Baumgarten, Michael - Wider Herrn Hofprediger Stöcker. - III. Ein falscher Anfang und seine Folgen.

Baumgarten, Michael - Wider Herrn Hofprediger Stöcker. - III. Ein falscher Anfang und seine Folgen.

Es war ein verheißungsvoller Anfang jener „Kampf im Eiskeller“ gegen den Atheisten Most. Die Bahn, welche in der Gegenwart derjenige zu betreten hat, dem ein großes Pfund für die Erbauung der Kirche anvertraut ist, ist, wie wir gesehen, durch deutliche Weisungen höherer Ordnung vorgezeichnet. Hat unser Hofprediger diese Bahn verfolgt? Wir müssen leider sagen: Nein. Jenem richtigen Anfang ist ein falscher Anfang gefolgt, und das wollen wir jetzt beweisen. In der Bekämpfung des Zivilstandsgesetzes spielten die preußischen Hofprediger gleich nach der Vorsynode eine große Rolle in Opposition gegen den damaligen Oberkirchenratspräsidenten. War der Hofprediger Stöcker bestimmt, ein Bahnbrecher zu werden für die Kirche der Zukunft, dann musste er diesem Vorgehen seiner nächsten Kollegen entgegentreten. Er hat das nicht getan und hat überall auch später die von Jahr zu Jahr sich steigernde kirchliche Reaktion gegen das Gesetz vom 6. Februar 1875 mindestens gewähren lassen. Was aber die weit ungesundere stürmerischere Bekämpfung des Gesetzes vom 3. Juli 1869 anlangt, so trägt der Herr Hofprediger die schwere Verantwortung einer starken intellektuellen Urheberschaft. Stöcker verteidigt sein Auftreten in der Judenfrage damit, dass er als Geistlicher durch die Angriffe der Juden genötigt worden sei, das Recht der Kirche zu verteidigen, er beruft sich dabei auf verschiedene kirchenfeindliche Äußerungen in jüdischen Blättern, vor Allem aber fasst er dabei ins Auge einen Satz des Dr. Strassmann, auf den er immer wieder zurückkommt. Wir werden also Stöckers Standpunkt in dieser Beziehung am besten verstehen und würdigen, wenn wir seine Stellung zu jener Äußerung des Dr. Strassmann unserer Prüfung unterziehen. Dr. Strassmann hat über evangelische Kirchenmänner, die „nicht zu den Dunkelmännern gewöhnlichen Schlages gehören“, also über höher stehende Geistliche Folgendes gesagt: „sie möchten am liebsten die Andersgläubigen auf Scheiterhaufen verbrennen, sie predigen nur Hass und Zwietracht, ihre Zunge ist wie die der giftigen Viper und ihr Atem wie der Hauch des Sumpfes, in dessen Miasmen das Leben hinsiecht…“ Dass wir es hier mit einem offenbar ungerechten, aus tief verbittertem Herzen stammenden Urteil zu tun haben, ist außer allem Zweifel. Erschwerend ist dabei noch der Umstand, dass Dr. Strassmann an der Spitze der Berliner Stadtverordneten-Versammlung steht und also als höchster Repräsentant der weit überwiegend christlichen Bürgerschaft die Gefühle der christlichen Bevölkerung zu berücksichtigen amtlich verpflichtet war. Aber ein hochstehender evangelischer Theologe muss erkennen und verstehen, dass in diesem bitteren Judenwort die Geschichte von Jahrhunderten und Jahrtausenden sich abspiegelt, eine Geschichte, bei der die Christenheit in schwerer Mitschuld beteiligt ist. Außerdem steht an der Spitze des Strassmann'schen Satzes das Wort: „kirchliche Reaktion“, welches Wort mit starkem Nachdruck auf eine gegenwärtige Schuld hinweist. Die christliche Bekämpfung der Strassmann'schen Anklage ist nur dann richtig, wenn sie eine sittliche Überlegenheit vor Allem darin beweist, dass sie auch die die Christenheit beschämende Wahrheit dem Gegner nicht vorenthält.

