Brenz, Johannes - Katechismus oder Kinderpredigten - 3) Predigten über das Vater-unser.

Brenz, Johannes - Katechismus oder Kinderpredigten - 3) Predigten über das Vater-unser.

Anfang zu allen Predigten, die von dem Vaterunser handeln.

Meine lieben Kinder, es spricht unser lieber Herr Christus im Evangelium Marc. 11,24.: Alles, was wir bitten im Gebet, so ihr glaubt, so werdet ihr es empfangen; und abermals Joh. 14,13.: Was ihr bitten werdet in meinem Namen, das will ich thun.

Nun habt ihr bisher fein gehört in den zehn Geboten, was wir thun sollen, und das dabei, daß wir's nicht thun können, es gebe uns denn Gott seinen Heiligen Geist, der es in uns wirke; ihr habt auch gehört, daß uns Gott den heiligen Geist nicht gibt, wir glauben denn; und habt fein gelernt, was wir glauben sollen, und dabei, daß wir es nicht glauben können, es thue uns denn Gott unsere Herzen auf, und gebe uns den Glauben; denn der Glaube ist ein Werk Gottes in uns.

Darum ist auch hoch von Nöthen, dieweil wir wissen, was wir thun und glauben sollen, daß wir nun Gott, den Herrn, mit allem Fleiß darum bitten. Denn er spricht Matth. 7, 7.: Bittet, so wird euch gegeben, klopfet an, so wird euch aufgethan. Wenn wir aber bitten wollen, so müssen wir in seinem Namen bitten, sollen wir anders erhört werden; denn er hat uns zugesagt, was wir in seinem Namen bitten, das wolle er thun, und, was wir nicht in seinem Namen bitten, das wird er wohl lassen. Das heißt aber in seinem Namen bitten, wenn wir nach seinem Willen bitten, das ist, wenn wir bitten das, das er uns hat bitten heissen, also daß wir vor Gott also sprechen möchten: Lieber Gott, ich bitte sich um das, oder jenes, und thue es nicht von mir selbst, sondern dein lieber Sohn, Jesus Christus, unser Herr, hat mich's geheissen, und ich thue es aus seinem Befehl und in seinem Namen: darum erhörst du mich, so erhörst du auch deinen lieben Sohn, Jesum Christum, unsern Herrn; erhörst du mich aber nicht, so erhörst du auch Christum nicht, der mich hergeschickt, und Solches hat bitten heissen.

Von einem solchen Gebet spricht Johannes in seiner Epistel 1 Joh. 5,14.: das ist die Freudigkeit, die wir haben zu ihm, daß, so wir etwas bitten nach seinem Willen, so höret er uns, und so wir wissen, daß er uns höret, so wissen wir, daß wir die Bitte haben, die wir von ihm gebeten haben.

Dazu sollen wir auch glauben, daß unser Gebet erhöret werde; denn, wer nicht glaubt, der erlangt nichts: darum spricht er: so ihr glaubet, so werdet ihr es empfangen.

Auf daß wir nun glauben möchten, daß unser Gebet erhöret werde, hat er uns zugesagt, er wolle es thun, was wir in seinem Namen bitten, und auf daß wir auch wüßten, daß wir nach seinem Willen bitten, hat er uns selbst gelehrt, wie wir beten sollen.

Wir sind auch schuldig zu beten, wie ihr, meine lieben Kinder, im andern Gebote gehört habt: darum lernt mit Fleiß das heilige Gebet, daß uns Christus, unser lieber Herr, selbst gelehrt hat, und sprecht mir dasselbige fein gemach und heimlich nach, daß ihr's merkt, und bewahret es in eurem Herzen.

Unser lieber Herr Christus sprach zu seinen Jüngern: wenn ihr beten wollt, so sollt ihr also sprechen:

Vater unser, der du bist im Himmel; geheiligt werde dein Name; zu uns komme dein Reich; dein Wille geschehe wie im Himmel, also auch auf Erden; unser täglich Brod gib uns heute; und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern; und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Uebel; Amen!

Das ist nun, meine lieben Kinder, das allerbeste Gebet, darin uns Christus, unser lieber Herr, hat bitten gelehrt um alles das, was uns in den zehn Geboten befohlen, und im Glauben zugesagt worden ist.

Ihr sollt aber allen Fleiß anwenden, daß ihr dieses heilige Gebet nicht allein sprechen könnt, sondern auch fein versteht, wie es unser lieber Herr Christus gemeint hat; und wenn man euch darum fragt, daß ihr Antwort geben könnt, und zu seiner Zeit eure Kinder auch also lehren, wie man jetzt euch lehrt; denn es ist eine grosse Schande vor Gott und der Welt, wenn sich ein Mensch für einen Christen dargibt, und weiß, was er glauben, und thun soll, weiß aber doch nicht, wie er Gott bitten soll, daß er ihm gebe, was er ihm zugesagt hat, oder wenn er es gleichwohl weiß, und es dennoch aus lauter Faulheit und Verachtung nicht thun wollte, So doch ein jeder Christ schuldig ist, Gott in allen Nöthen und Anliegen anzurufen, und ihm zu danken, und seinen Namen zu preisen.

(Was bisher geschrieben ist, soll vor allen Predigten gelesen werden, so lange man vom Vaterunser predigt.)

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