihr Einfluß ist weit größer, als sie vielleicht selbst denkt. Wenn man die mannigfachen betrübenden Erscheinungen in Haushaltung und Familie bis auf ihren ersten Ursprung hin verfolgen könnte oder wollte, so würde man sicher in sehr vielen Fällen den verkehrten Einfluß der Frau als ihre eigentliche Quelle erkennen müssen. Ja, selbst auf den Gang der Geschichte des Christentums ist der Einfluß der Frau von weittragender Bedeutung gewesen. Wenn die Frau nicht wirklich das ist, wozu Gott sie bestimmt hat, die Gehilfin ihres Mannes, so ist sie ein Hindernis für ihn. Ein „unleidliches Weib“ gehört sogar zu den vier Dingen, unter denen die Erde erzittert und es nicht aushalten kann. (Sprüche 30,21-23)

Der Wert eines wackeren, tugendsamen Weibes aber „steht weit über Korallen. Das Herz ihres Mannes vertraut auf sie, und an Ausbeute wird es ihm nicht fehlen. Sie erweist ihm Gutes und nichts Böses, alle Tage ihres Lebens… Sie tut ihren Mund auf mit Weisheit, und liebreiche Lehre ist auf ihrer Zunge. Sie überwacht die Vorgänge in ihrem Hause“ – auch das ist eine hochwichtige Sache, die oft zu wenig beachtet wird – „und ißt nicht das Brot der Faulheit. Ihre Söhne stehen auf und preisen sie glücklich, ihr Mann steht auf und rühmt sie: „Viele Töchter haben wacker gehandelt, du aber hast sie alle übertroffen!““ (Vergl. Sprüche 31,10-29)

So klingt das Lob eines wackern Weibes. Wohlan denn, ihr Frauen, ringet danach, es zu verdienen! Laßt in eurem ganzen Verhalten die Stille, liebliche Schönheit eines Lebens zur Darstellung kommen, in welchem sich die Milde, Sanftmut und Demut Christi ausprägen. Schauet fleißig in den untrüglichen Spiegel des Wortes Gottes, um so nicht nur Hörerinnen, sondern auch Täterinnen des Wortes zu sein. Füllet euren wichtigen Platz aus im Bewußtsein eurer Schwachheit, auf den Herrn vertrauend und im Gehorsam gegen sein Wort. Tut alles „als dem Herrn“, und er wird mit euch sein.

„Die Anmut ist Trug, und die Schönheit Eitelkeit; ein Weib, das Jehova fürchtet, sie wird gepriesen werden.“

1)
In demselben Verlag erschienen. Das Stück 20 Pfg.
2)
Dass es christliche Eheleute gibt, welche diese Gewohnheit nicht haben ist überaus traurig. Wo müssen zwei gläubige Herzen, die aufs innigste miteinander verbunden sind, stehen, wenn sie sich nicht gedrängt fühlen, gemeinschaftlich dem Herrn für seine Güte, Treue und Langmut zu danken und von ihm Gnade und Kraft für das Tagwerk zu erflehen, zu ihm zu rufen in guten wie in bösen Tagen! Fast ist es nicht zu glauben, daß es solche gebetslose Ehen geben sollte; aber wer sich irgendwie schon mit Seelenpflege innerhalb der Familien und Häuser der Gläubigen beschäftigt hat, wird auch zu seinem tiefen Schmerz erfahren haben, daß es mehr solcher Ehen gibt, als man gewöhnlich denkt.
3)
Damit soll keineswegs gesagt sein, daß die Ehe in diesem Fall geschieden werden muß, sondern nur, daß sie geschieden werden darf. Die Gnade findet wohl auch dann einen anderen Weg.
4)
Es kann im Gegenteil Fälle geben, z. B. wenn der Mann krank oder abwesend ist und kein erwachsenes männliches Familienglied dessen Platz einnehmen kann, daß die Frau in die Lage kommt, als Vertreterin des Familienhauptes handeln zu müssen. Nur sollte sie dann jedenfalls des Wortes in 1 Korinther 11,13 eingedenk sein.
5)
Huibertus Johannes Lemkes: Drie brieven over de verhouding des Christens tot het Huwelijk
6)
Wenn allerdings die Frau durch eigene Verkehrtheiten und Fehler, vielleicht aus ihrem früheren unbelehrten Leben, Anlaß zu der lieblosen Behandlung seitens ihres Mannes gegeben hat, wird sie ohne Kraft sein, es sei denn, daß sie sich selbst im Lichte Gottes erkannt und ihre Fehler gerichtet hat.
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