Augustinus, Aurelius - Soliloquien - XXIX. Von dem Fall der Gerechten und dem Aufstehen der Gottlosen.

Augustinus, Aurelius - Soliloquien - XXIX. Von dem Fall der Gerechten und dem Aufstehen der Gottlosen.

Gewiss sind diese Deine Gerichte sehr groß, o HErr GOtt, Du gerechter und starker Richter, der Du nach Billigkeit richtest und tust unerforschliche und tiefe Dinge. Wenn ich sie betrachte, so erzittern alle meine Gebeine; denn es ist kein lebendiger Mensch auf Erden gewiss oder versichert, dass er Dir sein Lebenlang gottselig, keusch und in Furcht dienen und Dir mit Zittern. frohlocken werde; also dass der Dienst nicht ohne Furcht und die Freude nicht ohne Zittern ist, und dass sich ein Wohlgerüsteter so wenig rühmen als ein Ungerüsteter, ja dass sich kein Fleisch oder Mensch gar zumal vor Dir rühmen werde, sondern zagen und zittern mag vor Deinem Angesicht, dieweil der Mensch nicht weiß, ob er der Liebe oder des Hasses würdig sei, sondern alle Dinge werden als ungewiss bis hernach auf künftige Zeit aufbehalten.

Wir haben, o HErr, ihrer viel gesehen und von unsern Vätern gehört, davon ich nicht ohne großes Zittern gedenken, davon ich auch nicht ohne merkliche Furcht bekennen kann: dass Solche, die zuerst gleich als in den Himmel und unter das Gestirn ihr Nest gemacht hatten, hernachmals bis in den Abgrund gefallen sind, deren Seelen im Bösen gar verstockt bleiben. Wir haben Sterne vom Himmel fallen sehen, welche der Sturm des Drachenschweifs herabgeschlagen, und dass hingegen die, so da lagen in Erdenstaub, vor dem Angesicht und der Hilfe Deiner Hand, o HErr, die sie über sich gehabt haben, wunderbarlich hinaufgestiegen sind. Wir haben gesehen Lebendige sterben und Todte auferstehen zum Leben, und die so da wandeln unter den Kindern GOttes inmitten der feurigen Steine, wie einen Kot vernichten sehen und dahinfließen; wir haben gesehen das Licht zur Finsternis werden und aus der Finsternis das Licht herfürbrechen; denn die Zöllner und Hurer gehen den Bürgern des Himmelsreichs vor, aber die Kinder des Reichs werden hinausgestoßen in die äußerste Finsternis.

Was ist aber die Ursache aller dieser Dinge? Die, dass jene gestiegen sind auf den Berg, da der erste und vornehmste Engel hinaufgestiegen war und ist als ein Teufel herabgestürzt. Welche Du aber zuvor verordnet hast, die hast Du auch berufen; welche Du aber berufen hast, die hast Du auch gerecht gemacht; welche Du aber hast gerecht gemacht, die hast Du auch herrlich gemacht, auf dass sie eine würdige Wohnung seien Deiner Majestät, mit welchen und in welchen Du Deine heilige und reine Lust und Freude hast, darin Du Dich erlustigst und ihre Jugend erfreust, und in ihrem Gedächtnis wohnst, auf dass sie Dein heiliger Tempel seien, welches denn eine große Würde und besonderer Vorzug ist unsrer Menschheit, Amen.

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