Zu unserem tiefen Bedauern können wir dies von diesem Anfang, mit welchem Stöcker in die von ihm so viel besprochene Judenfrage eintritt, nicht sagen. Schon das ist schief, dass Stöcker tut, als wäre es schon eine Anmaßung, wenn ein Jude sich um das, was in der christlichen Kirche vorgeht, überhaupt bekümmert. Diese Ansicht ist zwar sehr verbreitet, aber sie ist unchristlich, denn die Christen sind angewiesen, sich vor Jedermanns Gewissen zu offenbaren und ihnen darf selbst Hass und Spott nicht so widerwärtig sein, wie Gleichgültigkeit. Vor Allem lasst die Juden hineinschauen in unsere Versammlungen, Synoden und Verhandlungen, denn sie sind es vor Allem, die wir nach Gottes Befehl bekehren sollen, nicht durch die Judenmission, sondern durch Selbstdarstellung des in uns wohnenden Geistes. Wenn nun die Juden etwas Ungöttliches in unserem Kirchentum sehen, dann ist es besser, dass sie es offen aussprechen, als wenn sie es verschweigen. Und wenn sie ihren Tadel mit bitterer Gehässigkeit und Schmähung aussprechen, so ist das, solange sie nicht bekehrt sind, gar nicht anders möglich und sollen wir uns daher auch nicht abhalten lassen, ein selbst in Spott und Hohn gehülltes Körnlein Wahrheit willig anzuerkennen. Dieser christlichen Forderung entspricht es nun sehr schlecht, dass Stöcker den von Strassmann gegen die Kirchenmänner gerichteten Vorwurf sofort als eine „Beleidigung der Kirche“ auffasst, welche er als Geistlicher zu verteidigen verpflichtet sei. Darin steckt ein gut Teil klerikalen Kastenwesens. Niemals sind die Geistlichen mit der Kirche zu identifizieren, hier aber um so weniger, wo es sich handelt um die Männer der Synode und der Augustkonferenz, in welchen Versammlungen doch manches Wort gefallen ist, das offenbar nicht von dem heiligen Geiste Christi, sondern von dem unheiligen Geiste der Hierarchie inspiriert ist. Und was ist das für eine protestantische Generalsynode, welche in den siegreichen Tagen des Vatikanismus nicht einmal eine offene Stellung zu dem mit neuen Waffen und Flüchen ausgerüsteten Papsttum zu nehmen wagt! Als einmal der Dr. Brückner als Festprediger sich ermannte, eine leise Anklage gegen den Romanismus zu erheben, da verstummte sofort wiederum Alles, sobald die dreiste ultramontane Presse Miene machte, zu protestieren. So viel versteht der Jude vom Christentum, dass er eine solche Repräsentation der protestantischen Kirche in einer Zeit, wie die gegenwärtige, für eine höchst bedenkliche signatura temporis halten müsse. Weiter aber ist der Dr. Strassmann ein politischer Mann, er steht nicht bloß, wie schon erwähnt, an der Spitze der Bürgerschaft in der deutschen Hauptstadt, er bezeichnet sich als Wahlkandidat und nimmt diese politische Qualität in Anspruch als Rechtfertigung für sein Urteil über die Reaktion der Kirchenmänner. Es ist nützlich, in diesem Zusammenhang der Gegenwart ein Wort ins Gedächtnis zurückzurufen, welches der Reichskanzler am 30. Januar 1872 im preußischen Abgeordnetenhause gesagt hat, nämlich dieses: „Ich habe gefunden, dass gerade die Juden sich durch besondere Intelligenz und Befähigung für staatsmännische Wirksamkeit auszeichnen“. Wir werden also dem Dr. Strassmann nicht von vornherein das politische Recht, sich über die „kirchliche Reaktion“ zu beklagen, bestreiten dürfen.

