Blumhardt, Christoph - Andachten zum 2. Brief des Paulus an die Korinther

Blumhardt, Christoph - Andachten zum 2. Brief des Paulus an die Korinther

2. Korinther 1,12.

Denn unser Ruhm ist der, nämlich das Zeugnis unsres Gewissens, daß wir in Einfältigkeit und göttlicher Lauterkeit, nicht in fleischlicher Weisheit, sondern in der Gnade Gottes, auf der Welt gewandelt haben, allermeist aber bei euch.“ („…, daß wir in Heiligkeit und göttlicher Lauterkeit … unser Leben in der Welt geführt haben, und das vor allem bei euch.“)

Paulus will Ruhm haben - aber nur im Zeugnis seines Gewissens, daß er's recht mache. Daß sein Gewissen beruhigt bleibe, an dem lag ihm alles. Und es war so, daß er in allem sein Gewissen fragte und gleichsam zum Zeugnis nötigte - nicht so, wie viele wohl auch ein scheinbar beruhigtes Gewissen haben, aber nur darum, weil sie es gleichsam nicht zu Wort kommen lassen! Paulus ließ es zu Wort kommen! Und es hatte nichts gegen ihn; vielmehr bezeugte es ihm, daß er's in der Führung seines Amtes recht gemacht habe.

Recht aber hat es Paulus darum gemacht, weil er nicht sich selbst suchte und weil er die „fleischliche Weisheit“ keine Rolle in dem spielen ließ, was er für Christus zu wirken hatte - „fleischliche Weisheit“ ist die Weisheit, welch er sich auf natürliche Weise erworben hatte, außerhalb der Gemeinschaft mit Gott, wie sie durch Christus gegeben ist. Paulus verblieb in der „Einfalt und göttlichen Lauterkeit“.

Er blieb in der Einfalt, bei der er das Evangelium nahm und gab, wie es war und lautete - ob's vor der Welt noch so töricht herauskam; er tat das, ohne sich lange zu besinnen und zu grübeln oder den Kopf zu schütteln oder die Sachen nach seinem sonstigen Wissen zu messen. Und er blieb in der göttlichen Lauterkeit, bei der er sich bestrebte, nichts von dem Seinen sich mit einmischen zu lassen und dadurch die Wahrheit zu trüben. Vielleicht hat er anfangs zu kämpfen gehabt und nicht gleich in allem die rechte Art gefunden. Aber bald hat er sich durch sein Gewissen zurechtbringen lassen, bis er in allem so einfältig und lauter geworden war, daß sein Gewissen ruhig und zufrieden mit ihm blieb.

Viele, die zu zeugen berufen sind, erfahren es, daß sie ein geschlagenes Gewissen bekommen, wenn sie's recht klug machen und wenn sie mit der natürlichen – „fleischlichen“ - Weisheit gleichsam zusammenstimmen wollen. Hat man aber einfältig gesprochen, so daß es vor den Weisen und Klugen gar kein Ansehen hat und nichts Rechtem gleichsieht - aber doch eben darum von den Einfältigen mit Freuden aufgenommen werden kann -, so fühlt man sich wohl und dankt dem HErrn.

Auch die gewöhnlichen Christen, die's (in ihrem Glaubensleben) recht einfältig nehmen und meinen und wollen, kommen innerlich am leichtesten durch. Haben sie aber einen verwickelten Geist und nehmen sie aus dem Kram ihres sonstigen Wissens zur Erkenntnis der göttlichen Dinge viel hinzu oder wollen sie das Geistliche dem Natürlichen anpassen: so mögen sie schwer zum Frieden und zur Freudigkeit eines lauteren Jüngers Christi kommen - es sei denn, daß sie noch „klüger“, d. h. töricht werden und ihre „Klugheit“ lassen, um es mit den Einfältigen und Unmündigen gleich zu haben. Es tut sich nun nicht anders: Natürliches und Geistliches geht nicht so leicht ineinander, wie viele meinen. Und nicht umsonst „preist der HErr Seinen Vater, daß Er's den Klugen und Weisen verborgen, den Unmündigen aber geoffenbart“ habe.

