Bengel, Johann Albrecht - Sünde und Sündenvergebung

Bengel, Johann Albrecht - Sünde und Sündenvergebung

Es ist nur eine einzige Sache, über die sich ein Mensch zu betrüben hat, nämlich die Sünde.

Die Sünde ist leider unser Element geworden; daher wissen wir nicht, was sie für ein Greuel ist. Eine Schlangenbrut und ein Schlangennest ist der Schlange selbst nicht widerwärtig, dagegen ist deren bloßer Anblick einem reinlichen Menschen der größte Ekel. So ist's vor Gott um die Sünde eine schreckliche Pest und der Tod. Sünde scheidet von Gottes Leben, Gnade und Kraft. Solange der Mensch die Sünde über sich herrschen läßt, solange kann er den Glauben nicht haben.

Ist das Böse jetzt noch mächtig, so soll man sich dadurch nicht beirren lassen. Bereitet man dem Guten noch so sehr Hindernisse, so soll man doch nicht träge und zaghaft werden. Wenn die Höllenriegel einmal aus dem Wege sind, dann wird es schon besser gehen. Das Böse wird nicht immer die Oberhand haben; es muß hinunter. Überall hat die Sünde durch Jesus den Prozeß verloren; aber es folgt daraus nicht, daß sie sich nicht mehr wehren könne noch wehre. Es gibt zuweilen heroische Leute, die stellen sich auf eine solche Höhe, daß sie die Sünde nur über die Achsel ansehen. Man sehe auf die Erfahrung!

Gegen die Anklage des Satans darf man nicht mehr streiten, aber gegen die Anläufe desto mehr.

Daß die Welt anfängt, reif zu werden, das sieht man auch daran, wie die Art, Böses zu tun und es zu behaupten, immer mehr das Ansehen einer Kunst gewinnt. Die Sünden wider das sechste Gebot nehmen sehr überhand. Es gibt überaus viele, von denen man in dieser Sache übel spricht. Wo will es hin? Wenn zu der Fleischeslust noch die Verführung kommt, was wird's werden? Was große Herren im großen tun, das sucht jeder Geselle im kleinen nachzumachen. Unter einer so großen Verführung ist es eine Ausnahme, wenn einer seine Seele als Beute davonträgt. Will uns indessen die abscheuliche Bosheit der Menschen irremachen, dann sollen wir denken, es komme immer näher dahin, daß Gott der Allmächtige aufräumen wird. Wie wird den Menschen ihr Mutwille, ihre Frechheit und Sicherheit vergehen!

Sünder, warum treibst du Spiel und Kurzweil mit der Sünde? O wenn du wüßtest, was es heißt, von Gott verlassen sein, du würdest dich eines Bessern besinnen!

Glaube fest, daß keine Sünde so groß, unnatürlich, greulich und unmenschlich sei, daß sie nicht sollte vertilgt werden können. Ja wahrlich, die Vergebung ist das eigentliche Hauptwerk der göttlichen Barmherzigkeit an dem menschlichen Geschlecht. Daran ist erschienen die Liebe Gottes. Gott hat eine große Erlösung gestiftet. Ist irgendeine um der Sünde willen erschrockene Seele, dann nimmt sie ihre Zuflucht zu diesem Versöhnungsschirm. Sie bekommt wieder Ruhm vor Gott und Zugang zu ihm. Was sie verloren hat, das findet sie reichlich in Christus wieder. Auf Seiten Gottes ist alles hergestellt. Nun ist nichts weiter zu tun, als daß man diese große Versöhnung annehme und sich zu Gott wende. Wo eine Seele auf den Ruf des Evangeliums sich herbeimacht, bei der wird diese Botschaft festgestellt und ihr zugeeignet. Was sie vor Zeiten gesündigt hat, das wird alles vertilgt wie eine Wolke und wie ein Nebel. Es ist alles wie ins Meer versunken

Je weniger ich an das Vergangene denke, desto besser; ich strecke mich nach dem, das da vorne ist. Auf Gottes väterliches Erbarmen leben wir hier.

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