Wie stellt sich nun der Hofprediger Stöcker zu diesem eigentlichen Schwerpunkt des Strassmann'schen Satzes? Hier ist es nun so, dass Stöcker diesen Schwerpunkt der Anklage, den Strassmann allerdings durch seine ungerechten verbitterten Zugaben nicht verstärkt, sondern geschwächt hat, so wenig entkräftet, dass er vielmehr die Hauptanklage Strassmanns an seinem Teil bestätigt. Stöcker hat zwar das geflügelte Wort eines Synodalen: „Gott segne die Reaktion“ sich nicht angeeignet, aber er steht doch mit dem Namen und der Sache selbst auf ganz vertrautem Fuß. Er hat schon immer mit dem christlichen Staat geliebäugelt, jetzt aber, nachdem auch die Reichsregierung sich zu diesem apokryphischen Symbol bekannt hat, ist er in dieser Richtung mit unbedingter Resolutheit weiter vorgegangen. Schon am 4. Februar 1881 hat er in einer öffentlichen Versammlung in Berlin Folgendes gesagt: „Als ich in den Motiven zu dem Reichs-Unfallgesetz die Worte von der Verpflichtung des christlichen Staates las, habe ich mich für unseren dreijährigen Kampf reichlich belohnt gefühlt. Das Wort „christliche Staatsidee“ in diesen Motiven ist ein gewaltiges Wort, der Anfang eines völligen Umschwungs.“ Ein christlicher Theologe sollte doch wissen, dass Christentum auf freier Wahl, Staatsbürgertum auf unabwendbarer Naturnotwendigkeit beruht, daher, wen man korrekt redet, nicht Beides mit einander verbunden werden darf. Es ist also eine unklare Formel, die aber wegen ihrer Inkorrektheit um so eher dem Missbrauch ausgesetzt ist. Missbraucht ist der Ausdruck in hierarchischer Tendenz seit Augustinus de civitate Dei und durch eine lange kirchliche Tradition. In der letzten Zeit kam diese Formel nicht zum Vorschein und sie war auch durch die Anwesenheit von 8 Juden im deutschen Reichstag tatsächlich beseitigt. Wenn nun in allerneuester Zeit diese missbräuchliche Formel wieder auftaucht und dieselbe dann mit solchem Pathos begrüßt wird, wie Stöcker angestimmt hat, wie ihn sodann der Reichsbote und die lutherische Kirchenzeitung begleitet haben, dann wird in uns die Erinnerung an traurige Zeiten wachgerufen. An der Heerstraße unserer jüngsten Vergangenheit steht eine Warnungstafel mit der Inschrift: „Der christliche Staat“.

Als Ende der dreißiger Jahre die sieben Göttinger ihre edle patriotische Tat in dem reinsten Glanze sittlicher Reinheit und Pflichttreue vollbrachten, wie hieß doch damals derjenige servile Standpunkt, der sich erdreisten durfte, jene echt deutsche Mannestat zu schmähen und zu verketzern? Dieser elende Standpunkt schmückte sich mit dem Namen des „christlich-germanischen“. Noch heute wandelt unter uns als ehrwürdiger Zeuge und lebendiger Protest gegen diesen „christlich-germanischen Standpunkt“ Jarckes der Dr. Beseler. Schlimmer aber noch wurde der Unfug unter dem Missbrauch des christlichen Namens in der folgenden Zeit. Gegen Ende der 40er Jahre schrieb Stahl sein Buch über „den christlichen Staat“. Diese Schrift wird das Programm für die Reaktion gegen die Freiheitsbewegungen im Jahre 1848. Wenn man aber schauen will, welche Abgründe man mit dem heiligen Namen des christlichen Staates nicht bloß bedecken, sondern auch schmücken kann, dann muss man die Annalen der Geschichte, die in den 50er Jahren hier in Berlin sich abspielt, aufschlagen. Von Stahls genanntem Buche bis zu der unaussprechlichen Schmach von Olmütz, und zu dem fast abgöttischen Kultus des Kaisers Nikolaus ist eine grade Linie, denn der Tiefpunkt preußischer und deutscher Niedertracht unter Olmütz und Nikolaus wurde in der kirchlichen Presse und auf den Kanzeln von Berlin mit biblischen Beispielen und Sprüchen verherrlicht. Zwar wagt jetzt Niemand mehr diese Namen mit einem Heiligenschein zu verherrlichen, aber in den kirchlichen Kreisen, in welchen das Heiligtum durch Vermischung mit politischen Parteiinteressen profaniert und dem Hohn ausgesetzt worden ist, ist der Bruch mit jener unheiligen Vergangenheit innerlich keineswegs vollzogen. Der Reichskanzler hat am 9. Februar 1876 von der Reichstagskanzel dem allbekannten großen Organ der kirchlichen Reaktion eine scharfe Bußpredigt gehalten. Jetzt erfahren wir ganz zufällig und verstohlen durch Herrn v. Mirbach, dass Manche von den Anhängern jener Zeitung reumütig zum Reichskanzler gekommen sind und ihn um Entschuldigung gebeten haben. Aber die Kreuzzeitung selber ist bis heute nicht zu Kreuz gekrochen. Vielmehr hat sie noch ganz kürzlich dem Verfasser der sogenannten Aeraartikel wiederum ihre Spalten geöffnet.