In der Gnade Gottes will auch Paulus gewandelt haben auf der Welt, d. h. immer dessen eingedenk, daß er aus Gnaden angenommen sei. Er wußte also, daß er sich in acht zu nehmen habe, über Gebühr den eigenen Geist walten zu lassen - was einem Begnadigten nicht anstünde. Nachdem er zuvor den Heiland so sehr betrübt hatte, will er Ihm um keinen Preis mehr mit eigenwilligem Wesen wehe tun, besonders nicht in der Behandlung der Seelen. „Am allermeisten unter euch“, sagt er, „will ich so gewandelt haben.“

Möchten doch auch wir die empfangene Gnade so hoch schätzen, daß wir ihrer bis ans Sterben hin - nicht nur in Gedanken, sondern auch im Verkehr mit andern und im ganzen Wandel - eingedenk bleiben!

2. Korinther 8, 11.

“Gleichwie da ist ein geneigt Gemüt zu wollen, so sei auch da ein geneigt Gemüt zu tun, von dem, das ihr habt.“

Hier ist von Beisteuern die Rede, welche Paulus in Korinth für die Armen in Jerusalem sammelte. Da fand er, daß ein geneigtes Gemüt zu wollen da war. Allein mit dem war er noch nicht zufrieden; er will auch ein geneigtes Gemüt zu tun sehen, damit es zu etwas komme. Das Wollen zu etwas Gutem ist oft schnell da, und nur zu schnell und übereilt ans Gutmütigkeit und Menschengefälligkeit, auch um für den Augenblick jemand abzufertigen. Schnell sagt man Ja; aber wenn's mit dem Jasagen nur auch getan wäre. So giebt es Unzählige, die immer wollen, dies und jenes tun, oder dies und jenes abtun, und die es zu nichts bringen, weil es stets ein faules Wollen oder Wünschen ist, zu dem man nichts wagen mag. Sie wollen, und wollen immer gute Christen werden, und es wäre ihnen gar recht, wenn sie's würden. Aber sie werden's nicht, weil sie zu dem, was zum Christen macht, nichts tun. Darum kämpfen, danach sagen, verleugnend und aufopfernd sich anstrengen, das ist ihnen zu viel. Alles soll von selber kommen, soll ihnen gleichsam in den Mund fallen. Schämen wir uns daher, nur immer zu wollen, ohne es mit der Tat anzugreifen.

Nicht das Wollen macht den Anfang, sondern der Angriff dessen, was man will. Auch zum Fortgang gehört fortgehendes Tun, indem man nicht immer wieder durch Trägheit, oder Gleichgültigkeit, oder Bequemlichkeitsliebe, oder auch Lockungen von anderer Seite her Willen und Tat sich abschwächen läßt. Lassen wir uns denn durch nichts vom Tun zurückbringen. Das Ende wird gut seyn; und niemanden wird's gereuen, der treu ausgehalten, fortgekämpft und fortgerungen hat. Zu allem erforderts auch Fleiß, Fleiß zu guten Werken (Tit. 2,14), Fleiß, um seinen Beruf und Erwählung festzumachen (2. Petr. 1,10), Fleiß, zu halten die Einigkeit im Geiste durch das Band des Friedens (Eph. 4,3), Fleiß auch in der Buße (Off. 3,19), Fleiß, um einzukommen in die Ruhe Gottes (Hebr. 4.11), Fleiß, um unbefleckt und unsträflich im Frieden erfunden zu werden (2. Petr. 3,14). Darum lasset uns Fleiß anwenden, - es wird uns nicht gereuen. Denn so wird uns auch „reichlich dargereicht werden der Eingang zu dem ewigen Reich unsers HErrn und Heilandes JEsu Christi.“ (2 Petr. 1,11).

Mel. Aus meines Herzens Grunde.

Es soll uns nicht gereuen,
Der schmale Pilgerpfad,
Wir kennen ja den Treuen,
Der uns gerufen hat.
Kommt, folgt und trauet dem!
Mit ganzer Wendung richte
Ein Jeder sein Gesichte
Nur gen Jerusalem.

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