Mit seiner Hauptanklage über „kirchliche Reaktion“ hat also Dr. Strassmann vollkommen Recht und es ist demnach Stöckers Anfang in dem Kampf gegen das Judentum in jeder Beziehung falsch, in jeder Hinsicht unchristlich. Im weiteren Verlauf hat sich Stöcker einmal darüber beschwert, dass Strassmann seine Rede nicht widerrufen hat. Das Recht einer solchen Forderung hätte aber ganz anders begründet werden müssen. Und dieser Anfang wird niemals korrigiert, beherrscht daher auch das weitere Verhalten Stöckers in der Judenfrage.

Zu einer christlichen Höhe erhebt sich dieser Kampf des Hofpredigers auch im weiteren Verlauf nirgends. Wer die Judenfrage berührt, soll wissen, dass er ein Geheimnis nennt, welches für Alle, welche nicht glauben, mit sieben Siegeln absolut verschlossen ist. Von Abrahams Berufung bis zum himmlischen Jerusalem geht durch die Tiefen der Völkerwelt und der Menschheit ein Strom des ewigen Lebens und erst dann, wenn das siebente Siegel gelöst sein wird, erst dann wird man den Wundergang übersehen und verstehen, erst dann wird man auch völlig begreifen, was es mit dieser unserer Gegenwart ist. Was kann es nützen, die Schwächen, Sünden und Laster der Juden aufzuzählen und sie zu ermahnen: ein „klein wenig bescheidener“ zu werden? Diese kleine Bescheidenheit kann weder ihnen noch uns helfen, von Grund aus bekehren sollen sie sich. Es ist geschichtliche Tatsache, dass sie als Volksgesamtheit ihren König und Heiland ans Kreuz gebracht und sein heiliges Blut auf sich und ihre Kinder herabgerufen haben. Die Athenienser haben den Justizmord des Sokrates bald bereut, die Juden stehen noch unter dem alten Fluch und Bann und es ist vollkommen begreiflich, dass ihre großartig angelegte Natur während eines solchen Gesamtzustandes einerseits in Einzelnen sich in grauenhafte Abnormitäten stürzt, andererseits reicht aber der hohe Adel ihres Ursprungs vollkommen aus, um einen großen Schatz von Moral und guter Sitte zu erhalten. Stöcker weiß es recht gut und sagt es auch dann und wann, dass das Haupthindernis, die Judenfrage zu lösen und der verderbliche Einfluss der Juden auf unser Volk in unserem schlechten Christentum begründet ist, dass demnach die Judenfrage recht eigentlich eine streng-christliche Gewissensfrage ist. Nach diesem Bekenntnis musste man erwarten, dass Stöcker sich allen Ernstes daran machen würde, den Tausenden, die ihn hören, das wahre Christentum verständlich und zugänglich zu machen. Denn dadurch, dass man solche schiefe und unwahre Verbindungen, wie christliche Welt, christliche Völker, christliche Staaten in Kurs setzte, hat man das Christentum aus seiner geistigen Höhe herabgezogen, hat es trivial gemacht wie eine Landstraße und dadurch ist der wahre Sinn des Christentums verdunkelt und verfälscht - und hoch nötig ist es, dass ein Johann Arnd wiederkommt, um das wahre Christentum unserer Gegenwart wieder deutlich zu machen. Wenn nun also Stöcker selbst wiederholt gesteht, dass die geistige und materielle Unterjochung der Deutschen durch die Juden. ihre letzte Ursache in dem Mangel an Christentum hat, warum macht er denn in seinen Versammlungen, in denen er auf Tausende von aufmerksamen Zuhörern rechnen kann, nicht Christum den Anfänger und Vollender unseres Glaubens zum Hauptthema seiner Reden? Aber er spricht vom Dasein Gottes, vom Eid, von der Bibel, von der Seele, aber vom Christentum erfahren die Hörer nichts, als wäre das tiefste Geheimnis ein Selbstverstand. Die Gründung des christlich-sozialen Vereins, zu welcher Stöcker mit stürmischer Eile sofort vorschreitet, kann diese Lücke mitnichten ausfüllen. Stöcker legt ein großes Gewicht für seinen Verein auf die Bezeichnung „christlich“. Dieses Gewichtlegen hat aber dann nur einen vollen Sinn, wenn die Mitglieder des Vereins in Wahrheit Christen sind. Offenbar geht aber Stöcker von der Anschauung aus, dass es den Tausenden, die in seine Versammlungen kommen und in seinen Verein eintreten, am Christentum noch mangelt. Dann aber müsste er es als seine Hauptaufgabe ansehen, um den christlichen Namen seines Vereins wahr zu machen, in seinen Zuhörern das Fundament des christlichen Lebens zu gründen. Er würde dann von selbst gehindert sein, so viel von den Judenblättern und Judenreden zu sprechen, er würde dann eine Schar von wiedergeborenen Christen sammeln, welche durch ihr Leben und Verhalten im Stande wären, die Juden tatsächlich zu beschämen, anstatt mit ihnen zu zanken.

Offenbar leidet Stöcker selber innerlich an der weit und tief eingerissenen Verflachung und Verweltlichung des christlichen Namens. Er sagt einmal: „als Geistlicher bin ich in den Kampf eingetreten“, hätte er den Stand eines evangelischen Geistlichen in seiner großartigen Tätigkeit festgehalten, dann würde er die geheimnisvolle Judenfrage nicht in dem Stil eines agitatorischen Wanderredners, sondern in dem hohen Stil der göttlichen Offenbarung behandeln. Stöcker spricht oft von der Bibel, aber was die Bibel über die Judenfrage lehrt, scheint er gar nicht zu kennen. Er spricht von den Weissagungen über Babel, Tyrus, Ephesus, aber was Paulus über die Judenfrage weissagt, in welcher Weissagung der eigentliche Schlüssel zu der Judenfrage liegt, davon erfahren seine Tausende Nichts. Kein Mensch ist von den Juden so tödlich gehasst und verfolgt worden, wie der Apostel Paulus, wenn er sagt, dass er von ihnen fünfmal vierzig Streiche weniger Eins empfangen, so ist das nur ein geringer Teil dessen, was er von seinem Volke auszustehen gehabt. Und dennoch will Paulus von Christus verbannt sein, wenn er dadurch seine Brüder retten kann. Aber sie sind einstweilen verschlossen und verstockt. Indessen dieser gegenwärtige Zustand verdunkelt dem Paulus durchaus nicht, was Israel vor Gott gewesen ist und sein wird. Paulus eröffnet der römischen Gemeinde als sein Vermächtnis das große Geheimnis, dass Israel sich bekehren wird und zwar durch Einwirkung der Heidenkirche. Wir als Heidenkirche haben also den göttlichen Beruf, durch den uns inwohnenden Geist uns sittlich und religiös so zu vollenden, dass das auf uns achtende Herz Israels durch unsere Selbstdarstellung zum Schmelzen gebracht wird.

Wem es Ernst ist mit seinem Christentum, der muss sich üben und gewöhnen, jedes Glied des von Gott erwählten Volkes mit paulinischen Augen anzuschauen. Das ist der einzige richtige Weg, auf dem wir zur Lösung der Judenfrage gelangen werden. Der Weg, den der Herr Hofprediger Stöcker betreten und weiter verfolgt hat, ist ein Irrweg.

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/b/baumgarten/baumgarten-stoecker/baumgarten_stoecker_3.txt · Zuletzt geändert: von aj
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain